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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Simon ganz entsetzet da stehet/ und sich über die großmütige That Magdalenae verwundert/ über der Tafel machte er den treulosen Judam/ als der da voll Neides denen Umstehenden den Verlust dieser köstlichen Salben und Balsams/ welchen Magdalena auf die Füß ihres Seligmachers ausgegossen/ vorhält. Allhier ist nicht zu beschreiben/ mit was Erbarkeit diese Matron da stehet/ und einen Fuß Christi aufhebet und salbet/ auch mit ihren goldgelben Haaren denselben abtrücknet/ bey welchem dann sie auch noch eine schöne alabasterne Büchse in ihrer Schoß hält/ und mit der andern Hand/ der an Weisse der Schnee und Albaster selbst weichen müssen/ sich bereitet/ Wasser von Rosen auf die Füß ihres Erlösers zu spritzen/ deren alle Gebärden mit völliger gratia und Annehmlichkeit ausgebildet seyn; Dabey finden sich weiters auch Bediente mit gulden und silbern Geschirren/ welche die Speisen des Mahls zutragen; und neben solchen auch zween Schalksnarren in gewöhnlicher Liberey; Dieses Gemähl nun wurde von Cavallier Ridolfi copirt/ und in Flandern einer vornehmen Person übersandt.

Er hatte allezeit die Reglen der Prospectiven in sehr gute Obacht genommen/ und solche überaus wol verstanden/ als dahin sich sehr viel sinnreiche Wie ein Mahler Perspectiv, Architectur und anders ordiniren solle. Köpfe öfters bearbeitet/ aber doch das wenigste darvon gemerkt und wahrgenommen/ dann die Architectur allein zu der Auszierung dienlich/ hingegen aber denen fürnehmsten Personen/ als welche der Gemählden principalester Theil seyn/ gegeben werden muß/ damit nämlichen selbige nicht die Menge oder die Zahl der Geschicht selbst übertreffen/ welche Beobachtungen dann ein witziger Künstler in der Ubung haben/ und auf dieselbe stets ein wachendes Aug werfen soll/ welches ernennter Paulo dann sehr herrlich practiciret.

Nachmalen reisete er mit Herrn Hieronymo Grimano, Procurator zu S.Marco, als welcher ihme wol bekandt/ nach Rom/ weilen derselbe Paolo kommt nach Rom/ als ein Orator zu dem Papst gesendet worden/ damit er nicht nur allein daselbst den Päpstlichen Pracht und die Hofstatt sehe/ sondern auch als ein Mahler die Herrlichkeit der Gebäuden und die Gemählde des Raphaels, als auch gehauene Statuen des Michael Angelo und andere Antiche Sachen mehr zu Gesicht bekommen möchte/ welche alle er dann sehr genau betrachtet/ und gleich denenselben/ was nur darinnen verwunderlich gewesen/ nachgearbeitet/ und war dieses sonderlich an ihme sehr löblich/ daß/ so er etwas rares und künstliches gesehen/ er in wärendem Werk selbigem noch mehrere Vollkommenheit geben und zuwegen bringen Und wieder nach Venedig. können. Als er aber wieder nach Venedig gelangt/ hat man ihme meistentheils Mahlereyen in Macht unterschiedliche Werke in den Rahts-Saal zu Dieci. den Rahts-Saal Dieci angedingt/ allwo er dann/ zwischen Mercurio und den Frieden/ Neptunum mit seinem dreyspitzigen Scepter auf einem Meer-Roß gemacht/ als welchen Bazacco ein sonderbarer Freund und Bekandter Pauli, deme dieses Werk völlig zu fördern oblage/ angefangen; Wiederum machte er daselbst auch sehr herrliche Werk Und nach Verona. nach Verona in die Kirchen San Giorgio, nämlich in den hohen Altar den Cavalier Ginocchio, [Spaltenumbruch] wie derselbe von denen Rahtsknechten seiner Kleider beraubet/ und ihm von den Hohenpriestern zugesprochen wird/ daß er/ nach Begehren des Käisers/ denen Göttern opfern/ und Apollo Weyrauch anzünden solte/ so er aber ausschluge/ und dabey mit beständigem Gemüt bewiese/ daß er diese Bedrohung ganz und gar nicht achtete/ dannenhero er immerzu in grosser Verwunderung seine Augen gegen Himmel erhebt/ und daselbst Mariam hinter denen drey Theologischen Tugenden/ als Jungfrauen/ stehen siehet.

Zu Bressa der S. Afra Marter.In Bressa mahlte er S. Afra in die ihr zu Ehren erbaute Kirche/ wie sie auf dem Scheiter-Hauffen den Marter-Palm erlangt/ und zu dero Füßen der heiligen Märterer Leiber ligen/ auch kleine Engel vom-Himmel mit Palmenzweigen und Kränzlein abfliegen/ in welchem Werk er sich dann nicht weniger Kunst-reich als Tintoret und Bassan bezeuget/ als die da in selbige Kirchen andere Gemählde gemacht. Damit wir nun aber auch von selbigen Stucken reden/ welche Veronese auf Begehren unterschiedlicher Fürsten und großer Herren gemacht/ und in welchen auch sein allgemeines Lob/ so ihme von einem jeden mitgetheilet worden/ verwahret liget/ wollen wir solche/ wie sie zu Handen gestossen/ ohne daß wir die gewisse Zeit erfahren Seine Werke zu Wien/ können/ beybringen. Für Käyser Rudolpho den II. mahlte er zu Wien drey neue Inventionen von Venus und Mars. Auch wie Cefalo von Aura angestifftet/ sein eigen Weib ermordet/ und obgenennte Göttin ihre Haar mit Blumen aufbutzet/ worzu ihr die Liebe den Spiegel hält. zu Turino, Dem Herzog Carl aus Savojen machte er ein großes Stuck/ worinn die Königin von Saba vor den König Salomon/ mit einer herrlichen Hofstaat und viel Bedienten kommet/ so alle reiche Gaben und Geschenke tragen und mitbringen/ auch sonst eine andere von David/ welcher den hochmütigen Goliath enthauptet/ so alle beyde in der zu Mantua, Galerie zu Turino zu sehen. Für den Herzog Wilhelm von Mantua machte er in ein Quater/ den jungen Moyses/ welchen die Tochter Pharaonis aus dem Fluß samt dem Kästlein aufhebet/ da dann dieselbe von ihrem Frauenzimmer begleitet/ und unter solchen schöne Kleidungen und seidene Stuck ausgebildet worden/ so daß es für das bäste aus allen Gemählden der Galerie zu Mantua zu halten ist.

Zu Artemino, Zu Artemino in dem Lust-Haus des Herzogs zu Florenz / seynd auch noch 4. Historien aus der heiligen Schrift von seiner Hand anzutreffen. Deßgleichen zu Modena, hat der Herzog von Modena auch 4. grosse Stuck von ihm/ deren eines in sich hält/ wie Christus von denen drey heiligen Königen angebetet wird/ so das bäste aus diesen vieren ist/ das andere aber die Hochzeit zu Cana in Galilea mit viel Frauenbildern an dem Tisch/ alle nach dem Leben/ das dritte wie Christus auf dem Berg Calvaria gehet/ und von einer großen Anzahl der Juden und Soldaten/ auch von seiner eigenen Mutter begleitet wird/ und letzlichen das vierte/ wie Maria da sitzt/ und bey derselben der Glaub/ mit dem Kelch und Creutz in der Hand/ nebenst etlichen Contrafeen voran sich befindet. Viel Ding seynd

[Spaltenumbruch] Simon ganz entsetzet da stehet/ und sich über die großmütige That Magdalenae verwundert/ über der Tafel machte er den treulosen Judam/ als der da voll Neides denen Umstehenden den Verlust dieser köstlichen Salben und Balsams/ welchen Magdalena auf die Füß ihres Seligmachers ausgegossen/ vorhält. Allhier ist nicht zu beschreiben/ mit was Erbarkeit diese Matron da stehet/ und einen Fuß Christi aufhebet und salbet/ auch mit ihren goldgelben Haaren denselben abtrücknet/ bey welchem dann sie auch noch eine schöne alabasterne Büchse in ihrer Schoß hält/ und mit der andern Hand/ der an Weisse der Schnee und Albaster selbst weichen müssen/ sich bereitet/ Wasser von Rosen auf die Füß ihres Erlösers zu spritzen/ deren alle Gebärden mit völliger gratia und Annehmlichkeit ausgebildet seyn; Dabey finden sich weiters auch Bediente mit gulden und silbern Geschirren/ welche die Speisen des Mahls zutragen; und neben solchen auch zween Schalksnarren in gewöhnlicher Liberey; Dieses Gemähl nun wurde von Cavallier Ridolfi copirt/ und in Flandern einer vornehmen Person übersandt.

Er hatte allezeit die Reglen der Prospectiven in sehr gute Obacht genommen/ und solche überaus wol verstanden/ als dahin sich sehr viel sinnreiche Wie ein Mahler Perspectiv, Architectur und anders ordiniren solle. Köpfe öfters bearbeitet/ aber doch das wenigste darvon gemerkt und wahrgenommen/ dann die Architectur allein zu der Auszierung dienlich/ hingegen aber denen fürnehmsten Personen/ als welche der Gemählden principalester Theil seyn/ gegeben werden muß/ damit nämlichen selbige nicht die Menge oder die Zahl der Geschicht selbst übertreffen/ welche Beobachtungen dann ein witziger Künstler in der Ubung haben/ und auf dieselbe stets ein wachendes Aug werfen soll/ welches ernennter Paulo dann sehr herrlich practiciret.

Nachmalen reisete er mit Herrn Hieronymo Grimano, Procurator zu S.Marco, als welcher ihme wol bekandt/ nach Rom/ weilen derselbe Paolo kommt nach Rom/ als ein Orator zu dem Papst gesendet worden/ damit er nicht nur allein daselbst den Päpstlichen Pracht und die Hofstatt sehe/ sondern auch als ein Mahler die Herrlichkeit der Gebäuden und die Gemählde des Raphaëls, als auch gehauene Statuen des Michaël Angelo und andere Antiche Sachen mehr zu Gesicht bekommen möchte/ welche alle er dann sehr genau betrachtet/ und gleich denenselben/ was nur darinnen verwunderlich gewesen/ nachgearbeitet/ und war dieses sonderlich an ihme sehr löblich/ daß/ so er etwas rares und künstliches gesehen/ er in wärendem Werk selbigem noch mehrere Vollkommenheit geben und zuwegen bringen Und wieder nach Venedig. können. Als er aber wieder nach Venedig gelangt/ hat man ihme meistentheils Mahlereyen in Macht unterschiedliche Werke in den Rahts-Saal zu Dieci. den Rahts-Saal Dieci angedingt/ allwo er dann/ zwischen Mercurio und den Frieden/ Neptunum mit seinem dreyspitzigen Scepter auf einem Meer-Roß gemacht/ als welchen Bazacco ein sonderbarer Freund und Bekandter Pauli, deme dieses Werk völlig zu fördern oblage/ angefangen; Wiederum machte er daselbst auch sehr herrliche Werk Und nach Verona. nach Verona in die Kirchen San Giorgio, nämlich in den hohen Altar den Cavalier Ginocchio, [Spaltenumbruch] wie derselbe von denen Rahtsknechten seiner Kleider beraubet/ und ihm von den Hohenpriestern zugesprochen wird/ daß er/ nach Begehren des Käisers/ denen Göttern opfern/ und Apollo Weyrauch anzünden solte/ so er aber ausschluge/ und dabey mit beständigem Gemüt bewiese/ daß er diese Bedrohung ganz und gar nicht achtete/ dannenhero er immerzu in grosser Verwunderung seine Augen gegen Himmel erhebt/ und daselbst Mariam hinter denen drey Theologischen Tugenden/ als Jungfrauen/ stehen siehet.

Zu Bressa der S. Afra Marter.In Bressa mahlte er S. Afra in die ihr zu Ehren erbaute Kirche/ wie sie auf dem Scheiter-Hauffen den Marter-Palm erlangt/ und zu dero Füßen der heiligen Märterer Leiber ligen/ auch kleine Engel vom-Himmel mit Palmenzweigen und Kränzlein abfliegen/ in welchem Werk er sich dann nicht weniger Kunst-reich als Tintoret und Bassan bezeuget/ als die da in selbige Kirchen andere Gemählde gemacht. Damit wir nun aber auch von selbigen Stucken reden/ welche Veronese auf Begehren unterschiedlicher Fürsten und großer Herren gemacht/ und in welchen auch sein allgemeines Lob/ so ihme von einem jeden mitgetheilet worden/ verwahret liget/ wollen wir solche/ wie sie zu Handen gestossen/ ohne daß wir die gewisse Zeit erfahren Seine Werke zu Wien/ können/ beybringen. Für Käyser Rudolpho den II. mahlte er zu Wien drey neue Inventionen von Venus und Mars. Auch wie Cefalo von Aura angestifftet/ sein eigen Weib ermordet/ und obgenennte Göttin ihre Haar mit Blumen aufbutzet/ worzu ihr die Liebe den Spiegel hält. zu Turino, Dem Herzog Carl aus Savojen machte er ein großes Stuck/ worinn die Königin von Saba vor den König Salomon/ mit einer herrlichen Hofstaat und viel Bedienten kommet/ so alle reiche Gaben und Geschenke tragen und mitbringen/ auch sonst eine andere von David/ welcher den hochmütigen Goliath enthauptet/ so alle beyde in der zu Mantua, Galerie zu Turino zu sehen. Für den Herzog Wilhelm von Mantua machte er in ein Quater/ den jungen Moyses/ welchen die Tochter Pharaonis aus dem Fluß samt dem Kästlein aufhebet/ da dann dieselbe von ihrem Frauenzimmer begleitet/ und unter solchen schöne Kleidungen und seidene Stuck ausgebildet worden/ so daß es für das bäste aus allen Gemählden der Galerie zu Mantua zu halten ist.

Zu Artemino, Zu Artemino in dem Lust-Haus des Herzogs zu Florenz / seynd auch noch 4. Historien aus der heiligen Schrift von seiner Hand anzutreffen. Deßgleichen zu Modena, hat der Herzog von Modena auch 4. grosse Stuck von ihm/ deren eines in sich hält/ wie Christus von denen drey heiligen Königen angebetet wird/ so das bäste aus diesen vieren ist/ das andere aber die Hochzeit zu Cana in Galilea mit viel Frauenbildern an dem Tisch/ alle nach dem Leben/ das dritte wie Christus auf dem Berg Calvaria gehet/ und von einer großen Anzahl der Juden und Soldaten/ auch von seiner eigenen Mutter begleitet wird/ und letzlichen das vierte/ wie Maria da sitzt/ und bey derselben der Glaub/ mit dem Kelch und Creutz in der Hand/ nebenst etlichen Contrafeen voran sich befindet. Viel Ding seynd

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Damit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> nun aber auch von selbigen Stucken reden/ welche <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1020 http://d-nb.info/gnd/118626647 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021218 http://viaf.org/viaf/95162605">Veronese</persName></hi> auf Begehren unterschiedlicher Fürsten und großer Herren gemacht/ und in welchen auch sein allgemeines Lob/ so ihme von einem jeden mitgetheilet worden/ verwahret liget/ wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> solche/ wie sie zu Handen gestossen/ ohne daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> die gewisse Zeit erfahren <note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-232 http://www.geonames.org/2761369/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003321">Wien</placeName>/</note> können/ beybringen. 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Auch wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2752 http://d-nb.info/gnd/131717715 http://viaf.org/viaf/50367692">Cefalo</persName></hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2677">Aura</persName></hi> angestifftet/ sein eigen Weib ermordet/ und obgenennte Göttin ihre Haar mit Blumen aufbutzet/ worzu ihr die Liebe den Spiegel hält. <note place="right">zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-893 http://www.geonames.org/3165524/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005688">Turino</placeName>,</hi></note> Dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5043 http://d-nb.info/gnd/118988328 http://viaf.org/viaf/30337222">Herzog Carl aus <hi rendition="#aq">Savojen</hi></persName>  machte er ein großes Stuck/ worinn die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1164 http://d-nb.info/gnd/118564404 http://viaf.org/viaf/33240975">Königin von Saba</persName> vor den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-445 http://d-nb.info/gnd/118605100 http://viaf.org/viaf/100963493">König Salomon</persName>/ mit einer herrlichen Hofstaat und viel Bedienten kommet/ so alle reiche Gaben und Geschenke tragen und mitbringen/ auch sonst eine andere von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-814 http://d-nb.info/gnd/118523929 http://viaf.org/viaf/44163634">David</persName>/ welcher den hochmütigen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-852">Goliath</persName> enthauptet/ so alle beyde in der <note place="right">zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-477 http://www.geonames.org/3174051/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005879">Mantua</placeName>,</hi></note> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Galerie zu <hi rendition="#aq">Turino</hi></placeName>  zu sehen. Für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2591 http://d-nb.info/gnd/104066822 http://viaf.org/viaf/51953916">Herzog Wilhelm von <hi rendition="#aq">Mantua</hi></persName> machte er in ein Quater/ den jungen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-16 http://d-nb.info/gnd/118641190 http://viaf.org/viaf/805492">Moyses</persName>/ welchen die Tochter <hi rendition="#aq">Pharaonis</hi> aus dem Fluß samt dem Kästlein aufhebet/ da dann dieselbe von ihrem Frauenzimmer begleitet/ und unter solchen schöne Kleidungen und seidene Stuck ausgebildet worden/ so daß es für das bäste aus allen Gemählden der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Galerie zu <hi rendition="#aq">Mantua</hi></placeName>  zu halten ist.</p>
          <p><note place="right">Zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1028 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=4000862">Artemino</placeName>,</hi></note> Zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1028 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=4000862">Artemino</placeName></hi> in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Lust-Haus</placeName>  des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2182 http://d-nb.info/gnd/118876368 http://viaf.org/viaf/40916438">Herzogs zu Florenz</persName> / seynd auch noch 4. Historien aus der heiligen Schrift von seiner Hand anzutreffen. Deßgleichen <note place="right">zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-59 http://www.geonames.org/3173331/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7009565">Modena</placeName>,</hi></note> hat der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Herzog von <hi rendition="#aq">Modena</hi></persName>  auch 4. grosse Stuck von ihm/ deren eines in sich hält/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> von denen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1321 http://d-nb.info/gnd/118638874 http://viaf.org/viaf/18015511">drey heiligen Königen</persName> angebetet wird/ so das bäste aus diesen vieren ist/ das andere aber die Hochzeit zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-837">Cana</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-838 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000250">Galilea</placeName> mit viel Frauenbildern an dem Tisch/ alle nach dem Leben/ das <choice><sic>dtitte</sic><corr>dritte</corr></choice> wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1059">Berg <hi rendition="#aq">Calvaria</hi></placeName> gehet/ und von einer großen Anzahl der Juden und Soldaten/ auch von seiner eigenen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Mutter</persName> begleitet wird/ und letzlichen das vierte/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> da sitzt/ und bey derselben der Glaub/ mit dem Kelch und Creutz in der Hand/ nebenst etlichen Contrafeen voran sich befindet. Viel Ding seynd
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 172]/0206] Simon ganz entsetzet da stehet/ und sich über die großmütige That Magdalenae verwundert/ über der Tafel machte er den treulosen Judam/ als der da voll Neides denen Umstehenden den Verlust dieser köstlichen Salben und Balsams/ welchen Magdalena auf die Füß ihres Seligmachers ausgegossen/ vorhält. Allhier ist nicht zu beschreiben/ mit was Erbarkeit diese Matron da stehet/ und einen Fuß Christi aufhebet und salbet/ auch mit ihren goldgelben Haaren denselben abtrücknet/ bey welchem dann sie auch noch eine schöne alabasterne Büchse in ihrer Schoß hält/ und mit der andern Hand/ der an Weisse der Schnee und Albaster selbst weichen müssen/ sich bereitet/ Wasser von Rosen auf die Füß ihres Erlösers zu spritzen/ deren alle Gebärden mit völliger gratia und Annehmlichkeit ausgebildet seyn; Dabey finden sich weiters auch Bediente mit gulden und silbern Geschirren/ welche die Speisen des Mahls zutragen; und neben solchen auch zween Schalksnarren in gewöhnlicher Liberey; Dieses Gemähl nun wurde von Cavallier Ridolfi copirt/ und in Flandern einer vornehmen Person übersandt. Er hatte allezeit die Reglen der Prospectiven in sehr gute Obacht genommen/ und solche überaus wol verstanden/ als dahin sich sehr viel sinnreiche Köpfe öfters bearbeitet/ aber doch das wenigste darvon gemerkt und wahrgenommen/ dann die Architectur allein zu der Auszierung dienlich/ hingegen aber denen fürnehmsten Personen/ als welche der Gemählden principalester Theil seyn/ gegeben werden muß/ damit nämlichen selbige nicht die Menge oder die Zahl der Geschicht selbst übertreffen/ welche Beobachtungen dann ein witziger Künstler in der Ubung haben/ und auf dieselbe stets ein wachendes Aug werfen soll/ welches ernennter Paulo dann sehr herrlich practiciret. Wie ein Mahler Perspectiv, Architectur und anders ordiniren solle. Nachmalen reisete er mit Herrn Hieronymo Grimano, Procurator zu S.Marco, als welcher ihme wol bekandt/ nach Rom/ weilen derselbe als ein Orator zu dem Papst gesendet worden/ damit er nicht nur allein daselbst den Päpstlichen Pracht und die Hofstatt sehe/ sondern auch als ein Mahler die Herrlichkeit der Gebäuden und die Gemählde des Raphaëls, als auch gehauene Statuen des Michaël Angelo und andere Antiche Sachen mehr zu Gesicht bekommen möchte/ welche alle er dann sehr genau betrachtet/ und gleich denenselben/ was nur darinnen verwunderlich gewesen/ nachgearbeitet/ und war dieses sonderlich an ihme sehr löblich/ daß/ so er etwas rares und künstliches gesehen/ er in wärendem Werk selbigem noch mehrere Vollkommenheit geben und zuwegen bringen können. Als er aber wieder nach Venedig gelangt/ hat man ihme meistentheils Mahlereyen in den Rahts-Saal Dieci angedingt/ allwo er dann/ zwischen Mercurio und den Frieden/ Neptunum mit seinem dreyspitzigen Scepter auf einem Meer-Roß gemacht/ als welchen Bazacco ein sonderbarer Freund und Bekandter Pauli, deme dieses Werk völlig zu fördern oblage/ angefangen; Wiederum machte er daselbst auch sehr herrliche Werk nach Verona in die Kirchen San Giorgio, nämlich in den hohen Altar den Cavalier Ginocchio, wie derselbe von denen Rahtsknechten seiner Kleider beraubet/ und ihm von den Hohenpriestern zugesprochen wird/ daß er/ nach Begehren des Käisers/ denen Göttern opfern/ und Apollo Weyrauch anzünden solte/ so er aber ausschluge/ und dabey mit beständigem Gemüt bewiese/ daß er diese Bedrohung ganz und gar nicht achtete/ dannenhero er immerzu in grosser Verwunderung seine Augen gegen Himmel erhebt/ und daselbst Mariam hinter denen drey Theologischen Tugenden/ als Jungfrauen/ stehen siehet. Paolo kommt nach Rom/ Und wieder nach Venedig. Macht unterschiedliche Werke in den Rahts-Saal zu Dieci. Und nach Verona. In Bressa mahlte er S. Afra in die ihr zu Ehren erbaute Kirche/ wie sie auf dem Scheiter-Hauffen den Marter-Palm erlangt/ und zu dero Füßen der heiligen Märterer Leiber ligen/ auch kleine Engel vom-Himmel mit Palmenzweigen und Kränzlein abfliegen/ in welchem Werk er sich dann nicht weniger Kunst-reich als Tintoret und Bassan bezeuget/ als die da in selbige Kirchen andere Gemählde gemacht. Damit wir nun aber auch von selbigen Stucken reden/ welche Veronese auf Begehren unterschiedlicher Fürsten und großer Herren gemacht/ und in welchen auch sein allgemeines Lob/ so ihme von einem jeden mitgetheilet worden/ verwahret liget/ wollen wir solche/ wie sie zu Handen gestossen/ ohne daß wir die gewisse Zeit erfahren können/ beybringen. Für Käyser Rudolpho den II. mahlte er zu Wien drey neue Inventionen von Venus und Mars. Auch wie Cefalo von Aura angestifftet/ sein eigen Weib ermordet/ und obgenennte Göttin ihre Haar mit Blumen aufbutzet/ worzu ihr die Liebe den Spiegel hält. Dem Herzog Carl aus Savojen machte er ein großes Stuck/ worinn die Königin von Saba vor den König Salomon/ mit einer herrlichen Hofstaat und viel Bedienten kommet/ so alle reiche Gaben und Geschenke tragen und mitbringen/ auch sonst eine andere von David/ welcher den hochmütigen Goliath enthauptet/ so alle beyde in der Galerie zu Turino zu sehen. Für den Herzog Wilhelm von Mantua machte er in ein Quater/ den jungen Moyses/ welchen die Tochter Pharaonis aus dem Fluß samt dem Kästlein aufhebet/ da dann dieselbe von ihrem Frauenzimmer begleitet/ und unter solchen schöne Kleidungen und seidene Stuck ausgebildet worden/ so daß es für das bäste aus allen Gemählden der Galerie zu Mantua zu halten ist. Zu Bressa der S. Afra Marter. Seine Werke zu Wien/ zu Turino, zu Mantua, Zu Artemino in dem Lust-Haus des Herzogs zu Florenz / seynd auch noch 4. Historien aus der heiligen Schrift von seiner Hand anzutreffen. Deßgleichen hat der Herzog von Modena auch 4. grosse Stuck von ihm/ deren eines in sich hält/ wie Christus von denen drey heiligen Königen angebetet wird/ so das bäste aus diesen vieren ist/ das andere aber die Hochzeit zu Cana in Galilea mit viel Frauenbildern an dem Tisch/ alle nach dem Leben/ das dritte wie Christus auf dem Berg Calvaria gehet/ und von einer großen Anzahl der Juden und Soldaten/ auch von seiner eigenen Mutter begleitet wird/ und letzlichen das vierte/ wie Maria da sitzt/ und bey derselben der Glaub/ mit dem Kelch und Creutz in der Hand/ nebenst etlichen Contrafeen voran sich befindet. Viel Ding seynd Zu Artemino, zu Modena,

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/206>, abgerufen am 17.05.2024.