Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] actionen vor ihnen stehende Christen/ theils kniend/ theils über sich/ und zuruck sehend/ in mitleidiger und wehmütiger Gestalt/ verurtheilen/ auch wie die alte Männer ganz standhaft ihren Glauben bestättigen und bestreiten/ etliche Junge aber vor dem herzu nahenden Tod des Creutzes erzitteren/ andern aber die Beine mit Stricken und Ketten ungefeßlet werden/ worzwischen die Mußkulen und Nerven ganz lebhaft hervor gebracht. Darbey waren auch Soldaten/ welche sie zu dem Richterstuhl und der Marterstatt begleiteten und antrieben/ in welchem eine unmitleidentliche tolle Grausamkeit zu sehen ist. Die Käysere und Kriegsleute waren sehr artlich/ auf antiche-manier, gemacht. Dieser mit großen Fleiß gemachte Carton nun wurde von denen Künstlern mit sehr großer Verwunderung besehen/ und gepriesen/ Pierin auch in der Kunst so hoch/ als immer müglich/ gerühmt und erhoben. Unterdessen/ da er den Carton machte/ fienge er an eine Tafel für vorernennten Pilot Goldschmied/ seinen sehr großen Freund/ zu mahlen/ brachte aber solche nicht zu End/ weil ihne Herr Raphael di Sandro aus Freund- und Bekandtschafft in sein Haus und Kost aufgenommen/ bey welchem er etliche Monat sich aufgehalten/ und nachdeme auch die Pest Florenz anzustecken begunte/ nahm er ihm für/ auch von dar hinweg sich zu begeben; Er machte aber zuvor auf ein rauh leinen Tuch/ für gedachten Herrn Raphael, von ungefehr vier Elen hoch gegen der Maur in Tag und Die Historie/ wie Pharao in dem Meer ersauft. Nacht eine Historie von Kupfer-Farbe/ wie Pharao in dem rothen Meer mit seinem Kriegs-Volk/ Pferd und Wagen ersauft/ mit schönen actionen und Gebärden der gewapneten und nackenden Männer/ da etliche mit nassem Haar und Bart daher schwimmen/ die andere aber ihren Pferden um die Hälse fallen/ und mit ofnem Munde ruffen/ auch zu entrinnen Fleiß ankehren. Auf der andern Seite des Meers ist Moses und Aaron mit dem Israelitischen Volk/ welches GOtt lobet und unterschiedliche Geschirr trägt/ so auf dem Rucken der Weiber sehr künstlich zu Gesicht kommen. Dannenhero es auch allen sehr beliebt und wolgefallen hat. Nachmalen zoge Pierin von Florenz/ und reisete hin und her/ ließe aber doch nicht nach etwas zu zeichnen/ und in der Kunst sich ferners zu üben. Weil nun aber unterdessen die Pest zu Rom aufgehöret/ begab er sich wieder dahin/ als Papst Adrianus der VI. welcher die Kunst wenig geliebt und verstanden/ gestorben/ und Clemens der VII. ein Vatter derselben/ auf den Päpstlichen Stul Komt in Gesellschaft Giulio Romano und Gioanni Francesco erhoben worden. Dieser setzte den Giulio Romano und Gioanni Francesco über das Mahlwerk/ daß sie solches beyde miteinander beobachten solten/ gleich als Raphael, wann er von Arbeit überlegen/ auch zu thun gepflogen. Pieryn von diesen an das Werk gestellet/ machte nach dem Vorriß Julii Romani, oben über die Port/ das Päbstliche Wappen/ so künstlich und herrlich/ daß diese zween sich beförchteten/ er möchte ihnen vorgezogen werden/ und obschon sie Raphaels Discipel gewesen/ unter sich seine Erbgüter getheilet/ hatten sie doch seine Vollkommenheit und Gratia, die er denen [Spaltenumbruch] Bildern und Gemählden gegeben/ nicht erlangt/ darum namen sie Pieryn an/ und gaben ihme Unterhalt/ auch nach wenig Jahren darauf Anno 1525. die Schwester Johannis Francisci, Catharinam, zur Ehe/ auf daß sie in Freundschaft miteinander möchten verbunden leben. Nachmals wurde Pieryn zu S. Marcello, Mahlet die Capelle zu S. Marcello in Rom. von der Compagnie zum heiligen Creutz/ eine Capelle bestellet/ allwo er oben auf in das Gewölb machte die Bildung Evae, aus der Rippen Adams/ den Adam nackend mit tieffem Schlaff überfallen/ und die Eva über ihm auf der Seiten mit erhobenen Händen/ über welche ihr Schöpfer seinen Göttlichen Segen spricht.Diese Figur nun ist sehr stattlich und mit Kleidung herrlicher massen ausgezieret. Uber der andern Seiten seynd zween Evangelisten/ als S. Marcus, und S. Johannes, welcher letztere mit einem nackenden Arm offen zu sehen; in mitten dieser zweyen mahlte er ein paar Kinder/ die zur Zier einen Leuchter tragen/ welche beyde sehr fleischachtig und lebhaft heraus kommen. Deßgleichen auch der Evangelisten Angesichter/ Kleider und Aerme. Aber im mittelst dieses Werks/ stunde ihme viel Ungemachs zu/ dann über das/ daß der Compagnia Geld abgienge/ und dieses Werk sehr hoch hinauf sich belieffe/ kam auch die Plünderung Roms/ Anno 1527. ihme über den Hals/ daß sich Pieryn, mit Weib und Kind/ in großer Noht befande/ und mit solchen hin und her/ von Wird in Eroberung der Stadt Rom gefangen. einem Platz zu dem andern/ lieffe/ biß er endlich gefangen worden/ und große ranzion bezahlen müssen/ welches ihne dann schier um seine Sinn gebracht/ und in der Kunst sehr zuruck gehalten/ doch mahlte er vor einem Spanischen Soldaten etliche Tücher von Wasser-Farben/ darnach zeichnete er auch dem Baviero, welcher die Blatten oder Kupfer von Zeichnet die transformation der Götter/ so in Kupfer kommen. Raphael hatte/ sehr viel Historien/ wie nämlichen die Götter transformirt oder verstaltet worden/ und ihrer Liebe gepflogen/ so von Jacob Caraglio in Kupfer heraus gegeben worden. Unterdessen kame nach Rom Nicola Venetiano, ein Tapezier und alter Freund Pieryns, der name sein Weib und seine Tochter/ samt Pieryn Komt nach Genua. mit sich/ und zohe nach Genua, woselbst sie von dem Prinzen Doria, als großen Liebhaber der Kunst/ herrlich bewillkommet worden. Bald wurde der Fürst/ einen schönen Pallast von stucco zu machen/ und Gemälde darein auf naß von Oelfarben zu mahlen mit ihm eins/ welches er auch werkstellig gemachet/ ich geschweige aber hier der Ordnung des Baues/ so Pieryn hierinnen gehalten/ und des erhobenen Gemählwercks von guten Meistern/ und sage nur dieses itzund/ daß daselbst gemahlet worden in eine gewölbte Porten / mit stucco Bauet und mahlet einen Palast dem Prinz Doria. geziert/ viel Historien und Groteßke/ auch in die Bögen unterschiedliche Wappen/ so mit schöner Zierlichkeit hervor spielen. Darnach hat er über der Stiegen gemacht Groteßken/ und darinnen kleine Historien und Figuren/ als Kinder/ Thier und andere inventiones, alles sehr artlich; Nächst bey der Stiege ist eine schöne Logie/ woselbst zu beyden Enden über der Thür gemahlet stehen zwey Figuren/ ein Mann und eine Frau/ deren eine nahend/ die ander aber entfernt scheint/ eine von vornen/ [Spaltenumbruch] actionen vor ihnen stehende Christen/ theils kniend/ theils über sich/ und zuruck sehend/ in mitleidiger und wehmütiger Gestalt/ verurtheilen/ auch wie die alte Männer ganz standhaft ihren Glauben bestättigen und bestreiten/ etliche Junge aber vor dem herzu nahenden Tod des Creutzes erzitteren/ andern aber die Beine mit Stricken und Ketten ungefeßlet werden/ worzwischen die Mußkulen und Nerven ganz lebhaft hervor gebracht. Darbey waren auch Soldaten/ welche sie zu dem Richterstuhl und der Marterstatt begleiteten und antrieben/ in welchem eine unmitleidentliche tolle Grausamkeit zu sehen ist. Die Käysere und Kriegsleute waren sehr artlich/ auf antiche-manier, gemacht. Dieser mit großen Fleiß gemachte Carton nun wurde von denen Künstlern mit sehr großer Verwunderung besehen/ und gepriesen/ Pierin auch in der Kunst so hoch/ als immer müglich/ gerühmt und erhoben. Unterdessen/ da er den Carton machte/ fienge er an eine Tafel für vorernennten Pilot Goldschmied/ seinen sehr großen Freund/ zu mahlen/ brachte aber solche nicht zu End/ weil ihne Herr Raphaël di Sandro aus Freund- und Bekandtschafft in sein Haus und Kost aufgenommen/ bey welchem er etliche Monat sich aufgehalten/ und nachdeme auch die Pest Florenz anzustecken begunte/ nahm er ihm für/ auch von dar hinweg sich zu begeben; Er machte aber zuvor auf ein rauh leinen Tuch/ für gedachten Herrn Raphaël, von ungefehr vier Elen hoch gegen der Maur in Tag und Die Historie/ wie Pharao in dem Meer ersauft. Nacht eine Historie von Kupfer-Farbe/ wie Pharao in dem rothen Meer mit seinem Kriegs-Volk/ Pferd und Wagen ersauft/ mit schönen actionen und Gebärden der gewapneten und nackenden Männer/ da etliche mit nassem Haar und Bart daher schwimmen/ die andere aber ihren Pferden um die Hälse fallen/ und mit ofnem Munde ruffen/ auch zu entrinnen Fleiß ankehren. Auf der andern Seite des Meers ist Moses und Aaron mit dem Israelitischen Volk/ welches GOtt lobet und unterschiedliche Geschirr trägt/ so auf dem Rucken der Weiber sehr künstlich zu Gesicht kommen. Dannenhero es auch allen sehr beliebt und wolgefallen hat. Nachmalen zoge Pierin von Florenz/ und reisete hin und her/ ließe aber doch nicht nach etwas zu zeichnen/ und in der Kunst sich ferners zu üben. Weil nun aber unterdessen die Pest zu Rom aufgehöret/ begab er sich wieder dahin/ als Papst Adrianus der VI. welcher die Kunst wenig geliebt und verstanden/ gestorben/ und Clemens der VII. ein Vatter derselben/ auf den Päpstlichen Stul Komt in Gesellschaft Giulio Romano und Gioanni Francesco erhoben worden. Dieser setzte den Giulio Romano und Gioanni Francesco über das Mahlwerk/ daß sie solches beyde miteinander beobachten solten/ gleich als Raphaël, wann er von Arbeit überlegen/ auch zu thun gepflogen. Pieryn von diesen an das Werk gestellet/ machte nach dem Vorriß Julii Romani, oben über die Port/ das Päbstliche Wappen/ so künstlich und herrlich/ daß diese zween sich beförchteten/ er möchte ihnen vorgezogen werden/ und obschon sie Raphaëls Discipel gewesen/ unter sich seine Erbgüter getheilet/ hatten sie doch seine Vollkommenheit und Gratia, die er denen [Spaltenumbruch] Bildern und Gemählden gegeben/ nicht erlangt/ darum namen sie Pieryn an/ und gaben ihme Unterhalt/ auch nach wenig Jahren darauf Anno 1525. die Schwester Johannis Francisci, Catharinam, zur Ehe/ auf daß sie in Freundschaft miteinander möchten verbunden leben. Nachmals wurde Pieryn zu S. Marcello, Mahlet die Capelle zu S. Marcello in Rom. von der Compagnie zum heiligen Creutz/ eine Capelle bestellet/ allwo er oben auf in das Gewölb machte die Bildung Evae, aus der Rippen Adams/ den Adam nackend mit tieffem Schlaff überfallen/ und die Eva über ihm auf der Seiten mit erhobenen Händen/ über welche ihr Schöpfer seinen Göttlichen Segen spricht.Diese Figur nun ist sehr stattlich und mit Kleidung herrlicher massen ausgezieret. Uber der andern Seiten seynd zween Evangelisten/ als S. Marcus, und S. Johannes, welcher letztere mit einem nackenden Arm offen zu sehen; in mitten dieser zweyen mahlte er ein paar Kinder/ die zur Zier einen Leuchter tragen/ welche beyde sehr fleischachtig und lebhaft heraus kommen. Deßgleichen auch der Evangelisten Angesichter/ Kleider und Aerme. Aber im mittelst dieses Werks/ stunde ihme viel Ungemachs zu/ dann über das/ daß der Compagnia Geld abgienge/ und dieses Werk sehr hoch hinauf sich belieffe/ kam auch die Plünderung Roms/ Anno 1527. ihme über den Hals/ daß sich Pieryn, mit Weib und Kind/ in großer Noht befande/ und mit solchen hin und her/ von Wird in Eroberung der Stadt Rom gefangen. einem Platz zu dem andern/ lieffe/ biß er endlich gefangen worden/ und große ranzion bezahlen müssen/ welches ihne dann schier um seine Sinn gebracht/ und in der Kunst sehr zuruck gehalten/ doch mahlte er vor einem Spanischen Soldaten etliche Tücher von Wasser-Farben/ darnach zeichnete er auch dem Baviero, welcher die Blatten oder Kupfer von Zeichnet die transformation der Götter/ so in Kupfer kommen. Raphaël hatte/ sehr viel Historien/ wie nämlichen die Götter transformirt oder verstaltet worden/ und ihrer Liebe gepflogen/ so von Jacob Caraglio in Kupfer heraus gegeben worden. Unterdessen kame nach Rom Nicola Venetiano, ein Tapezier und alter Freund Pieryns, der name sein Weib und seine Tochter/ samt Pieryn Komt nach Genua. mit sich/ und zohe nach Genua, woselbst sie von dem Prinzen Doria, als großen Liebhaber der Kunst/ herrlich bewillkommet worden. Bald wurde der Fürst/ einen schönen Pallast von stucco zu machen/ und Gemälde darein auf naß von Oelfarben zu mahlen mit ihm eins/ welches er auch werkstellig gemachet/ ich geschweige aber hier der Ordnung des Baues/ so Pieryn hierinnen gehalten/ und des erhobenen Gemählwercks von guten Meistern/ und sage nur dieses itzund/ daß daselbst gemahlet worden in eine gewölbte Porten / mit stucco Bauet und mahlet einen Palast dem Prinz Doria. geziert/ viel Historien und Groteßke/ auch in die Bögen unterschiedliche Wappen/ so mit schöner Zierlichkeit hervor spielen. Darnach hat er über der Stiegen gemacht Groteßken/ und darinnen kleine Historien und Figuren/ als Kinder/ Thier und andere inventiones, alles sehr artlich; Nächst bey der Stiege ist eine schöne Logie/ woselbst zu beyden Enden über der Thür gemahlet stehen zwey Figuren/ ein Mann und eine Frau/ deren eine nahend/ die ander aber entfernt scheint/ eine von vornen/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0148" xml:id="pb-329" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 118]"/><cb/><hi rendition="#aq">action</hi>en vor ihnen stehende Christen/ theils kniend/ theils über sich/ und zuruck sehend/ in mitleidiger und wehmütiger Gestalt/ verurtheilen/ auch wie die alte Männer ganz standhaft ihren Glauben bestättigen und bestreiten/ etliche Junge aber vor dem herzu nahenden Tod des Creutzes erzitteren/ andern aber die Beine mit Stricken und Ketten ungefeßlet werden/ worzwischen die Mußkulen und Nerven ganz lebhaft hervor gebracht. Darbey waren auch Soldaten/ welche sie zu dem Richterstuhl und der Marterstatt begleiteten und antrieben/ in welchem eine unmitleidentliche tolle Grausamkeit zu sehen ist. Die Käysere und Kriegsleute waren sehr artlich/ auf <hi rendition="#aq">antiche-manier,</hi> gemacht. Dieser mit großen Fleiß gemachte <hi rendition="#aq">Carton</hi> nun wurde von denen Künstlern mit sehr großer Verwunderung besehen/ und gepriesen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pierin</persName></hi> auch in der Kunst so hoch/ als immer müglich/ gerühmt und erhoben.</p> <p>Unterdessen/ da er den <hi rendition="#aq">Carton</hi> machte/ fienge er an eine Tafel für vorernennten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1721">Pilot</persName></hi> Goldschmied/ seinen sehr großen Freund/ zu mahlen/ brachte aber solche nicht zu End/ weil ihne Herr <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5197">Raphaël di Sandro</persName></hi> aus Freund- und Bekandtschafft in sein Haus und Kost aufgenommen/ bey welchem er etliche Monat sich aufgehalten/ und nachdeme auch die Pest <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000457">Florenz</placeName> anzustecken begunte/ nahm er ihm für/ auch von dar hinweg sich zu begeben; Er machte aber zuvor auf ein rauh leinen Tuch/ für gedachten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5197">Herrn <hi rendition="#aq">Raphaël</hi></persName>, von ungefehr vier Elen hoch gegen der Maur in Tag und <note place="right">Die Historie/ wie <hi rendition="#aq">Pharao</hi> in dem Meer ersauft.</note> Nacht eine Historie von Kupfer-Farbe/ wie <hi rendition="#aq">Pharao</hi> in dem rothen Meer mit seinem Kriegs-Volk/ Pferd und Wagen ersauft/ mit schönen <hi rendition="#aq">action</hi>en und Gebärden der gewapneten und nackenden Männer/ da etliche mit nassem Haar und Bart daher schwimmen/ die andere aber ihren Pferden um die Hälse fallen/ und mit ofnem Munde ruffen/ auch zu entrinnen Fleiß ankehren. Auf der andern Seite des Meers ist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-16 http://d-nb.info/gnd/118641190 http://viaf.org/viaf/805492">Moses</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-108 http://d-nb.info/gnd/118500031 http://viaf.org/viaf/59875065">Aaron</persName></hi> mit dem Israelitischen Volk/ welches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> lobet und unterschiedliche Geschirr trägt/ so auf dem Rucken der Weiber sehr künstlich zu Gesicht kommen. Dannenhero es auch allen sehr beliebt und wolgefallen hat. Nachmalen zoge <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pierin</persName></hi> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ und reisete hin und her/ ließe aber doch nicht nach etwas zu zeichnen/ und in der Kunst sich ferners zu üben.</p> <p>Weil nun aber unterdessen die Pest zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> aufgehöret/ begab er sich wieder dahin/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1085 http://d-nb.info/gnd/118544365 http://viaf.org/viaf/76430137">Papst <hi rendition="#aq">Adrianus</hi> der <hi rendition="#aq">VI</hi>.</persName> welcher die Kunst wenig geliebt und verstanden/ gestorben/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-448 http://d-nb.info/gnd/118723510 http://viaf.org/viaf/90633828"><hi rendition="#aq">Clemens</hi> der <hi rendition="#aq">VII</hi>.</persName> ein Vatter derselben/ auf den Päpstlichen Stul <note place="right">Komt in Gesellschaft <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Giulio Romano</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1473 http://d-nb.info/gnd/124036465 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021943 http://viaf.org/viaf/95816456">Gioanni Francesco</persName></hi></note> erhoben worden. Dieser setzte den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Giulio Romano</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1473 http://d-nb.info/gnd/124036465 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021943 http://viaf.org/viaf/95816456">Gioanni Francesco</persName></hi> über das Mahlwerk/ daß sie solches beyde miteinander beobachten solten/ gleich als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaël</persName>,</hi> wann er von Arbeit überlegen/ auch zu thun gepflogen. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName></hi> von diesen an das Werk gestellet/ machte nach dem Vorriß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julii Romani</persName>,</hi> oben über die Port/ das Päbstliche Wappen/ so künstlich und herrlich/ daß diese zween sich beförchteten/ er möchte ihnen vorgezogen werden/ und obschon sie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls</persName> Discipel</hi> gewesen/ unter sich seine Erbgüter getheilet/ hatten sie doch seine Vollkommenheit und <hi rendition="#aq">Gratia,</hi> die er denen <cb/> Bildern und Gemählden gegeben/ nicht erlangt/ darum namen sie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName></hi> an/ und gaben ihme Unterhalt/ auch nach wenig Jahren darauf <date when="1525">Anno 1525.</date> die Schwester <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1473 http://d-nb.info/gnd/124036465 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021943 http://viaf.org/viaf/95816456">Johannis Francisci</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1537">Catharinam</persName>,</hi> zur Ehe/ auf daß sie in Freundschaft miteinander möchten verbunden leben.</p> <p>Nachmals wurde <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName></hi> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-705">S. Marcello</placeName>,</hi> <note place="right">Mahlet die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-705">Capelle zu <hi rendition="#aq">S. Marcello</hi></placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1739 http://d-nb.info/gnd/10075980-4"><hi rendition="#aq">Compagnie</hi> zum heiligen Creutz</persName>/ eine Capelle bestellet/ allwo er oben auf in das Gewölb machte die Bildung <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-200 http://d-nb.info/gnd/118531441 http://viaf.org/viaf/102455812">Evae</persName>,</hi> aus der Rippen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-199 http://d-nb.info/gnd/118646877 http://viaf.org/viaf/36904714">Adams</persName>/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-199 http://d-nb.info/gnd/118646877 http://viaf.org/viaf/36904714">Adam</persName> nackend mit tieffem Schlaff überfallen/ und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-200 http://d-nb.info/gnd/118531441 http://viaf.org/viaf/102455812">Eva</persName> über ihm auf der Seiten mit erhobenen Händen/ über welche ihr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Schöpfer</persName> seinen Göttlichen Segen spricht.Diese Figur nun ist sehr stattlich und mit Kleidung herrlicher massen ausgezieret. Uber der andern Seiten seynd zween Evangelisten/ als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-611 http://d-nb.info/gnd/118578030 http://viaf.org/viaf/46873669">S. Marcus</persName>,</hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">S. Johannes</persName>,</hi> welcher letztere mit einem nackenden Arm offen zu sehen; in mitten dieser zweyen mahlte er ein paar Kinder/ die zur Zier einen Leuchter tragen/ welche beyde sehr fleischachtig und lebhaft heraus kommen. Deßgleichen auch der Evangelisten Angesichter/ Kleider und Aerme. Aber im mittelst dieses Werks/ stunde ihme viel Ungemachs zu/ dann über das/ daß der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1739 http://d-nb.info/gnd/10075980-4">Compagnia</persName></hi> Geld abgienge/ und dieses Werk sehr hoch hinauf sich belieffe/ kam auch die Plünderung <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Roms</placeName>/ <date when="1527">Anno 1527.</date> ihme über den Hals/ daß sich <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName>,</hi> mit Weib und Kind/ in großer Noht befande/ und mit solchen hin und her/ von <note place="right">Wird in Eroberung der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> gefangen.</note> einem Platz zu dem andern/ lieffe/ biß er endlich gefangen worden/ und große <hi rendition="#aq">ranzion</hi> bezahlen müssen/ welches ihne dann schier um seine Sinn gebracht/ und in der Kunst sehr zuruck gehalten/ doch mahlte er vor einem Spanischen Soldaten etliche Tücher von Wasser-Farben/ darnach zeichnete er auch dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1726">Baviero</persName>,</hi> welcher die Blatten oder Kupfer von <note place="right">Zeichnet die <hi rendition="#aq">transformation</hi> der Götter/ so in Kupfer kommen.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaël</persName></hi> hatte/ sehr viel Historien/ wie nämlichen die Götter <hi rendition="#aq">transform</hi>irt oder verstaltet worden/ und ihrer Liebe gepflogen/ so von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1540 http://d-nb.info/gnd/128610212 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500025904 http://viaf.org/viaf/40433171">Jacob Caraglio</persName></hi> in Kupfer heraus gegeben worden.</p> <p>Unterdessen kame nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5198">Nicola Venetiano</persName>,</hi> ein Tapezier und alter Freund <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryns</persName>,</hi> der name sein Weib und seine Tochter/ samt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName></hi> <note place="right">Komt nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-156 http://www.geonames.org/3176219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008546">Genua</placeName></hi>.</note> mit sich/ und zohe nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-156 http://www.geonames.org/3176219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008546">Genua</placeName>,</hi> woselbst sie von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1346 http://d-nb.info/gnd/119555476 http://viaf.org/viaf/59091300">Prinzen <hi rendition="#aq">Doria</hi></persName>, als großen Liebhaber der Kunst/ herrlich bewillkommet worden. Bald wurde der Fürst/ einen schönen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-727">Pallast</placeName> von <hi rendition="#aq">stucco</hi> zu machen/ und Gemälde darein auf naß von Oelfarben zu mahlen mit ihm eins/ welches er auch werkstellig gemachet/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> geschweige aber hier der Ordnung des Baues/ so <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1474 http://d-nb.info/gnd/118666053 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500000030 http://viaf.org/viaf/95680745">Pieryn</persName></hi> hierinnen gehalten/ und des erhobenen Gemählwercks von guten Meistern/ und sage nur dieses itzund/ daß daselbst gemahlet worden in eine <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2178">gewölbte Porten</placeName> / mit <hi rendition="#aq">stucco</hi> <note place="right">Bauet und mahlet einen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-727">Palast</placeName> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1346 http://d-nb.info/gnd/119555476 http://viaf.org/viaf/59091300">Prinz <hi rendition="#aq">Doria</hi></persName>.</note> geziert/ viel Historien und Groteßke/ auch in die Bögen unterschiedliche Wappen/ so mit schöner Zierlichkeit hervor spielen. Darnach hat er über der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-739">Stiegen</placeName> gemacht Groteßken/ und darinnen kleine Historien und Figuren/ als Kinder/ Thier und andere <hi rendition="#aq">inventiones,</hi> alles sehr artlich; Nächst bey der Stiege ist eine schöne <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-740">Logie</placeName>/ woselbst zu beyden Enden über der Thür gemahlet stehen zwey Figuren/ ein Mann und eine Frau/ deren eine nahend/ die ander aber entfernt scheint/ eine von vornen/ </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 118]/0148]
actionen vor ihnen stehende Christen/ theils kniend/ theils über sich/ und zuruck sehend/ in mitleidiger und wehmütiger Gestalt/ verurtheilen/ auch wie die alte Männer ganz standhaft ihren Glauben bestättigen und bestreiten/ etliche Junge aber vor dem herzu nahenden Tod des Creutzes erzitteren/ andern aber die Beine mit Stricken und Ketten ungefeßlet werden/ worzwischen die Mußkulen und Nerven ganz lebhaft hervor gebracht. Darbey waren auch Soldaten/ welche sie zu dem Richterstuhl und der Marterstatt begleiteten und antrieben/ in welchem eine unmitleidentliche tolle Grausamkeit zu sehen ist. Die Käysere und Kriegsleute waren sehr artlich/ auf antiche-manier, gemacht. Dieser mit großen Fleiß gemachte Carton nun wurde von denen Künstlern mit sehr großer Verwunderung besehen/ und gepriesen/ Pierin auch in der Kunst so hoch/ als immer müglich/ gerühmt und erhoben.
Unterdessen/ da er den Carton machte/ fienge er an eine Tafel für vorernennten Pilot Goldschmied/ seinen sehr großen Freund/ zu mahlen/ brachte aber solche nicht zu End/ weil ihne Herr Raphaël di Sandro aus Freund- und Bekandtschafft in sein Haus und Kost aufgenommen/ bey welchem er etliche Monat sich aufgehalten/ und nachdeme auch die Pest Florenz anzustecken begunte/ nahm er ihm für/ auch von dar hinweg sich zu begeben; Er machte aber zuvor auf ein rauh leinen Tuch/ für gedachten Herrn Raphaël, von ungefehr vier Elen hoch gegen der Maur in Tag und Nacht eine Historie von Kupfer-Farbe/ wie Pharao in dem rothen Meer mit seinem Kriegs-Volk/ Pferd und Wagen ersauft/ mit schönen actionen und Gebärden der gewapneten und nackenden Männer/ da etliche mit nassem Haar und Bart daher schwimmen/ die andere aber ihren Pferden um die Hälse fallen/ und mit ofnem Munde ruffen/ auch zu entrinnen Fleiß ankehren. Auf der andern Seite des Meers ist Moses und Aaron mit dem Israelitischen Volk/ welches GOtt lobet und unterschiedliche Geschirr trägt/ so auf dem Rucken der Weiber sehr künstlich zu Gesicht kommen. Dannenhero es auch allen sehr beliebt und wolgefallen hat. Nachmalen zoge Pierin von Florenz/ und reisete hin und her/ ließe aber doch nicht nach etwas zu zeichnen/ und in der Kunst sich ferners zu üben.
Die Historie/ wie Pharao in dem Meer ersauft. Weil nun aber unterdessen die Pest zu Rom aufgehöret/ begab er sich wieder dahin/ als Papst Adrianus der VI. welcher die Kunst wenig geliebt und verstanden/ gestorben/ und Clemens der VII. ein Vatter derselben/ auf den Päpstlichen Stul erhoben worden. Dieser setzte den Giulio Romano und Gioanni Francesco über das Mahlwerk/ daß sie solches beyde miteinander beobachten solten/ gleich als Raphaël, wann er von Arbeit überlegen/ auch zu thun gepflogen. Pieryn von diesen an das Werk gestellet/ machte nach dem Vorriß Julii Romani, oben über die Port/ das Päbstliche Wappen/ so künstlich und herrlich/ daß diese zween sich beförchteten/ er möchte ihnen vorgezogen werden/ und obschon sie Raphaëls Discipel gewesen/ unter sich seine Erbgüter getheilet/ hatten sie doch seine Vollkommenheit und Gratia, die er denen
Bildern und Gemählden gegeben/ nicht erlangt/ darum namen sie Pieryn an/ und gaben ihme Unterhalt/ auch nach wenig Jahren darauf Anno 1525. die Schwester Johannis Francisci, Catharinam, zur Ehe/ auf daß sie in Freundschaft miteinander möchten verbunden leben.
Komt in Gesellschaft Giulio Romano und Gioanni Francesco Nachmals wurde Pieryn zu S. Marcello, von der Compagnie zum heiligen Creutz/ eine Capelle bestellet/ allwo er oben auf in das Gewölb machte die Bildung Evae, aus der Rippen Adams/ den Adam nackend mit tieffem Schlaff überfallen/ und die Eva über ihm auf der Seiten mit erhobenen Händen/ über welche ihr Schöpfer seinen Göttlichen Segen spricht.Diese Figur nun ist sehr stattlich und mit Kleidung herrlicher massen ausgezieret. Uber der andern Seiten seynd zween Evangelisten/ als S. Marcus, und S. Johannes, welcher letztere mit einem nackenden Arm offen zu sehen; in mitten dieser zweyen mahlte er ein paar Kinder/ die zur Zier einen Leuchter tragen/ welche beyde sehr fleischachtig und lebhaft heraus kommen. Deßgleichen auch der Evangelisten Angesichter/ Kleider und Aerme. Aber im mittelst dieses Werks/ stunde ihme viel Ungemachs zu/ dann über das/ daß der Compagnia Geld abgienge/ und dieses Werk sehr hoch hinauf sich belieffe/ kam auch die Plünderung Roms/ Anno 1527. ihme über den Hals/ daß sich Pieryn, mit Weib und Kind/ in großer Noht befande/ und mit solchen hin und her/ von einem Platz zu dem andern/ lieffe/ biß er endlich gefangen worden/ und große ranzion bezahlen müssen/ welches ihne dann schier um seine Sinn gebracht/ und in der Kunst sehr zuruck gehalten/ doch mahlte er vor einem Spanischen Soldaten etliche Tücher von Wasser-Farben/ darnach zeichnete er auch dem Baviero, welcher die Blatten oder Kupfer von Raphaël hatte/ sehr viel Historien/ wie nämlichen die Götter transformirt oder verstaltet worden/ und ihrer Liebe gepflogen/ so von Jacob Caraglio in Kupfer heraus gegeben worden.
Mahlet die Capelle zu S. Marcello in Rom.
Wird in Eroberung der Stadt Rom gefangen.
Zeichnet die transformation der Götter/ so in Kupfer kommen. Unterdessen kame nach Rom Nicola Venetiano, ein Tapezier und alter Freund Pieryns, der name sein Weib und seine Tochter/ samt Pieryn mit sich/ und zohe nach Genua, woselbst sie von dem Prinzen Doria, als großen Liebhaber der Kunst/ herrlich bewillkommet worden. Bald wurde der Fürst/ einen schönen Pallast von stucco zu machen/ und Gemälde darein auf naß von Oelfarben zu mahlen mit ihm eins/ welches er auch werkstellig gemachet/ ich geschweige aber hier der Ordnung des Baues/ so Pieryn hierinnen gehalten/ und des erhobenen Gemählwercks von guten Meistern/ und sage nur dieses itzund/ daß daselbst gemahlet worden in eine gewölbte Porten / mit stucco geziert/ viel Historien und Groteßke/ auch in die Bögen unterschiedliche Wappen/ so mit schöner Zierlichkeit hervor spielen. Darnach hat er über der Stiegen gemacht Groteßken/ und darinnen kleine Historien und Figuren/ als Kinder/ Thier und andere inventiones, alles sehr artlich; Nächst bey der Stiege ist eine schöne Logie/ woselbst zu beyden Enden über der Thür gemahlet stehen zwey Figuren/ ein Mann und eine Frau/ deren eine nahend/ die ander aber entfernt scheint/ eine von vornen/
Komt nach Genua.
Bauet und mahlet einen Palast dem Prinz Doria.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |