Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So Arbeit von sgraffito. machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht. An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Der Sabinische Jungfer-Raub. Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Ist sehr gut in Landschaften. Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret. Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich. Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem [Spaltenumbruch] Maturin stirbt. Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft Polidor zieht nach Neapoli, aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ und Messina, zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlt eine Creutztragung. mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht. Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Wird von seinem Knecht ermordet. Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen. [Spaltenumbruch] Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So Arbeit von sgraffito. machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht. An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Der Sabinische Jungfer-Raub. Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Ist sehr gut in Landschaften. Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret. Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich. Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem [Spaltenumbruch] Maturin stirbt. Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft Polidor zieht nach Neapoli, aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ und Messina, zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlt eine Creutztragung. mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht. Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Wird von seinem Knecht ermordet. Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0133" xml:id="pb-315" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 105]"/><cb/><hi rendition="#aq">Nation</hi>en gefangen hält/ die ihr <hi rendition="#aq">tribut</hi> bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1545 http://d-nb.info/gnd/118583158 http://viaf.org/viaf/104052872">Mahomets</persName> Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So <note place="right">Arbeit von <hi rendition="#aq">sgraffito</hi>.</note> machten sie auch in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-606">Burgo novo</placeName></hi> einen Gibel von <hi rendition="#aq">sgraffito,</hi> welches ist eine <hi rendition="#aq">manier</hi> auf nasse Mauren/ mit einem eisernen <hi rendition="#aq">instrument,</hi> allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-533">la Pace</placeName>,</hi> und wieder von dannen nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-651">Parione</placeName></hi> geht.</p> <p>An die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-660">Behausung <hi rendition="#aq">Spinolae</hi></placeName> haben sie in grau auf <hi rendition="#aq">antiche-manier</hi> gemahlt das Opfer und den Tod von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-857 http://d-nb.info/gnd/118801392 http://viaf.org/viaf/64803778">Tarpea</persName>,</hi> und in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-661">Hof <hi rendition="#aq">Savella</hi></placeName>, in ein <note place="right">Der Sabinische Jungfer-Raub.</note> Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1773 http://d-nb.info/gnd/128812524 http://viaf.org/viaf/25665896">Mutio</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1774">Horatio</persName>,</hi> wie auch die Flucht des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-247 http://d-nb.info/gnd/123959306 http://viaf.org/viaf/3393096">Porsenna</persName></hi>; Ferner sind von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polydors</persName></hi> Hand bey der <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-636 http://www.geonames.org/6619448/">fontagne de Trevi</placeName>,</hi> in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-662">Hof des Palasts/ <hi rendition="#aq">dal Buffalo</hi></placeName>, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der <hi rendition="#aq">fontaine</hi> des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-334 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011022">Parnasses</placeName>/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-117 http://www.geonames.org/3169658/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=4012799">Berge <hi rendition="#aq">Monte Cavall</hi></placeName> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-652">S. Agatha</placeName>/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzius</persName></hi> in Kupfer gebracht/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1590">Bremius</persName></hi> das Gold weget/ dene <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1591 http://d-nb.info/gnd/118668110 http://viaf.org/viaf/32790362">Camillus</persName></hi> zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vasari</persName>,</hi> daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName></hi> zu seiner <note place="right">Ist sehr gut in Landschaften.</note> Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche <hi rendition="#aq">manier</hi> abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand <hi rendition="#aq">minen</hi> ausgezieret.</p> <p>Obwol aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vasari</persName></hi> schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> doch darfür/ daß solches von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1579 http://d-nb.info/gnd/137922035 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500003257">Maturin</persName>,</hi> nicht aber von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName></hi> zu verstehen sey: <note place="right">Seine Werke mit mehr Farben/ als grau.</note> Dann bey <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-663">S. Simon</placeName></hi> ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte <hi rendition="#aq">facciata,</hi> von <hi rendition="#aq">Gaddi</hi> genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf <hi rendition="#aq">antiche-manier</hi> mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche <hi rendition="#aq">antiche</hi> Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine <hi rendition="#aq">facciata</hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidors</persName></hi> Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-887 http://d-nb.info/gnd/11878630X http://viaf.org/viaf/57410791">Niobe</persName></hi> sehr künstlich vorstellet/ dannenhero <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376">Golzius</persName></hi> auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich.</p> <p>Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polydor</persName></hi> verhofte/ mit seinem <cb/> <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1579 http://d-nb.info/gnd/137922035 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500003257">Maturin</persName></hi> stirbt.</note> Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm <date when="1527">Anno 1527.</date> sein lieber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1579 http://d-nb.info/gnd/137922035 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500003257">Maturin</persName>,</hi> und wurde also das Band ihrer Freundschaft <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName></hi> zieht nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004474">Neapoli</placeName>,</hi></note> aufgelöst; <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName></hi> entflohe/ wegen Eroberung der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004474">Neapoli</placeName>,</hi> weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-664">S. Maria della gratia</placeName></hi> zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine <hi rendition="#aq">facciata</hi> einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ <note place="right">und <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-476 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003897">Messina</placeName>,</hi></note> zog er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-476 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003897">Messina</placeName>,</hi> und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käysers Carl V.</persName> Einzug/ als er von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-576 http://www.geonames.org/2464470/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001016">Tunis</placeName></hi> Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst <note place="right">mahlt eine Creutztragung.</note> mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht.</p> <p>Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName>,</hi> zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er <hi rendition="#aq">resolvirte</hi> sich demnach nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> zu kehren/ und erhube aus der <hi rendition="#aq">Banc</hi> ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der <hi rendition="#aq">Banc</hi> lage/ nicht darzu kommen konte; <note place="right">Wird von seinem Knecht ermordet.</note> Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidor</persName></hi> im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1483 http://d-nb.info/gnd/118834460 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032941 http://viaf.org/viaf/100226865">Polidors</persName></hi> grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so <hi rendition="#aq">inventiv</hi>en/ <hi rendition="#aq">gratios</hi>en und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ <date when="1543">Anno 1543.</date> und wurde er zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-476 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003897">Messina</placeName></hi> stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4045">Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/302#figure-0302.1">Kupferblatte <hi rendition="#aq">O</hi></ref> zu sehen</name>.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 105]/0133]
Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace, und wieder von dannen nach Parione geht.
Arbeit von sgraffito. An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret.
Der Sabinische Jungfer-Raub.
Ist sehr gut in Landschaften. Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich.
Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem
Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin, und wurde also das Band ihrer Freundschaft aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht.
Maturin stirbt.
Polidor zieht nach Neapoli,
und Messina,
mahlt eine Creutztragung. Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend: Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen.
Wird von seinem Knecht ermordet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |