Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] machet/ wie sie/ dem Schöpfer glüklich nachahmend/ die äuserliche Bildnis eines Menschen auf die Fläche bringen sollen. Bau- und Bild-künstlere vor der Sündflut: Cain, Tubalcain, Von den Künsten der ersten Welt vor der Sündflut/ ist zwar nichtes aufgeschrieben/ ausser daß Cain eine Stadt gebauet/ und Tubalcain, sein UrEnkels-UrEnkel/ ein Meister in allerhand Erz- und Eisenwerk gewesen: Woraus abzunehmen/ daß sie die Bau- und Bild-Kunst nach und nach ergriffen/ und gleichwie in Erz/ also auch in Holz und Steinen/ gekünstelt/ geschnitzelt/ gehauen und gemahlet haben. Es bezeuget auch des zweyten und Noah. Welt-Vatters Noah Kasten-Bau/ daß damals die Bau-Kunst schon sehr bekandt gewesen. Und/ wie hätten sie/ hundert Jahre Die Thurn-Bauleute nach der Sündflut/ nach der Sündflut/ zu Babel den Thurn/ dessen Spitze an den Himmel reichen sollen/ recht anlegen können/ wann sie nicht die Bau-Kunst aufs bäste verstanden/ und aus dem Noah-Kasten mitgebracht hätten. Auf diese Thurn-Bauleute folgte nachmals Nimrod, der Nimrod/der/ im Lande Sinear oder Chaldea/ die Stadt Babel/ neben noch andern dreyen/ zu bauen angefangen: welche Assur und nachmals Assur, sein Reichs-Nachfolger/ und dessen Schwieger-Tochter/ die grosse Semiramis. Königin Semiramis, so herrlich ausgebauet/ daß die Mauren zu Babel ein Kunst-Wunder-Stuck der Welt genennet worden. Kein Zweifel ist/ daß sie/ neben dem Bauen/ sich auch auf das Bilden/ die Gebäude damit aus zu zieren/ verleget: massen Diodorus von dieser Königin schreibet/ daß sie nicht allein Die erste Bilder/ unterschiedliche Thiere; sondern auch sich selbst/ samt ihrem Gemahl Nino, auch dessen Vatter und Mutter/ bilden und ausstellen lassen/ um dardurch ihr Gedächtnis den Augen der Nachwelt zu hinterlassen: welches dann auch einer von den vornehmsten Ziel-Zwecken dieser Künste ist. Es ist aber dieses nachgehends bringen den Götzendinst auf. zur Abgötterey und zum Götzendienst gedien/ da diese viere/ unter dem Namen Beli oder Saturni und Jovis, auch der Juno und Opis, von den Nachkommen/ als Götzen-Bilder/ Die Chaldeer der Bilderey Erfindere. angebetet worden. Die Chaldeer haben nachmals diesen Bilder-Dienst fortgesetzet/ und das Bild der Sonnen/ unter dem Namen Oromasda, aufgestellet: Massen auch der Laban seine eigene Teraphim und Haus-Götzen gehabt/ welche ihm seine Tochter/ die Rahel, nach Canaan entführet. Weil nun die Chaldeer Zweifels frey auf schöne Bilder/ solche in ihre Tempel zu stellen/ sich beflissen: als kan ihnen mit Recht die Bilderey-Erfindung zugeschrieben werden. Die Egypter trieben diesen Bilder-Dienst gleichsam mit den Chaldeern in die Wette/ und machten ihren Mizraim und Nimrod, samt dessen Schwester und Sohne/ zu Göttern/ unter dem Namen Typhon, Osiris, Isis und Orus, die zwey mittlere zu Sonn und Mond machend: wiewol sie hierbey auch die Thiere/ sonderlich einen Ochsen/ und die[Spaltenumbruch] Die Egyptier haben anfangs nichts künstliches gebildet. Pflantzen angebetet. Daß sie aber anfangs viel Fleiß auf die Bilderey-Kunst gewendet/ ist nicht zu glauben. Wie dann aus Laurentii Pignorii, eines Paduaners/ Characteribus Aegyptiis zu ersehen/ daß sie mehr monstrose unformliche und langseitige/ als künstliche Bilder erfunden/ und ihre Mahlerey in bloßen/ plumpen/ wunderseltsamen Strichwerken bestanden/ der jenigen gleichend/ die man heutiges Tages Grottesche nennet. Sie mögen ja nach der Zeit die Kunst bässer begriffen haben/ wie dann Diodorus das uralte Begräbnis des Königs Simandio rühmet/ deme die folgende Könige mit ihren Pyramiden/ und herrlichen Tempeln/ nachgeahmet: wiewol jene von den Scribenten insana opera, grosse unvernünftige Gebäude/ genennet worden. Weil das Israelitische Volck in Egypten bey dem Bilder-Dienste sich eine lange Zeit befunden/ als hat ihnen GOtt/ gleich nach ihrem Auszug aus Egypten/ mit seiner Donner-Stimme vom Berg Sinai/ ernstlich verbotten/ daß sie kein Bild machen solten/ dasselbe Israelitische Bild-Künstler: anzubeten. Sie haben aber gleichwol/ nicht lang hernach/ in selbiger Wüsten/ ein güldenes Kalb/ nach dem Gleichnis des Egyptischen Götzen-Ochsens Apis oder Serapis, Aaron,aufgestellet/ welches Aaron erstlich mit einem Griffel entworfen/ oder gezeichnet/ und hernach gegossen. Daß aber GOtt ihnen nicht eben das Bilden und Mahlen/ sondern allein dessen Mißbrauch/ das Anbeten der Bilder/ verbotten habe/ erscheinet daraus/ weil er den Bezaleel und Ahaliab. Bezaleel, Ahaliab und andere Weisen (wie er selbst zu Mose diese Wort gebrauchet/) mit seinem Geist/ mit Weißheit/ Verstand und Erkäntnis erfüllet/ künstlich zu arbeiten am Golde/ Silber und Ertz/ Steine zu schneiden/ am Holze zu zimmern/ daß die Stifts-Hütte/ die Bunds-Lade mit ihren beyden Cherubim, samt anderm Geräthe/ durch sie möchte verfärtiget werden. Von den Egyptern und Orientalischen Völckern haben nachmals die Griechen diese Künste erlernet/ und solche zu mehrer perfection erhoben: Wie dann der Poeten Fürst Homerus, mit seinem Schreib-Griffel/ den Schild Achillis mehr ausgemahlet/ als beschrieben/ woraus abzunehmen/ daß dazumahl/ nämlich Anno Mundi 3000. die Sculptura und Mahlerey-Kunst schon in ihrer Vollkommenheit gewesen. Gyges Lydius in Egypten thäte die erste Zeichnung/ Nach der Aussage Plinii, lib. 35. ist Gyges Lydius in Egypten der erste gewesen/ der ein Bild gezeichnet. Er soll hierzu veranlasset worden seyn/ als er/ beym Feuer stehend/ seinen Schatten ersehen: da er dann/ mit einer Kohle/ an der Wand sich selber abgerissen. Also haben auch andere von dem Schatten derer/ so in der Sonne stunden/ die äuserste Linien abgezeichnet/ wie Quintilianus schreibet/ und das/ mit Lit. B. bezeichnete und hie beygefügte/ Kupferblat weiset. Solche waren deme andere gefolgt/ Philocles der Egypter/ die Corinther Cleanthes und Ardices, und Telephanes der [Spaltenumbruch] machet/ wie sie/ dem Schöpfer glüklich nachahmend/ die äuserliche Bildnis eines Menschen auf die Fläche bringen sollen. Bau- und Bild-künstlere vor der Sündflut: Cain, Tubalcain, Von den Künsten der ersten Welt vor der Sündflut/ ist zwar nichtes aufgeschrieben/ ausser daß Cain eine Stadt gebauet/ und Tubalcain, sein UrEnkels-UrEnkel/ ein Meister in allerhand Erz- und Eisenwerk gewesen: Woraus abzunehmen/ daß sie die Bau- und Bild-Kunst nach und nach ergriffen/ und gleichwie in Erz/ also auch in Holz und Steinen/ gekünstelt/ geschnitzelt/ gehauen und gemahlet haben. Es bezeuget auch des zweyten und Noah. Welt-Vatters Noah Kasten-Bau/ daß damals die Bau-Kunst schon sehr bekandt gewesen. Und/ wie hätten sie/ hundert Jahre Die Thurn-Bauleute nach der Sündflut/ nach der Sündflut/ zu Babel den Thurn/ dessen Spitze an den Himmel reichen sollen/ recht anlegen können/ wann sie nicht die Bau-Kunst aufs bäste verstanden/ und aus dem Noah-Kasten mitgebracht hätten. Auf diese Thurn-Bauleute folgte nachmals Nimrod, der Nimrod/der/ im Lande Sinear oder Chaldea/ die Stadt Babel/ neben noch andern dreyen/ zu bauen angefangen: welche Assur und nachmals Assur, sein Reichs-Nachfolger/ und dessen Schwieger-Tochter/ die grosse Semiramis. Königin Semiramis, so herrlich ausgebauet/ daß die Mauren zu Babel ein Kunst-Wunder-Stuck der Welt genennet worden. Kein Zweifel ist/ daß sie/ neben dem Bauen/ sich auch auf das Bilden/ die Gebäude damit aus zu zieren/ verleget: massen Diodorus von dieser Königin schreibet/ daß sie nicht allein Die erste Bilder/ unterschiedliche Thiere; sondern auch sich selbst/ samt ihrem Gemahl Nino, auch dessen Vatter und Mutter/ bilden und ausstellen lassen/ um dardurch ihr Gedächtnis den Augen der Nachwelt zu hinterlassen: welches dann auch einer von den vornehmsten Ziel-Zwecken dieser Künste ist. Es ist aber dieses nachgehends bringen den Götzendinst auf. zur Abgötterey und zum Götzendienst gedien/ da diese viere/ unter dem Namen Beli oder Saturni und Jovis, auch der Juno und Opis, von den Nachkommen/ als Götzen-Bilder/ Die Chaldeer der Bilderey Erfindere. angebetet worden. Die Chaldeer haben nachmals diesen Bilder-Dienst fortgesetzet/ und das Bild der Sonnen/ unter dem Namen Oromasda, aufgestellet: Massen auch der Laban seine eigene Teraphim und Haus-Götzen gehabt/ welche ihm seine Tochter/ die Rahel, nach Canaan entführet. Weil nun die Chaldeer Zweifels frey auf schöne Bilder/ solche in ihre Tempel zu stellen/ sich beflissen: als kan ihnen mit Recht die Bilderey-Erfindung zugeschrieben werden. Die Egypter trieben diesen Bilder-Dienst gleichsam mit den Chaldeern in die Wette/ und machten ihren Mizraim und Nimrod, samt dessen Schwester und Sohne/ zu Göttern/ unter dem Namen Typhon, Osiris, Isis und Orus, die zwey mittlere zu Sonn und Mond machend: wiewol sie hierbey auch die Thiere/ sonderlich einen Ochsen/ und die[Spaltenumbruch] Die Egyptier haben anfangs nichts künstliches gebildet. Pflantzen angebetet. Daß sie aber anfangs viel Fleiß auf die Bilderey-Kunst gewendet/ ist nicht zu glauben. Wie dann aus Laurentii Pignorii, eines Paduaners/ Characteribus Aegyptiis zu ersehen/ daß sie mehr monstrose unformliche und langseitige/ als künstliche Bilder erfunden/ und ihre Mahlerey in bloßen/ plumpen/ wunderseltsamen Strichwerken bestanden/ der jenigen gleichend/ die man heutiges Tages Grottesche nennet. Sie mögen ja nach der Zeit die Kunst bässer begriffen haben/ wie dann Diodorus das uralte Begräbnis des Königs Simandio rühmet/ deme die folgende Könige mit ihren Pyramiden/ und herrlichen Tempeln/ nachgeahmet: wiewol jene von den Scribenten insana opera, grosse unvernünftige Gebäude/ genennet worden. Weil das Israelitische Volck in Egypten bey dem Bilder-Dienste sich eine lange Zeit befunden/ als hat ihnen GOtt/ gleich nach ihrem Auszug aus Egypten/ mit seiner Donner-Stimme vom Berg Sinai/ ernstlich verbotten/ daß sie kein Bild machen solten/ dasselbe Israelitische Bild-Künstler: anzubeten. Sie haben aber gleichwol/ nicht lang hernach/ in selbiger Wüsten/ ein güldenes Kalb/ nach dem Gleichnis des Egyptischen Götzen-Ochsens Apis oder Serapis, Aaron,aufgestellet/ welches Aaron erstlich mit einem Griffel entworfen/ oder gezeichnet/ und hernach gegossen. Daß aber GOtt ihnen nicht eben das Bilden und Mahlen/ sondern allein dessen Mißbrauch/ das Anbeten der Bilder/ verbotten habe/ erscheinet daraus/ weil er den Bezaleel und Ahaliab. Bezaleel, Ahaliab und andere Weisen (wie er selbst zu Mose diese Wort gebrauchet/) mit seinem Geist/ mit Weißheit/ Verstand und Erkäntnis erfüllet/ künstlich zu arbeiten am Golde/ Silber und Ertz/ Steine zu schneiden/ am Holze zu zimmern/ daß die Stifts-Hütte/ die Bunds-Lade mit ihren beyden Cherubim, samt anderm Geräthe/ durch sie möchte verfärtiget werden. Von den Egyptern und Orientalischen Völckern haben nachmals die Griechen diese Künste erlernet/ und solche zu mehrer perfection erhoben: Wie dann der Poëten Fürst Homerus, mit seinem Schreib-Griffel/ den Schild Achillis mehr ausgemahlet/ als beschrieben/ woraus abzunehmen/ daß dazumahl/ nämlich Anno Mundi 3000. die Sculptura und Mahlerey-Kunst schon in ihrer Vollkommenheit gewesen. Gyges Lydius in Egypten thäte die erste Zeichnung/ Nach der Aussage Plinii, lib. 35. ist Gyges Lydius in Egypten der erste gewesen/ der ein Bild gezeichnet. Er soll hierzu veranlasset worden seyn/ als er/ beym Feuer stehend/ seinen Schatten ersehen: da er dann/ mit einer Kohle/ an der Wand sich selber abgerissen. Also haben auch andere von dem Schatten derer/ so in der Sonne stunden/ die äuserste Linien abgezeichnet/ wie Quintilianus schreibet/ und das/ mit Lit. B. bezeichnete und hie beygefügte/ Kupferblat weiset. 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Sie haben aber gleichwol/ nicht lang hernach/ in selbiger Wüsten/ ein güldenes Kalb/ nach dem Gleichnis des Egyptischen Götzen-Ochsens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName></hi> oder <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-107 http://d-nb.info/gnd/118642227 http://viaf.org/viaf/805519">Serapis</persName>,</hi> <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-108 http://d-nb.info/gnd/118500031 http://viaf.org/viaf/59875065">Aaron</persName>,</hi></note>aufgestellet/ welches <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-108 http://d-nb.info/gnd/118500031 http://viaf.org/viaf/59875065">Aaron</persName></hi> erstlich mit einem Griffel entworfen/ oder gezeichnet/ und hernach gegossen. Daß aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> ihnen nicht eben das Bilden und Mahlen/ sondern allein dessen Mißbrauch/ das Anbeten der Bilder/ verbotten habe/ erscheinet daraus/ weil er den <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Bezaleel</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4138">Ahaliab</persName></hi>.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Bezaleel</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4138">Ahaliab</persName></hi> und andere Weisen (wie er selbst zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-16 http://d-nb.info/gnd/118641190 http://viaf.org/viaf/805492">Mose</persName> diese Wort gebrauchet/) mit seinem Geist/ mit Weißheit/ Verstand und Erkäntnis erfüllet/ künstlich zu arbeiten am Golde/ Silber und Ertz/ Steine zu schneiden/ am Holze zu zimmern/ daß die Stifts-Hütte/ die Bunds-Lade mit ihren beyden <hi rendition="#aq">Cherubim,</hi> samt anderm Geräthe/ durch sie möchte verfärtiget werden. Von den Egyptern und <hi rendition="#aq">Orientali</hi>schen Völckern haben nachmals die Griechen diese Künste erlernet/ und solche zu mehrer <hi rendition="#aq">perfection</hi> erhoben: Wie dann der <hi rendition="#aq">Poët</hi>en Fürst <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName>,</hi> mit seinem Schreib-Griffel/ den Schild <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-110 http://d-nb.info/gnd/118500384 http://viaf.org/viaf/76551205">Achillis</persName></hi> mehr ausgemahlet/ als beschrieben/ woraus abzunehmen/ daß dazumahl/ nämlich <hi rendition="#aq">Anno Mundi</hi> 3000. die <hi rendition="#aq">Sculptura</hi> und Mahlerey-Kunst schon in ihrer Vollkommenheit gewesen.</p> <p xml:id="p0199.5"><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-232">Gyges Lydius</persName></hi> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7014986">Egypten</placeName> thäte die erste Zeichnung/</note> Nach der Aussage <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinii</persName>, lib.</hi> 35.</ref></bibl> ist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-232">Gyges Lydius</persName></hi> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7014986">Egypten</placeName> der erste gewesen/ der ein Bild gezeichnet. Er soll hierzu veranlasset worden seyn/ als er/ beym Feuer stehend/ seinen Schatten ersehen: da er dann/ mit einer Kohle/ an der Wand sich selber abgerissen. <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-458">Also haben auch andere von dem Schatten derer/ so in der Sonne stunden/ die äuserste Linien abgezeichnet/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-130 http://d-nb.info/gnd/118597396 http://viaf.org/viaf/34451872">Quintilianus</persName></hi> schreibet/ und <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/200#figure-0200.1">das/ mit <hi rendition="#aq">Lit. B</hi>. bezeichnete und hie beygefügte/ Kupferblat</ref> weiset.</name> Solche waren <note place="right">deme andere gefolgt/</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-233">Philocles</persName></hi> der Egypter/ die Corinther <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4600 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500123623 http://viaf.org/viaf/96594088">Cleanthes</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4582">Ardices</persName>,</hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-234">Telephanes</persName></hi> der </p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [[II, Vorrede, S. 2]/0004]
machet/ wie sie/ dem Schöpfer glüklich nachahmend/ die äuserliche Bildnis eines Menschen auf die Fläche bringen sollen.
Von den Künsten der ersten Welt vor der Sündflut/ ist zwar nichtes aufgeschrieben/ ausser daß Cain eine Stadt gebauet/ und Tubalcain, sein UrEnkels-UrEnkel/ ein Meister in allerhand Erz- und Eisenwerk gewesen: Woraus abzunehmen/ daß sie die Bau- und Bild-Kunst nach und nach ergriffen/ und gleichwie in Erz/ also auch in Holz und Steinen/ gekünstelt/ geschnitzelt/ gehauen und gemahlet haben. Es bezeuget auch des zweyten Welt-Vatters Noah Kasten-Bau/ daß damals die Bau-Kunst schon sehr bekandt gewesen. Und/ wie hätten sie/ hundert Jahre nach der Sündflut/ zu Babel den Thurn/ dessen Spitze an den Himmel reichen sollen/ recht anlegen können/ wann sie nicht die Bau-Kunst aufs bäste verstanden/ und aus dem Noah-Kasten mitgebracht hätten.
Bau- und Bild-künstlere vor der Sündflut: Cain, Tubalcain,
und Noah.
Die Thurn-Bauleute nach der Sündflut/ Auf diese Thurn-Bauleute folgte nachmals der Nimrod/der/ im Lande Sinear oder Chaldea/ die Stadt Babel/ neben noch andern dreyen/ zu bauen angefangen: welche nachmals Assur, sein Reichs-Nachfolger/ und dessen Schwieger-Tochter/ die grosse Königin Semiramis, so herrlich ausgebauet/ daß die Mauren zu Babel ein Kunst-Wunder-Stuck der Welt genennet worden. Kein Zweifel ist/ daß sie/ neben dem Bauen/ sich auch auf das Bilden/ die Gebäude damit aus zu zieren/ verleget: massen Diodorus von dieser Königin schreibet/ daß sie nicht allein unterschiedliche Thiere; sondern auch sich selbst/ samt ihrem Gemahl Nino, auch dessen Vatter und Mutter/ bilden und ausstellen lassen/ um dardurch ihr Gedächtnis den Augen der Nachwelt zu hinterlassen: welches dann auch einer von den vornehmsten Ziel-Zwecken dieser Künste ist. Es ist aber dieses nachgehends zur Abgötterey und zum Götzendienst gedien/ da diese viere/ unter dem Namen Beli oder Saturni und Jovis, auch der Juno und Opis, von den Nachkommen/ als Götzen-Bilder/ angebetet worden. Die Chaldeer haben nachmals diesen Bilder-Dienst fortgesetzet/ und das Bild der Sonnen/ unter dem Namen Oromasda, aufgestellet: Massen auch der Laban seine eigene Teraphim und Haus-Götzen gehabt/ welche ihm seine Tochter/ die Rahel, nach Canaan entführet. Weil nun die Chaldeer Zweifels frey auf schöne Bilder/ solche in ihre Tempel zu stellen/ sich beflissen: als kan ihnen mit Recht die Bilderey-Erfindung zugeschrieben werden.
Nimrod,
Assur und
Semiramis.
Die erste Bilder/
bringen den Götzendinst auf.
Die Chaldeer der Bilderey Erfindere. Die Egypter trieben diesen Bilder-Dienst gleichsam mit den Chaldeern in die Wette/ und machten ihren Mizraim und Nimrod, samt dessen Schwester und Sohne/ zu Göttern/ unter dem Namen Typhon, Osiris, Isis und Orus, die zwey mittlere zu Sonn und Mond machend: wiewol sie hierbey auch die Thiere/ sonderlich einen Ochsen/ und die
Pflantzen angebetet. Daß sie aber anfangs viel Fleiß auf die Bilderey-Kunst gewendet/ ist nicht zu glauben. Wie dann aus Laurentii Pignorii, eines Paduaners/ Characteribus Aegyptiis zu ersehen/ daß sie mehr monstrose unformliche und langseitige/ als künstliche Bilder erfunden/ und ihre Mahlerey in bloßen/ plumpen/ wunderseltsamen Strichwerken bestanden/ der jenigen gleichend/ die man heutiges Tages Grottesche nennet. Sie mögen ja nach der Zeit die Kunst bässer begriffen haben/ wie dann Diodorus das uralte Begräbnis des Königs Simandio rühmet/ deme die folgende Könige mit ihren Pyramiden/ und herrlichen Tempeln/ nachgeahmet: wiewol jene von den Scribenten insana opera, grosse unvernünftige Gebäude/ genennet worden.
Die Egyptier haben anfangs nichts künstliches gebildet. Weil das Israelitische Volck in Egypten bey dem Bilder-Dienste sich eine lange Zeit befunden/ als hat ihnen GOtt/ gleich nach ihrem Auszug aus Egypten/ mit seiner Donner-Stimme vom Berg Sinai/ ernstlich verbotten/ daß sie kein Bild machen solten/ dasselbe anzubeten. Sie haben aber gleichwol/ nicht lang hernach/ in selbiger Wüsten/ ein güldenes Kalb/ nach dem Gleichnis des Egyptischen Götzen-Ochsens Apis oder Serapis, aufgestellet/ welches Aaron erstlich mit einem Griffel entworfen/ oder gezeichnet/ und hernach gegossen. Daß aber GOtt ihnen nicht eben das Bilden und Mahlen/ sondern allein dessen Mißbrauch/ das Anbeten der Bilder/ verbotten habe/ erscheinet daraus/ weil er den Bezaleel, Ahaliab und andere Weisen (wie er selbst zu Mose diese Wort gebrauchet/) mit seinem Geist/ mit Weißheit/ Verstand und Erkäntnis erfüllet/ künstlich zu arbeiten am Golde/ Silber und Ertz/ Steine zu schneiden/ am Holze zu zimmern/ daß die Stifts-Hütte/ die Bunds-Lade mit ihren beyden Cherubim, samt anderm Geräthe/ durch sie möchte verfärtiget werden. Von den Egyptern und Orientalischen Völckern haben nachmals die Griechen diese Künste erlernet/ und solche zu mehrer perfection erhoben: Wie dann der Poëten Fürst Homerus, mit seinem Schreib-Griffel/ den Schild Achillis mehr ausgemahlet/ als beschrieben/ woraus abzunehmen/ daß dazumahl/ nämlich Anno Mundi 3000. die Sculptura und Mahlerey-Kunst schon in ihrer Vollkommenheit gewesen.
Israelitische Bild-Künstler:
Aaron,
Bezaleel und Ahaliab. Nach der Aussage Plinii, lib. 35. ist Gyges Lydius in Egypten der erste gewesen/ der ein Bild gezeichnet. Er soll hierzu veranlasset worden seyn/ als er/ beym Feuer stehend/ seinen Schatten ersehen: da er dann/ mit einer Kohle/ an der Wand sich selber abgerissen. Also haben auch andere von dem Schatten derer/ so in der Sonne stunden/ die äuserste Linien abgezeichnet/ wie Quintilianus schreibet/ und das/ mit Lit. B. bezeichnete und hie beygefügte/ Kupferblat weiset. Solche waren Philocles der Egypter/ die Corinther Cleanthes und Ardices, und Telephanes der
Gyges Lydius in Egypten thäte die erste Zeichnung/
deme andere gefolgt/
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