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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So Arbeit von sgraffito. machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht.

An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Der Sabinische Jungfer-Raub. Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Ist sehr gut in Landschaften. Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret.

Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich.

Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem [Spaltenumbruch] Maturin stirbt. Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft Polidor zieht nach Neapoli, aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ und Messina, zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlt eine Creutztragung. mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht.

Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Wird von seinem Knecht ermordet. Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen.

[Spaltenumbruch] Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So Arbeit von sgraffito. machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht.

An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Der Sabinische Jungfer-Raub. Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Ist sehr gut in Landschaften. Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret.

Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich.

Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem [Spaltenumbruch] Maturin stirbt. Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft Polidor zieht nach Neapoli, aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ und Messina, zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlt eine Creutztragung. mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht.

Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Wird von seinem Knecht ermordet. Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen.

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 105]/0133] Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht. Arbeit von sgraffito. An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret. Der Sabinische Jungfer-Raub. Ist sehr gut in Landschaften. Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich. Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht. Maturin stirbt. Polidor zieht nach Neapoli, und Messina, mahlt eine Creutztragung. Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen. Wird von seinem Knecht ermordet.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/133>, abgerufen am 23.11.2024.