Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Werke zeugen kan: Indem aber seine Kunst noch täglich durch die langwürige Erfahrung steiget/ und er in der bästen Zeit seines Lebens auch begierig ist/ sich je länger je mehr berühmt zu machen/ als hat man noch viel von dieser edlen Hand zu erwarten.

CCLXIX. Jacob Jordaens/ von Antorf.WAnn die Natur und Begierde zur Kunst bey der lieben Jugend sich befindet/ so durchgründet man bald die Geheimnußen einer Wißenschaft/ und wird durch solches Mittel die höchste Gabe eines fürtreflichen Verstands erreicht; dieses hat sich bald augenscheinlich befunden an unseren Jacob Jordans/ als welcher bey den berühmten von und zu Antorf seinen Anfang gemacht/ und sehr bald mit seinem großen meisterhaften Pensel geistliche und weltliche Historien/ Poesien und allerley tägliche Begebenheiten/ Lebens-groß/ meistens nach dem Leben/ gemahlt/ mit einem sehr stark erhobnen natürlichen Colorit/ und solcher guten Manier/ daß er keinem der allerberühmtesten zu weichen gehabt/ deßwegen er seines Lehrmeisters von Ort Tochter zur Ehe erhalten/ und also zu Antorf verblieben ist/ das ihme zwar zum Nachtheil gedeutet wird/ und dasjenige ist/ was man an seinen Werken getadelt/ Bleibet in Antorf ungereißt. daß er nämlich die Antichen mit den fürtrefflichsten Meistern und dern Werken in Italien nicht gesehen/ welches er auch selbsten erkennt und um so viel mehr sich befleist/ wo etwas von den bästen Meistern/ Titian, Verones, Caravaggio, Bassan, und andern anzutreffen/ daß er sich deßen zu seinem Studio bediene/ wie er sich dann auch solche merklich zu Nutzen gemacht hat. Dabey ist er ganz herzhaft und geschwinder Manier im mahlen/ ein rechter Meister der Farben und Pensel/ und gehet ihm alles nach eignem Sinn geschwind und hurtig von der Hand/ dannenhero er fast ganz Niderland mit seinen Kunststucken erfüllt/ die wol ein ganzes Buch bedörften/ so man jedes wolte gedenken/ deßwegen Seine Werke wir nur die fürnehmsten erwehnen werden.

Eines der ersten ware aus den Fablen Aesopi, wie ein Satyr im Wald mit einem Bauren Kundschaft macht/ und mit in seine Wohnung kommt/ aber wieder von selbigem weichet/ weil er ihn warm und kalt aus einem Mund blasen gesehen/ so ein fürtrefliches Werk/ und nachmals durch Lucas Vorstermann in Kupfer gestochen worden ist. Der berümt Brey-Eßer. Ferner mahlte er Christum im Oelgarten/ wie er durch Judas Kuß verrahten/ und darauf von der Juden Schaar wütig angefallen/ gebunden und herunter gezogen wird/ da entzwischen Petrus den Laternenträger Malchum darnider geworffen/ und in der Furie auf ihn hauet/ alles verwunderlich meisterhaft in die Nacht gebildet; diese und andere fürtreffliche Werke verursachten dem hoch-florirenden Streitet mit Rubens um den Vorzug. Ruben eifersichtige Gedanken/ daß ihm dieser Künstler so nahe in die Eisen kommen/ auch in etlichen Theilen der Natürlichkeit und Warheit vorgeschlagen/ wie dann beyder Arbeit von den Liebhabern oft gegeneinder gehalten und betrachtet/ auch dabey des Rubens Werken mehr Geist und reichere Invention, des Jordans aber mehr Ausführlichkeit und Warheit zugesprochen worden: Worüber sie beyde doch/ als hochvernünftige Männer/ in gutem Verstand verblieben/ und jeder sich[Spaltenumbruch] beflißen/ höhere Wißenschaft zu überkommen. Es will jedoch gesagt werden/ daß Rubens um den Jordans von solcher natürlichen guten Manier der Oelfarben/ als welche ihm sehr in die Augen gestochen/ abzuwenden/ dieses Mittel erdacht habe/ daß/ da ihm von dem König in Spanien große Teppiche zu denen Königlichen Zimmern zu Madrit angedinget worden/ er derselben große Cartonen Ein Oelmahler verderbet sich mit Waßerfarben. oder Modeln dem Jordans von Wasserfarben auf Papier zu zeichnen gegeben/ wornach die Teppichwirker arbeiten solten/ er aber habe selbst die Invention mit Oelfarben Modellen-weiß klein gemahlt. Da dann Jordans zwar diese Cartonen verwunderlich wol mit Waßerfarben vollzogen/ aber beynebens durch deren langen Gebrauch die hochgelobte wahre Natürlichkeit in Oelfarben/ worinnen er vorher floriret/ merklich geschwächet/ wie dann insgemein alle/ die viel in fresco oder naßen Kalch/ miniatur und aguazo oder mit Waßerfarben mahlen/ in Oelfarben diese Schwachheit unterlauffen laßen/ daß sie zu einer kalten grellen Waßerfarben Manier verführet werden/ wordurch dann Jordans hernach sehr verhindert worden. Mit seinen Studien setzte unser Künstler zwar immer fleißig fort/ doch gab er ihm selbsten auch Recreations-Zeit/ des Abends in guter Gesellschaft unter zierlichen Discursen/ bey einem Gläßlein Weins/ ohne Versaumnis seines täglichen Berufs/ sich frölich zu machen.

Er mahlte einsmal ins sechs Tagen Lebensgroß Noch etliche seiner Werke die Historie/ wie Siringa vor dem Pan in einem Busch fliehet/ so sehr Geist-reich und meisterhaft gebildet. In Lebens-Größe mahlte er auch/ wie die Satyren die Cornucopien aufhalten und tragen/ indem die drey Gratien selbige mit allerley schönen Früchten/ Obst/Trauben/ und andern/ erfüllen/ dern holdselige nakende wolverstandene Bilder/ in Zeichnung/ Colorit und geistreicher Manier der Farben mehr verwunderlich als gemein zu sehen/ so hat er auch in eines langen Saals Länge/ das große Uberfahrt-Schiff zu Antorf ausgebildet/ darinnen allerley Thiere und Leute/ dern jeder nach seinem Beruf arbeitet/ unvergleichlich wol vorstellet. Ferner mahlte er viele Historien in halbe Bilder Lebens-groß/ wie in einer Conversation alte Leute singen/ und die jungen ihnen solches artlich mit Pfeiffen nachahmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Wie die alten sungen/ also pfiffen die Jungen. Vielmals mahlte er auf besondere Weiß der Niderländer drey Könige Abend-Fest/ da der erwehlte Abend-König mit papierener Cron gezieret ein Pocal austrinket/ worunter die übrige Gesellschaft hell schreyet/ singet/ ruffet/ und auf den Kanten kleppert/ und dergleichen viel andere kommen noch täglich von seiner Hand herfür. So hat er auch eine große Galleria für Ihre Majest. Königen in Dennemark/ auch einen weiten Saal für Ihro Königliche Majestät in Schweden gemacht/ und sich durch diese hochberühmte Stuck zu hohen Ehren gebracht/ gleichwie er aber allezeit frölich/ freundlich und liebreich gewesen; also lebt er noch in gutem Wolstand zu Antorf/ im 78. Jahr seines Alters/ ganz ruhig/ und samlet benebens großen Reichtum und Ehre; deme ich ja von Herzen so

[Spaltenumbruch] Werke zeugen kan: Indem aber seine Kunst noch täglich durch die langwürige Erfahrung steiget/ und er in der bästen Zeit seines Lebens auch begierig ist/ sich je länger je mehr berühmt zu machen/ als hat man noch viel von dieser edlen Hand zu erwarten.

CCLXIX. Jacob Jordaens/ von Antorf.WAnn die Natur und Begierde zur Kunst bey der lieben Jugend sich befindet/ so durchgründet man bald die Geheimnußen einer Wißenschaft/ und wird durch solches Mittel die höchste Gabe eines fürtreflichen Verstands erreicht; dieses hat sich bald augenscheinlich befunden an unseren Jacob Jordans/ als welcher bey den berühmten von und zu Antorf seinen Anfang gemacht/ und sehr bald mit seinem großen meisterhaften Pensel geistliche und weltliche Historien/ Poësien und allerley tägliche Begebenheiten/ Lebens-groß/ meistens nach dem Leben/ gemahlt/ mit einem sehr stark erhobnen natürlichen Colorit/ und solcher guten Manier/ daß er keinem der allerberühmtesten zu weichen gehabt/ deßwegen er seines Lehrmeisters von Ort Tochter zur Ehe erhalten/ und also zu Antorf verblieben ist/ das ihme zwar zum Nachtheil gedeutet wird/ und dasjenige ist/ was man an seinen Werken getadelt/ Bleibet in Antorf ungereißt. daß er nämlich die Antichen mit den fürtrefflichsten Meistern und dern Werken in Italien nicht gesehen/ welches er auch selbsten erkennt und um so viel mehr sich befleist/ wo etwas von den bästen Meistern/ Titian, Verones, Caravaggio, Bassan, und andern anzutreffen/ daß er sich deßen zu seinem Studio bediene/ wie er sich dann auch solche merklich zu Nutzen gemacht hat. Dabey ist er ganz herzhaft und geschwinder Manier im mahlen/ ein rechter Meister der Farben und Pensel/ und gehet ihm alles nach eignem Sinn geschwind und hurtig von der Hand/ dannenhero er fast ganz Niderland mit seinen Kunststucken erfüllt/ die wol ein ganzes Buch bedörften/ so man jedes wolte gedenken/ deßwegen Seine Werke wir nur die fürnehmsten erwehnen werden.

Eines der ersten ware aus den Fablen Aesopi, wie ein Satyr im Wald mit einem Bauren Kundschaft macht/ und mit in seine Wohnung kommt/ aber wieder von selbigem weichet/ weil er ihn warm und kalt aus einem Mund blasen gesehen/ so ein fürtrefliches Werk/ und nachmals durch Lucas Vorstermann in Kupfer gestochen worden ist. Der berümt Brey-Eßer. Ferner mahlte er Christum im Oelgarten/ wie er durch Judas Kuß verrahten/ und darauf von der Juden Schaar wütig angefallen/ gebunden und herunter gezogen wird/ da entzwischen Petrus den Laternenträger Malchum darnider geworffen/ und in der Furie auf ihn hauet/ alles verwunderlich meisterhaft in die Nacht gebildet; diese und andere fürtreffliche Werke verursachten dem hoch-florirenden Streitet mit Rubens um den Vorzug. Ruben eifersichtige Gedanken/ daß ihm dieser Künstler so nahe in die Eisen kommen/ auch in etlichen Theilen der Natürlichkeit und Warheit vorgeschlagen/ wie dann beyder Arbeit von den Liebhabern oft gegeneinder gehalten und betrachtet/ auch dabey des Rubens Werken mehr Geist und reichere Invention, des Jordans aber mehr Ausführlichkeit und Warheit zugesprochen worden: Worüber sie beyde doch/ als hochvernünftige Männer/ in gutem Verstand verblieben/ und jeder sich[Spaltenumbruch] beflißen/ höhere Wißenschaft zu überkommen. Es will jedoch gesagt werden/ daß Rubens um den Jordans von solcher natürlichen guten Manier der Oelfarben/ als welche ihm sehr in die Augen gestochen/ abzuwenden/ dieses Mittel erdacht habe/ daß/ da ihm von dem König in Spanien große Teppiche zu denen Königlichen Zimmern zu Madrit angedinget worden/ er derselben große Cartonen Ein Oelmahler verderbet sich mit Waßerfarben. oder Modeln dem Jordans von Wasserfarben auf Papier zu zeichnen gegeben/ wornach die Teppichwirker arbeiten solten/ er aber habe selbst die Invention mit Oelfarben Modellen-weiß klein gemahlt. Da dann Jordans zwar diese Cartonen verwunderlich wol mit Waßerfarben vollzogen/ aber beynebens durch deren langen Gebrauch die hochgelobte wahre Natürlichkeit in Oelfarben/ worinnen er vorher floriret/ merklich geschwächet/ wie dann insgemein alle/ die viel in fresco oder naßen Kalch/ miniatur und aguazo oder mit Waßerfarben mahlen/ in Oelfarben diese Schwachheit unterlauffen laßen/ daß sie zu einer kalten grellen Waßerfarben Manier verführet werden/ wordurch dann Jordans hernach sehr verhindert worden. Mit seinen Studien setzte unser Künstler zwar immer fleißig fort/ doch gab er ihm selbsten auch Recreations-Zeit/ des Abends in guter Gesellschaft unter zierlichen Discursen/ bey einem Gläßlein Weins/ ohne Versaumnis seines täglichen Berufs/ sich frölich zu machen.

Er mahlte einsmal ins sechs Tagen Lebensgroß Noch etliche seiner Werke die Historie/ wie Siringa vor dem Pan in einem Busch fliehet/ so sehr Geist-reich und meisterhaft gebildet. In Lebens-Größe mahlte er auch/ wie die Satyren die Cornucopien aufhalten und tragen/ indem die drey Gratien selbige mit allerley schönen Früchten/ Obst/Trauben/ und andern/ erfüllen/ dern holdselige nakende wolverstandene Bilder/ in Zeichnung/ Colorit und geistreicher Manier der Farben mehr verwunderlich als gemein zu sehen/ so hat er auch in eines langen Saals Länge/ das große Uberfahrt-Schiff zu Antorf ausgebildet/ darinnen allerley Thiere und Leute/ dern jeder nach seinem Beruf arbeitet/ unvergleichlich wol vorstellet. Ferner mahlte er viele Historien in halbe Bilder Lebens-groß/ wie in einer Conversation alte Leute singen/ und die jungen ihnen solches artlich mit Pfeiffen nachahmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Wie die alten sungen/ also pfiffen die Jungen. Vielmals mahlte er auf besondere Weiß der Niderländer drey Könige Abend-Fest/ da der erwehlte Abend-König mit papierener Cron gezieret ein Pocal austrinket/ worunter die übrige Gesellschaft hell schreyet/ singet/ ruffet/ und auf den Kanten kleppert/ und dergleichen viel andere kommen noch täglich von seiner Hand herfür. So hat er auch eine große Galleria für Ihre Majest. Königen in Dennemark/ auch einen weiten Saal für Ihro Königliche Majestät in Schweden gemacht/ und sich durch diese hochberühmte Stuck zu hohen Ehren gebracht/ gleichwie er aber allezeit frölich/ freundlich und liebreich gewesen; also lebt er noch in gutem Wolstand zu Antorf/ im 78. Jahr seines Alters/ ganz ruhig/ und samlet benebens großen Reichtum und Ehre; deme ich ja von Herzen so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0152" xml:id="pb-564" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 336]"/><cb/>
Werke zeugen kan: Indem aber seine Kunst noch täglich durch die langwürige Erfahrung steiget/ und er in der bästen Zeit seines Lebens auch begierig ist/ sich je länger je mehr berühmt zu machen/ als hat man noch viel von dieser edlen Hand zu erwarten.</p>
            <p xml:id="p564.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">CCLXIX.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jacob Jordaens</persName>/ von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName>.</note>WAnn die Natur und Begierde zur Kunst bey der lieben Jugend sich befindet/ so durchgründet man bald die Geheimnußen einer Wißenschaft/ und wird durch solches Mittel die höchste Gabe eines fürtreflichen Verstands erreicht; dieses hat sich bald augenscheinlich befunden an unseren <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jacob Jordans</persName>/ als welcher bey den berühmten von und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> seinen Anfang gemacht/ und sehr bald mit seinem großen meisterhaften Pensel geistliche und weltliche Historien/ <hi rendition="#aq">Poësi</hi>en und allerley tägliche Begebenheiten/ Lebens-groß/ meistens nach dem Leben/ gemahlt/ mit einem sehr stark erhobnen natürlichen Colorit/ und solcher guten Manier/ daß er keinem der allerberühmtesten zu weichen gehabt/ deßwegen er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3043">seines Lehrmeisters von Ort Tochter</persName> zur Ehe erhalten/ und also zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> verblieben ist/ das ihme zwar zum Nachtheil gedeutet wird/ und dasjenige ist/ was man an seinen Werken getadelt/ <note place="right">Bleibet in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> ungereißt.</note> daß er nämlich die <hi rendition="#aq">Antich</hi>en mit den fürtrefflichsten Meistern und dern Werken in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> nicht gesehen/ welches er auch selbsten erkennt und um so viel mehr sich befleist/ wo etwas von den bästen Meistern/<hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titian</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1020 http://d-nb.info/gnd/118626647 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021218 http://viaf.org/viaf/95162605">Verones</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003">Caravaggio</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2321 http://d-nb.info/gnd/11865750X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003126 http://viaf.org/viaf/9925096">Bassan</persName>,</hi> und andern anzutreffen/ daß er sich deßen zu seinem <hi rendition="#aq">Studio</hi> bediene/ wie er sich dann auch solche merklich zu Nutzen gemacht hat. Dabey ist er ganz herzhaft und geschwinder Manier im mahlen/ ein rechter Meister der Farben und Pensel/ und gehet ihm alles nach eignem Sinn geschwind und hurtig von der Hand/ dannenhero er fast ganz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderland</placeName> mit seinen Kunststucken erfüllt/ die wol ein ganzes Buch bedörften/ so man jedes wolte gedenken/ deßwegen <note place="right">Seine Werke</note> wir nur die fürnehmsten erwehnen werden.</p>
            <p xml:id="p564.2"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-86">Eines der ersten ware aus den Fablen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1795 http://d-nb.info/gnd/118647180 http://viaf.org/viaf/101761945"><hi rendition="#aq">Aesopi</hi></persName>, wie ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4584"><hi rendition="#aq">Satyr</hi></persName> im Wald mit einem Bauren Kundschaft macht/ und mit in seine Wohnung kommt/ aber wieder von selbigem weichet/ weil er ihn warm und kalt aus einem Mund blasen gesehen</name>/ so ein fürtrefliches Werk/ und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-909">nachmals durch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2435 http://d-nb.info/gnd/120564939 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014123 http://viaf.org/viaf/42114469">Lucas Vorstermann</persName> in Kupfer gestochen</name> worden ist. <note place="right">Der berümt <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-86">Brey-Eßer</name>.</note> Ferner mahlte er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-87"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> im Oelgarten/ wie er durch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1294 http://d-nb.info/gnd/118558536 http://viaf.org/viaf/26079879">Judas</persName> Kuß verrahten/ und darauf von der Juden Schaar wütig angefallen/ gebunden und herunter gezogen wird/ da entzwischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">Petrus</persName> den Laternenträger <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3053"><hi rendition="#aq">Malchum</hi></persName> darnider geworffen/ und in der Furie auf ihn hauet/ alles verwunderlich meisterhaft in die Nacht gebildet</name>; diese und andere fürtreffliche Werke verursachten dem hoch-<hi rendition="#aq">flori</hi>renden <note place="right">Streitet mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName> um den Vorzug.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Ruben</persName> eifersichtige Gedanken/ daß ihm dieser Künstler so nahe in die Eisen kommen/ auch in etlichen Theilen der Natürlichkeit und Warheit vorgeschlagen/ wie dann beyder Arbeit von den Liebhabern oft gegeneinder gehalten und betrachtet/ auch dabey des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName> Werken mehr Geist und reichere <hi rendition="#aq">Invention,</hi> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jordans</persName> aber mehr Ausführlichkeit und Warheit zugesprochen worden: Worüber sie beyde doch/ als hochvernünftige Männer/ in gutem Verstand verblieben/ und jeder sich<cb/>
beflißen/ höhere Wißenschaft zu überkommen. Es will jedoch gesagt werden/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName> um den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jordans</persName> von solcher natürlichen guten Manier der Oelfarben/ als welche ihm sehr in die Augen gestochen/ abzuwenden/ dieses Mittel erdacht habe/ daß/ da ihm von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2349 http://d-nb.info/gnd/118593870 http://viaf.org/viaf/89085556">König in Spanien</persName> große Teppiche zu denen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1637">Königlichen Zimmern zu Madrit</placeName> angedinget worden/ er derselben große Cartonen <note place="right">Ein Oelmahler verderbet sich mit Waßerfarben.</note> oder Modeln dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jordans</persName> von Wasserfarben auf Papier zu zeichnen gegeben/ wornach die Teppichwirker arbeiten solten/ er aber habe selbst die <hi rendition="#aq">Invention</hi> mit Oelfarben Modellen-weiß klein gemahlt. Da dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jordans</persName> zwar diese Cartonen verwunderlich wol mit Waßerfarben vollzogen/ aber beynebens durch deren langen Gebrauch die hochgelobte wahre Natürlichkeit in Oelfarben/ worinnen er vorher <hi rendition="#aq">flori</hi>ret/ merklich geschwächet/ wie dann insgemein alle/ die viel in <hi rendition="#aq">fresco</hi> oder naßen Kalch/ <hi rendition="#aq">miniatur</hi> und <hi rendition="#aq">aguazo</hi> oder mit Waßerfarben mahlen/ in Oelfarben diese Schwachheit unterlauffen laßen/ daß sie zu einer kalten grellen Waßerfarben Manier verführet werden/ wordurch dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-187 http://d-nb.info/gnd/118558331 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012431 http://viaf.org/viaf/34465050">Jordans</persName> hernach sehr verhindert worden. Mit seinen <hi rendition="#aq">Studi</hi>en setzte unser Künstler zwar immer fleißig fort/ doch gab er ihm selbsten auch <hi rendition="#aq">Recreations</hi>-Zeit/ des Abends in guter Gesellschaft unter zierlichen Discursen/ bey einem Gläßlein Weins/ ohne Versaumnis seines täglichen Berufs/ sich frölich zu machen.</p>
            <p xml:id="p564.3">Er mahlte einsmal ins sechs Tagen Lebensgroß <note place="right">Noch etliche seiner Werke</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-88">die Historie/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2209 http://d-nb.info/gnd/119510448 http://viaf.org/viaf/10657561"><hi rendition="#aq">Siringa</hi></persName> vor dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772"><hi rendition="#aq">Pan</hi></persName> in einem Busch fliehet</name>/ so sehr Geist-reich und meisterhaft gebildet. In Lebens-Größe mahlte er auch/ wie die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-89"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3784"><hi rendition="#aq">Satyr</hi>en</persName> die <hi rendition="#aq">Cornucopi</hi>en aufhalten und tragen/ indem die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">drey <hi rendition="#aq">Gratien</hi></persName> selbige mit allerley schönen Früchten/ Obst/Trauben/ und andern/ erfüllen</name>/ dern holdselige nakende wolverstandene Bilder/ in Zeichnung/ <hi rendition="#aq">Colorit</hi> und geistreicher Manier der Farben mehr verwunderlich als gemein zu sehen/ so hat er auch in eines langen Saals Länge/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-90">das große Uberfahrt-Schiff zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> ausgebildet</name>/ darinnen allerley Thiere und Leute/ dern jeder nach seinem Beruf arbeitet/ unvergleichlich wol vorstellet. Ferner mahlte er viele Historien in halbe Bilder Lebens-groß/ wie in einer <hi rendition="#aq">Conversation</hi> alte Leute singen/ und die jungen ihnen solches artlich mit Pfeiffen nachahmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Wie die alten sungen/ also pfiffen die Jungen. Vielmals mahlte er auf besondere Weiß der Niderländer <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-95">drey Könige Abend-Fest/ da der erwehlte Abend-König mit papierener Cron gezieret ein Pocal austrinket/ worunter die übrige Gesellschaft hell schreyet/ singet/ ruffet/ und auf den Kanten kleppert</name>/ und dergleichen viel andere kommen noch täglich von seiner Hand herfür. So hat er auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-211">eine große Galleria</name> für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Ihre Majest. Königen in Dennemark</persName>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-206">einen weiten Saal</name> für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1677 http://d-nb.info/gnd/118720945 http://viaf.org/viaf/29524809">Ihro Königliche Majestät in Schweden</persName> gemacht/ und sich durch diese hochberühmte Stuck zu hohen Ehren gebracht/ gleichwie er aber allezeit frölich/ freundlich und liebreich gewesen; also lebt er noch in gutem Wolstand zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName>/ im 78. Jahr seines Alters/ ganz ruhig/ und samlet benebens großen Reichtum und Ehre; deme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ja von Herzen so
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 336]/0152] Werke zeugen kan: Indem aber seine Kunst noch täglich durch die langwürige Erfahrung steiget/ und er in der bästen Zeit seines Lebens auch begierig ist/ sich je länger je mehr berühmt zu machen/ als hat man noch viel von dieser edlen Hand zu erwarten. WAnn die Natur und Begierde zur Kunst bey der lieben Jugend sich befindet/ so durchgründet man bald die Geheimnußen einer Wißenschaft/ und wird durch solches Mittel die höchste Gabe eines fürtreflichen Verstands erreicht; dieses hat sich bald augenscheinlich befunden an unseren Jacob Jordans/ als welcher bey den berühmten von und zu Antorf seinen Anfang gemacht/ und sehr bald mit seinem großen meisterhaften Pensel geistliche und weltliche Historien/ Poësien und allerley tägliche Begebenheiten/ Lebens-groß/ meistens nach dem Leben/ gemahlt/ mit einem sehr stark erhobnen natürlichen Colorit/ und solcher guten Manier/ daß er keinem der allerberühmtesten zu weichen gehabt/ deßwegen er seines Lehrmeisters von Ort Tochter zur Ehe erhalten/ und also zu Antorf verblieben ist/ das ihme zwar zum Nachtheil gedeutet wird/ und dasjenige ist/ was man an seinen Werken getadelt/ daß er nämlich die Antichen mit den fürtrefflichsten Meistern und dern Werken in Italien nicht gesehen/ welches er auch selbsten erkennt und um so viel mehr sich befleist/ wo etwas von den bästen Meistern/ Titian, Verones, Caravaggio, Bassan, und andern anzutreffen/ daß er sich deßen zu seinem Studio bediene/ wie er sich dann auch solche merklich zu Nutzen gemacht hat. Dabey ist er ganz herzhaft und geschwinder Manier im mahlen/ ein rechter Meister der Farben und Pensel/ und gehet ihm alles nach eignem Sinn geschwind und hurtig von der Hand/ dannenhero er fast ganz Niderland mit seinen Kunststucken erfüllt/ die wol ein ganzes Buch bedörften/ so man jedes wolte gedenken/ deßwegen wir nur die fürnehmsten erwehnen werden. CCLXIX. Jacob Jordaens/ von Antorf. Bleibet in Antorf ungereißt. Seine Werke Eines der ersten ware aus den Fablen Aesopi, wie ein Satyr im Wald mit einem Bauren Kundschaft macht/ und mit in seine Wohnung kommt/ aber wieder von selbigem weichet/ weil er ihn warm und kalt aus einem Mund blasen gesehen/ so ein fürtrefliches Werk/ und nachmals durch Lucas Vorstermann in Kupfer gestochen worden ist. Ferner mahlte er Christum im Oelgarten/ wie er durch Judas Kuß verrahten/ und darauf von der Juden Schaar wütig angefallen/ gebunden und herunter gezogen wird/ da entzwischen Petrus den Laternenträger Malchum darnider geworffen/ und in der Furie auf ihn hauet/ alles verwunderlich meisterhaft in die Nacht gebildet; diese und andere fürtreffliche Werke verursachten dem hoch-florirenden Ruben eifersichtige Gedanken/ daß ihm dieser Künstler so nahe in die Eisen kommen/ auch in etlichen Theilen der Natürlichkeit und Warheit vorgeschlagen/ wie dann beyder Arbeit von den Liebhabern oft gegeneinder gehalten und betrachtet/ auch dabey des Rubens Werken mehr Geist und reichere Invention, des Jordans aber mehr Ausführlichkeit und Warheit zugesprochen worden: Worüber sie beyde doch/ als hochvernünftige Männer/ in gutem Verstand verblieben/ und jeder sich beflißen/ höhere Wißenschaft zu überkommen. Es will jedoch gesagt werden/ daß Rubens um den Jordans von solcher natürlichen guten Manier der Oelfarben/ als welche ihm sehr in die Augen gestochen/ abzuwenden/ dieses Mittel erdacht habe/ daß/ da ihm von dem König in Spanien große Teppiche zu denen Königlichen Zimmern zu Madrit angedinget worden/ er derselben große Cartonen oder Modeln dem Jordans von Wasserfarben auf Papier zu zeichnen gegeben/ wornach die Teppichwirker arbeiten solten/ er aber habe selbst die Invention mit Oelfarben Modellen-weiß klein gemahlt. Da dann Jordans zwar diese Cartonen verwunderlich wol mit Waßerfarben vollzogen/ aber beynebens durch deren langen Gebrauch die hochgelobte wahre Natürlichkeit in Oelfarben/ worinnen er vorher floriret/ merklich geschwächet/ wie dann insgemein alle/ die viel in fresco oder naßen Kalch/ miniatur und aguazo oder mit Waßerfarben mahlen/ in Oelfarben diese Schwachheit unterlauffen laßen/ daß sie zu einer kalten grellen Waßerfarben Manier verführet werden/ wordurch dann Jordans hernach sehr verhindert worden. Mit seinen Studien setzte unser Künstler zwar immer fleißig fort/ doch gab er ihm selbsten auch Recreations-Zeit/ des Abends in guter Gesellschaft unter zierlichen Discursen/ bey einem Gläßlein Weins/ ohne Versaumnis seines täglichen Berufs/ sich frölich zu machen. Der berümt Brey-Eßer. Streitet mit Rubens um den Vorzug. Ein Oelmahler verderbet sich mit Waßerfarben. Er mahlte einsmal ins sechs Tagen Lebensgroß die Historie/ wie Siringa vor dem Pan in einem Busch fliehet/ so sehr Geist-reich und meisterhaft gebildet. In Lebens-Größe mahlte er auch/ wie die Satyren die Cornucopien aufhalten und tragen/ indem die drey Gratien selbige mit allerley schönen Früchten/ Obst/Trauben/ und andern/ erfüllen/ dern holdselige nakende wolverstandene Bilder/ in Zeichnung/ Colorit und geistreicher Manier der Farben mehr verwunderlich als gemein zu sehen/ so hat er auch in eines langen Saals Länge/ das große Uberfahrt-Schiff zu Antorf ausgebildet/ darinnen allerley Thiere und Leute/ dern jeder nach seinem Beruf arbeitet/ unvergleichlich wol vorstellet. Ferner mahlte er viele Historien in halbe Bilder Lebens-groß/ wie in einer Conversation alte Leute singen/ und die jungen ihnen solches artlich mit Pfeiffen nachahmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Wie die alten sungen/ also pfiffen die Jungen. Vielmals mahlte er auf besondere Weiß der Niderländer drey Könige Abend-Fest/ da der erwehlte Abend-König mit papierener Cron gezieret ein Pocal austrinket/ worunter die übrige Gesellschaft hell schreyet/ singet/ ruffet/ und auf den Kanten kleppert/ und dergleichen viel andere kommen noch täglich von seiner Hand herfür. So hat er auch eine große Galleria für Ihre Majest. Königen in Dennemark/ auch einen weiten Saal für Ihro Königliche Majestät in Schweden gemacht/ und sich durch diese hochberühmte Stuck zu hohen Ehren gebracht/ gleichwie er aber allezeit frölich/ freundlich und liebreich gewesen; also lebt er noch in gutem Wolstand zu Antorf/ im 78. Jahr seines Alters/ ganz ruhig/ und samlet benebens großen Reichtum und Ehre; deme ich ja von Herzen so Noch etliche seiner Werke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/152
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 336]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/152>, abgerufen am 17.05.2024.