Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche Ein Liebes-Stuck. kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte. Sein humor. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man Seine Lehr-Jünger. solte ihme die Hände abhauen. Er hat viel Lehrjünger gehabt/ und unter andern den Andrea del Sarto, und Francesco di San Gallo. XXXIII. GIUILIAN und ANTONIO di S. Gallo, Bildhauer/ Baumeister und Ingenieurs von Florenz.DEr Kunst-reiche Florentinische Baumeister/ Paul Giamberti, hatte zween Söhne/ Namens GIULIAN und ANTONIO, welche er gar früh zu seinem Freund/ und fürtrefflichen Bildhauer/ Francione, in die Lehr gethan/ worinn absonderlich Giuliano so wol zugenommen/ daß er bald für sich selbst in dem Pisischen Hauß angefangen zu arbeiten/ wo auch noch viele Stucke von seiner Hand zu sehen: Er verstunde sich auch sehr wol auf die Architectur- und Ingenieur-Kunst/ dannenhero Lorenzo de Medices ihn zu seinem Bau- und Artigleri-Meister gesezt/ als er von dem Herzog aus Calabria überzogen worden/ welches Amt er mit solcher Klugheit verrichtet/ daß der Herzog unverrichter Sachen bald weichen müssen. Darauf wurde ihm von hochgedachtem Lorenzo Ihre Bauwerke zu Florenz/ ein Mönchs-Closter/ ausserhalb der Porten S. Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde. Nach diesem belägerten die Florentiner die und vor Pisa. Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro [Spaltenumbruch] Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella. Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden. Ihre Grab-Schrift.Cedite Romani structores, cedite Graji, Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens: Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus, urna, thorus, statuae, templa domusque petunt. So in Teutsch also lauten möchte: Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi, weich zurück/ Genüge dich an dem bißher gehabten Glück: Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister- Kunst/ (man schau die Werke an) verdienet Lob und Gunst. XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz.DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er Seine Werke. mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. Bernardum sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende Cleopatra, der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende Lucretia, und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die Kirche dai Servi hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis S. Francisci: In die Kirche Cestello, neben dem tabernacul, in fresco zwey Engel/ ein Marien-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige Gioanni Batista, Bernardo und andere: In die Abtey zuSettimo, auserhalb Florenz/ das Bildnis Graf Hugonis, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell [Spaltenumbruch] Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche Ein Liebes-Stuck. kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte. Sein humor. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man Seine Lehr-Jünger. solte ihme die Hände abhauen. 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Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde. Nach diesem belägerten die Florentiner die und vor Pisa. Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro [Spaltenumbruch] Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella. Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden. Ihre Grab-Schrift.Cedite Romani structores, cedite Graji, Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens: Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus, urna, thorus, statuae, templa domusque petunt. So in Teutsch also lauten möchte: Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi, weich zurück/ Genüge dich an dem bißher gehabten Glück: Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister- Kunst/ (man schau die Werke an) verdienet Lob und Gunst. XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz.DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er Seine Werke. mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. 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Maria Novella</placeName></hi>.</p> <p xml:id="p294.4"><note place="right">Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden.</note> Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne <hi rendition="#aq">manier</hi> hinterlassen/ indem sie die <hi rendition="#aq">Dori</hi>sche <hi rendition="#aq">proportion</hi> und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-317 http://d-nb.info/gnd/118627252 http://viaf.org/viaf/46768430">Vitruvius</persName>,</hi> gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen <hi rendition="#aq">Statu</hi>en von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden.</p> <note xml:lang="deu">Ihre Grab-Schrift.</note> <lg rendition="#aq #c" type="poem"> <l> <foreign xml:lang="lat">Cedite Romani structores, cedite Graji,</foreign> </l><lb/> <l> <foreign xml:lang="lat">Artis, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-317 http://d-nb.info/gnd/118627252 http://viaf.org/viaf/46768430">Vitruvi</persName>, tu quoque cede parens:</foreign> </l><lb/> <l> <foreign xml:lang="lat">Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus,</foreign> </l><lb/> <l> <foreign xml:lang="lat">urna, thorus, statuae, templa <reg>domusque</reg><lb/> petunt.</foreign> </l><lb/> </lg> <p xml:id="p294.5">So in Teutsch also lauten möchte:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Weich <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ weich <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000074">Griechenland</placeName>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-317 http://d-nb.info/gnd/118627252 http://viaf.org/viaf/46768430">Vitruvi</persName>,</hi><lb/> weich zurück/</l><lb/> <l>Genüge dich an dem bißher gehabten Glück:</l><lb/> <l>Dern von <hi rendition="#aq">S. 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Er <note place="right">Seine Werke.</note> mahlte ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1161 http://d-nb.info/gnd/11850987X http://viaf.org/viaf/12349035">H. <hi rendition="#aq">Bernardum</hi></persName> sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-320 http://d-nb.info/gnd/11856322X http://viaf.org/viaf/97737753">Cleopatra</persName>,</hi> der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-649 http://d-nb.info/gnd/118574817 http://viaf.org/viaf/1343932">Lucretia</persName>,</hi> und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-543 http://www.geonames.org/8410586/">Kirche <hi rendition="#aq">dai Servi</hi></placeName> hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1043 http://d-nb.info/gnd/118534963 http://viaf.org/viaf/87832561">S. Francisci</persName></hi>: In die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-544">Kirche <hi rendition="#aq">Cestello</hi></placeName>, neben dem <hi rendition="#aq">tabernacul,</hi> in <hi rendition="#aq">fresco</hi> zwey Engel/ ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">Gioanni Batista</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1161 http://d-nb.info/gnd/11850987X http://viaf.org/viaf/12349035">Bernardo</persName></hi> und andere: In die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-545">Abtey zu<hi rendition="#aq">Settimo</hi></placeName>, auserhalb <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ das Bildnis <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4978 http://d-nb.info/gnd/123815622 http://viaf.org/viaf/72310661">Graf <hi rendition="#aq">Hugonis</hi></persName>, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 86]/0110]
Auf ein Quater-Stuck hat er gebildet/ wie Venus und Mars neben einander/ in einem schönen Blumen-Feld/ schlaffen liegend/ um welche unterschiedliche kleine Liebes-Götter herum springen/ spielen/ und des Mars Waffen hin und her tragen: Cupido stehet vor einem Myrtenbusch/ und erschrikt vor einem darinn verborgenen Caninchen/ in der Luft fliegen etliche Venus-Tauben hin und wieder. Ferner hat er einen auf einem Esel reitenden Silenum gemacht/ so mit vielen Kindern umgeben ware/ die ihme zu essen und zu trinken brachten/ aus welchem allein man seinen hohen Geist gnug abnehmen konte.
Ein Liebes-Stuck. Er achtete gar nichts auf niedliches Leben; sondern sotte sich selbst/ wann er ohne das Leim-Wasser kochte/ ein Ey oder 50/ und verzehrte solche nach und nach: Die Fliegen verfolgte er von Morgen biß in die Nacht/ furchte sich sehr vor den Donner-Wettern/ und verkroche sich/ wol in einen Mantel verwickelt/ so lang sie wärten/ in einen Winkel/ und konte nichts üblers leiden/ als das Weinen der Kinder/ das Husten der Leute/ den Glockenschall und Gesang der Mönche: hingegen erlustigte er sich sehr an dem Regenwetter. In seinem Alter war er sehr wunderlich/ indem er oft wolte arbeiten/ da er doch seine vom Schlag gelähmte Glieder nicht brauchen konte/ dannenhero er haben wolte/ man solte ihme die Hände abhauen. Er hat viel Lehrjünger gehabt/ und unter andern den Andrea del Sarto, und Francesco di San Gallo.
Sein humor.
Seine Lehr-Jünger. DEr Kunst-reiche Florentinische Baumeister/ Paul Giamberti, hatte zween Söhne/ Namens GIULIAN und ANTONIO, welche er gar früh zu seinem Freund/ und fürtrefflichen Bildhauer/ Francione, in die Lehr gethan/ worinn absonderlich Giuliano so wol zugenommen/ daß er bald für sich selbst in dem Pisischen Hauß angefangen zu arbeiten/ wo auch noch viele Stucke von seiner Hand zu sehen: Er verstunde sich auch sehr wol auf die Architectur- und Ingenieur-Kunst/ dannenhero Lorenzo de Medices ihn zu seinem Bau- und Artigleri-Meister gesezt/ als er von dem Herzog aus Calabria überzogen worden/ welches Amt er mit solcher Klugheit verrichtet/ daß der Herzog unverrichter Sachen bald weichen müssen. Darauf wurde ihm von hochgedachtem Lorenzo ein Mönchs-Closter/ ausserhalb der Porten S. Gallo zu Florenz/ zu bauen angedinget/ welches er mit großer Wissenschaft verfärtiget/ so aber nicht lang gestanden/ sondern im Jahr 1530. in der Florentinischen Belägerung/ wieder geschleiffet worden ist: Von diesem Closter haben diese beyde Brüder den Zunamen di S. Gallo bekommen/ und obwol Giuliano sich gegen den Herzog beschweret: es würde dardurch seines alten und guten Herkommens vergessen/ sagte ihm doch derselbe: Es wäre ihm viel rühmlicher/ daß er ein Anfänger eines neuen/ als Fortsetzer eines alten Stammhauses genennet würde.
XXXIII. GIUILIAN und ANTONIO di S. Gallo, Bildhauer/ Baumeister und Ingenieurs von Florenz.
Ihre Bauwerke zu Florenz/ Nach diesem belägerten die Florentiner die Stadt Pisa, konten aber doch nicht verhindern/ daß alle Lebensmittel in die Stadt gebracht/ und also keine Ubergab zu hoffen ware/ da sandte Pietro
Soderini unsern Giuliano ins Lager/ der/ mit Beyhülf seines Bruders Antonio, eine Schiffbruck auf den Arnus, und die Florentinische Soldaten darein sezte/ welche die Pisaner so eintrieben/ daß sie einen Accord eingehen musten. Zwey Jahr hernach/ nemlich im Jahr 1534. und 74. seines Alters/ starbe Giuliano (dessen Conterfät in der Kupferblatten N) am Stein und Grieß/ und wurde von jedermann/ wegen seiner Kunst/ schmerzlich betrauret/ absonderlich aber von seinem Bruder/ der sich in seinem Alter anfienge an dem Ackerbau zu belustigen/ biß er endlich Anno 1534. seinem Bruder nachgefolget/ und gleich wie im Leben/ also auch nach dem Tod demselben zugesellet worden/ in der Gianbertischen Begräbnis/ alla S. Maria Novella.
und vor Pisa. Diese Brüder haben allen Bau-Künstlern eine schöne manier hinterlassen/ indem sie die Dorische proportion und Maß mit viel leichtern und gewissern Regeln/ als Vitruvius, gelehret/ und eine schöne Kunst in ihren Florentinischen Gebäuden gezeiget: Ihre eigne Häuser haben sie mit allerhand herrlichen Statuen von Marmor und Metall erfüllet/ dannenhero auf ihren Grabstein nachfolgende Grabschrift geätzet worden.
Was sie der Bau-Kunst zu gut erfunden. Ihre Grab-Schrift. Cedite Romani structores, cedite Graji,
Artis, Vitruvi, tu quoque cede parens:
Hetruscos celebrate Viros, testudinis arcus,
urna, thorus, statuae, templa domusque
petunt.
So in Teutsch also lauten möchte:
Weich Rom/ weich Griechenland/ Vitruvi,
weich zurück/
Genüge dich an dem bißher gehabten Glück:
Dern von S. Gallo Witz/ in der Baumeister-
Kunst/
(man schau die Werke an) verdienet Lob und
Gunst.
DEr berühmte Mahler Ridolfo di Domenico Grillandaio zu Florenz/ hatte allezeit unterschiedliche Jünglinge in der Lehr/ die durch eine ruhmwürdige Eifersucht sich unter einander in der Kunst antrieben/ und aufmunterten/ unter solchen ware auch DOMINICO PULIGO, von Florenz bürtig/ welcher durch einen sonderbaren Fleiß bald dahin gelangte/ daß er seinem Lehrmeister das Vorzugs-Kränzlein zweiffelhaftig machte. Er mahlte ein Marien-Bild mit etlichen Kindern und Engeln/ und bey demselben den H. Bernardum sitzend und schreibend: Ferner eine sterbende Cleopatra, der die Schlange noch am Halß hängt: Die sich selbst tödtende Lucretia, und andere Sachen mehr/ alle sehr meisterhaft gemacht: In die Kirche dai Servi hat er mit großer Arbeit und Fleiß gemacht die Bildnis S. Francisci: In die Kirche Cestello, neben dem tabernacul, in fresco zwey Engel/ ein Marien-Bild mit dem Kindlein auf den Armen/ die heilige Gioanni Batista, Bernardo und andere: In die Abtey zuSettimo, auserhalb Florenz/ das Bildnis Graf Hugonis, der sieben Abteyen gestiftet hat: Endlich ins Castell
XXXIV. DOMINICO PULIGO, Mahler von Florenz.
Seine Werke.
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