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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Lehrmeistere Fleiß und Treu/ auch unverdroßener Arbeit/ zu sagen schuldig seyn/ abgestattet/ und also die Nach-Welt ein ewig Denkmal für Augen haben möge.

Warum der Author Griechische und Welsche Künstlere auf diese Teutsche Academi bringe. Indem wir aber bißher unterschiedliche fürtrefliche Alte Mahlere und Bildhauere/ auf unsrer Academi, haben peroriren/ oder vielmehr denselben/ nach dem Tod/ eine Teutsche Feder parentiren hören/ möchte wol der naßweise Meister Klügling sich mit seinem Gift daran machen/ und meine gute intention, mit seinem unnützen Lästermaul/ zu beschmitzen unterstehen/vorgebend/ daß in diesem Buch lauter Griechische und Romanische/ in zukünftigem lauter Italienische Künstlere aufgestellet würden/ und demnach dieses Werk nicht eine Teutsche; sondern Griechische/ Romanische/ oder Italienische Academie zu nennen seye. Deme geb ich aber zur Antwort/ daß/ gleichwie Ingolstadt/ Leipzig/ Franecker/ darum keine Französische oder Welsche Academie würde genennet werden/ weil darauf ein Welscher oder Französischer Doctor docirte/ noch weniger darum/ weil des Aristoteles oder Platons Bücher darauf gebrauchet werden/ eben wie Orleanz, Paris, Bononien/ wegen eines Teutschen Professoris, oder darauf üblichen Authoris, keine Teütsche Universität könte benamet werden: Also gehe auch meiner Teutschen Academi, und derselben titel nichts ab/ wann ich Antiche ausländische Lehrer darinn aufführe/ weilen dieselbe/ und ihre Werke/ aller modernen Mahlere/ wie Aristoteles aller Philosophen/ Lehrmeistere seyn/ uns allen zur rühmlichen Nachfolge/ daß wir/ gleichwie sie/ uns keinen Fleiß noch Müh dauren lassen/ diese edle Künsten/ je länger/ je mehr/ zur Vollkommenheit zu bringen. So dann sind auch die fürnehmsten/ in ihren Contrefäten (welche ich mit großer Sorgfalt aus alten Statuen und Medaglien nachgezeichnet) allen Teutschen vorgestellet/ als vollkommene Abriße der allerbästen Zeichnung/ damit sie auch hierinn in der Antichen Fußtappen tretten/ und nach gleicher Zierlichkeit trachten möchten. Aus welcher Ursach ich dann auch hiebey Etliche andere Poeten und Weisen als noch etlicher anderer fürnehmen alten Philosophen/ Poeten und Weißen Contrefäte/ dem Antiquität-liebenden Leser/ aus guter Wolmeinung/ so gut/ als wann er die alte Statuen und Zeichnungen zu Rom selbst sehe/ communiciren/ und damit dieses Buch beschliesen will. Demnach so ist in der Kupferblatten/ mit Lit. E. bezeichnet/ zu finden/ der Kunst- und Künstler-liebende Mecoenas, bey den diese Uberschrift sich nicht uneben schicken solte:

Mecoenas. MEcoenas ehret die/ so Kunst und Tu-
gend zieret/

und führt durch diese Gunst viel schöne
Künsten ein.

Die Musen machen Freund: Wer nur was
rechts studiret/

der findt noch allezeit die ihme günstig
seyn.

In der Kupferblatten/ mit Lit. H. bezeichnet/ sind nachfolgende sechs berühmte Männer gebildet/[Spaltenumbruch] als der erste Poet Homerus, mit dieser Uberschrift:

Homerus. OB schon der erst Poet Homerus blind ge-
wesen/

so ware doch sein Geist mit hellem Liecht
geziert:

Drum sagen alle/ die desselben Schriften le-
sen/

daß dieser blinde Mann viel Sehende ge-
führt.

Der immer-weinende Heraclitus, auf den nachfolgendes gedichtet:

Heraclitus. HEraclitus beweint das Wesen dieser Er-
den;

weil alles/ was darinn/ erfüllet ist mit Leid.
Es zeugt zwar auch die Schrift von diesen
Welt-Beschwerden/

doch gönnt uns GOtt darbey jemals ein
Stündlein Freud.

Der fürtrefliche Arzt Hippocrates, mit diesen Zeilen:

Hippocrates. WIe hoch Hippocrates mit seiner Kunst
gekommen/

das weiß der Aerzte Schul: Er lebte lan-
ge Zeit/

und hat nach seinem Tod sein Lob noch zuge-
nommen:

O Mensch/ dein bäster Arzt ist kluge Mä-
sigkeit.

Der weise Socrates, mit dieser Beyschrift.

Socrates. WIe klug auch Socrates in seinem Geist
gewesen/

hat ihm Xantippe doch viel Leidens zuge-
richt:

Er stirbt/ um eine Red/ durch Gift/ wie man
kan lesen.

So kan der Klügste oft sich selber helfen
nicht.

Der fürtrefliche Griechische Tragoedien-Schreiber Sophocles, mit diesem Denk-Spruch.

Sophocles DEr weise Sophocles hat jederman ergöz-
zet

mit seiner Lieblichkeit; Er schrieb und spiel-
te viel:

Der so viel Trauer-Spiel der Nach-Welt
aufgesetzet/

stirbt schnell für Freud/ und wird auch selbst
ein Trauer-Spiel.

Der unvergleichliche Redner Demosthenes, auf den folgendes gerichtet:

Demosthenes. DEmosthenes wird hoch durch Redner-
Kunst erhoben/

doch hat er sich auch selbst geredet in den
Tod.

[Spaltenumbruch] Lehrmeistere Fleiß und Treu/ auch unverdroßener Arbeit/ zu sagen schuldig seyn/ abgestattet/ und also die Nach-Welt ein ewig Denkmal für Augen haben möge.

Warum der Author Griechische und Welsche Künstlere auf diese Teutsche Academi bringe. Indem wir aber bißher unterschiedliche fürtrefliche Alte Mahlere und Bildhauere/ auf unsrer Academi, haben peroriren/ oder vielmehr denselben/ nach dem Tod/ eine Teutsche Feder parentiren hören/ möchte wol der naßweise Meister Klügling sich mit seinem Gift daran machen/ und meine gute intention, mit seinem unnützen Lästermaul/ zu beschmitzen unterstehen/vorgebend/ daß in diesem Buch lauter Griechische und Romanische/ in zukünftigem lauter Italienische Künstlere aufgestellet würden/ und demnach dieses Werk nicht eine Teutsche; sondern Griechische/ Romanische/ oder Italienische Academie zu nennen seye. Deme geb ich aber zur Antwort/ daß/ gleichwie Ingolstadt/ Leipzig/ Franecker/ darum keine Französische oder Welsche Academie würde genennet werden/ weil darauf ein Welscher oder Französischer Doctor docirte/ noch weniger darum/ weil des Aristoteles oder Platons Bücher darauf gebrauchet werden/ eben wie Orleanz, Paris, Bononien/ wegen eines Teutschen Professoris, oder darauf üblichen Authoris, keine Teütsche Universität könte benamet werden: Also gehe auch meiner Teutschen Academi, und derselben titel nichts ab/ wann ich Antiche ausländische Lehrer darinn aufführe/ weilen dieselbe/ und ihre Werke/ aller modernen Mahlere/ wie Aristoteles aller Philosophen/ Lehrmeistere seyn/ uns allen zur rühmlichen Nachfolge/ daß wir/ gleichwie sie/ uns keinen Fleiß noch Müh dauren lassen/ diese edle Künsten/ je länger/ je mehr/ zur Vollkommenheit zu bringen. So dann sind auch die fürnehmsten/ in ihren Contrefäten (welche ich mit großer Sorgfalt aus alten Statuen und Medaglien nachgezeichnet) allen Teutschen vorgestellet/ als vollkommene Abriße der allerbästen Zeichnung/ damit sie auch hierinn in der Antichen Fußtappen tretten/ und nach gleicher Zierlichkeit trachten möchten. Aus welcher Ursach ich dann auch hiebey Etliche andere Poëten und Weisen als noch etlicher anderer fürnehmen alten Philosophen/ Poëten und Weißen Contrefäte/ dem Antiquität-liebenden Leser/ aus guter Wolmeinung/ so gut/ als wann er die alte Statuen und Zeichnungen zu Rom selbst sehe/ communiciren/ und damit dieses Buch beschliesen will. Demnach so ist in der Kupferblatten/ mit Lit. E. bezeichnet/ zu finden/ der Kunst- und Künstler-liebende Mecoenas, bey den diese Uberschrift sich nicht uneben schicken solte:

Mecoenas. MEcoenas ehret die/ so Kunst und Tu-
gend zieret/

und führt durch diese Gunst viel schöne
Künsten ein.

Die Musen machen Freund: Wer nur was
rechts studiret/

der findt noch allezeit die ihme günstig
seyn.

In der Kupferblatten/ mit Lit. H. bezeichnet/ sind nachfolgende sechs berühmte Männer gebildet/[Spaltenumbruch] als der erste Poët Homerus, mit dieser Uberschrift:

Homerus. OB schon der erst Poët Homerus blind ge-
wesen/

so ware doch sein Geist mit hellem Liecht
geziert:

Drum sagen alle/ die desselben Schriften le-
sen/

daß dieser blinde Mann viel Sehende ge-
führt.

Der immer-weinende Heraclitus, auf den nachfolgendes gedichtet:

Heraclitus. HEraclitus beweint das Wesen dieser Er-
den;

weil alles/ was darinn/ erfüllet ist mit Leid.
Es zeugt zwar auch die Schrift von diesen
Welt-Beschwerden/

doch gönnt uns GOtt darbey jemals ein
Stündlein Freud.

Der fürtrefliche Arzt Hippocrates, mit diesen Zeilen:

Hippocrates. WIe hoch Hippocrates mit seiner Kunst
gekommen/

das weiß der Aerzte Schul: Er lebte lan-
ge Zeit/

und hat nach seinem Tod sein Lob noch zuge-
nommen:

O Mensch/ dein bäster Arzt ist kluge Mä-
sigkeit.

Der weise Socrates, mit dieser Beyschrift.

Socrates. WIe klug auch Socrates in seinem Geist
gewesen/

hat ihm Xantippe doch viel Leidens zuge-
richt:

Er stirbt/ um eine Red/ durch Gift/ wie man
kan lesen.

So kan der Klügste oft sich selber helfen
nicht.

Der fürtrefliche Griechische Tragoedien-Schreiber Sophocles, mit diesem Denk-Spruch.

Sophocles DEr weise Sophocles hat jederman ergöz-
zet

mit seiner Lieblichkeit; Er schrieb und spiel-
te viel:

Der so viel Trauer-Spiel der Nach-Welt
aufgesetzet/

stirbt schnell für Freud/ und wird auch selbst
ein Trauer-Spiel.

Der unvergleichliche Redner Demosthenes, auf den folgendes gerichtet:

Demosthenes. DEmosthenes wird hoch durch Redner-
Kunst erhoben/

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Tod.

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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 51]/0067] Lehrmeistere Fleiß und Treu/ auch unverdroßener Arbeit/ zu sagen schuldig seyn/ abgestattet/ und also die Nach-Welt ein ewig Denkmal für Augen haben möge. Indem wir aber bißher unterschiedliche fürtrefliche Alte Mahlere und Bildhauere/ auf unsrer Academi, haben peroriren/ oder vielmehr denselben/ nach dem Tod/ eine Teutsche Feder parentiren hören/ möchte wol der naßweise Meister Klügling sich mit seinem Gift daran machen/ und meine gute intention, mit seinem unnützen Lästermaul/ zu beschmitzen unterstehen/vorgebend/ daß in diesem Buch lauter Griechische und Romanische/ in zukünftigem lauter Italienische Künstlere aufgestellet würden/ und demnach dieses Werk nicht eine Teutsche; sondern Griechische/ Romanische/ oder Italienische Academie zu nennen seye. Deme geb ich aber zur Antwort/ daß/ gleichwie Ingolstadt/ Leipzig/ Franecker/ darum keine Französische oder Welsche Academie würde genennet werden/ weil darauf ein Welscher oder Französischer Doctor docirte/ noch weniger darum/ weil des Aristoteles oder Platons Bücher darauf gebrauchet werden/ eben wie Orleanz, Paris, Bononien/ wegen eines Teutschen Professoris, oder darauf üblichen Authoris, keine Teütsche Universität könte benamet werden: Also gehe auch meiner Teutschen Academi, und derselben titel nichts ab/ wann ich Antiche ausländische Lehrer darinn aufführe/ weilen dieselbe/ und ihre Werke/ aller modernen Mahlere/ wie Aristoteles aller Philosophen/ Lehrmeistere seyn/ uns allen zur rühmlichen Nachfolge/ daß wir/ gleichwie sie/ uns keinen Fleiß noch Müh dauren lassen/ diese edle Künsten/ je länger/ je mehr/ zur Vollkommenheit zu bringen. So dann sind auch die fürnehmsten/ in ihren Contrefäten (welche ich mit großer Sorgfalt aus alten Statuen und Medaglien nachgezeichnet) allen Teutschen vorgestellet/ als vollkommene Abriße der allerbästen Zeichnung/ damit sie auch hierinn in der Antichen Fußtappen tretten/ und nach gleicher Zierlichkeit trachten möchten. Aus welcher Ursach ich dann auch hiebey noch etlicher anderer fürnehmen alten Philosophen/ Poëten und Weißen Contrefäte/ dem Antiquität-liebenden Leser/ aus guter Wolmeinung/ so gut/ als wann er die alte Statuen und Zeichnungen zu Rom selbst sehe/ communiciren/ und damit dieses Buch beschliesen will. Demnach so ist in der Kupferblatten/ mit Lit. E. bezeichnet/ zu finden/ der Kunst- und Künstler-liebende Mecoenas, bey den diese Uberschrift sich nicht uneben schicken solte: Warum der Author Griechische und Welsche Künstlere auf diese Teutsche Academi bringe. Etliche andere Poëten und Weisen als Mecoenas. MEcoenas ehret die/ so Kunst und Tu- gend zieret/ und führt durch diese Gunst viel schöne Künsten ein. Die Musen machen Freund: Wer nur was rechts studiret/ der findt noch allezeit die ihme günstig seyn. In der Kupferblatten/ mit Lit. H. bezeichnet/ sind nachfolgende sechs berühmte Männer gebildet/ als der erste Poët Homerus, mit dieser Uberschrift: OB schon der erst Poët Homerus blind ge- wesen/ so ware doch sein Geist mit hellem Liecht geziert: Drum sagen alle/ die desselben Schriften le- sen/ daß dieser blinde Mann viel Sehende ge- führt. Der immer-weinende Heraclitus, auf den nachfolgendes gedichtet: HEraclitus beweint das Wesen dieser Er- den; weil alles/ was darinn/ erfüllet ist mit Leid. Es zeugt zwar auch die Schrift von diesen Welt-Beschwerden/ doch gönnt uns GOtt darbey jemals ein Stündlein Freud. Der fürtrefliche Arzt Hippocrates, mit diesen Zeilen: WIe hoch Hippocrates mit seiner Kunst gekommen/ das weiß der Aerzte Schul: Er lebte lan- ge Zeit/ und hat nach seinem Tod sein Lob noch zuge- nommen: O Mensch/ dein bäster Arzt ist kluge Mä- sigkeit. Der weise Socrates, mit dieser Beyschrift. WIe klug auch Socrates in seinem Geist gewesen/ hat ihm Xantippe doch viel Leidens zuge- richt: Er stirbt/ um eine Red/ durch Gift/ wie man kan lesen. So kan der Klügste oft sich selber helfen nicht. Der fürtrefliche Griechische Tragoedien-Schreiber Sophocles, mit diesem Denk-Spruch. DEr weise Sophocles hat jederman ergöz- zet mit seiner Lieblichkeit; Er schrieb und spiel- te viel: Der so viel Trauer-Spiel der Nach-Welt aufgesetzet/ stirbt schnell für Freud/ und wird auch selbst ein Trauer-Spiel. Der unvergleichliche Redner Demosthenes, auf den folgendes gerichtet: DEmosthenes wird hoch durch Redner- Kunst erhoben/ doch hat er sich auch selbst geredet in den Tod.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/67>, abgerufen am 27.11.2024.