Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] großen Kopf/ den andern mit kurzen Füßen oder hohen Rucken/ und also jedem seine von Natur habende Defecten, die er artig vergrößert/ vorgestellet/ als auch den Dienerinnen/ die er ganz gleichend und noch scheinbarlicher auszubilden gewust/ darbey allerhand lächerliche Vers und Reimen fügend/ und viel Gelächter/ aber auch bisweilen Streitigkeiten unter ihnen verursachend/ zumal da er sie mit mancherley visirlichen Kleidungen/ die er mit Wasserfarb aufs Papyr gebracht/ versehen. Weil er nun neben seinen Studien unnachläßlich der Mahler-Kunst obgelegen/ berahtschlagten seine Eltern/ ihn zu dem berühmten Lucas de Seine Lehr Jahr. Heer in die Lehr zu stellen/ wie auch geschehen/ und nachdem er merklich daselbst zugenommen/ thaten sie ihn auch zu Peter Ulrich/ bey dem er viele vernünftige Historien aus dem Alten Testament gemahlet/ dabeneben unterließ er nicht/ sich in der Dichtkunst/ durch Vorstellung allerley Comoedien/ zu üben. Entzwischen entstunden die malcontenten/ und ergriffen viel tausend das Gewehr/ da sie nun das ganze Land ruinirten und plünderten/ überstiegen sie auch Meulebrek/ und da sich die umligende Bauren widersezten/ schmiedeten sie durch die Erfahrenheit des Gewehrs das endliche Verderben selbiger Landen/ weswegen seine Eltern mit ihme nacher Brugge sich salvirt/ und wegen übeln Zustand des Lands ihm erlaubt/ im 26. Jahr seines Alters in Italien zu reisen/ um mehrere Wissenschaft der Kunst zu erlangen. So zoge er nun in Gesellschaft etlicher jungen Edelleut nach Rom; weil er sich aber überall/ wo etwas würdigs zu sehen gewesen/ angemeldt/ und solches nachgezeichnet oder gemahlt/ konte seiner die Gesellschaft nicht erwarten. Da er nun zu Rom ankommen im Jubel-Jahr Anno 1575/ hatte er Gelegenheit viel Fremdes zu sehen/ und bliebe drey Jahr mit grossem Nuzen allda. Seine Werke belangend/ so hat er zu Terni, Seine Werke in Italien in einem Städtlein unfern Rom/ vor einen Grafen auf ein grosses Blat/ den Greuel deß abscheulichen Pariser-Mords/ und wie der fromme Admiral Coligni zum Fenster ausgeworffen worden/ gemahlt: Neben andern jungen Italiänern/ zu denen er sich immer gesellet/ auch in Gesellschaft Sprangers/ mahlte er viel schöne Contrafäte/ Laubwerk und Grotescen in fresco, dann er zu allen färtig war. Auf der Rukkehr Anno 1572. mahlte er zu Basel aus dem Gottsaker die Flucht Jacobs/ welches der Spranger sehr lobte/ und sind sie daraus mit einander nach Wien gereißt/ haben auch allda zu dem triumphirenden Einzug Käysers Rudolphi, so sehr berühmt ist/ mit Hilf des guten Bildhauers/ Hans Mondt/ viel fürnehme Werke gemacht. Es verlangte aber unsern Künstler nach seinem Vatterland/ mit seinen schönen Zeichnungen/ sich zu begeben. Da man nun zu Meulebrek seiner Gewahr worden/ lieffen ihme alle Retoricker und seines Vatters Diener und Nachbarn entgegen/ empfiengen ihn sehr freundlich/ und begleiteten ihn in seines Vatters Haus/ wo er mit grosser Freude bewillkommet worden; bald begabe er sich auf das Mahlen/ und ließe seine erlernete Kunst in einen nakenden Adam und Eva im[Spaltenumbruch] Paradeiß sehen/ wie nicht weniger durch die Sündfluth und Untergang der Welt/ die er meisterhaft gebildet mit wunderselzamen Begebenheiten/ wurde auch dardurch sehr berühmt im ganzen Land/ deswegen er viel Werke in Kirchen und fürnehmer Herren Wohnungen gemacht. Endlich da die Spanische Unruhe je länger je mehr in selbigen Landen/ neben dem Religion-Unwesen zunahm/ und darauf hin die Bilderstürmung und das völlige Landsverderben/ sonderlich seines Vatters Haus und Güter/ welche durch die Soldaten gänzlich ruiniret worden/ erfolgt/ wurde er gleichwol durch einen Italiänischen Soldaten/ den er zuvor in Rom gekant/ vor mehr Ubels behütet/ aber genöhtiget/ seinen kranken Vatter und Mutter/ samt denen Schwestern und Brüdern/ so gut er gekönt/ nach Cortrich zu bringen/ und in der grauen Münche-Closter um ein Zimmer Seine Werke in Niderland./ Speiß und Trank anzuhalten/ dafür er ihnen dankbarlich viele schöne Sachen gemahlt/ neben andern herrlichen Altar-Blättern/ die er in gemeldtem Cortrich verfärtiget/ darunter S. Catharina hochgepriesen wird. Er war verheurahtet/ und genase seine Hausfrau allda des zweyten Kinds/ entzwischen entstund die Pest/ deswegen er sich Anno 1582. nach Brugg mit Weib und Kind gemacht/ und von daraus ferner mit etwas Mobilien wieder nach Meulebrek/ wurde aber unterwegs durch die Soldaten ausgezogen/ und also bloß und nakend in die Stadt gesandt/ wo er doch keine Ruh noch Sicherheit befande/ sondern also verarmt sezte er sich mit den Seinigen zu Schiff/ und reiste also Holland zu/ in die alte Stadt Harlem/ allda er wol empfangen und mit allen nöhtigen Mobilien versehen wurde/ erhielte auch gleich Arbeit genug/ und mahlte noch eine Sündfluht/ wodurch er sich bey dem Golzio und Cornelischen bekant gemacht/ die daraufhin unter ihnen dreyen eine Academie nach dem Leben zu zeichnen/ davon Carl ihnen die Italiänische Manier gewiesen/ angestellt. Er mahlte die Passion Christi in 12. Stüklein fürtreflich/ wie solche de Geyn in Kupfer gebracht/ welche von Invention so köstlich/ daß nicht leicht solche gute Ausbildung zu übertreffen/ und noch andere herrliche Werke/ daher jede Kunstliebende Holländer etwas von seiner künstlichen Hand haben wollen. Auch eben so fürtreflich ware von Mander in der Poesie, worinnen er nicht wenig herrliche Gedichte geschrieben/ die seinen Geist Seine Schriften. genugsam bezeigen; In Reimen und in Prosa hat er gestellet die zwey Iliades Homeri, und zwey Bilder von Harlem/ neben vielen Liedern/ Reimen und Sonneten: Also auch die Bucolica und Georgica, das Brothaus/ die neue Welt/ oder Beschreibung von West-Indien/ den Oelberg/ die niedergelegte und wieder erhobene Stadt Amsterdam/ unter dern Abbildung gedrukt/ das Schilderbuch und Metamorphosis Ovidii, und dern Bilder Bedeutung/ die er in Niederländischer Sprach herfür gegeben/ samt einem Spiel von Sinna und Dina, bey den Flamischen Reden-Rycher gespielt/ so blieben eben so viel ungedrukt. Uberall ist bekant seine güldne Harffen/ die Psalmen Davids/ mit andern geistlichen Gesängen/ die in grosser Andacht [Spaltenumbruch] großen Kopf/ den andern mit kurzen Füßen oder hohen Rucken/ und also jedem seine von Natur habende Defecten, die er artig vergrößert/ vorgestellet/ als auch den Dienerinnen/ die er ganz gleichend und noch scheinbarlicher auszubilden gewust/ darbey allerhand lächerliche Vers und Reimen fügend/ und viel Gelächter/ aber auch bisweilen Streitigkeiten unter ihnen verursachend/ zumal da er sie mit mancherley visirlichen Kleidungen/ die er mit Wasserfarb aufs Papyr gebracht/ versehen. Weil er nun neben seinen Studien unnachläßlich der Mahler-Kunst obgelegen/ berahtschlagten seine Eltern/ ihn zu dem berühmten Lucas de Seine Lehr Jahr. Heer in die Lehr zu stellen/ wie auch geschehen/ und nachdem er merklich daselbst zugenommen/ thaten sie ihn auch zu Peter Ulrich/ bey dem er viele vernünftige Historien aus dem Alten Testament gemahlet/ dabeneben unterließ er nicht/ sich in der Dichtkunst/ durch Vorstellung allerley Comoedien/ zu üben. Entzwischen entstunden die malcontenten/ und ergriffen viel tausend das Gewehr/ da sie nun das ganze Land ruinirten und plünderten/ überstiegen sie auch Meulebrek/ und da sich die umligende Bauren widersezten/ schmiedeten sie durch die Erfahrenheit des Gewehrs das endliche Verderben selbiger Landen/ weswegen seine Eltern mit ihme nacher Brugge sich salvirt/ und wegen übeln Zustand des Lands ihm erlaubt/ im 26. Jahr seines Alters in Italien zu reisen/ um mehrere Wissenschaft der Kunst zu erlangen. So zoge er nun in Gesellschaft etlicher jungen Edelleut nach Rom; weil er sich aber überall/ wo etwas würdigs zu sehen gewesen/ angemeldt/ und solches nachgezeichnet oder gemahlt/ konte seiner die Gesellschaft nicht erwarten. Da er nun zu Rom ankommen im Jubel-Jahr Anno 1575/ hatte er Gelegenheit viel Fremdes zu sehen/ und bliebe drey Jahr mit grossem Nuzen allda. Seine Werke belangend/ so hat er zu Terni, Seine Werke in Italien in einem Städtlein unfern Rom/ vor einen Grafen auf ein grosses Blat/ den Greuel deß abscheulichen Pariser-Mords/ und wie der fromme Admiral Coligni zum Fenster ausgeworffen worden/ gemahlt: Neben andern jungen Italiänern/ zu denen er sich immer gesellet/ auch in Gesellschaft Sprangers/ mahlte er viel schöne Contrafäte/ Laubwerk und Grotescen in fresco, dann er zu allen färtig war. Auf der Rukkehr Anno 1572. mahlte er zu Basel aus dem Gottsaker die Flucht Jacobs/ welches der Spranger sehr lobte/ und sind sie daraus mit einander nach Wien gereißt/ haben auch allda zu dem triumphirenden Einzug Käysers Rudolphi, so sehr berühmt ist/ mit Hilf des guten Bildhauers/ Hans Mondt/ viel fürnehme Werke gemacht. Es verlangte aber unsern Künstler nach seinem Vatterland/ mit seinen schönen Zeichnungen/ sich zu begeben. Da man nun zu Meulebrek seiner Gewahr worden/ lieffen ihme alle Retoricker und seines Vatters Diener und Nachbarn entgegen/ empfiengen ihn sehr freundlich/ und begleiteten ihn in seines Vatters Haus/ wo er mit grosser Freude bewillkommet worden; bald begabe er sich auf das Mahlen/ und ließe seine erlernete Kunst in einen nakenden Adam und Eva im[Spaltenumbruch] Paradeiß sehen/ wie nicht weniger durch die Sündfluth und Untergang der Welt/ die er meisterhaft gebildet mit wunderselzamen Begebenheiten/ wurde auch dardurch sehr berühmt im ganzen Land/ deswegen er viel Werke in Kirchen und fürnehmer Herren Wohnungen gemacht. Endlich da die Spanische Unruhe je länger je mehr in selbigen Landen/ neben dem Religion-Unwesen zunahm/ und darauf hin die Bilderstürmung und das völlige Landsverderben/ sonderlich seines Vatters Haus und Güter/ welche durch die Soldaten gänzlich ruiniret worden/ erfolgt/ wurde er gleichwol durch einen Italiänischen Soldaten/ den er zuvor in Rom gekant/ vor mehr Ubels behütet/ aber genöhtiget/ seinen kranken Vatter und Mutter/ samt denen Schwestern und Brüdern/ so gut er gekönt/ nach Cortrich zu bringen/ und in der grauen Münche-Closter um ein Zimmer Seine Werke in Niderland./ Speiß und Trank anzuhalten/ dafür er ihnen dankbarlich viele schöne Sachen gemahlt/ neben andern herrlichen Altar-Blättern/ die er in gemeldtem Cortrich verfärtiget/ darunter S. Catharina hochgepriesen wird. Er war verheurahtet/ und genase seine Hausfrau allda des zweyten Kinds/ entzwischen entstund die Pest/ deswegen er sich Anno 1582. nach Brugg mit Weib und Kind gemacht/ und von daraus ferner mit etwas Mobilien wieder nach Meulebrek/ wurde aber unterwegs durch die Soldaten ausgezogen/ und also bloß und nakend in die Stadt gesandt/ wo er doch keine Ruh noch Sicherheit befande/ sondern also verarmt sezte er sich mit den Seinigen zu Schiff/ und reiste also Holland zu/ in die alte Stadt Harlem/ allda er wol empfangen und mit allen nöhtigen Mobilien versehen wurde/ erhielte auch gleich Arbeit genug/ und mahlte noch eine Sündfluht/ wodurch er sich bey dem Golzio und Cornelischen bekant gemacht/ die daraufhin unter ihnen dreyen eine Academie nach dem Leben zu zeichnen/ davon Carl ihnen die Italiänische Manier gewiesen/ angestellt. Er mahlte die Passion Christi in 12. Stüklein fürtreflich/ wie solche de Geyn in Kupfer gebracht/ welche von Invention so köstlich/ daß nicht leicht solche gute Ausbildung zu übertreffen/ und noch andere herrliche Werke/ daher jede Kunstliebende Holländer etwas von seiner künstlichen Hand haben wollen. Auch eben so fürtreflich ware von Mander in der Poësie, worinnen er nicht wenig herrliche Gedichte geschrieben/ die seinen Geist Seine Schriften. genugsam bezeigen; In Reimen und in Prosa hat er gestellet die zwey Iliades Homeri, und zwey Bilder von Harlem/ neben vielen Liedern/ Reimen und Sonneten: Also auch die Bucolica und Georgica, das Brothaus/ die neue Welt/ oder Beschreibung von West-Indien/ den Oelberg/ die niedergelegte und wieder erhobene Stadt Amsterdam/ unter dern Abbildung gedrukt/ das Schilderbuch und Metamorphosis Ovidii, und dern Bilder Bedeutung/ die er in Niederländischer Sprach herfür gegeben/ samt einem Spiel von Sinna und Dina, bey den Flamischen Reden-Rycher gespielt/ so blieben eben so viel ungedrukt. Uberall ist bekant seine güldne Harffen/ die Psalmen Davids/ mit andern geistlichen Gesängen/ die in grosser Andacht <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p498.4"><pb facs="#f0081" xml:id="pb-499" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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Er war verheurahtet/ und genase seine Hausfrau allda des zweyten Kinds/ entzwischen entstund die Pest/ deswegen er sich <date rendition="#aq" when="1582">Anno 1582.</date> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-43 http://www.geonames.org/2800931/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007867">Brugg</placeName> mit Weib und Kind gemacht/ und von daraus ferner mit etwas <hi rendition="#aq">Mobili</hi>en wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-724 http://www.geonames.org/2791255/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1026607">Meulebrek</placeName>/ wurde aber unterwegs durch die Soldaten ausgezogen/ und also bloß und nakend in die Stadt gesandt/ wo er doch keine Ruh noch Sicherheit befande/ sondern also verarmt sezte er sich mit den Seinigen zu Schiff/ und reiste also <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-126 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1003759">Holland</placeName> zu/ in die alte Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName>/ allda er wol empfangen und mit allen nöhtigen <hi rendition="#aq">Mobili</hi>en versehen wurde/ erhielte auch gleich Arbeit genug/ und mahlte noch eine Sündfluht/ wodurch er sich bey dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzio</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1947 http://d-nb.info/gnd/119014459 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020887 http://viaf.org/viaf/35257139">Cornelischen</persName> bekant gemacht/ die daraufhin unter ihnen dreyen eine <hi rendition="#aq">Academie</hi> nach dem Leben zu zeichnen/ davon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-79 http://d-nb.info/gnd/118781529 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010579 http://viaf.org/viaf/88738613">Carl</persName> ihnen die <hi rendition="#aq">Itali</hi>änische Manier gewiesen/ angestellt.</p> <p>Er mahlte die <hi rendition="#aq">Passion</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> in 12. Stüklein fürtreflich/ wie solche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1949 http://d-nb.info/gnd/122094204 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115191 http://viaf.org/viaf/29688669"><hi rendition="#aq">de Geyn</hi></persName> in Kupfer gebracht/ welche von <hi rendition="#aq">Invention</hi> so köstlich/ daß nicht leicht solche gute Ausbildung zu übertreffen/ und noch andere herrliche Werke/ daher jede Kunstliebende Holländer etwas von seiner künstlichen Hand haben wollen. Auch eben so fürtreflich ware von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-79 http://d-nb.info/gnd/118781529 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010579 http://viaf.org/viaf/88738613">Mander</persName> in der <hi rendition="#aq">Poësie,</hi> worinnen er nicht wenig herrliche Gedichte geschrieben/ die seinen Geist <note place="right">Seine Schriften.</note> genugsam bezeigen; In Reimen und in <hi rendition="#aq">Prosa</hi> hat er gestellet <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2042">die zwey <hi rendition="#aq">Iliades <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homeri</persName>,</hi></ref></bibl> und <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2143,2144">zwey Bilder von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName></ref></bibl>/ neben vielen Liedern/ Reimen und Sonneten: Also auch die <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2160"><hi rendition="#aq">Bucolica</hi> und <hi rendition="#aq">Georgica,</hi></ref></bibl> <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2038">das Brothaus</ref></bibl>/ <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2039">die neue Welt/ oder Beschreibung von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-816">West-Indien</placeName></ref></bibl>/ <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2040">den Oelberg</ref></bibl>/ die niedergelegte und wieder erhobene Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ unter dern Abbildung gedrukt/ <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-696">das Schilderbuch</ref></bibl> und <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2035"><hi rendition="#aq">Metamorphosis <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidii</persName>,</hi> und dern Bilder Bedeutung/ die er in Niederländischer Sprach herfür gegeben</ref></bibl>/ samt einem Spiel von <hi rendition="#aq">Sinna</hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5415 http://d-nb.info/gnd/119394022 http://viaf.org/viaf/26219265">Dina</persName></hi>, bey den Flamischen Reden-Rycher gespielt/ so blieben eben so viel ungedrukt. Uberall ist bekant seine <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2037">güldne Harffen</ref></bibl>/ die Psalmen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-814 http://d-nb.info/gnd/118523929 http://viaf.org/viaf/44163634">Davids</persName>/ mit andern geistlichen Gesängen/ die in grosser Andacht </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 277]/0081]
großen Kopf/ den andern mit kurzen Füßen oder hohen Rucken/ und also jedem seine von Natur habende Defecten, die er artig vergrößert/ vorgestellet/ als auch den Dienerinnen/ die er ganz gleichend und noch scheinbarlicher auszubilden gewust/ darbey allerhand lächerliche Vers und Reimen fügend/ und viel Gelächter/ aber auch bisweilen Streitigkeiten unter ihnen verursachend/ zumal da er sie mit mancherley visirlichen Kleidungen/ die er mit Wasserfarb aufs Papyr gebracht/ versehen.
Weil er nun neben seinen Studien unnachläßlich der Mahler-Kunst obgelegen/ berahtschlagten seine Eltern/ ihn zu dem berühmten Lucas de Heer in die Lehr zu stellen/ wie auch geschehen/ und nachdem er merklich daselbst zugenommen/ thaten sie ihn auch zu Peter Ulrich/ bey dem er viele vernünftige Historien aus dem Alten Testament gemahlet/ dabeneben unterließ er nicht/ sich in der Dichtkunst/ durch Vorstellung allerley Comoedien/ zu üben. Entzwischen entstunden die malcontenten/ und ergriffen viel tausend das Gewehr/ da sie nun das ganze Land ruinirten und plünderten/ überstiegen sie auch Meulebrek/ und da sich die umligende Bauren widersezten/ schmiedeten sie durch die Erfahrenheit des Gewehrs das endliche Verderben selbiger Landen/ weswegen seine Eltern mit ihme nacher Brugge sich salvirt/ und wegen übeln Zustand des Lands ihm erlaubt/ im 26. Jahr seines Alters in Italien zu reisen/ um mehrere Wissenschaft der Kunst zu erlangen. So zoge er nun in Gesellschaft etlicher jungen Edelleut nach Rom; weil er sich aber überall/ wo etwas würdigs zu sehen gewesen/ angemeldt/ und solches nachgezeichnet oder gemahlt/ konte seiner die Gesellschaft nicht erwarten. Da er nun zu Rom ankommen im Jubel-Jahr Anno 1575/ hatte er Gelegenheit viel Fremdes zu sehen/ und bliebe drey Jahr mit grossem Nuzen allda.
Seine Lehr Jahr. Seine Werke belangend/ so hat er zu Terni, in einem Städtlein unfern Rom/ vor einen Grafen auf ein grosses Blat/ den Greuel deß abscheulichen Pariser-Mords/ und wie der fromme Admiral Coligni zum Fenster ausgeworffen worden/ gemahlt: Neben andern jungen Italiänern/ zu denen er sich immer gesellet/ auch in Gesellschaft Sprangers/ mahlte er viel schöne Contrafäte/ Laubwerk und Grotescen in fresco, dann er zu allen färtig war. Auf der Rukkehr Anno 1572. mahlte er zu Basel aus dem Gottsaker die Flucht Jacobs/ welches der Spranger sehr lobte/ und sind sie daraus mit einander nach Wien gereißt/ haben auch allda zu dem triumphirenden Einzug Käysers Rudolphi, so sehr berühmt ist/ mit Hilf des guten Bildhauers/ Hans Mondt/ viel fürnehme Werke gemacht. Es verlangte aber unsern Künstler nach seinem Vatterland/ mit seinen schönen Zeichnungen/ sich zu begeben. Da man nun zu Meulebrek seiner Gewahr worden/ lieffen ihme alle Retoricker und seines Vatters Diener und Nachbarn entgegen/ empfiengen ihn sehr freundlich/ und begleiteten ihn in seines Vatters Haus/ wo er mit grosser Freude bewillkommet worden; bald begabe er sich auf das Mahlen/ und ließe seine erlernete Kunst in einen nakenden Adam und Eva im
Paradeiß sehen/ wie nicht weniger durch die Sündfluth und Untergang der Welt/ die er meisterhaft gebildet mit wunderselzamen Begebenheiten/ wurde auch dardurch sehr berühmt im ganzen Land/ deswegen er viel Werke in Kirchen und fürnehmer Herren Wohnungen gemacht.
Seine Werke in Italien Endlich da die Spanische Unruhe je länger je mehr in selbigen Landen/ neben dem Religion-Unwesen zunahm/ und darauf hin die Bilderstürmung und das völlige Landsverderben/ sonderlich seines Vatters Haus und Güter/ welche durch die Soldaten gänzlich ruiniret worden/ erfolgt/ wurde er gleichwol durch einen Italiänischen Soldaten/ den er zuvor in Rom gekant/ vor mehr Ubels behütet/ aber genöhtiget/ seinen kranken Vatter und Mutter/ samt denen Schwestern und Brüdern/ so gut er gekönt/ nach Cortrich zu bringen/ und in der grauen Münche-Closter um ein Zimmer / Speiß und Trank anzuhalten/ dafür er ihnen dankbarlich viele schöne Sachen gemahlt/ neben andern herrlichen Altar-Blättern/ die er in gemeldtem Cortrich verfärtiget/ darunter S. Catharina hochgepriesen wird. Er war verheurahtet/ und genase seine Hausfrau allda des zweyten Kinds/ entzwischen entstund die Pest/ deswegen er sich Anno 1582. nach Brugg mit Weib und Kind gemacht/ und von daraus ferner mit etwas Mobilien wieder nach Meulebrek/ wurde aber unterwegs durch die Soldaten ausgezogen/ und also bloß und nakend in die Stadt gesandt/ wo er doch keine Ruh noch Sicherheit befande/ sondern also verarmt sezte er sich mit den Seinigen zu Schiff/ und reiste also Holland zu/ in die alte Stadt Harlem/ allda er wol empfangen und mit allen nöhtigen Mobilien versehen wurde/ erhielte auch gleich Arbeit genug/ und mahlte noch eine Sündfluht/ wodurch er sich bey dem Golzio und Cornelischen bekant gemacht/ die daraufhin unter ihnen dreyen eine Academie nach dem Leben zu zeichnen/ davon Carl ihnen die Italiänische Manier gewiesen/ angestellt.
Seine Werke in Niderland. Er mahlte die Passion Christi in 12. Stüklein fürtreflich/ wie solche de Geyn in Kupfer gebracht/ welche von Invention so köstlich/ daß nicht leicht solche gute Ausbildung zu übertreffen/ und noch andere herrliche Werke/ daher jede Kunstliebende Holländer etwas von seiner künstlichen Hand haben wollen. Auch eben so fürtreflich ware von Mander in der Poësie, worinnen er nicht wenig herrliche Gedichte geschrieben/ die seinen Geist genugsam bezeigen; In Reimen und in Prosa hat er gestellet die zwey Iliades Homeri, und zwey Bilder von Harlem/ neben vielen Liedern/ Reimen und Sonneten: Also auch die Bucolica und Georgica, das Brothaus/ die neue Welt/ oder Beschreibung von West-Indien/ den Oelberg/ die niedergelegte und wieder erhobene Stadt Amsterdam/ unter dern Abbildung gedrukt/ das Schilderbuch und Metamorphosis Ovidii, und dern Bilder Bedeutung/ die er in Niederländischer Sprach herfür gegeben/ samt einem Spiel von Sinna und Dina, bey den Flamischen Reden-Rycher gespielt/ so blieben eben so viel ungedrukt. Uberall ist bekant seine güldne Harffen/ die Psalmen Davids/ mit andern geistlichen Gesängen/ die in grosser Andacht
Seine Schriften.
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