Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.Dr. J. Lehfeldt (später mit seinem Schwager Dr. Moritz Dr. J. Lehfeldt (ſpäter mit ſeinem Schwager Dr. Moritz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="5"/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. Lehfeldt (ſpäter mit ſeinem Schwager <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Moritz<lb/> Veit, Begründer und Beſitzer der Veit’ſchen Verlags-<lb/> buchhandlung) und neben ihm als zweiter Lehrer<lb/> J. Zedner (ſpäter Bibliothekar an dem brittiſchen<lb/> Muſeum in London) ſtanden. So weit ich aus meiner<lb/> Erinnerung über mich ſelbſt in jenen Kinderjahren<lb/> urtheilen kann, war ich ein Knabe, der allerdings das<lb/> in der Schule Gelehrte ziemlich ſchnell, leicht und ſicher<lb/> erfaſste, aber namentlich bei den häuslichen Arbeiten<lb/> ſich gar manche Flüchtigkeiten und Nachläſſigkeiten zu<lb/> Schulden kommen ließ und der nach Kinderart viel<lb/> mehr ans Spielen und Tollen als ans Lernen dachte.<lb/> Wenn ich gefragt wurde, was ich dereinſt werden<lb/> wolle, lautete die Antwort: „Natürlich Kaufmann, wie<lb/> mein Vater.“ Und was hätte der Knabe anders ant-<lb/> worten können und ſollen, der mit vollſtem Rechte in<lb/> ſeinem Vater das beſte Muſterbild ſah und verehrte,<lb/> wie er ihn in der ganzen Stadt, bei Hoch und Niedrig,<lb/> bei Arm und Reich verehrt ſah? Kannten dieſen doch<lb/> Alle hier als den beſten Sohn gegen ſeine armen<lb/> Eltern, als den gütigſten und liebevollſten Vater gegen<lb/> ſeine beiden Kinder, meinen um zwei Jahr ältern Bruder<lb/> und mich, deſſen Geburt meiner Mutter das Leben<lb/> gekoſtet hatte. Kannte doch die ganze Stadt ihn als<lb/> bieder und rechtſchaffen, als anſpruchs- und bedürfnis-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0033]
Dr. J. Lehfeldt (ſpäter mit ſeinem Schwager Dr. Moritz
Veit, Begründer und Beſitzer der Veit’ſchen Verlags-
buchhandlung) und neben ihm als zweiter Lehrer
J. Zedner (ſpäter Bibliothekar an dem brittiſchen
Muſeum in London) ſtanden. So weit ich aus meiner
Erinnerung über mich ſelbſt in jenen Kinderjahren
urtheilen kann, war ich ein Knabe, der allerdings das
in der Schule Gelehrte ziemlich ſchnell, leicht und ſicher
erfaſste, aber namentlich bei den häuslichen Arbeiten
ſich gar manche Flüchtigkeiten und Nachläſſigkeiten zu
Schulden kommen ließ und der nach Kinderart viel
mehr ans Spielen und Tollen als ans Lernen dachte.
Wenn ich gefragt wurde, was ich dereinſt werden
wolle, lautete die Antwort: „Natürlich Kaufmann, wie
mein Vater.“ Und was hätte der Knabe anders ant-
worten können und ſollen, der mit vollſtem Rechte in
ſeinem Vater das beſte Muſterbild ſah und verehrte,
wie er ihn in der ganzen Stadt, bei Hoch und Niedrig,
bei Arm und Reich verehrt ſah? Kannten dieſen doch
Alle hier als den beſten Sohn gegen ſeine armen
Eltern, als den gütigſten und liebevollſten Vater gegen
ſeine beiden Kinder, meinen um zwei Jahr ältern Bruder
und mich, deſſen Geburt meiner Mutter das Leben
gekoſtet hatte. Kannte doch die ganze Stadt ihn als
bieder und rechtſchaffen, als anſpruchs- und bedürfnis-
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