Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab ich mich desto eher beqvemet/ als ich gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der Profession zugethanen/ um das zweyte Werck mich inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ mich gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über mich genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann ich die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel Antichen/ oder alten Gebäuen/ welche mir bekand worden/ und durch deren Andeutung ich kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel mir möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten Palazzis, auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise[Spaltenumbruch] verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen Antiqven und nachfolgends von denen Privat-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen Capiteln aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen Architecten und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil ich von mir selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu practiciren versprechen kan/ so will ich Gott dem Allmächtigen/ wann ich meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen Proben die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der Materi, so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als Privat-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten Palazzen und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solchesVitruvius uns lehret.

[Spaltenumbruch] geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab ich mich desto eher beqvemet/ als ich gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der Profession zugethanen/ um das zweyte Werck mich inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ mich gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über mich genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann ich die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel Antichen/ oder alten Gebäuen/ welche mir bekand worden/ und durch deren Andeutung ich kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel mir möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten Palazzis, auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise[Spaltenumbruch] verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen Antiqven und nachfolgends von denen Privat-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen Capiteln aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen Architecten und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil ich von mir selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu practiciren versprechen kan/ so will ich Gott dem Allmächtigen/ wann ich meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen Proben die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der Materi, so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als Privat-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten Palazzen und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solchesVitruvius uns lehret.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0199" xml:id="pb-734" n="[I (Architektur), S. 2]"/><cb/>
geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> desto eher beqvemet/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der <hi rendition="#aq">Profession</hi> zugethanen/ um das zweyte Werck <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel <hi rendition="#aq">Antichen</hi>/ oder alten Gebäuen/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> bekand worden/ und durch deren Andeutung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten <hi rendition="#aq">Palazzis,</hi> auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise<cb/>
verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen <hi rendition="#aq">Antiqven</hi> und nachfolgends von denen <hi rendition="#aq">Privat</hi>-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen <choice><sic>Capitlen</sic><corr>Capiteln</corr></choice> aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen <hi rendition="#aq">Architecten</hi> und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu <hi rendition="#aq">practiciren</hi> versprechen kan/ so will <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> dem Allmächtigen/ wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen <hi rendition="#aq">Proben</hi> die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der <hi rendition="#aq">Materi,</hi> so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als <hi rendition="#aq">Privat</hi>-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten <hi rendition="#aq">Palazzen</hi> und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solches<hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-317 http://d-nb.info/gnd/118627252 http://viaf.org/viaf/46768430">Vitruvius</persName></hi> uns lehret.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I (Architektur), S. 2]/0199] geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab ich mich desto eher beqvemet/ als ich gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der Profession zugethanen/ um das zweyte Werck mich inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ mich gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über mich genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann ich die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel Antichen/ oder alten Gebäuen/ welche mir bekand worden/ und durch deren Andeutung ich kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel mir möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten Palazzis, auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen Antiqven und nachfolgends von denen Privat-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen Capiteln aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen Architecten und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil ich von mir selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu practiciren versprechen kan/ so will ich Gott dem Allmächtigen/ wann ich meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen Proben die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der Materi, so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als Privat-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten Palazzen und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solchesVitruvius uns lehret.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/199
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/199>, abgerufen am 24.11.2024.