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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers. Gebet.
Kraft, Duldung und Ausharrung in seinem eignen
schweren Amt, die kindlichsten Erklärungen, die wärm-
sten Danksagungen, die süßesten Erhebungen, die auf-
richtigsten Entschließungen, die seligsten Ahndungen, die
vollkommensten Aufopferungen, das einnehmendste An-
dringen an das Vaterherz Gottes, Unterredungen voll
Geist, voll Leben, voll Gottheit und Liebe -- da mö-
gen ihm wohl alle Engel Gottes mit Bewunderung zu-
gesehen haben, da mag der Himmel, der ganze Geisterstaat
in Entzücken und Bewunderung stille geworden seyn,
und die Erde die ihn so oft auf den Flügeln der Andacht
schwebend empor steigen sah, mag wohl in jedem Wort
Segen und Wohlthat erhalten haben! O Christen! wer-
den wir es dann bald alle glauben, daß einsame, ruhige
Stunden mit uns selber in der nahen feyerlichen Gegen-
wart Gottes zugebracht, großen Nutzen stiften können?
Jeder Gedanke an Gott ist Segen. Unser großer Er-
löser, der auch auf der Erde immer der Sohn blieb, der
des Vaters ganzes Wohlgefallen hatte, der um keine
Vergebung, um keine Verbesserung, um keine Erleuch-
tung, der nicht um Bewahrung und Leitung zu bitten
hatte, er, dem der Himmel gewiß war, er den das Re-
giment der Welt erwartete, brach sich oft am Schlaf
ab, und unterredete sich mit Gott! Gieng nun Er, Er,
unser Herr und Erlöser! so gern in sich selbst zurück,
warum sollten wir uns dann nicht auch verbrüdern, etwas
zum Lob Gottes beyzutragen? Warum leben dann viele
öfters ganze Jahre, ohne eine ernstliche Gewissensprü-
fung mit sich selber anzustellen? Sollten wir nicht dar-
auf bedacht seyn, daß auch wir zum Genuß der Gnade
kommen, ehe wir alt werden, ehe wieder andre junge

Men-

Frömmigkeit des Erlöſers. Gebet.
Kraft, Duldung und Ausharrung in ſeinem eignen
ſchweren Amt, die kindlichſten Erklärungen, die wärm-
ſten Dankſagungen, die ſüßeſten Erhebungen, die auf-
richtigſten Entſchließungen, die ſeligſten Ahndungen, die
vollkommenſten Aufopferungen, das einnehmendſte An-
dringen an das Vaterherz Gottes, Unterredungen voll
Geiſt, voll Leben, voll Gottheit und Liebe — da mö-
gen ihm wohl alle Engel Gottes mit Bewunderung zu-
geſehen haben, da mag der Himmel, der ganze Geiſterſtaat
in Entzücken und Bewunderung ſtille geworden ſeyn,
und die Erde die ihn ſo oft auf den Flügeln der Andacht
ſchwebend empor ſteigen ſah, mag wohl in jedem Wort
Segen und Wohlthat erhalten haben! O Chriſten! wer-
den wir es dann bald alle glauben, daß einſame, ruhige
Stunden mit uns ſelber in der nahen feyerlichen Gegen-
wart Gottes zugebracht, großen Nutzen ſtiften können?
Jeder Gedanke an Gott iſt Segen. Unſer großer Er-
löſer, der auch auf der Erde immer der Sohn blieb, der
des Vaters ganzes Wohlgefallen hatte, der um keine
Vergebung, um keine Verbeſſerung, um keine Erleuch-
tung, der nicht um Bewahrung und Leitung zu bitten
hatte, er, dem der Himmel gewiß war, er den das Re-
giment der Welt erwartete, brach ſich oft am Schlaf
ab, und unterredete ſich mit Gott! Gieng nun Er, Er,
unſer Herr und Erlöſer! ſo gern in ſich ſelbſt zurück,
warum ſollten wir uns dann nicht auch verbrüdern, etwas
zum Lob Gottes beyzutragen? Warum leben dann viele
öfters ganze Jahre, ohne eine ernſtliche Gewiſſensprü-
fung mit ſich ſelber anzuſtellen? Sollten wir nicht dar-
auf bedacht ſeyn, daß auch wir zum Genuß der Gnade
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[61/0067] Frömmigkeit des Erlöſers. Gebet. Kraft, Duldung und Ausharrung in ſeinem eignen ſchweren Amt, die kindlichſten Erklärungen, die wärm- ſten Dankſagungen, die ſüßeſten Erhebungen, die auf- richtigſten Entſchließungen, die ſeligſten Ahndungen, die vollkommenſten Aufopferungen, das einnehmendſte An- dringen an das Vaterherz Gottes, Unterredungen voll Geiſt, voll Leben, voll Gottheit und Liebe — da mö- gen ihm wohl alle Engel Gottes mit Bewunderung zu- geſehen haben, da mag der Himmel, der ganze Geiſterſtaat in Entzücken und Bewunderung ſtille geworden ſeyn, und die Erde die ihn ſo oft auf den Flügeln der Andacht ſchwebend empor ſteigen ſah, mag wohl in jedem Wort Segen und Wohlthat erhalten haben! O Chriſten! wer- den wir es dann bald alle glauben, daß einſame, ruhige Stunden mit uns ſelber in der nahen feyerlichen Gegen- wart Gottes zugebracht, großen Nutzen ſtiften können? Jeder Gedanke an Gott iſt Segen. Unſer großer Er- löſer, der auch auf der Erde immer der Sohn blieb, der des Vaters ganzes Wohlgefallen hatte, der um keine Vergebung, um keine Verbeſſerung, um keine Erleuch- tung, der nicht um Bewahrung und Leitung zu bitten hatte, er, dem der Himmel gewiß war, er den das Re- giment der Welt erwartete, brach ſich oft am Schlaf ab, und unterredete ſich mit Gott! Gieng nun Er, Er, unſer Herr und Erlöſer! ſo gern in ſich ſelbſt zurück, warum ſollten wir uns dann nicht auch verbrüdern, etwas zum Lob Gottes beyzutragen? Warum leben dann viele öfters ganze Jahre, ohne eine ernſtliche Gewiſſensprü- fung mit ſich ſelber anzuſtellen? Sollten wir nicht dar- auf bedacht ſeyn, daß auch wir zum Genuß der Gnade kommen, ehe wir alt werden, ehe wieder andre junge Men-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/67>, abgerufen am 21.11.2024.