Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.Das VIII. Capittel. [Spaltenumbruch]
Von den Grundfesten. DIe Grund-Vesten sollen doppelt so dick seyn/ als die Mauren so darauf gesetzt werden. Und hierinnen mus man sonderlich wol acht haben auf die Eigenschafft des Erdreichs/ und die Grösse des zu bauen vorhabenden Gebäues/ damit man auf einem beweglichen/ nicht gar vesten/ auch eine ziemliche Last zu tragen habendem Erdreich die Grund-Veste desto breiter legen möge. Der Boden des Grabens mus gleich in einer Ebene seyn/ damit die Last zugleich beschweren/ und nicht etwan auf einer Seiten mehr/ als der andern/ das Gemäuer sincken/ und sich ritzen möge. Aus dieser Ursachen pflasterten die Alten besagte Ebene mit Teuertino, oder Ciment. Wir aber pflegen/ sonderlich in Wässerichen Gründen/ es entweder mit Brettern/ oder Balcken zu belegen/ und nachgehends darauf zu bauen. Die Grund-Vesten werden nach Art eines Schuhes abgescherfft gemacht. Das ist/ sie sollen im Aufsteigen immer allgemählig dünner werden/ doch[Spaltenumbruch] solcher Gestalt/ daß auf einer Seiten/ wie auf der andern abgebrochen/ und der Mittelpunct des obern mit den untern gleich stehe. Welches auch wol warzunehmen in den Mauerwercken ober der Erden. Dann auf solche Art wird das Gebäu gerecht und starck/ welches/ wann man auf andre Weis abbrechen will/ nicht geschehen kan. Man macht bisweilen (absonderlich an sumpfichten Orten/ wo man sich der Zwischen-Seulen bedienen mus) zu Ersparung einiger Unkosten/ einige Grund-vesten/ so nicht aneinander gemauret/ sondern unterbrochen werden/ und darauf wird so dann gebauet. Sehr lobenswerth seind an grossen Gebäuen/ etliche Lufft-Löcher/ welche durch das dicke Gemäuer von dem Grund aus bis an das Dach geführet werden/ weil durch solche der Wind seinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem Gebäu weniger Schaden zugefügt werden kan. Sie verringern die Unkosten/ und sind sehr nutzlich/ wann man selbige auf Schnecken-Stiegen Art verfertiget/ welche von der untersten Grund-Veste an bis zu oberst des Gebäues hinauf langen. Das IX. Capittel. Qvadratur-Arbeit: und von den Fünf- ferley Bau-Arten. Innhalt.Quadratur Arbeit/ die Eck-Columnen sollen dicker seyn/ als die andern: Wie alle Columnen oben einzuziehen. Bäuchung der Columnen. I. Rustica die Bäurische. Stuck von dieser Arbeit. Was die Alten auf diese Art gebauet. Heisset Toscana von ihrem Ursprungs-Ort. Von den Intercolonnen: Abtheilung derselben. II. Dorica, die Dorische/ war bey den Griechen und Römern die Würdigste: Wird den Helden zu Ehren gebrauchet. III. Ionica die Ionische: Dero Gebrauch/ und Austheilung. IV. Corinthiaca, ist die Ansehnlichste: Gebäue dieser Art. Dero Gebrauch und Abtheilungen. V. Composita, die Gemengte: Michael Angelo hat dieser Art viel Wercke hinterlassen. Austheilung. VI. Gothica die Gothische/ ist ungeschickt und hält keine Proportion. WEil wir allbereits/ in Unserm I. H. Theil der Teutschen Acad. zu vorderst von der Architectura, oder Baukunst/ der Steinen Wissenschafft/ dieselbe zu schneiden/ hauen und arbeiten/ auch aller deren Natur/ Eigenschafft/ Nutzbarkeit ausführliche Erzehlung ertheilet haben/ auch zu Dienst den Kunstliebenden Bau-Leuten beygebracht die Manier, Proportion und Weise/ welche in den Gebäuen sollen beobachtet und gehalten werden/ damit sie die rechte Zierde und Schönheit überkommen/ mit der Wissenschafft den Porfir-Stein zu arbeiten/ und wie das Tempera der Eisen darzu mit Bocksblut beqvem gemacht[Spaltenumbruch] werden kan/ auch was dieser/ und der Serpentin-Steine Art sey/ mit Bericht/ welche zu Statuen unbeqvem/ darzu vor allen der Griechische und Egyptische/ Italiänische auch Teutsche weisse Marmorstein der gewährteste/ und was sonsten aus den andern gedachten Steinen/ so wol in Italien/ als Teutschland zu hoffen sey/ weitläuffige Meldung Quadratur, Arbeit. gethan haben: Zum andern/ auch von der Quadraten/ oder Vier- und mehrer Eck-Arbeit zubetrachten sey/ von diesen ist zu wiederholen/ daß die Wercke/ die also in Vier- oder mehr Ecken getheilet werden/ bey den Baumeistern fünfferley Arten und Namen haben/ und Rustica, Dorica, Ionica, Corinthiaca, & Composita, genennet werden. Man kan auch nichts von Holtz/ Stein Das VIII. Capittel. [Spaltenumbruch]
Von den Grundfesten. DIe Grund-Vesten sollen doppelt so dick seyn/ als die Mauren so darauf gesetzt werden. Und hierinnen mus man sonderlich wol acht haben auf die Eigenschafft des Erdreichs/ und die Grösse des zu bauen vorhabenden Gebäues/ damit man auf einem beweglichen/ nicht gar vesten/ auch eine ziemliche Last zu tragen habendem Erdreich die Grund-Veste desto breiter legen möge. Der Boden des Grabens mus gleich in einer Ebene seyn/ damit die Last zugleich beschweren/ und nicht etwan auf einer Seiten mehr/ als der andern/ das Gemäuer sincken/ und sich ritzen möge. Aus dieser Ursachen pflasterten die Alten besagte Ebene mit Teuertino, oder Ciment. Wir aber pflegen/ sonderlich in Wässerichen Gründen/ es entweder mit Brettern/ oder Balcken zu belegen/ und nachgehends darauf zu bauen. Die Grund-Vesten werden nach Art eines Schuhes abgescherfft gemacht. Das ist/ sie sollen im Aufsteigen immer allgemählig dünner werden/ doch[Spaltenumbruch] solcher Gestalt/ daß auf einer Seiten/ wie auf der andern abgebrochen/ und der Mittelpunct des obern mit den untern gleich stehe. Welches auch wol warzunehmen in den Mauerwercken ober der Erden. Dann auf solche Art wird das Gebäu gerecht und starck/ welches/ wann man auf andre Weis abbrechen will/ nicht geschehen kan. Man macht bisweilen (absonderlich an sumpfichten Orten/ wo man sich der Zwischen-Seulen bedienen mus) zu Ersparung einiger Unkosten/ einige Grund-vesten/ so nicht aneinander gemauret/ sondern unterbrochen werden/ und darauf wird so dann gebauet. Sehr lobenswerth seind an grossen Gebäuen/ etliche Lufft-Löcher/ welche durch das dicke Gemäuer von dem Grund aus bis an das Dach geführet werden/ weil durch solche der Wind seinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem Gebäu weniger Schaden zugefügt werden kan. Sie verringern die Unkosten/ und sind sehr nutzlich/ wann man selbige auf Schnecken-Stiegen Art verfertiget/ welche von der untersten Grund-Veste an bis zu oberst des Gebäues hinauf langen. Das IX. Capittel. Qvadratur-Arbeit: und von den Fünf- ferley Bau-Arten. Innhalt.Quadratur Arbeit/ die Eck-Columnen sollen dicker seyn/ als die andern: Wie alle Columnen oben einzuziehen. Bäuchung der Columnen. I. Rustica die Bäurische. Stuck von dieser Arbeit. Was die Alten auf diese Art gebauet. Heisset Toscana von ihrem Ursprungs-Ort. Von den Intercolonnen: Abtheilung derselben. II. Dorica, die Dorische/ war bey den Griechen und Römern die Würdigste: Wird den Helden zu Ehren gebrauchet. III. Ionica die Ionische: Dero Gebrauch/ und Austheilung. IV. Corinthiaca, ist die Ansehnlichste: Gebäue dieser Art. Dero Gebrauch und Abtheilungen. V. Composita, die Gemengte: Michael Angelo hat dieser Art viel Wercke hinterlassen. Austheilung. VI. Gothica die Gothische/ ist ungeschickt und hält keine Proportion. WEil wir allbereits/ in Unserm I. H. Theil der Teutschen Acad. zu vorderst von der Architectura, oder Baukunst/ der Steinen Wissenschafft/ dieselbe zu schneiden/ hauen und arbeiten/ auch aller deren Natur/ Eigenschafft/ Nutzbarkeit ausführliche Erzehlung ertheilet haben/ auch zu Dienst den Kunstliebenden Bau-Leuten beygebracht die Manier, Proportion und Weise/ welche in den Gebäuen sollen beobachtet und gehalten werden/ damit sie die rechte Zierde und Schönheit überkommen/ mit der Wissenschafft den Porfir-Stein zu arbeiten/ und wie das Tempera der Eisen darzu mit Bocksblut beqvem gemacht[Spaltenumbruch] werden kan/ auch was dieser/ und der Serpentin-Steine Art sey/ mit Bericht/ welche zu Statuen unbeqvem/ darzu vor allen der Griechische und Egyptische/ Italiänische auch Teutsche weisse Marmorstein der gewährteste/ und was sonsten aus den andern gedachten Steinen/ so wol in Italien/ als Teutschland zu hoffen sey/ weitläuffige Meldung Quadratur, Arbeit. gethan haben: Zum andern/ auch von der Quadraten/ oder Vier- und mehrer Eck-Arbeit zubetrachten sey/ von diesen ist zu wiederholen/ daß die Wercke/ die also in Vier- oder mehr Ecken getheilet werden/ bey den Baumeistern fünfferley Arten und Namen haben/ und Rustica, Dorica, Ionica, Corinthiaca, & Composita, genennet werden. 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Sehr lobenswerth seind an grossen Gebäuen/ etliche Lufft-Löcher/ welche durch das dicke Gemäuer von dem Grund aus bis an das Dach geführet werden/ weil durch solche der Wind seinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem Gebäu weniger Schaden zugefügt werden kan. Sie verringern die Unkosten/ und sind sehr nutzlich/ wann man selbige auf Schnecken-Stiegen Art verfertiget/ welche von der untersten Grund-Veste an bis zu oberst des Gebäues hinauf langen.</p> </div> <div xml:id="d741"> <head> Das <hi rendition="#aq">IX.</hi> Capittel.<lb/> Qvadratur-Arbeit: und von den Fünf-<lb/> ferley Bau-Arten. </head><lb/> <argument> <head>Innhalt.</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Quadratur</hi> Arbeit/ die Eck-<hi rendition="#aq">Columnen</hi> sollen dicker seyn/ als die andern: Wie alle <hi rendition="#aq">Columnen</hi> oben einzuziehen. Bäuchung der <hi rendition="#aq">Columnen. I. Rustica</hi> die Bäurische. Stuck von dieser Arbeit. Was die Alten auf diese Art gebauet. 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Das VIII. Capittel.
Von den Grundfesten.
DIe Grund-Vesten sollen doppelt so dick seyn/ als die Mauren so darauf gesetzt werden. Und hierinnen mus man sonderlich wol acht haben auf die Eigenschafft des Erdreichs/ und die Grösse des zu bauen vorhabenden Gebäues/ damit man auf einem beweglichen/ nicht gar vesten/ auch eine ziemliche Last zu tragen habendem Erdreich die Grund-Veste desto breiter legen möge. Der Boden des Grabens mus gleich in einer Ebene seyn/ damit die Last zugleich beschweren/ und nicht etwan auf einer Seiten mehr/ als der andern/ das Gemäuer sincken/ und sich ritzen möge. Aus dieser Ursachen pflasterten die Alten besagte Ebene mit Teuertino, oder Ciment. Wir aber pflegen/ sonderlich in Wässerichen Gründen/ es entweder mit Brettern/ oder Balcken zu belegen/ und nachgehends darauf zu bauen. Die Grund-Vesten werden nach Art eines Schuhes abgescherfft gemacht. Das ist/ sie sollen im Aufsteigen immer allgemählig dünner werden/ doch
solcher Gestalt/ daß auf einer Seiten/ wie auf der andern abgebrochen/ und der Mittelpunct des obern mit den untern gleich stehe. Welches auch wol warzunehmen in den Mauerwercken ober der Erden. Dann auf solche Art wird das Gebäu gerecht und starck/ welches/ wann man auf andre Weis abbrechen will/ nicht geschehen kan. Man macht bisweilen (absonderlich an sumpfichten Orten/ wo man sich der Zwischen-Seulen bedienen mus) zu Ersparung einiger Unkosten/ einige Grund-vesten/ so nicht aneinander gemauret/ sondern unterbrochen werden/ und darauf wird so dann gebauet. Sehr lobenswerth seind an grossen Gebäuen/ etliche Lufft-Löcher/ welche durch das dicke Gemäuer von dem Grund aus bis an das Dach geführet werden/ weil durch solche der Wind seinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem Gebäu weniger Schaden zugefügt werden kan. Sie verringern die Unkosten/ und sind sehr nutzlich/ wann man selbige auf Schnecken-Stiegen Art verfertiget/ welche von der untersten Grund-Veste an bis zu oberst des Gebäues hinauf langen.
Das IX. Capittel.
Qvadratur-Arbeit: und von den Fünf-
ferley Bau-Arten.
Innhalt.
Quadratur Arbeit/ die Eck-Columnen sollen dicker seyn/ als die andern: Wie alle Columnen oben einzuziehen. Bäuchung der Columnen. I. Rustica die Bäurische. Stuck von dieser Arbeit. Was die Alten auf diese Art gebauet. Heisset Toscana von ihrem Ursprungs-Ort. Von den Intercolonnen: Abtheilung derselben. II. Dorica, die Dorische/ war bey den Griechen und Römern die Würdigste: Wird den Helden zu Ehren gebrauchet. III. Ionica die Ionische: Dero Gebrauch/ und Austheilung. IV. Corinthiaca, ist die Ansehnlichste: Gebäue dieser Art. Dero Gebrauch und Abtheilungen. V. Composita, die Gemengte: Michael Angelo hat dieser Art viel Wercke hinterlassen. Austheilung. VI. Gothica die Gothische/ ist ungeschickt und hält keine Proportion.
WEil wir allbereits/ in Unserm I. H. Theil der Teutschen Acad. zu vorderst von der Architectura, oder Baukunst/ der Steinen Wissenschafft/ dieselbe zu schneiden/ hauen und arbeiten/ auch aller deren Natur/ Eigenschafft/ Nutzbarkeit ausführliche Erzehlung ertheilet haben/ auch zu Dienst den Kunstliebenden Bau-Leuten beygebracht die Manier, Proportion und Weise/ welche in den Gebäuen sollen beobachtet und gehalten werden/ damit sie die rechte Zierde und Schönheit überkommen/ mit der Wissenschafft den Porfir-Stein zu arbeiten/ und wie das Tempera der Eisen darzu mit Bocksblut beqvem gemacht
werden kan/ auch was dieser/ und der Serpentin-Steine Art sey/ mit Bericht/ welche zu Statuen unbeqvem/ darzu vor allen der Griechische und Egyptische/ Italiänische auch Teutsche weisse Marmorstein der gewährteste/ und was sonsten aus den andern gedachten Steinen/ so wol in Italien/ als Teutschland zu hoffen sey/ weitläuffige Meldung gethan haben: Zum andern/ auch von der Quadraten/ oder Vier- und mehrer Eck-Arbeit zubetrachten sey/ von diesen ist zu wiederholen/ daß die Wercke/ die also in Vier- oder mehr Ecken getheilet werden/ bey den Baumeistern fünfferley Arten und Namen haben/ und Rustica, Dorica, Ionica, Corinthiaca, & Composita, genennet werden. Man kan auch nichts von Holtz/ Stein
Quadratur, Arbeit.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/206>, abgerufen am 16.02.2025. |