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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] sonderlich die Salbung Christi zu Bethania/Refectorio oder Speiß-Zimmer der Mönche a Y. Servi, da CHristus der HERR/ mit vielen Personen/ nach gehaltener Malzeit/ von Maria Magdalena gesalbet wird/ worüber die darneben stehende aufgeblasene Phariseer murren und spotten. Hierinn ist alles/ mit großer Zierlichkeit/ auch vernünftiger austheilung und stellung der Gebäude/ nach Architectonischer Regel/ ausgeführet/ und daher dieses für eines aus den raresten Werken des Pauli Verones zu achten. welches die Franzosen einsmals hinweg partiren wollen/ Es wurde auch nachmals/ um seiner raritet willen/ durch etliche Franzosen/ auf anlaß des Königs/ von den Mönchen heimlich erhandlet/ die es/ nachdem sie eine gute Copey/ um solche mit dem Original auszuwechslen/ davon machen lassen/ dem König/ gegen einem namhaften Stuck Gelds überschicken wollen. Aber die Republik wurde dessen zeitlich verständiget: da dann das Kloster ganz unversehens/ unter währendem einpacken/ überfallen/ die Mönche in dieser That ergriffen/ auch deßhalben hart gestraffet worden. Damit auch der gleichen nicht mehr vorgenommen werden möchte/ und den Mönchen ein Gedächtnis dieser unerbaren That vor die Augen zu stellen/ musten sie mit gedachter Copia sich begnügen lassen/ und wurde das Original in den Palast von S. Marco überbracht/ und und die Republik dem König nach Paris verehret. daselbst aufgerichtet. Weil aber dieser Fehlschuß dem König sehr übel gefallen/ als hat die Republik/ in aller stille/ durch einen vertrauten Cavallier/ ihn mit diesem Kunstblat freywillig beschenket: wofür er/ neben einem höflichen Dankschreiben/ mit 100000 Cronen gegen der Republik/ und gegen Zu Venedig ist/ mehr das colorirte Wol-Mahlen/ als die Art der Antichen/ in Ubung. dem Uberbringer mit 6000 Ducaten/ seine Erkentlichkeit erwiesen; und wird jetzo dieses Stuck/ in der Gallerie zu Paris, mit höchster Ehre aufbehalten.

Von dergleichen Kunststucken/ befindet sich zu Venedig eine große Anzahl: aus welchen eine schöne Practic, absonderlich in der Invention und im coloriren zu erlernen/ nicht soviel aber in Zeichnungen und Umrißen/ nach art der Antichen. Dann die Venediger sind allezeit/ mehr im ersten/ als im Kunstfähigkeit des Herrn von Sandrart: andern berühmt gewesen. Unser ämsiger Herrn von Sandrart/ hat dessen sich fleißigst bedienet/ und damit/ neben den Jahren/ auch seine Wissenschaft reichlich vermehret: also daß Er/ im Zeichnen und Coloriren/ wundersam proficirt. Sein Geist ware mit allen Stücken/ so von einem guten Mahler erfordert werden/ nach genügen begabet. Sein reiffes Judicium und der Verstand in Ihme/ gienge nicht langsam/ verfuhre doch auch nicht übereilt und obenhin/ als den keine Mühwaltung/ Fleiß oder Zeit taurete. Was Er auch einmal gelernet/ das ware nicht in Wasser oder Staub geschrieben/ sondern gleich als in einen festen Felsen eingegraben. Die Natur selbst erinnerte Ihn stäts sein selbsten/ als der von ihr einen Adelichen Geist empfangen/ und nichts kindisches an sich hatte/ auch allezeit alles männlich/ natürlich/ angenehm/ lauter und ungezwungen vornahme und ausbildete. Daher konte es nicht fehlen/ es musten gleich die ersten Jahre bey Ihme sich fruchtbringend zeigen/ da man von deren Blüte nichts solches noch erwartete.

Die Begierde/ noch mehrere Progressen in [Spaltenumbruch] der gehet fürter/ der Zeichenkunst zu thun/ machte Ihn von Venedig nach Rom abreisen: dahin er/ in gesellschaft seines Vettern/ und des kunstreichen Kupferstechers nach Ferrara und Bologne:Le Blon, sich auf den Weg machete. Die Reise gienge durch Ferrara und Bolognia, die allenthalben mit ausbündigen Kunst-Gemälden erfüllet waren. An diesem letzten Ort/ besuchte Er den Guido Renn, und wurde von ihm höchstfreundlich empfangen/ mit vorweisung alles dessen/ was Er damalen/ als ein Nehrer der Künsten und Vatter der edlen Gratien/ vermochte. Er gienge auch zu dem Francesco Alban, welcher viel hochsinnreiche Stucke/ voll Invention und Zierlichkeit/ verfärtiget: von welchem allen Er großen Frommen Stücke daselbst/ S. Caecilia, von Raphael d'Urbino, zu seinem Vorhaben geschöpfet. Er beschauete alle fürnehme Gebäude/ Kirchen/ Paläste und Galerien dieser Stadt/ welche mit rariteten pranget/ und sahe unter andern im Dom Stift/ eine Tafel: die praesentirte eine Caeciliam, mit andern beystehenden Heiligen/ von Raphael d'Urbino überaus meisterhaft gezeichnet. Er fande auch/ auserhalb auf einem Berge in der Capuciner Closter/ wie nicht minder zu S. Michael in Bosco, jedes orts und zwey Crucifixe/ von Guido Bolognes, auch eine ganze Galerie, von den Carraza. ein herrliches Crucifix von gemeldtem Guido, und noch eine ganze Gallerie von dem Leben S. Benedicti, durch Hannibal und Ludwig Carraza gemahlet: welches alles unser Künstler fleißig nachgemahlet/ und Ihm zu nutz gemacht; daß also in Ihn/ gleich als in einen Ocean, aller Welt Meisterschaft zusammen flosse/ damit Er solche hinwieder/ wie das Meer die Ströme und Bäche/ ausgiessen möchte.

Seine Fortreise gegen Florenz: Von hier/ gienge er weiter fort/ nach Florenz/ und kame unterwegs zu dem schönen Lusthaus Fiorenzola, und dem Lust-Ort Pratolino: allwo man die schöne Stadt/ bey heiterem Himmel/ nicht ohne sondere Belüstigung/ konte hervor spielen sehen. Seine Ankunft fiele eben an einem Feyertag: da die Bürger/ mit ihren Frauen und Kinderen/ nach alter Gewonheit/ auf die alda befindliche Wiesen/ sich mit einem Danz und andern Frölichkeiten zu erlustigen/ sich begeben hatten. Dieser da er/ bey einem Wiesen-Danz/ in Gefahr gerahten. Danz solte fast/ durch des Glückes Neid/ unserm Herrn von Sandrart/ wie dem Johanni Baptistae das Danzen der Herodias, bekommen seyn. Dann als Er/ und sein Reißgesell Le Blon, um den Reihen etwas genauer zu beobachten/ sich von den Pferden begeben/ ward Ihme gleich/ nach des Orts Gewonheit/ eine der schönsten Jungfrauen zugebracht/ um dieselbe zum Danze mitzuführen. Weil seine höfliche entschuldigung ihn dessen nicht befreyen wolte/ verrichtete Er den Danz mit guter Manier. Es begabe sich aber/ daß der fliegende Rock dieser Jungfrauen sich in seinen Sporn verwicklet/ und dadurch in eine merkliche Höhe erhoben wurde: welches ihre anwesende beyde Brüder alsobald häftig resentirt/ und für einen sonderbaren affronto ausgerechnet/ auch deswegen mit entblößten Degen auf ihn los gegangen. Er/ der sonst auch nicht zaghaft war/ retirirte sich zu seinen Pistolen/ und stellte sich in verfassung/ seine Unschuld und gerechte Sache zu manuteniren. Es traten aber andere verständigere Personen dazwischen/ die seine Unschuld dermassen bezeugten/ daß Ihm diese

[Spaltenumbruch] sonderlich die Salbung Christi zu Bethania/Refectorio oder Speiß-Zimmer der Mönche à Y. Servi, da CHristus der HERR/ mit vielen Personen/ nach gehaltener Malzeit/ von Maria Magdalena gesalbet wird/ worüber die darneben stehende aufgeblasene Phariseer murren und spotten. Hierinn ist alles/ mit großer Zierlichkeit/ auch vernünftiger austheilung und stellung der Gebäude/ nach Architectonischer Regel/ ausgeführet/ und daher dieses für eines aus den raresten Werken des Pauli Verones zu achten. welches die Franzosen einsmals hinweg partiren wollen/ Es wurde auch nachmals/ um seiner raritet willen/ durch etliche Franzosen/ auf anlaß des Königs/ von den Mönchen heimlich erhandlet/ die es/ nachdem sie eine gute Copey/ um solche mit dem Original auszuwechslen/ davon machen lassen/ dem König/ gegen einem namhaften Stuck Gelds überschicken wollen. Aber die Republik wurde dessen zeitlich verständiget: da dann das Kloster ganz unversehens/ unter währendem einpacken/ überfallen/ die Mönche in dieser That ergriffen/ auch deßhalben hart gestraffet worden. Damit auch der gleichen nicht mehr vorgenommen werden möchte/ und den Mönchen ein Gedächtnis dieser unerbaren That vor die Augen zu stellen/ musten sie mit gedachter Copia sich begnügen lassen/ und wurde das Original in den Palast von S. Marco überbracht/ und und die Republik dem König nach Paris verehret. daselbst aufgerichtet. Weil aber dieser Fehlschuß dem König sehr übel gefallen/ als hat die Republik/ in aller stille/ durch einen vertrauten Cavallier/ ihn mit diesem Kunstblat freywillig beschenket: wofür er/ neben einem höflichen Dankschreiben/ mit 100000 Cronen gegen der Republik/ und gegen Zu Venedig ist/ mehr das colorirte Wol-Mahlen/ als die Art der Antichen/ in Ubung. dem Uberbringer mit 6000 Ducaten/ seine Erkentlichkeit erwiesen; und wird jetzo dieses Stuck/ in der Gallerie zu Paris, mit höchster Ehre aufbehalten.

Von dergleichen Kunststucken/ befindet sich zu Venedig eine große Anzahl: aus welchen eine schöne Practic, absonderlich in der Invention und im coloriren zu erlernen/ nicht soviel aber in Zeichnungen und Umrißen/ nach art der Antichen. Dann die Venediger sind allezeit/ mehr im ersten/ als im Kunstfähigkeit des Herrn von Sandrart: andern berühmt gewesen. Unser ämsiger Herrn von Sandrart/ hat dessen sich fleißigst bedienet/ und damit/ neben den Jahren/ auch seine Wissenschaft reichlich vermehret: also daß Er/ im Zeichnen und Coloriren/ wundersam proficirt. Sein Geist ware mit allen Stücken/ so von einem guten Mahler erfordert werden/ nach genügen begabet. Sein reiffes Judicium und der Verstand in Ihme/ gienge nicht langsam/ verfuhre doch auch nicht übereilt und obenhin/ als den keine Mühwaltung/ Fleiß oder Zeit taurete. Was Er auch einmal gelernet/ das ware nicht in Wasser oder Staub geschrieben/ sondern gleich als in einen festen Felsen eingegraben. Die Natur selbst erinnerte Ihn stäts sein selbsten/ als der von ihr einen Adelichen Geist empfangen/ und nichts kindisches an sich hatte/ auch allezeit alles männlich/ natürlich/ angenehm/ lauter und ungezwungen vornahme und ausbildete. Daher konte es nicht fehlen/ es musten gleich die ersten Jahre bey Ihme sich fruchtbringend zeigen/ da man von deren Blüte nichts solches noch erwartete.

Die Begierde/ noch mehrere Progressen in [Spaltenumbruch] der gehet fürter/ der Zeichenkunst zu thun/ machte Ihn von Venedig nach Rom abreisen: dahin er/ in gesellschaft seines Vettern/ und des kunstreichen Kupferstechers nach Ferrara und Bologne:Le Blon, sich auf den Weg machete. Die Reise gienge durch Ferrara und Bolognia, die allenthalben mit ausbündigen Kunst-Gemälden erfüllet waren. An diesem letzten Ort/ besuchte Er den Guido Renn, und wurde von ihm höchstfreundlich empfangen/ mit vorweisung alles dessen/ was Er damalen/ als ein Nehrer der Künsten und Vatter der edlen Gratien/ vermochte. Er gienge auch zu dem Francesco Alban, welcher viel hochsinnreiche Stucke/ voll Invention und Zierlichkeit/ verfärtiget: von welchem allen Er großen Frommen Stücke daselbst/ S. Caecilia, von Raphael d’Urbino, zu seinem Vorhaben geschöpfet. Er beschauete alle fürnehme Gebäude/ Kirchen/ Paläste und Galerien dieser Stadt/ welche mit rariteten pranget/ und sahe unter andern im Dom Stift/ eine Tafel: die praesentirte eine Caeciliam, mit andern beystehenden Heiligen/ von Raphaël d’Urbino überaus meisterhaft gezeichnet. Er fande auch/ auserhalb auf einem Berge in der Capuciner Closter/ wie nicht minder zu S. Michael in Bosco, jedes orts und zwey Crucifixe/ von Guido Bolognes, auch eine ganze Galerie, von den Carraza. ein herrliches Crucifix von gemeldtem Guido, und noch eine ganze Gallerie von dem Leben S. Benedicti, durch Hannibal und Ludwig Carraza gemahlet: welches alles unser Künstler fleißig nachgemahlet/ und Ihm zu nutz gemacht; daß also in Ihn/ gleich als in einen Ocean, aller Welt Meisterschaft zusammen flosse/ damit Er solche hinwieder/ wie das Meer die Ströme und Bäche/ ausgiessen möchte.

Seine Fortreise gegen Florenz: Von hier/ gienge er weiter fort/ nach Florenz/ und kame unterwegs zu dem schönen Lusthaus Fiorenzola, und dem Lust-Ort Pratolino: allwo man die schöne Stadt/ bey heiterem Himmel/ nicht ohne sondere Belüstigung/ konte hervor spielen sehen. Seine Ankunft fiele eben an einem Feyertag: da die Bürger/ mit ihren Frauen und Kinderen/ nach alter Gewonheit/ auf die alda befindliche Wiesen/ sich mit einem Danz und andern Frölichkeiten zu erlustigen/ sich begeben hatten. Dieser da er/ bey einem Wiesen-Danz/ in Gefahr gerahten. Danz solte fast/ durch des Glückes Neid/ unserm Herrn von Sandrart/ wie dem Johanni Baptistae das Danzen der Herodias, bekommen seyn. Dann als Er/ und sein Reißgesell Le Blon, um den Reihen etwas genauer zu beobachten/ sich von den Pferden begeben/ ward Ihme gleich/ nach des Orts Gewonheit/ eine der schönsten Jungfrauen zugebracht/ um dieselbe zum Danze mitzuführen. Weil seine höfliche entschuldigung ihn dessen nicht befreyen wolte/ verrichtete Er den Danz mit guter Manier. Es begabe sich aber/ daß der fliegende Rock dieser Jungfrauen sich in seinen Sporn verwicklet/ und dadurch in eine merkliche Höhe erhoben wurde: welches ihre anwesende beyde Brüder alsobald häftig resentirt/ und für einen sonderbaren affronto ausgerechnet/ auch deswegen mit entblößten Degen auf ihn los gegangen. Er/ der sonst auch nicht zaghaft war/ retirirte sich zu seinen Pistolen/ und stellte sich in verfassung/ seine Unschuld und gerechte Sache zu manuteniren. Es traten aber andere verständigere Personen dazwischen/ die seine Unschuld dermassen bezeugten/ daß Ihm diese

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Benedicti</persName></hi></name>, durch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-23 http://d-nb.info/gnd/118519255 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115350 http://viaf.org/viaf/12405951">Hannibal</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-22 http://d-nb.info/gnd/118668544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009619 http://viaf.org/viaf/29596926">Ludwig <hi rendition="#aq">Carraza</hi></persName> gemahlet: welches alles unser Künstler fleißig nachgemahlet/ und Ihm zu nutz gemacht; daß also in Ihn/ gleich als in einen <hi rendition="#aq">Ocean,</hi> aller Welt Meisterschaft zusammen flosse/ damit Er solche hinwieder/ wie das Meer die Ströme und Bäche/ ausgiessen möchte.</p>
        <p xml:id="p626.3"><note place="right">Seine Fortreise gegen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>:</note> Von hier/ gienge er weiter fort/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ und kame unterwegs zu dem schönen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1567">Lusthaus <hi rendition="#aq">Fiorenzola</hi></placeName>, und dem Lust-Ort <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-433 http://www.geonames.org/3169921/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006161">Pratolino</placeName></hi>: allwo man die schöne Stadt/ bey heiterem Himmel/ nicht ohne sondere Belüstigung/ konte hervor spielen sehen. Seine Ankunft fiele eben an einem Feyertag: da die Bürger/ mit ihren Frauen und Kinderen/ nach alter Gewonheit/ auf die alda befindliche Wiesen/ sich mit einem Danz und andern Frölichkeiten zu erlustigen/ sich begeben hatten. Dieser <note place="right">da er/ bey einem Wiesen-Danz/ in Gefahr gerahten.</note> Danz solte fast/ durch des Glückes Neid/ unserm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herrn von Sandrart</persName>/ wie dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">Johanni Baptistae</persName></hi> das Danzen der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1009 http://d-nb.info/gnd/119534355 http://viaf.org/viaf/67278244">Herodias</persName>,</hi> bekommen seyn. Dann als Er/ und sein Reißgesell <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1137 http://d-nb.info/gnd/120159562 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009502 http://viaf.org/viaf/95739039">Le Blon</persName>,</hi> um den Reihen etwas genauer zu beobachten/ sich von den Pferden begeben/ ward Ihme gleich/ nach des Orts Gewonheit/ eine der schönsten Jungfrauen zugebracht/ um dieselbe zum Danze mitzuführen. Weil seine höfliche entschuldigung ihn dessen nicht befreyen wolte/ verrichtete Er den Danz mit guter Manier. Es begabe sich aber/ daß der fliegende Rock dieser Jungfrauen sich in seinen Sporn verwicklet/ und dadurch in eine merkliche Höhe erhoben wurde: welches ihre anwesende beyde Brüder alsobald häftig <hi rendition="#aq">resentirt</hi>/ und für einen sonderbaren <hi rendition="#aq">affronto</hi> ausgerechnet/ auch deswegen mit entblößten Degen auf ihn los gegangen. Er/ der sonst auch nicht zaghaft war/ <hi rendition="#aq">retirirte</hi> sich zu seinen Pistolen/ und stellte sich in verfassung/ seine Unschuld und gerechte Sache zu <hi rendition="#aq">manuteniren</hi>. Es traten aber andere verständigere Personen dazwischen/ die seine Unschuld dermassen bezeugten/ daß Ihm diese
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[[Lebenslauf, S. 8]/0218] Refectorio oder Speiß-Zimmer der Mönche à Y. Servi, da CHristus der HERR/ mit vielen Personen/ nach gehaltener Malzeit/ von Maria Magdalena gesalbet wird/ worüber die darneben stehende aufgeblasene Phariseer murren und spotten. Hierinn ist alles/ mit großer Zierlichkeit/ auch vernünftiger austheilung und stellung der Gebäude/ nach Architectonischer Regel/ ausgeführet/ und daher dieses für eines aus den raresten Werken des Pauli Verones zu achten. Es wurde auch nachmals/ um seiner raritet willen/ durch etliche Franzosen/ auf anlaß des Königs/ von den Mönchen heimlich erhandlet/ die es/ nachdem sie eine gute Copey/ um solche mit dem Original auszuwechslen/ davon machen lassen/ dem König/ gegen einem namhaften Stuck Gelds überschicken wollen. Aber die Republik wurde dessen zeitlich verständiget: da dann das Kloster ganz unversehens/ unter währendem einpacken/ überfallen/ die Mönche in dieser That ergriffen/ auch deßhalben hart gestraffet worden. Damit auch der gleichen nicht mehr vorgenommen werden möchte/ und den Mönchen ein Gedächtnis dieser unerbaren That vor die Augen zu stellen/ musten sie mit gedachter Copia sich begnügen lassen/ und wurde das Original in den Palast von S. Marco überbracht/ und daselbst aufgerichtet. Weil aber dieser Fehlschuß dem König sehr übel gefallen/ als hat die Republik/ in aller stille/ durch einen vertrauten Cavallier/ ihn mit diesem Kunstblat freywillig beschenket: wofür er/ neben einem höflichen Dankschreiben/ mit 100000 Cronen gegen der Republik/ und gegen dem Uberbringer mit 6000 Ducaten/ seine Erkentlichkeit erwiesen; und wird jetzo dieses Stuck/ in der Gallerie zu Paris, mit höchster Ehre aufbehalten. sonderlich die Salbung Christi zu Bethania/ welches die Franzosen einsmals hinweg partiren wollen/ und die Republik dem König nach Paris verehret. Zu Venedig ist/ mehr das colorirte Wol-Mahlen/ als die Art der Antichen/ in Ubung. Von dergleichen Kunststucken/ befindet sich zu Venedig eine große Anzahl: aus welchen eine schöne Practic, absonderlich in der Invention und im coloriren zu erlernen/ nicht soviel aber in Zeichnungen und Umrißen/ nach art der Antichen. Dann die Venediger sind allezeit/ mehr im ersten/ als im andern berühmt gewesen. Unser ämsiger Herrn von Sandrart/ hat dessen sich fleißigst bedienet/ und damit/ neben den Jahren/ auch seine Wissenschaft reichlich vermehret: also daß Er/ im Zeichnen und Coloriren/ wundersam proficirt. Sein Geist ware mit allen Stücken/ so von einem guten Mahler erfordert werden/ nach genügen begabet. Sein reiffes Judicium und der Verstand in Ihme/ gienge nicht langsam/ verfuhre doch auch nicht übereilt und obenhin/ als den keine Mühwaltung/ Fleiß oder Zeit taurete. Was Er auch einmal gelernet/ das ware nicht in Wasser oder Staub geschrieben/ sondern gleich als in einen festen Felsen eingegraben. Die Natur selbst erinnerte Ihn stäts sein selbsten/ als der von ihr einen Adelichen Geist empfangen/ und nichts kindisches an sich hatte/ auch allezeit alles männlich/ natürlich/ angenehm/ lauter und ungezwungen vornahme und ausbildete. Daher konte es nicht fehlen/ es musten gleich die ersten Jahre bey Ihme sich fruchtbringend zeigen/ da man von deren Blüte nichts solches noch erwartete. Kunstfähigkeit des Herrn von Sandrart: Die Begierde/ noch mehrere Progressen in der Zeichenkunst zu thun/ machte Ihn von Venedig nach Rom abreisen: dahin er/ in gesellschaft seines Vettern/ und des kunstreichen Kupferstechers Le Blon, sich auf den Weg machete. Die Reise gienge durch Ferrara und Bolognia, die allenthalben mit ausbündigen Kunst-Gemälden erfüllet waren. An diesem letzten Ort/ besuchte Er den Guido Renn, und wurde von ihm höchstfreundlich empfangen/ mit vorweisung alles dessen/ was Er damalen/ als ein Nehrer der Künsten und Vatter der edlen Gratien/ vermochte. Er gienge auch zu dem Francesco Alban, welcher viel hochsinnreiche Stucke/ voll Invention und Zierlichkeit/ verfärtiget: von welchem allen Er großen Frommen zu seinem Vorhaben geschöpfet. Er beschauete alle fürnehme Gebäude/ Kirchen/ Paläste und Galerien dieser Stadt/ welche mit rariteten pranget/ und sahe unter andern im Dom Stift/ eine Tafel: die praesentirte eine Caeciliam, mit andern beystehenden Heiligen/ von Raphaël d’Urbino überaus meisterhaft gezeichnet. Er fande auch/ auserhalb auf einem Berge in der Capuciner Closter/ wie nicht minder zu S. Michael in Bosco, jedes orts ein herrliches Crucifix von gemeldtem Guido, und noch eine ganze Gallerie von dem Leben S. Benedicti, durch Hannibal und Ludwig Carraza gemahlet: welches alles unser Künstler fleißig nachgemahlet/ und Ihm zu nutz gemacht; daß also in Ihn/ gleich als in einen Ocean, aller Welt Meisterschaft zusammen flosse/ damit Er solche hinwieder/ wie das Meer die Ströme und Bäche/ ausgiessen möchte. der gehet fürter/ nach Ferrara und Bologne: Stücke daselbst/ S. Caecilia, von Raphael d’Urbino, und zwey Crucifixe/ von Guido Bolognes, auch eine ganze Galerie, von den Carraza. Von hier/ gienge er weiter fort/ nach Florenz/ und kame unterwegs zu dem schönen Lusthaus Fiorenzola, und dem Lust-Ort Pratolino: allwo man die schöne Stadt/ bey heiterem Himmel/ nicht ohne sondere Belüstigung/ konte hervor spielen sehen. Seine Ankunft fiele eben an einem Feyertag: da die Bürger/ mit ihren Frauen und Kinderen/ nach alter Gewonheit/ auf die alda befindliche Wiesen/ sich mit einem Danz und andern Frölichkeiten zu erlustigen/ sich begeben hatten. Dieser Danz solte fast/ durch des Glückes Neid/ unserm Herrn von Sandrart/ wie dem Johanni Baptistae das Danzen der Herodias, bekommen seyn. Dann als Er/ und sein Reißgesell Le Blon, um den Reihen etwas genauer zu beobachten/ sich von den Pferden begeben/ ward Ihme gleich/ nach des Orts Gewonheit/ eine der schönsten Jungfrauen zugebracht/ um dieselbe zum Danze mitzuführen. Weil seine höfliche entschuldigung ihn dessen nicht befreyen wolte/ verrichtete Er den Danz mit guter Manier. Es begabe sich aber/ daß der fliegende Rock dieser Jungfrauen sich in seinen Sporn verwicklet/ und dadurch in eine merkliche Höhe erhoben wurde: welches ihre anwesende beyde Brüder alsobald häftig resentirt/ und für einen sonderbaren affronto ausgerechnet/ auch deswegen mit entblößten Degen auf ihn los gegangen. Er/ der sonst auch nicht zaghaft war/ retirirte sich zu seinen Pistolen/ und stellte sich in verfassung/ seine Unschuld und gerechte Sache zu manuteniren. Es traten aber andere verständigere Personen dazwischen/ die seine Unschuld dermassen bezeugten/ daß Ihm diese Seine Fortreise gegen Florenz: da er/ bey einem Wiesen-Danz/ in Gefahr gerahten.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/218>, abgerufen am 22.05.2024.