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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] und dessen innerlichen angulen der Loggien gedienet. Dann/ allem ansehen nach/ so ist das mitlere Theil des Tempels unbedecket gewesen. Der aspetto dieses Tempels/ ware die falsche allata, vom Vitruvio Pseudodipteros genant. Die Manier der vielfältigen Colonnen/ und die auswendige Eintheilung desselben. portico-Colonnen/ waren der Corinthischen Ordnung; der Architrave, fregio und Cornice, waren des vierten Theils der Colonnen Höhe/ davon der gemeldte architrave seine Cimacio mit vielen schönen inventionen gezieret hatte. Der Fregio, war in den Flächen mit Laubwerk ausgehauen: aber in dem Vördertheil/ welcher sehr verderbet worden/ sollen die Buchstaben der Inscription gewesen seyn. In der Cornice waren die modiglioni viereckicht/ und eine davon kame gerad mitten in die Colonna: hingegen die jenigen modiglionen/ die sich in der Cornice des frontispicii verhalten/ stunden ganz gerad/ wie es dann auch billich seyn sollen. Inwendig verhielten sich die Thüren des Tempels/ wie gezeichnet stehet. Um diesen Tempel herum/ war ein Hofplatz mit Colonnen und Statuen gezieret. Vornwarts aber/ stunden die zwo großen Statuen von weissem Marmor/ nämlich des großen Alexanders und Bucephali, die man annoch sihet/ nach welchen dieser Berg Monte Cavallo genennet wird. Die eine von diesen/ wurde von Praxitele, die andere von Phidia, gebildet: welche im Kupfer auf das fleissigste verfärtigt zu sehen. Die zum Tempel gehörige Stiegen/ waren sehr gelegen. Und/ nach aller Architecten Urtheil/ so wurde der ganze Tempel für den allergrösten und zierlichsten in ganz Rom gehalten. Solches alles wird dem edlen Leser/ in beygelegten dreyen folgenden Platten/ mit mehrerm vorgezeiget.

Hiervon die ein und dreissigste/ In der ersten erscheinet der Grundriß des ganzen Gebäues/ mit dem hintersten Theil/ wo die Stiegen sich verhalten/ die nach einander/ nach dem Tempel hinauf/ um den Hofplatz geleitet. zwey und dreissigste In der zweyten/ ist gebildet die auswendige Seite des und drey und dreissigste Platte. Tempels. In der dritten ist zu sehen/ wie der halbe Theil dieses Tempels auswendig zu sehen gewesen: allwo auch ein Theil der Zierahten des Hofplatzes/ auch die Seiten der Architrave, die Fregio, Cornice, Basis und Capitelen/ sich praesentiren.

Der Tempel Vestae zu Tivoli. Zu Tivoli, unweit von Rom/ ein halbe Tagreise auf den erschröcklichen Abfall des Flußes Anien, heutigen Tags Teueron genant/ stehet der Tempel Vestae ganz rund: welcher/ wie die Einwohner dieses Orts vermelden/ die Wohnung der Sibyllae Tiburtinae gewesen. Wie ich dann/ bey einem Burger alda/ in seines Hauses Gibel eingemauret gefunden/ das Bildnis der besagten Sibylla Tiburtina all' anticha in Marmelstein/ von der allerbesten Bildhauerey: Der Sibylla Tiburtina Bildnis/ vom Autore um eine Kuhe eingetauscht. welches zu erkauffen ich mich höchlich bemühet/ und anders nicht erhalten können/ als gegen eine auserlesne Kuhe einzutauschen/ wie auch geschehen; da ich dann solch vortreffliches Brust-Bild mit nach Rom genommen/ und dem Prinzen Justinian in seinen berühmten Palast verehret/ allwo es noch gesehen wird/ auch in unserm Werk in Kupfer erscheinet.

[Spaltenumbruch]

Eintheilung des Tempels.Aber wieder zu unserm Tempel zu kommen/ so ware derselbe der Göttin Vesta dediciret/ und nach Ordnung der Corinthia gebauet. Die Intercolonnen/ sind von zweyen diametern. Des Tempels Boden erhebt sich von der Erden/ um den dritten Theil der Seulen-Länge. Die Basen haben keinen Zoccolo, damit der Platz zum herum gehen desto bequemer und sichtbarer seyn möge. Die Colonnen/ sind in der Länge/ wie sich die Cella in der Breite verhält/ und begeben sich nach der Mauer der Cella, und zwar dergestalt/ daß der obige Theil der Colonnen gerad unten auf der Colonnen Leben innerhalb zutrifft. Die Capitelen sind vortrefflich und mit Oliven-Blättern gezieret: daraus zu muhtmassen/ daß solches Gebäu bey guten Zeiten aufgeführet worden. Die Thüren und deren Fenster/ sind in den obern schmäler/ als in den untern Theilen: wie dann Vitruvius im 6 Cap. des 4 Buchs/ solches in acht zu nehmen lehret. Der ganze Tempel ist vom Stein/Tiburtina genant/ hart und graulich gebauet/ hernach mit geschmeidigem Gyps oder Stucho dermassen wol verkleidet und überzogen/ daß er von männiglich vor einen weißen Marmelstein angesehen wird.

Vier und dreissigste Platte. Von diesem Gebäu ist folgende XXXIV Kupferplatte zu besehen: darinn die Pianta, die Erhebung/ die Glieder des Eingangs/ das Basament, welches ganz um den Tempel gehet/ die Basis der Seulen/ die Capitäl/ Architrave, friso und Cornice, die Zieraten der Thüren und der Fenster/ erscheinen. Zu Ende dieser Platte befindet sich ein halb Piede oder Schuhlänge/ wornach alles abgemessen worden. Der ganze Piede wird in 12 onzie, und jede onzie in 4 Minuten/ abgetheilet.

Der Tempel Bacchi.Es hatten die sonst weisen Heyden/ ihrem Weingott zu Ehren/ einen Tempel/ unweit von Rom/ erbauet: alda sie ihre Opfer und Festivitäten/ ihren alten Gebräuchen gemäß/ zu gewißen Zeiten gehalten. Diesen Tempel nennten sie Templum Bacchi: und ist solcher/ wiewol er sehr alt/ gleichwol bis auf diese Stund erhalten worden. Dessen Eintheilung. Die daran befindliche Arbeit/ ist auserlesen und von schönen kostbaren Steinen bepflastert. Es ist auch das Gewölbe mit Musacchi, das ist/ mit allerley vielfärbigen köstlichen kleinen viereckichten Steinen/ in den nassen Kalch/ zu Ausbildung anmutiger Zieraten/ so wol unten auf dem Grund/ als herum auf den Seiten/ allenthalben eingeleget und versehen. Der Bau ist/ wie hierbey in der XXXV Platte zu sehen/ nach Ordnung der Composita aufgeführet. Dessen innerlicher diameter von einer Mauer zur andern/ ist just von 100 Palmen; und der innerliche durch der Colonnen Umfang eingeschlossene Theil/ von 50 Palmen. In dem spacio von einer Colonna zur andern/ findet man großen Unterschied. Das innerliche mittlere spacium des Eingangs der äusern Thür/ ist von 9 Palmen und 30 Minuten. Die andere Thür gegen über/ hält 9 Palmen und 9 Minuten; Hingegen die Thüren der größern Nichien/ sind von 8 Palmen und 31 Minuten. Von den übrigen vieren/ sind etliche von 7 Palmen und 8 Minuten/ andere von 7 Palmen und 12 Minuten. Die Breite

[Spaltenumbruch] und dessen innerlichen angulen der Loggien gedienet. Dann/ allem ansehen nach/ so ist das mitlere Theil des Tempels unbedecket gewesen. Der aspetto dieses Tempels/ ware die falsche allata, vom Vitruvio Pseudodipteros genant. Die Manier der vielfältigen Colonnen/ und die auswendige Eintheilung desselben. portico-Colonnen/ waren der Corinthischen Ordnung; der Architrave, fregio und Cornice, waren des vierten Theils der Colonnen Höhe/ davon der gemeldte architrave seine Cimacio mit vielen schönen inventionen gezieret hatte. Der Fregio, war in den Flächen mit Laubwerk ausgehauen: aber in dem Vördertheil/ welcher sehr verderbet worden/ sollen die Buchstaben der Inscription gewesen seyn. In der Cornice waren die modiglioni viereckicht/ und eine davon kame gerad mitten in die Colonna: hingegen die jenigen modiglionen/ die sich in der Cornice des frontispicii verhalten/ stunden ganz gerad/ wie es dann auch billich seyn sollen. Inwendig verhielten sich die Thüren des Tempels/ wie gezeichnet stehet. Um diesen Tempel herum/ war ein Hofplatz mit Colonnen und Statuen gezieret. Vornwarts aber/ stunden die zwo großen Statuen von weissem Marmor/ nämlich des großen Alexanders und Bucephali, die man annoch sihet/ nach welchen dieser Berg Monte Cavallo genennet wird. Die eine von diesen/ wurde von Praxitele, die andere von Phidia, gebildet: welche im Kupfer auf das fleissigste verfärtigt zu sehen. Die zum Tempel gehörige Stiegen/ waren sehr gelegen. Und/ nach aller Architecten Urtheil/ so wurde der ganze Tempel für den allergrösten und zierlichsten in ganz Rom gehalten. Solches allès wird dem edlen Leser/ in beygelegten dreyen folgenden Platten/ mit mehrerm vorgezeiget.

Hiervon die ein und dreissigste/ In der ersten erscheinet der Grundriß des ganzen Gebäues/ mit dem hintersten Theil/ wo die Stiegen sich verhalten/ die nach einander/ nach dem Tempel hinauf/ um den Hofplatz geleitet. zwey und dreissigste In der zweyten/ ist gebildet die auswendige Seite des und drey und dreissigste Platte. Tempels. In der dritten ist zu sehen/ wie der halbe Theil dieses Tempels auswendig zu sehen gewesen: allwo auch ein Theil der Zierahten des Hofplatzes/ auch die Seiten der Architrave, die Fregio, Cornice, Basis und Capitelen/ sich praesentiren.

Der Tempel Vestae zu Tivoli. Zu Tivoli, unweit von Rom/ ein halbe Tagreise auf den erschröcklichen Abfall des Flußes Anien, heutigen Tags Teueron genant/ stehet der Tempel Vestae ganz rund: welcher/ wie die Einwohner dieses Orts vermelden/ die Wohnung der Sibyllae Tiburtinae gewesen. Wie ich dann/ bey einem Burger alda/ in seines Hauses Gibel eingemauret gefunden/ das Bildnis der besagten Sibylla Tiburtina all’ anticha in Marmelstein/ von der allerbesten Bildhauerey: Der Sibylla Tiburtina Bildnis/ vom Autore um eine Kuhe eingetauscht. welches zu erkauffen ich mich höchlich bemühet/ und anders nicht erhalten können/ als gegen eine auserlesne Kuhe einzutauschen/ wie auch geschehen; da ich dann solch vortreffliches Brust-Bild mit nach Rom genommen/ und dem Prinzen Justinian in seinen berühmten Palast verehret/ allwo es noch gesehen wird/ auch in unserm Werk in Kupfer erscheinet.

[Spaltenumbruch]

Eintheilung des Tempels.Aber wieder zu unserm Tempel zu kommen/ so ware derselbe der Göttin Vesta dediciret/ und nach Ordnung der Corinthia gebauet. Die Intercolonnen/ sind von zweyen diametern. Des Tempels Boden erhebt sich von der Erden/ um den dritten Theil der Seulen-Länge. Die Basen haben keinen Zoccolo, damit der Platz zum herum gehen desto bequemer und sichtbarer seyn möge. Die Colonnen/ sind in der Länge/ wie sich die Cella in der Breite verhält/ und begeben sich nach der Mauer der Cella, und zwar dergestalt/ daß der obige Theil der Colonnen gerad unten auf der Colonnen Leben innerhalb zutrifft. Die Capitelen sind vortrefflich und mit Oliven-Blättern gezieret: daraus zu muhtmassen/ daß solches Gebäu bey guten Zeiten aufgeführet worden. Die Thüren und deren Fenster/ sind in den obern schmäler/ als in den untern Theilen: wie dann Vitruvius im 6 Cap. des 4 Buchs/ solches in acht zu nehmen lehret. Der ganze Tempel ist vom Stein/Tiburtina genant/ hart und graulich gebauet/ hernach mit geschmeidigem Gyps oder Stucho dermassen wol verkleidet und überzogen/ daß er von männiglich vor einen weißen Marmelstein angesehen wird.

Vier und dreissigste Platte. Von diesem Gebäu ist folgende XXXIV Kupferplatte zu besehen: darinn die Pianta, die Erhebung/ die Glieder des Eingangs/ das Basament, welches ganz um den Tempel gehet/ die Basis der Seulen/ die Capitäl/ Architrave, friso und Cornice, die Zieraten der Thüren und der Fenster/ erscheinen. Zu Ende dieser Platte befindet sich ein halb Piede oder Schuhlänge/ wornach alles abgemessen worden. Der ganze Piede wird in 12 onzie, und jede onzie in 4 Minuten/ abgetheilet.

Der Tempel Bacchi.Es hatten die sonst weisen Heyden/ ihrem Weingott zu Ehren/ einen Tempel/ unweit von Rom/ erbauet: alda sie ihre Opfer und Festivitäten/ ihren alten Gebräuchen gemäß/ zu gewißen Zeiten gehalten. Diesen Tempel nennten sie Templum Bacchi: und ist solcher/ wiewol er sehr alt/ gleichwol bis auf diese Stund erhalten worden. Dessen Eintheilung. Die daran befindliche Arbeit/ ist auserlesen und von schönen kostbaren Steinen bepflastert. Es ist auch das Gewölbe mit Musacchi, das ist/ mit allerley vielfärbigen köstlichen kleinen viereckichten Steinen/ in den nassen Kalch/ zu Ausbildung anmutiger Zieraten/ so wol unten auf dem Grund/ als herum auf den Seiten/ allenthalben eingeleget und versehen. Der Bau ist/ wie hierbey in der XXXV Platte zu sehen/ nach Ordnung der Composita aufgeführet. Dessen innerlicher diameter von einer Mauer zur andern/ ist just von 100 Palmen; und der innerliche durch der Colonnen Umfang eingeschlossene Theil/ von 50 Palmen. In dem spacio von einer Colonna zur andern/ findet man großen Unterschied. Das innerliche mittlere spacium des Eingangs der äusern Thür/ ist von 9 Palmen und 30 Minuten. Die andere Thür gegen über/ hält 9 Palmen und 9 Minuten; Hingegen die Thüren der größern Nichien/ sind von 8 Palmen und 31 Minuten. Von den übrigen vieren/ sind etliche von 7 Palmen und 8 Minuten/ andere von 7 Palmen und 12 Minuten. Die Breite

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[[I, Buch 1 (Architektur), S. 24]/0123] und dessen innerlichen angulen der Loggien gedienet. Dann/ allem ansehen nach/ so ist das mitlere Theil des Tempels unbedecket gewesen. Der aspetto dieses Tempels/ ware die falsche allata, vom Vitruvio Pseudodipteros genant. Die Manier der vielfältigen Colonnen/ und die auswendige portico-Colonnen/ waren der Corinthischen Ordnung; der Architrave, fregio und Cornice, waren des vierten Theils der Colonnen Höhe/ davon der gemeldte architrave seine Cimacio mit vielen schönen inventionen gezieret hatte. Der Fregio, war in den Flächen mit Laubwerk ausgehauen: aber in dem Vördertheil/ welcher sehr verderbet worden/ sollen die Buchstaben der Inscription gewesen seyn. In der Cornice waren die modiglioni viereckicht/ und eine davon kame gerad mitten in die Colonna: hingegen die jenigen modiglionen/ die sich in der Cornice des frontispicii verhalten/ stunden ganz gerad/ wie es dann auch billich seyn sollen. Inwendig verhielten sich die Thüren des Tempels/ wie gezeichnet stehet. Um diesen Tempel herum/ war ein Hofplatz mit Colonnen und Statuen gezieret. Vornwarts aber/ stunden die zwo großen Statuen von weissem Marmor/ nämlich des großen Alexanders und Bucephali, die man annoch sihet/ nach welchen dieser Berg Monte Cavallo genennet wird. Die eine von diesen/ wurde von Praxitele, die andere von Phidia, gebildet: welche im Kupfer auf das fleissigste verfärtigt zu sehen. Die zum Tempel gehörige Stiegen/ waren sehr gelegen. Und/ nach aller Architecten Urtheil/ so wurde der ganze Tempel für den allergrösten und zierlichsten in ganz Rom gehalten. Solches allès wird dem edlen Leser/ in beygelegten dreyen folgenden Platten/ mit mehrerm vorgezeiget. Eintheilung desselben. In der ersten erscheinet der Grundriß des ganzen Gebäues/ mit dem hintersten Theil/ wo die Stiegen sich verhalten/ die nach einander/ nach dem Tempel hinauf/ um den Hofplatz geleitet. In der zweyten/ ist gebildet die auswendige Seite des Tempels. In der dritten ist zu sehen/ wie der halbe Theil dieses Tempels auswendig zu sehen gewesen: allwo auch ein Theil der Zierahten des Hofplatzes/ auch die Seiten der Architrave, die Fregio, Cornice, Basis und Capitelen/ sich praesentiren. Hiervon die ein und dreissigste/ zwey und dreissigste Zu Tivoli, unweit von Rom/ ein halbe Tagreise auf den erschröcklichen Abfall des Flußes Anien, heutigen Tags Teueron genant/ stehet der Tempel Vestae ganz rund: welcher/ wie die Einwohner dieses Orts vermelden/ die Wohnung der Sibyllae Tiburtinae gewesen. Wie ich dann/ bey einem Burger alda/ in seines Hauses Gibel eingemauret gefunden/ das Bildnis der besagten Sibylla Tiburtina all’ anticha in Marmelstein/ von der allerbesten Bildhauerey: welches zu erkauffen ich mich höchlich bemühet/ und anders nicht erhalten können/ als gegen eine auserlesne Kuhe einzutauschen/ wie auch geschehen; da ich dann solch vortreffliches Brust-Bild mit nach Rom genommen/ und dem Prinzen Justinian in seinen berühmten Palast verehret/ allwo es noch gesehen wird/ auch in unserm Werk in Kupfer erscheinet. Der Tempel Vestae zu Tivoli. Der Sibylla Tiburtina Bildnis/ vom Autore um eine Kuhe eingetauscht. Aber wieder zu unserm Tempel zu kommen/ so ware derselbe der Göttin Vesta dediciret/ und nach Ordnung der Corinthia gebauet. Die Intercolonnen/ sind von zweyen diametern. Des Tempels Boden erhebt sich von der Erden/ um den dritten Theil der Seulen-Länge. Die Basen haben keinen Zoccolo, damit der Platz zum herum gehen desto bequemer und sichtbarer seyn möge. Die Colonnen/ sind in der Länge/ wie sich die Cella in der Breite verhält/ und begeben sich nach der Mauer der Cella, und zwar dergestalt/ daß der obige Theil der Colonnen gerad unten auf der Colonnen Leben innerhalb zutrifft. Die Capitelen sind vortrefflich und mit Oliven-Blättern gezieret: daraus zu muhtmassen/ daß solches Gebäu bey guten Zeiten aufgeführet worden. Die Thüren und deren Fenster/ sind in den obern schmäler/ als in den untern Theilen: wie dann Vitruvius im 6 Cap. des 4 Buchs/ solches in acht zu nehmen lehret. Der ganze Tempel ist vom Stein/Tiburtina genant/ hart und graulich gebauet/ hernach mit geschmeidigem Gyps oder Stucho dermassen wol verkleidet und überzogen/ daß er von männiglich vor einen weißen Marmelstein angesehen wird. Eintheilung des Tempels. Von diesem Gebäu ist folgende XXXIV Kupferplatte zu besehen: darinn die Pianta, die Erhebung/ die Glieder des Eingangs/ das Basament, welches ganz um den Tempel gehet/ die Basis der Seulen/ die Capitäl/ Architrave, friso und Cornice, die Zieraten der Thüren und der Fenster/ erscheinen. Zu Ende dieser Platte befindet sich ein halb Piede oder Schuhlänge/ wornach alles abgemessen worden. Der ganze Piede wird in 12 onzie, und jede onzie in 4 Minuten/ abgetheilet. Vier und dreissigste Platte.Es hatten die sonst weisen Heyden/ ihrem Weingott zu Ehren/ einen Tempel/ unweit von Rom/ erbauet: alda sie ihre Opfer und Festivitäten/ ihren alten Gebräuchen gemäß/ zu gewißen Zeiten gehalten. Diesen Tempel nennten sie Templum Bacchi: und ist solcher/ wiewol er sehr alt/ gleichwol bis auf diese Stund erhalten worden. Die daran befindliche Arbeit/ ist auserlesen und von schönen kostbaren Steinen bepflastert. Es ist auch das Gewölbe mit Musacchi, das ist/ mit allerley vielfärbigen köstlichen kleinen viereckichten Steinen/ in den nassen Kalch/ zu Ausbildung anmutiger Zieraten/ so wol unten auf dem Grund/ als herum auf den Seiten/ allenthalben eingeleget und versehen. Der Bau ist/ wie hierbey in der XXXV Platte zu sehen/ nach Ordnung der Composita aufgeführet. Dessen innerlicher diameter von einer Mauer zur andern/ ist just von 100 Palmen; und der innerliche durch der Colonnen Umfang eingeschlossene Theil/ von 50 Palmen. In dem spacio von einer Colonna zur andern/ findet man großen Unterschied. Das innerliche mittlere spacium des Eingangs der äusern Thür/ ist von 9 Palmen und 30 Minuten. Die andere Thür gegen über/ hält 9 Palmen und 9 Minuten; Hingegen die Thüren der größern Nichien/ sind von 8 Palmen und 31 Minuten. Von den übrigen vieren/ sind etliche von 7 Palmen und 8 Minuten/ andere von 7 Palmen und 12 Minuten. Die Breite Der Tempel Bacchi. Dessen Eintheilung.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 1 (Architektur), S. 24]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/123>, abgerufen am 27.11.2024.