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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] dasselbe waschen/ etliche die Wiege zurichten; Ein sehr lebhaft gebildtes Kind wärmet sich bey dem Feuer/ ein alter Mann liegt auf einem Ruhbettlein/ etliche Kinder streuen über die Kindbetterin Blumen/ andere bringen ihr zu essen: Ferner mahlte er dahin die Weisen aus Morgenland/ wie sie/ von dem Stern begleitet/ zu Bethlehem ankommen/ und eben abgestiegen sind/ das Jesus-Kindlein anzubeten/ denen ihr ganzer Hofstaat mit Wägen und andern Rüstungen folgen: Selbige zu sehen/ klettern unterschiedliche Kinder an den Colonnen hinauf/ und sind darinn viele Contrafäte und ausländische Thiere gebracht.

Er mahlte auch mit Oelfarben viel Marien-Bilder/ mit solcher Vollkommenheit/ daß sie für die bäste in seiner Stadt gehalten worden/ und weil er nun hin und wieder Florenz mit seiner Arbeit zierte/ ließ ihn die fürnehme Compagnia dello Scalzo noch zwey Bilder machen/ nämlich die Charitas, oder Liebe/ und die Justitia, oder Die Predigt und Tauffe S. Johannis. die Gerechtigkeit/ wie auch noch 2. Stücke von Johannes/ seine Predigt/ und Tauffe: In jener ist so Geist-reich ausgebildet die Andacht des Predigers/ als die Verwunderung der Zuhörer über die neue Lehr. In der Tauf-Historie aber ist sehr viel Volks gemahlet/ das theils getauft ist/ theils noch mit sehnlichem Verlangen die Tauf erwartet. In Verfärtigung dieser Arbeit kamen von Albrecht Dürer unterschiedliche Kupferstücke an Tag/ dern inventionen er sich bedienet/ welches ihm aber/ obwol es an sich selber nicht ungereimt/ noch tadelhaft ist/ dennoch dahin mißdeutet worden/ ob wäre er von gar geringer invention. Damals wolte Baccio Bandinello, der allbereit ein guter Zeichner ware/ die Kunst von ihme erlernen/ als ihm aber von unserm Andrea etliche Bilder/ und darunter sein eigen Contrafät vorgegeben wurden/ und er dieselbe gar schwer nachzumachen erachtete/ verließ er die Mahl-Kunst/ und begab sich aufs Bildhauen/ worauf er hernach sehr berühmt worden.

Ein todter Christus. Nach diesem machte Andrea einen todten Christum, und bey ihn verschiedene Engel/ die ihn aufhielten/ und sich sehr über das Leiden ihres Schöpfers betrübten: Weil nun dieses Werk allen Anschauern sehr wolgefiele/ baten sie ihn/ daß er solches in Kupfer solte herausgeben/ weil es aber nicht so gar wol gerahten/ wolte er nichts mehr in Kupfer bringen lassen. Das Gemähl selber wurde in Frankreich geschickt/ und weil es dem König sehr wol gefiele/ verlangte er mehr von dieses Künstlers Hand zu haben/ und ware auch derselbe schon resolvirt nach Frankreich zu reisen; weil aber eben damals Pabst Leo in sein Vatterland Florenz eine Spatzier-Reiß vorgenommen/ und seine Lands-Leute/ ihn mit höchstem pomp zu empfangen/ vorhatten/ wolten sie unsern Andrea nicht entlassen; sondern er muste auf die facciata der Kirche S. Maria del fiore, unterschiedliche Historien mahlen/ welches er grau in grau so künstlich verrichtet/ daß der Papst gesagt/ es könte nicht schöner seyn/ wann es auch lauter marmor wäre.

[Spaltenumbruch]

Andere seine Werke. Nach diesem machte er für den König in Frankreich ein Marienbild/ so schön/ daß die Kaufleute viermal mehr Geld darfür bekamen/ als sie dem Andrea bezahlt; Ferner ein Angesicht Christi/ für die Mönche dai Servi, welches noch jezt auf dem Altar/ in der Kirche Annunciata zu sehen/ und so schön ist/ daß man sich verwundern muß/ wie doch der menschliche Verstand sich so weit erstrecken möge. In die Kirche S. Gallo, machte er eine Tafel/ wie vier Männer über das Geheimnis der Heil. Dreyfaltigkeit dispütiren/ ferner einen Augustinum, mit einem Africanischen Angesicht/ und in Bischofs-habit bekleidet/ den heiligen Petrum, als Märtyrer/ die heilige Francisco und Lorenzo: unten knien Maria Magdalena/ seiner Hausfrauen Bildnis (wie er gemeiniglich in Weibsbildern zu mahlen pflegte) vorstellend/ und S. Sebastian ruckwerts/ gar lebhaft gebildet; welches Werk für sein bästes von Oelfarben gehalten worden.

Zieht in Frankreich. Nun ließe damals der König in Frankreich Franciscus I. viele schöne Stuck von Rom/ Venedig und aus der Lombardi bringen/ es gefiele ihm aber des Andrea Arbeit bässer/ als alle der andern/ dannenhero beschriebe er denselben an seinen Hof/ verschoße für ihn alle Reiß-Unkosten/ und empfieng ihn sehr freundlich/ beschenkte ihn auch alsobald den andern Tag seiner Ankunft/ mit vielem Geld und schönen Kleidern/ darauf contrafätete er den noch in Windeln gewickelten Dauphin, mit solchem belieben des Königs/ daß er ihme 300. Gold-Cronen darfür verehrte/ so gab er ihm auch eine schöne Verehrung/ für eine Charitas oder Liebes-Bild/ erwiese ihm auch sonst große Gnad/ und liebte ihn der ganze Hof/so/ daß er ohne Zweiffel nicht allein ansehnlich reich; sondern auch zu hohen Ehren erhoben worden wäre/ wann er des Königs Gnad nicht muhtwillig verscherzet hätte: Dann als er eben für die Königliche Frau Mutter den büssenden Hieronymum gemahlet/ kamen ihme Briefe von seiner Haußfrauen/ daß er wieder Reisset wie der zurück. nach Florenz umkehren solte/ da bate er den König um Erlaubnis nach Haus zu reisen/ seine Liebste abzuholen und andere künstliche Gemälde/ Kupferstücke und statuen mitzubringen; Der König bestimte ihm darzu etliche Monat/ gab ihm auch viel Geld mit auf die Reise/ Kunststücke darfür einzukauffen. Als aber Andrea nach Haus kommen/ machte er sich mit seiner schönen Frauen und guten Freunden lustig/ und verzehrte sein eignes und des Königs Geld/ ja auch/ da die Zeit seiner Wiederkehr herbey nahete/ ließ er mehr das Weinen seiner Frauen/ als seine so theuer gethane Zusag gelten/ und bliebe zu Florenz/ welches den König sehr verdrossen/ daß er geschworen/ er wolte die Zeit seines Lebens keinem Florentiner mehr trauen.

Arbeitet zu Florenz um die Nahrungs-Mittel. Andrea, nun wieder in vorige Armut versetzet/ muste um seine tägliche Nahrung arbeiten/ und halfe seinem Mitgesellen Francia die oben erwehnte zwölf Historien von S. Johannes ausmachen/ mahlte auch eine Marien-Himmelfahrt. In einen Den Weingarten Christi. Hof von Servi mahlte er auch zwey Historien von dem Weingarten Christi: In der ersten pflanzet/

[Spaltenumbruch] dasselbe waschen/ etliche die Wiege zurichten; Ein sehr lebhaft gebildtes Kind wärmet sich bey dem Feuer/ ein alter Mann liegt auf einem Ruhbettlein/ etliche Kinder streuen über die Kindbetterin Blumen/ andere bringen ihr zu essen: Ferner mahlte er dahin die Weisen aus Morgenland/ wie sie/ von dem Stern begleitet/ zu Bethlehem ankommen/ und eben abgestiegen sind/ das Jesus-Kindlein anzubeten/ denen ihr ganzer Hofstaat mit Wägen und andern Rüstungen folgen: Selbige zu sehen/ klettern unterschiedliche Kinder an den Colonnen hinauf/ und sind darinn viele Contrafäte und ausländische Thiere gebracht.

Er mahlte auch mit Oelfarben viel Marien-Bilder/ mit solcher Vollkommenheit/ daß sie für die bäste in seiner Stadt gehalten worden/ und weil er nun hin und wieder Florenz mit seiner Arbeit zierte/ ließ ihn die fürnehme Compagnia dello Scalzo noch zwey Bilder machen/ nämlich die Charitas, oder Liebe/ und die Justitia, oder Die Predigt und Tauffe S. Johannis. die Gerechtigkeit/ wie auch noch 2. Stücke von Johannes/ seine Predigt/ und Tauffe: In jener ist so Geist-reich ausgebildet die Andacht des Predigers/ als die Verwunderung der Zuhörer über die neue Lehr. In der Tauf-Historie aber ist sehr viel Volks gemahlet/ das theils getauft ist/ theils noch mit sehnlichem Verlangen die Tauf erwartet. In Verfärtigung dieser Arbeit kamen von Albrecht Dürer unterschiedliche Kupferstücke an Tag/ dern inventionen er sich bedienet/ welches ihm aber/ obwol es an sich selber nicht ungereimt/ noch tadelhaft ist/ dennoch dahin mißdeutet worden/ ob wäre er von gar geringer invention. Damals wolte Baccio Bandinello, der allbereit ein guter Zeichner ware/ die Kunst von ihme erlernen/ als ihm aber von unserm Andrea etliche Bilder/ und darunter sein eigen Contrafät vorgegeben wurden/ und er dieselbe gar schwer nachzumachen erachtete/ verließ er die Mahl-Kunst/ und begab sich aufs Bildhauen/ worauf er hernach sehr berühmt worden.

Ein todter Christus. Nach diesem machte Andrea einen todten Christum, und bey ihn verschiedene Engel/ die ihn aufhielten/ und sich sehr über das Leiden ihres Schöpfers betrübten: Weil nun dieses Werk allen Anschauern sehr wolgefiele/ baten sie ihn/ daß er solches in Kupfer solte herausgeben/ weil es aber nicht so gar wol gerahten/ wolte er nichts mehr in Kupfer bringen lassen. Das Gemähl selber wurde in Frankreich geschickt/ und weil es dem König sehr wol gefiele/ verlangte er mehr von dieses Künstlers Hand zu haben/ und ware auch derselbe schon resolvirt nach Frankreich zu reisen; weil aber eben damals Pabst Leo in sein Vatterland Florenz eine Spatzier-Reiß vorgenommen/ und seine Lands-Leute/ ihn mit höchstem pomp zu empfangen/ vorhatten/ wolten sie unsern Andrea nicht entlassen; sondern er muste auf die facciata der Kirche S. Maria del fiore, unterschiedliche Historien mahlen/ welches er grau in grau so künstlich verrichtet/ daß der Papst gesagt/ es könte nicht schöner seyn/ wann es auch lauter marmor wäre.

[Spaltenumbruch]

Andere seine Werke. Nach diesem machte er für den König in Frankreich ein Marienbild/ so schön/ daß die Kaufleute viermal mehr Geld darfür bekamen/ als sie dem Andrea bezahlt; Ferner ein Angesicht Christi/ für die Mönche dai Servi, welches noch jezt auf dem Altar/ in der Kirche Annunciata zu sehen/ und so schön ist/ daß man sich verwundern muß/ wie doch der menschliche Verstand sich so weit erstrecken möge. In die Kirche S. Gallo, machte er eine Tafel/ wie vier Männer über das Geheimnis der Heil. Dreyfaltigkeit dispütiren/ ferner einen Augustinum, mit einem Africanischen Angesicht/ und in Bischofs-habit bekleidet/ den heiligen Petrum, als Märtyrer/ die heilige Francisco und Lorenzo: unten knien Maria Magdalena/ seiner Hausfrauen Bildnis (wie er gemeiniglich in Weibsbildern zu mahlen pflegte) vorstellend/ und S. Sebastian ruckwerts/ gar lebhaft gebildet; welches Werk für sein bästes von Oelfarben gehalten worden.

Zieht in Frankreich. Nun ließe damals der König in Frankreich Franciscus I. viele schöne Stuck von Rom/ Venedig und aus der Lombardi bringen/ es gefiele ihm aber des Andrea Arbeit bässer/ als alle der andern/ dannenhero beschriebe er denselben an seinen Hof/ verschoße für ihn alle Reiß-Unkosten/ und empfieng ihn sehr freundlich/ beschenkte ihn auch alsobald den andern Tag seiner Ankunft/ mit vielem Geld und schönen Kleidern/ darauf contrafätete er den noch in Windeln gewickelten Dauphin, mit solchem belieben des Königs/ daß er ihme 300. Gold-Cronen darfür verehrte/ so gab er ihm auch eine schöne Verehrung/ für eine Charitas oder Liebes-Bild/ erwiese ihm auch sonst große Gnad/ und liebte ihn der ganze Hof/so/ daß er ohne Zweiffel nicht allein ansehnlich reich; sondern auch zu hohen Ehren erhoben worden wäre/ wann er des Königs Gnad nicht muhtwillig verscherzet hätte: Dann als er eben für die Königliche Frau Mutter den büssenden Hieronymum gemahlet/ kamen ihme Briefe von seiner Haußfrauen/ daß er wieder Reisset wie der zurück. nach Florenz umkehren solte/ da bate er den König um Erlaubnis nach Haus zu reisen/ seine Liebste abzuholen und andere künstliche Gemälde/ Kupferstücke und statuen mitzubringen; Der König bestimte ihm darzu etliche Monat/ gab ihm auch viel Geld mit auf die Reise/ Kunststücke darfür einzukauffen. Als aber Andrea nach Haus kommen/ machte er sich mit seiner schönen Frauen und guten Freunden lustig/ und verzehrte sein eignes und des Königs Geld/ ja auch/ da die Zeit seiner Wiederkehr herbey nahete/ ließ er mehr das Weinen seiner Frauen/ als seine so theuer gethane Zusag gelten/ und bliebe zu Florenz/ welches den König sehr verdrossen/ daß er geschworen/ er wolte die Zeit seines Lebens keinem Florentiner mehr trauen.

Arbeitet zu Florenz um die Nahrungs-Mittel. Andrea, nun wieder in vorige Armut versetzet/ muste um seine tägliche Nahrung arbeiten/ und halfe seinem Mitgesellen Francia die oben erwehnte zwölf Historien von S. Johannes ausmachen/ mahlte auch eine Marien-Himmelfahrt. In einen Den Weingarten Christi. Hof von Servi mahlte er auch zwey Historien von dem Weingarten Christi: In der ersten pflanzet/

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          <p><note place="right">Andere seine Werke.</note> Nach diesem machte er für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1090 http://d-nb.info/gnd/118534947 http://viaf.org/viaf/88805531">König in Frankreich</persName> ein Marienbild/ so schön/ daß die Kaufleute viermal mehr Geld darfür bekamen/ als sie dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> bezahlt; Ferner ein Angesicht <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName>/ für die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1813 http://d-nb.info/gnd/4224784-6">Mönche <hi rendition="#aq">dai Servi</hi></persName>, welches noch jezt auf dem Altar/ in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-543 http://www.geonames.org/8410586/">Kirche <hi rendition="#aq">Annunciata</hi></placeName> zu sehen/ und so schön ist/ daß man sich verwundern muß/ wie doch der menschliche Verstand sich so weit erstrecken möge. In die Kirche <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-615">S. Gallo</placeName>,</hi> machte er eine Tafel/ wie vier Männer über das Geheimnis der Heil. Dreyfaltigkeit <hi rendition="#aq">dispüt</hi>iren/ ferner einen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1026 http://d-nb.info/gnd/118505114 http://viaf.org/viaf/108194383">Augustinum</persName>,</hi> mit einem <hi rendition="#aq">Africani</hi>schen Angesicht/ und in Bischofs-<hi rendition="#aq">habit</hi> bekleidet/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">heiligen <hi rendition="#aq">Petrum</hi></persName>, als Märtyrer/ die heilige <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1043 http://d-nb.info/gnd/118534963 http://viaf.org/viaf/87832561">Francisco</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-786 http://d-nb.info/gnd/119320827 http://viaf.org/viaf/88652277">Lorenzo</persName></hi>: unten knien <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Maria Magdalena</persName>/ seiner Hausfrauen Bildnis (wie er gemeiniglich in Weibsbildern zu mahlen pflegte) vorstellend/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-603 http://d-nb.info/gnd/118612492 http://viaf.org/viaf/37709315">S. Sebastian</persName></hi> ruckwerts/ gar lebhaft gebildet; welches Werk für sein bästes von Oelfarben gehalten worden.</p>
          <p><note place="right">Zieht in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000070">Frankreich</placeName>.</note> Nun ließe damals der König in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-260 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000070">Frankreich</placeName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1090 http://d-nb.info/gnd/118534947 http://viaf.org/viaf/88805531"><hi rendition="#aq">Franciscus I</hi>.</persName> viele schöne Stuck von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> und aus der <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2 http://www.geonames.org/3174618/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003237">Lombardi</placeName></hi> bringen/ es gefiele ihm aber des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> Arbeit bässer/ als alle der andern/ dannenhero beschriebe er denselben an seinen Hof/ verschoße für ihn alle Reiß-Unkosten/ und empfieng ihn sehr freundlich/ beschenkte ihn auch alsobald den andern Tag seiner Ankunft/ mit vielem Geld und schönen Kleidern/ darauf <hi rendition="#aq">contraf</hi>ätete er den noch in Windeln gewickelten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1864 http://d-nb.info/gnd/118548166 http://viaf.org/viaf/7412868">Dauphin</persName>,</hi> mit solchem belieben des Königs/ daß er ihme 300. Gold-Cronen darfür verehrte/ so gab er ihm auch eine schöne Verehrung/ für eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2284"><hi rendition="#aq">Charitas</hi></persName> oder Liebes-Bild/ erwiese ihm auch sonst große Gnad/ und liebte ihn der ganze Hof/so/ daß er ohne Zweiffel nicht allein ansehnlich reich; sondern auch zu hohen Ehren erhoben worden wäre/ wann er des Königs Gnad nicht muhtwillig verscherzet hätte: Dann als er eben für die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1511 http://d-nb.info/gnd/121233782 http://viaf.org/viaf/7496214">Königliche Frau Mutter</persName> den büssenden <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">Hieronymum</persName></hi> gemahlet/ kamen ihme Briefe von seiner Haußfrauen/ daß er wieder <note place="right">Reisset wie der zurück.</note> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> umkehren solte/ da bate er den König um Erlaubnis nach Haus zu reisen/ seine Liebste abzuholen und andere künstliche Gemälde/ Kupferstücke und <hi rendition="#aq">statu</hi>en mitzubringen; Der König bestimte ihm darzu etliche Monat/ gab ihm auch viel Geld mit auf die Reise/ Kunststücke darfür einzukauffen. Als aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> nach Haus kommen/ machte er sich mit seiner schönen Frauen und guten Freunden lustig/ und verzehrte sein eignes und des Königs Geld/ ja auch/ da die Zeit seiner Wiederkehr herbey nahete/ ließ er mehr das Weinen seiner Frauen/ als seine so theuer gethane Zusag gelten/ und bliebe zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ welches den König sehr verdrossen/ daß er geschworen/ er wolte die Zeit seines Lebens keinem Florentiner mehr trauen.</p>
          <p><note place="right">Arbeitet zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> um die Nahrungs-Mittel.</note><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName>,</hi> nun wieder in vorige Armut versetzet/ muste um seine tägliche Nahrung arbeiten/ und halfe seinem Mitgesellen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1507 http://d-nb.info/gnd/137011059 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115536 http://viaf.org/viaf/71269413">Francia</persName></hi> die oben erwehnte zwölf Historien von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannes</persName></hi> ausmachen/ mahlte auch eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Himmelfahrt. In einen <note place="right">Den Weingarten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName>.</note> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-637">Hof von <hi rendition="#aq">Servi</hi></placeName>  mahlte er auch zwey Historien von dem Weingarten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName>: In der ersten pflanzet/
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 101]/0129] dasselbe waschen/ etliche die Wiege zurichten; Ein sehr lebhaft gebildtes Kind wärmet sich bey dem Feuer/ ein alter Mann liegt auf einem Ruhbettlein/ etliche Kinder streuen über die Kindbetterin Blumen/ andere bringen ihr zu essen: Ferner mahlte er dahin die Weisen aus Morgenland/ wie sie/ von dem Stern begleitet/ zu Bethlehem ankommen/ und eben abgestiegen sind/ das Jesus-Kindlein anzubeten/ denen ihr ganzer Hofstaat mit Wägen und andern Rüstungen folgen: Selbige zu sehen/ klettern unterschiedliche Kinder an den Colonnen hinauf/ und sind darinn viele Contrafäte und ausländische Thiere gebracht. Er mahlte auch mit Oelfarben viel Marien-Bilder/ mit solcher Vollkommenheit/ daß sie für die bäste in seiner Stadt gehalten worden/ und weil er nun hin und wieder Florenz mit seiner Arbeit zierte/ ließ ihn die fürnehme Compagnia dello Scalzo noch zwey Bilder machen/ nämlich die Charitas, oder Liebe/ und die Justitia, oder die Gerechtigkeit/ wie auch noch 2. Stücke von Johannes/ seine Predigt/ und Tauffe: In jener ist so Geist-reich ausgebildet die Andacht des Predigers/ als die Verwunderung der Zuhörer über die neue Lehr. In der Tauf-Historie aber ist sehr viel Volks gemahlet/ das theils getauft ist/ theils noch mit sehnlichem Verlangen die Tauf erwartet. In Verfärtigung dieser Arbeit kamen von Albrecht Dürer unterschiedliche Kupferstücke an Tag/ dern inventionen er sich bedienet/ welches ihm aber/ obwol es an sich selber nicht ungereimt/ noch tadelhaft ist/ dennoch dahin mißdeutet worden/ ob wäre er von gar geringer invention. Damals wolte Baccio Bandinello, der allbereit ein guter Zeichner ware/ die Kunst von ihme erlernen/ als ihm aber von unserm Andrea etliche Bilder/ und darunter sein eigen Contrafät vorgegeben wurden/ und er dieselbe gar schwer nachzumachen erachtete/ verließ er die Mahl-Kunst/ und begab sich aufs Bildhauen/ worauf er hernach sehr berühmt worden. Die Predigt und Tauffe S. Johannis. Nach diesem machte Andrea einen todten Christum, und bey ihn verschiedene Engel/ die ihn aufhielten/ und sich sehr über das Leiden ihres Schöpfers betrübten: Weil nun dieses Werk allen Anschauern sehr wolgefiele/ baten sie ihn/ daß er solches in Kupfer solte herausgeben/ weil es aber nicht so gar wol gerahten/ wolte er nichts mehr in Kupfer bringen lassen. Das Gemähl selber wurde in Frankreich geschickt/ und weil es dem König sehr wol gefiele/ verlangte er mehr von dieses Künstlers Hand zu haben/ und ware auch derselbe schon resolvirt nach Frankreich zu reisen; weil aber eben damals Pabst Leo in sein Vatterland Florenz eine Spatzier-Reiß vorgenommen/ und seine Lands-Leute/ ihn mit höchstem pomp zu empfangen/ vorhatten/ wolten sie unsern Andrea nicht entlassen; sondern er muste auf die facciata der Kirche S. Maria del fiore, unterschiedliche Historien mahlen/ welches er grau in grau so künstlich verrichtet/ daß der Papst gesagt/ es könte nicht schöner seyn/ wann es auch lauter marmor wäre. Ein todter Christus. Nach diesem machte er für den König in Frankreich ein Marienbild/ so schön/ daß die Kaufleute viermal mehr Geld darfür bekamen/ als sie dem Andrea bezahlt; Ferner ein Angesicht Christi/ für die Mönche dai Servi, welches noch jezt auf dem Altar/ in der Kirche Annunciata zu sehen/ und so schön ist/ daß man sich verwundern muß/ wie doch der menschliche Verstand sich so weit erstrecken möge. In die Kirche S. Gallo, machte er eine Tafel/ wie vier Männer über das Geheimnis der Heil. Dreyfaltigkeit dispütiren/ ferner einen Augustinum, mit einem Africanischen Angesicht/ und in Bischofs-habit bekleidet/ den heiligen Petrum, als Märtyrer/ die heilige Francisco und Lorenzo: unten knien Maria Magdalena/ seiner Hausfrauen Bildnis (wie er gemeiniglich in Weibsbildern zu mahlen pflegte) vorstellend/ und S. Sebastian ruckwerts/ gar lebhaft gebildet; welches Werk für sein bästes von Oelfarben gehalten worden. Andere seine Werke. Nun ließe damals der König in Frankreich Franciscus I. viele schöne Stuck von Rom/ Venedig und aus der Lombardi bringen/ es gefiele ihm aber des Andrea Arbeit bässer/ als alle der andern/ dannenhero beschriebe er denselben an seinen Hof/ verschoße für ihn alle Reiß-Unkosten/ und empfieng ihn sehr freundlich/ beschenkte ihn auch alsobald den andern Tag seiner Ankunft/ mit vielem Geld und schönen Kleidern/ darauf contrafätete er den noch in Windeln gewickelten Dauphin, mit solchem belieben des Königs/ daß er ihme 300. Gold-Cronen darfür verehrte/ so gab er ihm auch eine schöne Verehrung/ für eine Charitas oder Liebes-Bild/ erwiese ihm auch sonst große Gnad/ und liebte ihn der ganze Hof/so/ daß er ohne Zweiffel nicht allein ansehnlich reich; sondern auch zu hohen Ehren erhoben worden wäre/ wann er des Königs Gnad nicht muhtwillig verscherzet hätte: Dann als er eben für die Königliche Frau Mutter den büssenden Hieronymum gemahlet/ kamen ihme Briefe von seiner Haußfrauen/ daß er wieder nach Florenz umkehren solte/ da bate er den König um Erlaubnis nach Haus zu reisen/ seine Liebste abzuholen und andere künstliche Gemälde/ Kupferstücke und statuen mitzubringen; Der König bestimte ihm darzu etliche Monat/ gab ihm auch viel Geld mit auf die Reise/ Kunststücke darfür einzukauffen. Als aber Andrea nach Haus kommen/ machte er sich mit seiner schönen Frauen und guten Freunden lustig/ und verzehrte sein eignes und des Königs Geld/ ja auch/ da die Zeit seiner Wiederkehr herbey nahete/ ließ er mehr das Weinen seiner Frauen/ als seine so theuer gethane Zusag gelten/ und bliebe zu Florenz/ welches den König sehr verdrossen/ daß er geschworen/ er wolte die Zeit seines Lebens keinem Florentiner mehr trauen. Zieht in Frankreich. Reisset wie der zurück. Andrea, nun wieder in vorige Armut versetzet/ muste um seine tägliche Nahrung arbeiten/ und halfe seinem Mitgesellen Francia die oben erwehnte zwölf Historien von S. Johannes ausmachen/ mahlte auch eine Marien-Himmelfahrt. In einen Hof von Servi mahlte er auch zwey Historien von dem Weingarten Christi: In der ersten pflanzet/ Arbeitet zu Florenz um die Nahrungs-Mittel. Den Weingarten Christi.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/129>, abgerufen am 23.11.2024.