Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] worvon die Grotten den Namen bekommen. gefunden: Von welchen unter-erdischen Gemächern bey unsrer Zeit/ annoch die Zimmer/ so unter der Erden/ Grotten genennet werden. Nach diesem/ als die Barbarn/ durch den Römischen Feldherrn Narses, vertrieben worden/ kame/ ungefähr hundert Jahre hernach/ Die letzte ruin verursachte Käyser Constans: Käyser Constans Anno 663. von Constantinopel nach Rom/ und führte das übrige hinweg/ was ihnen mehr das Glück/ als der Feinde Vorsatz/ hinterlassen hatte. Dieser Käyser hat zwar dessen nicht genossen/ weil er/ durch widrigen Wind auf dem Meer/ in Sicilien getragen/ und daselbst von einem der seinigen erwürget worden/ und also allen Raub dem falschen Glück hinterlassen müssen: wordurch nicht allein Rom/ sondern auch Sicilien verheeret wurde. Dann die Saracenen/ dessen Raub durch die Saracenen vernichtet worden. als sie von diesem Schatz und Raube Kundschafft bekamen/ überfielen Sicilien mit grosser Macht/ und raubten hinweg/ was ihnen gefiele: aber die Statuen und Kunst-Bilder/ welche die Römische Päpste/ absonderlich Gregorius Magnus, übergelassen/ sind durch dieser Barbarischen Kriegsleute Hände allerdings zu schanden gemacht/ und zernichtet worden. Wiederaufkunst der Bilderey-Künste. Die Nachkömlinge/ so noch etliche ungeformte Stucke vor sich gefunden/ haben/ aus selbst-eignem Antrieb ihres natürlichen geistreichen Verstandes/ sich dahinter gemacht/ und ohn einige Regel/ allein auf eigenes Gutbedunken/ sehr viel zu wegen gebracht. Es Der Anfang ware plump und ungeschickt. waren zwar anfangs ihre Werke grob/ plump und ungeschickt/ aus mangel künstlicher Zeichnung und Abtheilung: wie/ unter andern/ an den Figuren der Schwibbögen bey der alten Vorschein dessen zu Rom/ Peters-Kirchen/ vor dem letzten Bau/ und auf den Porten zu Rom/ zu sehen gewesen: welche/ zur Gedächtnis etlicher heiligen Vätter/ auf Griechische Manier gefärtiget/ und in unterschiedlichen Conciliis der Christlichen Kirchen gehandhabt worden. Dergleichen Vorschein findet sich auch annoch in der Stadt und zu Ravenna, sonderlich an dem Wunder-Gebäu daselbst alla santa Maria Ritonda. Ravenna, absonderlich alla Santa Maria Ritonda ausser der Stadt/ welche bald hernach/ als die Longobarden von dar vertrieben/ erbauet worden. In dieser Kirchen ist ein sonder- und wunderbare rärität zu finden/ wiewol das übrige alles plump ist/ nämlich die Capula oder das Gewölbe derselben/ das die Kirche völlig bedecket/ und 10. Schuch breit/ gleichwol aus einem einigen ganzen Stuck Steins gemacht ist: und scheinet es gleichsam unmöglich/ daß ein Stein von zweymal hundert tausend Pfunden/ in dergleichen Höhe möge gebracht werden. Die Künste huben zwar das Haupt empor:Wiewol/ vor und nach der Zeit/ diese Künste/ etliche mahl das Haupt wieder empor schwingen wollen/ auch den Bildern und Statuen/ so wol in privat-Häusern/ als in Kirchen/ zur Zeit Käys. Theodosii, Anno 431. ein Platz vergünnet worden/ auch Papst Gregorius der Grosse/ sie der Leyen Bücher genennet/ und ihnen den Zutritt in die Kirchen/[Spaltenumbruch] zu deren Ornat, nicht aber/ daß man sie anbeten oder verehren solte/ verwilliget/ ingleichem das sechste Constantinopolitanische Concilium diese Verwilligung bestätiget: so hat doch solche sein Stul-Nachfolger Sabinianus, wurden aber wieder untergedrukket. aus blosem Ehr-Neid/ wieder abgethan und cassiret. Weil auch den Künstlern damals geringe alimentation und Unterhalt verschaffet worden/ als sind diese Künste/ da sie ein wenig über sich gesehen/ gleich wieder untergedrucket und verstossen worden. Käys. Leo III. lässt alle Bilder abthun und verbrennen. Käyser Leo III. liese/ bey Leib- und Lebens-Straffe/ Anno 718. zu Constantinopel ein Gebot ausgehen/ daß alle Bildnise Christi/ Mariae, der Aposteln/ und anderer Heiligen/ zusammen auf den Markt solten gebracht werden: die er/ samt allen Bildern/ die in den Kirchen zu finden waren/ offentlich verbrennen lassen. Dieses Gebot wurde durch alle Länder des Reichs publiciret/ auch wider die ungehorsame Verbrecher auf das schärfste verfahren. Und wiewol Papst Gregorius III. sich solchem Edict widersetzet/ auch diesen Bilderey-Künsten sehr günstig gewesen/ so haben doch andere nach ihme diese Gunst von ihm nicht ererbet/ und die Aufname derselben in der Geburt erstecket. Ungeschickte Manier und Weise zu bauen selbiger Zeit/Der Architectur und Bau-Kunst ist es der Zeit auch nicht bässer ergangen/ indem sie gleichfalls durch Krieg/ Feur und Schwerd zu Boden gebracht/ und die alte gute Künstler verlohren worden. Dahero ihre Nachkömlinge erstlich auch nicht mit Geschicklichkeit/ sondern ohne Auszeichnung/Abmessung/ Winkelmaß und Bleywage gebauet: weßwegen die Italianer/ wegen ihrer mehr lächerlich- als lobwürdigen Werke/ sie Gothische Bau-Künstler genennet. Endlich aber und deren Verbässerung. ist nach und nach eine bässere/ und den Alten mehr gleichförmige Weise zu bauen erfunden worden/ wie annoch in Welsch- und Teutschland an den ältsten Kirch-Gebäuden zu sehen ist. Man besichtige die Paläste K. Dieterichs von Bern zu Ravenna, Pavia und Modena, welch auf alte Heidnische Manier kostbar und kunstreich erhoben stehen. Man betrachte die Kirchen S. Stephani zu Rimini, auch S. Martini und Johannis des Evangelisten/ von Galla Placidia, Anno 438. zu Ravenna, ingleichem St. Vitalis, Anno 547. samt vielen Abteyen und Klöstern/ nach den Longobarden erbauet. Es sind aber alle diese Gebäude zwar groß/ sumptuos und herrlich/ jedoch sehr plump und unartig/ und haben von Kunst wenig gefühlet. Lombardische Gebäude in Italien. Dergleichen sind auch viel Abteyen/ als bey S. Benedict, die Kirche samt dem Closter auf dem Berg Cassino, und S. Johannis Baptistae zu Monza, von der Gothischen Königin Theodelinda erbauet/ deren Gregorius I. seine Dialogos Der Gothischen Königin Theodelinda. zugeschrieben: allwo diese Königin die Lombardische Geschichten abmahlen lassen. Selbige Lombarder/ eine Teutsche Nation, [Spaltenumbruch] worvon die Grotten den Namen bekommen. gefunden: Von welchen unter-erdischen Gemächern bey unsrer Zeit/ annoch die Zimmer/ so unter der Erden/ Grotten genennet werden. Nach diesem/ als die Barbarn/ durch den Römischen Feldherrn Narses, vertrieben worden/ kame/ ungefähr hundert Jahre hernach/ Die letzte ruin verursachte Käyser Constans: Käyser Constans Anno 663. von Constantinopel nach Rom/ und führte das übrige hinweg/ was ihnen mehr das Glück/ als der Feinde Vorsatz/ hinterlassen hatte. Dieser Käyser hat zwar dessen nicht genossen/ weil er/ durch widrigen Wind auf dem Meer/ in Sicilien getragen/ und daselbst von einem der seinigen erwürget worden/ und also allen Raub dem falschen Glück hinterlassen müssen: wordurch nicht allein Rom/ sondern auch Sicilien verheeret wurde. Dann die Saracenen/ dessen Raub durch die Saracenen vernichtet worden. als sie von diesem Schatz und Raube Kundschafft bekamen/ überfielen Sicilien mit grosser Macht/ und raubten hinweg/ was ihnen gefiele: aber die Statuen und Kunst-Bilder/ welche die Römische Päpste/ absonderlich Gregorius Magnus, übergelassen/ sind durch dieser Barbarischen Kriegsleute Hände allerdings zu schanden gemacht/ und zernichtet worden. Wiederaufkunst der Bilderey-Künste. Die Nachkömlinge/ so noch etliche ungeformte Stucke vor sich gefunden/ haben/ aus selbst-eignem Antrieb ihres natürlichen geistreichen Verstandes/ sich dahinter gemacht/ und ohn einige Regel/ allein auf eigenes Gutbedunken/ sehr viel zu wegen gebracht. Es Der Anfang ware plump und ungeschickt. waren zwar anfangs ihre Werke grob/ plump und ungeschickt/ aus mangel künstlicher Zeichnung und Abtheilung: wie/ unter andern/ an den Figuren der Schwibbögen bey der alten Vorschein dessen zu Rom/ Peters-Kirchen/ vor dem letzten Bau/ und auf den Porten zu Rom/ zu sehen gewesen: welche/ zur Gedächtnis etlicher heiligen Vätter/ auf Griechische Manier gefärtiget/ und in unterschiedlichen Conciliis der Christlichen Kirchen gehandhabt worden. Dergleichen Vorschein findet sich auch annoch in der Stadt und zu Ravenna, sonderlich an dem Wunder-Gebäu daselbst alla santa Maria Ritonda. Ravenna, absonderlich alla Santa Maria Ritonda ausser der Stadt/ welche bald hernach/ als die Longobarden von dar vertrieben/ erbauet worden. In dieser Kirchen ist ein sonder- und wunderbare rärität zu finden/ wiewol das übrige alles plump ist/ nämlich die Capula oder das Gewölbe derselben/ das die Kirche völlig bedecket/ und 10. Schuch breit/ gleichwol aus einem einigen ganzen Stuck Steins gemacht ist: und scheinet es gleichsam unmöglich/ daß ein Stein von zweymal hundert tausend Pfunden/ in dergleichen Höhe möge gebracht werden. Die Künste huben zwar das Haupt empor:Wiewol/ vor und nach der Zeit/ diese Künste/ etliche mahl das Haupt wieder empor schwingen wollen/ auch den Bildern und Statuen/ so wol in privat-Häusern/ als in Kirchen/ zur Zeit Käys. Theodosii, Anno 431. ein Platz vergünnet worden/ auch Papst Gregorius der Grosse/ sie der Leyen Bücher genennet/ und ihnen den Zutritt in die Kirchen/[Spaltenumbruch] zu deren Ornat, nicht aber/ daß man sie anbeten oder verehren solte/ verwilliget/ ingleichem das sechste Constantinopolitanische Concilium diese Verwilligung bestätiget: so hat doch solche sein Stul-Nachfolger Sabinianus, wurden aber wieder untergedrukket. aus blosem Ehr-Neid/ wieder abgethan und cassiret. 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Ungeschickte Manier und Weise zu bauen selbiger Zeit/Der Architectur und Bau-Kunst ist es der Zeit auch nicht bässer ergangen/ indem sie gleichfalls durch Krieg/ Feur und Schwerd zu Boden gebracht/ und die alte gute Künstler verlohren worden. Dahero ihre Nachkömlinge erstlich auch nicht mit Geschicklichkeit/ sondern ohne Auszeichnung/Abmessung/ Winkelmaß und Bleywage gebauet: weßwegen die Italianer/ wegen ihrer mehr lächerlich- als lobwürdigen Werke/ sie Gothische Bau-Künstler genennet. Endlich aber und deren Verbässerung. ist nach und nach eine bässere/ und den Alten mehr gleichförmige Weise zu bauen erfunden worden/ wie annoch in Welsch- und Teutschland an den ältsten Kirch-Gebäuden zu sehen ist. Man besichtige die Paläste K. Dieterichs von Bern zu Ravenna, Pavia und Modena, welch auf alte Heidnische Manier kostbar und kunstreich erhoben stehen. Man betrachte die Kirchen S. Stephani zu Rimini, auch S. Martini und Johannis des Evangelisten/ von Galla Placidia, Anno 438. zu Ravenna, ingleichem St. Vitalis, Anno 547. samt vielen Abteyen und Klöstern/ nach den Longobarden erbauet. Es sind aber alle diese Gebäude zwar groß/ sumptuos und herrlich/ jedoch sehr plump und unartig/ und haben von Kunst wenig gefühlet. Lombardische Gebäude in Italien. Dergleichen sind auch viel Abteyen/ als bey S. Benedict, die Kirche samt dem Closter auf dem Berg Cassino, und S. Johannis Baptistae zu Monza, von der Gothischen Königin Theodelinda erbauet/ deren Gregorius I. seine Dialogos Der Gothischen Königin Theodelinda. zugeschrieben: allwo diese Königin die Lombardische Geschichten abmahlen lassen. Selbige Lombarder/ eine Teutsche Nation, <TEI> <text> <front> <div> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0011" xml:id="pb-205" n="[II, Vorrede, S. 7]"/><cb/><note place="right">worvon die Grotten den Namen bekommen.</note> gefunden: Von welchen unter-erdischen Gemächern bey unsrer Zeit/ annoch die Zimmer/ so unter der Erden/ Grotten genennet werden. 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Es sind aber alle diese Gebäude zwar groß/ <hi rendition="#aq">sumptuos</hi> und herrlich/ jedoch sehr plump und unartig/ und haben von Kunst wenig gefühlet.</p> <p xml:id="p205.5"><note place="right">Lombardische Gebäude in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080"><hi rendition="#aq">Itali</hi>en</placeName>.</note> Dergleichen sind auch viel Abteyen/ als bey <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1854 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006732">S. Benedict</placeName>,</hi> die Kirche samt dem Closter auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-90">Berg <hi rendition="#aq">Cassino</hi></placeName>, und <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-91">S. 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Selbige <hi rendition="#aq">Lombard</hi>er/ eine Teutsche <hi rendition="#aq">Nation</hi>, </p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [[II, Vorrede, S. 7]/0011]
gefunden: Von welchen unter-erdischen Gemächern bey unsrer Zeit/ annoch die Zimmer/ so unter der Erden/ Grotten genennet werden. Nach diesem/ als die Barbarn/ durch den Römischen Feldherrn Narses, vertrieben worden/ kame/ ungefähr hundert Jahre hernach/ Käyser Constans Anno 663. von Constantinopel nach Rom/ und führte das übrige hinweg/ was ihnen mehr das Glück/ als der Feinde Vorsatz/ hinterlassen hatte. Dieser Käyser hat zwar dessen nicht genossen/ weil er/ durch widrigen Wind auf dem Meer/ in Sicilien getragen/ und daselbst von einem der seinigen erwürget worden/ und also allen Raub dem falschen Glück hinterlassen müssen: wordurch nicht allein Rom/ sondern auch Sicilien verheeret wurde. Dann die Saracenen/ als sie von diesem Schatz und Raube Kundschafft bekamen/ überfielen Sicilien mit grosser Macht/ und raubten hinweg/ was ihnen gefiele: aber die Statuen und Kunst-Bilder/ welche die Römische Päpste/ absonderlich Gregorius Magnus, übergelassen/ sind durch dieser Barbarischen Kriegsleute Hände allerdings zu schanden gemacht/ und zernichtet worden.
worvon die Grotten den Namen bekommen.
Die letzte ruin verursachte Käyser Constans:
dessen Raub durch die Saracenen vernichtet worden. Die Nachkömlinge/ so noch etliche ungeformte Stucke vor sich gefunden/ haben/ aus selbst-eignem Antrieb ihres natürlichen geistreichen Verstandes/ sich dahinter gemacht/ und ohn einige Regel/ allein auf eigenes Gutbedunken/ sehr viel zu wegen gebracht. Es waren zwar anfangs ihre Werke grob/ plump und ungeschickt/ aus mangel künstlicher Zeichnung und Abtheilung: wie/ unter andern/ an den Figuren der Schwibbögen bey der alten Peters-Kirchen/ vor dem letzten Bau/ und auf den Porten zu Rom/ zu sehen gewesen: welche/ zur Gedächtnis etlicher heiligen Vätter/ auf Griechische Manier gefärtiget/ und in unterschiedlichen Conciliis der Christlichen Kirchen gehandhabt worden. Dergleichen Vorschein findet sich auch annoch in der Stadt Ravenna, absonderlich alla Santa Maria Ritonda ausser der Stadt/ welche bald hernach/ als die Longobarden von dar vertrieben/ erbauet worden. In dieser Kirchen ist ein sonder- und wunderbare rärität zu finden/ wiewol das übrige alles plump ist/ nämlich die Capula oder das Gewölbe derselben/ das die Kirche völlig bedecket/ und 10. Schuch breit/ gleichwol aus einem einigen ganzen Stuck Steins gemacht ist: und scheinet es gleichsam unmöglich/ daß ein Stein von zweymal hundert tausend Pfunden/ in dergleichen Höhe möge gebracht werden.
Wiederaufkunst der Bilderey-Künste.
Der Anfang ware plump und ungeschickt.
Vorschein dessen zu Rom/
und zu Ravenna, sonderlich an dem Wunder-Gebäu daselbst alla santa Maria Ritonda. Wiewol/ vor und nach der Zeit/ diese Künste/ etliche mahl das Haupt wieder empor schwingen wollen/ auch den Bildern und Statuen/ so wol in privat-Häusern/ als in Kirchen/ zur Zeit Käys. Theodosii, Anno 431. ein Platz vergünnet worden/ auch Papst Gregorius der Grosse/ sie der Leyen Bücher genennet/ und ihnen den Zutritt in die Kirchen/
zu deren Ornat, nicht aber/ daß man sie anbeten oder verehren solte/ verwilliget/ ingleichem das sechste Constantinopolitanische Concilium diese Verwilligung bestätiget: so hat doch solche sein Stul-Nachfolger Sabinianus, aus blosem Ehr-Neid/ wieder abgethan und cassiret. Weil auch den Künstlern damals geringe alimentation und Unterhalt verschaffet worden/ als sind diese Künste/ da sie ein wenig über sich gesehen/ gleich wieder untergedrucket und verstossen worden.
Die Künste huben zwar das Haupt empor:
wurden aber wieder untergedrukket. Käyser Leo III. liese/ bey Leib- und Lebens-Straffe/ Anno 718. zu Constantinopel ein Gebot ausgehen/ daß alle Bildnise Christi/ Mariae, der Aposteln/ und anderer Heiligen/ zusammen auf den Markt solten gebracht werden: die er/ samt allen Bildern/ die in den Kirchen zu finden waren/ offentlich verbrennen lassen. Dieses Gebot wurde durch alle Länder des Reichs publiciret/ auch wider die ungehorsame Verbrecher auf das schärfste verfahren. Und wiewol Papst Gregorius III. sich solchem Edict widersetzet/ auch diesen Bilderey-Künsten sehr günstig gewesen/ so haben doch andere nach ihme diese Gunst von ihm nicht ererbet/ und die Aufname derselben in der Geburt erstecket.
Käys. Leo III. lässt alle Bilder abthun und verbrennen. Der Architectur und Bau-Kunst ist es der Zeit auch nicht bässer ergangen/ indem sie gleichfalls durch Krieg/ Feur und Schwerd zu Boden gebracht/ und die alte gute Künstler verlohren worden. Dahero ihre Nachkömlinge erstlich auch nicht mit Geschicklichkeit/ sondern ohne Auszeichnung/Abmessung/ Winkelmaß und Bleywage gebauet: weßwegen die Italianer/ wegen ihrer mehr lächerlich- als lobwürdigen Werke/ sie Gothische Bau-Künstler genennet. Endlich aber ist nach und nach eine bässere/ und den Alten mehr gleichförmige Weise zu bauen erfunden worden/ wie annoch in Welsch- und Teutschland an den ältsten Kirch-Gebäuden zu sehen ist. Man besichtige die Paläste K. Dieterichs von Bern zu Ravenna, Pavia und Modena, welch auf alte Heidnische Manier kostbar und kunstreich erhoben stehen. Man betrachte die Kirchen S. Stephani zu Rimini, auch S. Martini und Johannis des Evangelisten/ von Galla Placidia, Anno 438. zu Ravenna, ingleichem St. Vitalis, Anno 547. samt vielen Abteyen und Klöstern/ nach den Longobarden erbauet. Es sind aber alle diese Gebäude zwar groß/ sumptuos und herrlich/ jedoch sehr plump und unartig/ und haben von Kunst wenig gefühlet.
Ungeschickte Manier und Weise zu bauen selbiger Zeit/
und deren Verbässerung. Dergleichen sind auch viel Abteyen/ als bey S. Benedict, die Kirche samt dem Closter auf dem Berg Cassino, und S. Johannis Baptistae zu Monza, von der Gothischen Königin Theodelinda erbauet/ deren Gregorius I. seine Dialogos zugeschrieben: allwo diese Königin die Lombardische Geschichten abmahlen lassen. Selbige Lombarder/ eine Teutsche Nation,
Lombardische Gebäude in Italien.
Der Gothischen Königin Theodelinda.
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