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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Theil des Gebäues/ welchen ich etlicher massen unter Erden setze/ die Keller/ Holtz-kammern/ Speißgewölbe/ die Kuchen/ heimliche Gänge/ Bäder/ Backöfen und andere dergleichen zum täglichen Gebrauch behörige Oerter gebauet werden. Hieraus nun entspringen zweyerley Nutzen/ der eine ist/ daß der obere Theil gantz frey bleibe/ der ander aber/ der eben so nutzbar ist/ daß gedachte Ordnung diene/ gesund daselbst zu wohnen/ weil dadurch der Erden Feuchtigkeit sich verlieret: Uber das/ so ist es auch viel schöner so wol in- als auswendig anzusehen. So soll man auch ferner beobachten/ daß in einem Gebäu grosse/ mittelmässige und kleine Zimmer gemacht werden/ und zwar alle aneinander/ damit man deren Wechsels-Weis sich bedienen könne. Die kleinen soll man also halbiren/ damit man kleine Kämmerlein zum Studieren/ oder anderer Lieberey/ als Reutzeich und andere dergleichen Sachen/ deren man täglich benöthiget/ dahin thun möge: sintemal es nicht fein stehet/ daß solche Sachen/ allda seyn/ wo man zu schlaffen/ zu speisen oder die Fremde zu empfahen pfleget. Dann gehöret auch dis zur Beqvemlichkeit/ daß die Sommer-Zimmer sein groß und weitläufftig und gegen Mitternacht gebauet seyn/ die Winter-Zimmer aber gegen Mittag und dem Niedergang stehen/ und vielmehr etwas kleiner als andere seyn sollen:[Spaltenumbruch] Dann im Sommer suchen wir Schatten und Lufft/ und im Winter die Sonne/ und werden die kleinern Zimmer auch eher geheitzet/ als die grossen. Die jenigen aber/ so wir gerne im Frühling und Herbst gebrauchen wollen/ sollen gegen Ausgang der Sonnen stehen/ und zugleich in die Gärten und Wiesen ihr Aussehen haben. Und eben auf dieser Seiten sollen auch die Studier-Stuben und Liebereyen seyn/ weil man deren mehrentheils früh/ als zu andrer Zeit gebrauchet. Es müssen aber die Grossen/ samt den Mittelmässigen und kleinern Zimmern auf solche Art eingetheilt seyn/ daß/ gleichwie anderwerts erwähnt/ ein Theil des Gebäues mit dem andern übereinstimme/ und also der gantze Leib des Gebäus in sich selbst eine gewisse Schickligkeit der Glieder/ welche solches hübsch und angenehm machen/ von sich gebe. Nachdem aber fast iedesmals in den Städten endweder die benachbarte Mauren oder Strassen/ und die offentliche Plätze eine gewisse Maas vorschreiben/ über welche ein Baumeister zu schreiten nicht vermag; so ist vonnöthen/ daß er sich nach des Orts Gelegenheit richte. Zu welchem folgendes gute Anleitung geben/ und statt eines Exempels oberzehlter Sachen dienen wird.

Das XIII. Capittel.
Von Form der Kirchen/ oder
Tempel und deren Zierad/ so darinnen
zu beobachten.
[Spaltenumbruch]

DIe Tempel werden gemacht entweder rund oder viereckicht/ mit sechs/ acht/ oder mehr Ecken/ welche alle oben in der Höhe in einen Kraiß sich schliessen müssen. Item auf Kreutzen und viel anderer Art/ oder Form nach mancherley Erfindungen der Menschen: Welche dann jedesmals/ so sie mit artlicher und geschickter Proportion, nebenst schönen ausgezierten Architraven/ unterschieden/ einiges Lob verdienen. Die schönste und ordentlichste Form aber/ von welchen alle andere ihre Maß nehmen/ sind die Runde und Viereckichte; weswegen auch Vitruvius von diesen beeden allein Meldung thut/ und uns lehret/ wie selbige eingetheilt werden sollen; inmassen wir sagen wollen/ wann wir von Austheilung der Tempel handeln werden. An denjenigen Tempeln/ welche nicht rund sind/ soll man auf das fleissigste beobachten/ daß alle Winckel gleich seyn es mag nun gleich der Tempel von 4/ 6. oder mehr Winckeln oder Seiten bestehen. Die Alten haben gemeiniglich ein Absehen auf das gehabt/ daß sie ihren Göttern/ denen sie zu Ehren Tempel bauen wollen/ allezeit einen geziemenden Ort und Art zu bauen auserwählen mochten. Dannenhero sie der Sonne und dem Mond / weil selbige sich immerdar um[Spaltenumbruch] die Welt waltzen/ und dadurch die allen Menschen bekandte Wirckung hervor bringen/ ihre Tempel rund gebauet; oder doch zum wenigsten solcher gestalt/ daß sie mit der Runde übereinstimmeten. Ingleichen auch der Göttin Vesta, die sie vor die Göttin der Erden gehalten; Welches Element/ wie wir wissen/ auch rund ist. Dem Gott Jupiter/ als Beherrscher der Lufft und des Himmels/ machten sie Tempel/ welche in der Mitte offen waren/ und rings umher; Gänge hatten/ massen wir weiter unten sehen und melden werden. Mit dem Zierad beobachteten sie gleicher massen auf das fleissigste/ welchem Gott sie baueten; Weswegen sie der Göttin Minervae, dem Marti und Herculi ihre Tempel auf Dorische Art machten; weil sie sagten/ daß ihnen solches zukäme des Kriegs halber/ dessen Vorstehere sie gewesen/ und dahero ihre Gebäue sonder Zierde und Zärtlichkeit seyn/ müssten. Der Venus und Flora aber/ denen Musen, Nimphen und andern zarten Göttinnen/ vermeinten sie/ daß ihre Tempel also gemacht würden/ damit sie mit dem blühenden und zarten Jungfraulichen Alter übereinkommen möchten/ und machten sie also auf Corinthische Art: Weil sie ihnen einbildeten/ daß eine subtile/ blühende und mit Blättern gezierde Art solchem Alter gemäß komme. Der Göttin Junoni, Dianae, Baccho, und andern

[Spaltenumbruch] Theil des Gebäues/ welchen ich etlicher massen unter Erden setze/ die Keller/ Holtz-kammern/ Speißgewölbe/ die Kuchen/ heimliche Gänge/ Bäder/ Backöfen und andere dergleichen zum täglichen Gebrauch behörige Oerter gebauet werden. Hieraus nun entspringen zweyerley Nutzen/ der eine ist/ daß der obere Theil gantz frey bleibe/ der ander aber/ der eben so nutzbar ist/ daß gedachte Ordnung diene/ gesund daselbst zu wohnen/ weil dadurch der Erden Feuchtigkeit sich verlieret: Uber das/ so ist es auch viel schöner so wol in- als auswendig anzusehen. So soll man auch ferner beobachten/ daß in einem Gebäu grosse/ mittelmässige und kleine Zimmer gemacht werden/ und zwar alle aneinander/ damit man deren Wechsels-Weis sich bedienen könne. Die kleinen soll man also halbiren/ damit man kleine Kämmerlein zum Studieren/ oder anderer Lieberey/ als Reutzeich und andere dergleichen Sachen/ deren man täglich benöthiget/ dahin thun möge: sintemal es nicht fein stehet/ daß solche Sachen/ allda seyn/ wo man zu schlaffen/ zu speisen oder die Fremde zu empfahen pfleget. Dann gehöret auch dis zur Beqvemlichkeit/ daß die Sommer-Zimmer sein groß und weitläufftig und gegen Mitternacht gebauet seyn/ die Winter-Zimmer aber gegen Mittag und dem Niedergang stehen/ und vielmehr etwas kleiner als andere seyn sollen:[Spaltenumbruch] Dann im Sommer suchen wir Schatten und Lufft/ und im Winter die Sonne/ und werden die kleinern Zimmer auch eher geheitzet/ als die grossen. Die jenigen aber/ so wir gerne im Frühling und Herbst gebrauchen wollen/ sollen gegen Ausgang der Sonnen stehen/ und zugleich in die Gärten und Wiesen ihr Aussehen haben. Und eben auf dieser Seiten sollen auch die Studier-Stuben und Liebereyen seyn/ weil man deren mehrentheils früh/ als zu andrer Zeit gebrauchet. Es müssen aber die Grossen/ samt den Mittelmässigen und kleinern Zimmern auf solche Art eingetheilt seyn/ daß/ gleichwie anderwerts erwähnt/ ein Theil des Gebäues mit dem andern übereinstimme/ und also der gantze Leib des Gebäus in sich selbst eine gewisse Schickligkeit der Glieder/ welche solches hübsch und angenehm machen/ von sich gebe. Nachdem aber fast iedesmals in den Städten endweder die benachbarte Mauren oder Strassen/ und die offentliche Plätze eine gewisse Maas vorschreiben/ über welche ein Baumeister zu schreiten nicht vermag; so ist vonnöthen/ daß er sich nach des Orts Gelegenheit richte. Zu welchem folgendes gute Anleitung geben/ und statt eines Exempels oberzehlter Sachen dienen wird.

Das XIII. Capittel.
Von Form der Kirchen/ oder
Tempel und deren Zierad/ so darinnen
zu beobachten.
[Spaltenumbruch]

DIe Tempel werden gemacht entweder rund oder viereckicht/ mit sechs/ acht/ oder mehr Ecken/ welche alle oben in der Höhe in einen Kraiß sich schliessen müssen. Item auf Kreutzen und viel anderer Art/ oder Form nach mancherley Erfindungen der Menschen: Welche dann jedesmals/ so sie mit artlicher und geschickter Proportion, nebenst schönen ausgezierten Architraven/ unterschieden/ einiges Lob verdienen. Die schönste und ordentlichste Form aber/ von welchen alle andere ihre Maß nehmen/ sind die Runde und Viereckichte; weswegen auch Vitruvius von diesen beeden allein Meldung thut/ und uns lehret/ wie selbige eingetheilt werden sollen; inmassen wir sagen wollen/ wann wir von Austheilung der Tempel handeln werden. An denjenigen Tempeln/ welche nicht rund sind/ soll man auf das fleissigste beobachten/ daß alle Winckel gleich seyn es mag nun gleich der Tempel von 4/ 6. oder mehr Winckeln oder Seiten bestehen. Die Alten haben gemeiniglich ein Absehen auf das gehabt/ daß sie ihren Göttern/ denen sie zu Ehren Tempel bauen wollen/ allezeit einen geziemenden Ort und Art zu bauen auserwählen mochten. Dannenhero sie der Sonne und dem Mond / weil selbige sich immerdar um[Spaltenumbruch] die Welt waltzen/ und dadurch die allen Menschen bekandte Wirckung hervor bringen/ ihre Tempel rund gebauet; oder doch zum wenigsten solcher gestalt/ daß sie mit der Runde übereinstimmeten. Ingleichen auch der Göttin Vesta, die sie vor die Göttin der Erden gehalten; Welches Element/ wie wir wissen/ auch rund ist. Dem Gott Jupiter/ als Beherrscher der Lufft und des Himmels/ machten sie Tempel/ welche in der Mitte offen waren/ und rings umher; Gänge hatten/ massen wir weiter unten sehen und melden werden. Mit dem Zierad beobachteten sie gleicher massen auf das fleissigste/ welchem Gott sie baueten; Weswegen sie der Göttin Minervae, dem Marti und Herculi ihre Tempel auf Dorische Art machten; weil sie sagten/ daß ihnen solches zukäme des Kriegs halber/ dessen Vorstehere sie gewesen/ und dahero ihre Gebäue sonder Zierde und Zärtlichkeit seyn/ müssten. Der Venus und Flora aber/ denen Musen, Nimphen und andern zarten Göttinnen/ vermeinten sie/ daß ihre Tempel also gemacht würden/ damit sie mit dem blühenden und zarten Jungfraulichen Alter übereinkommen möchten/ und machten sie also auf Corinthische Art: Weil sie ihnen einbildeten/ daß eine subtile/ blühende und mit Blättern gezierde Art solchem Alter gemäß komme. Der Göttin Junoni, Dianae, Baccho, und andern

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[[I (Architektur), S. 15]/0212] Theil des Gebäues/ welchen ich etlicher massen unter Erden setze/ die Keller/ Holtz-kammern/ Speißgewölbe/ die Kuchen/ heimliche Gänge/ Bäder/ Backöfen und andere dergleichen zum täglichen Gebrauch behörige Oerter gebauet werden. Hieraus nun entspringen zweyerley Nutzen/ der eine ist/ daß der obere Theil gantz frey bleibe/ der ander aber/ der eben so nutzbar ist/ daß gedachte Ordnung diene/ gesund daselbst zu wohnen/ weil dadurch der Erden Feuchtigkeit sich verlieret: Uber das/ so ist es auch viel schöner so wol in- als auswendig anzusehen. So soll man auch ferner beobachten/ daß in einem Gebäu grosse/ mittelmässige und kleine Zimmer gemacht werden/ und zwar alle aneinander/ damit man deren Wechsels-Weis sich bedienen könne. Die kleinen soll man also halbiren/ damit man kleine Kämmerlein zum Studieren/ oder anderer Lieberey/ als Reutzeich und andere dergleichen Sachen/ deren man täglich benöthiget/ dahin thun möge: sintemal es nicht fein stehet/ daß solche Sachen/ allda seyn/ wo man zu schlaffen/ zu speisen oder die Fremde zu empfahen pfleget. Dann gehöret auch dis zur Beqvemlichkeit/ daß die Sommer-Zimmer sein groß und weitläufftig und gegen Mitternacht gebauet seyn/ die Winter-Zimmer aber gegen Mittag und dem Niedergang stehen/ und vielmehr etwas kleiner als andere seyn sollen: Dann im Sommer suchen wir Schatten und Lufft/ und im Winter die Sonne/ und werden die kleinern Zimmer auch eher geheitzet/ als die grossen. Die jenigen aber/ so wir gerne im Frühling und Herbst gebrauchen wollen/ sollen gegen Ausgang der Sonnen stehen/ und zugleich in die Gärten und Wiesen ihr Aussehen haben. Und eben auf dieser Seiten sollen auch die Studier-Stuben und Liebereyen seyn/ weil man deren mehrentheils früh/ als zu andrer Zeit gebrauchet. Es müssen aber die Grossen/ samt den Mittelmässigen und kleinern Zimmern auf solche Art eingetheilt seyn/ daß/ gleichwie anderwerts erwähnt/ ein Theil des Gebäues mit dem andern übereinstimme/ und also der gantze Leib des Gebäus in sich selbst eine gewisse Schickligkeit der Glieder/ welche solches hübsch und angenehm machen/ von sich gebe. Nachdem aber fast iedesmals in den Städten endweder die benachbarte Mauren oder Strassen/ und die offentliche Plätze eine gewisse Maas vorschreiben/ über welche ein Baumeister zu schreiten nicht vermag; so ist vonnöthen/ daß er sich nach des Orts Gelegenheit richte. Zu welchem folgendes gute Anleitung geben/ und statt eines Exempels oberzehlter Sachen dienen wird. Das XIII. Capittel. Von Form der Kirchen/ oder Tempel und deren Zierad/ so darinnen zu beobachten. DIe Tempel werden gemacht entweder rund oder viereckicht/ mit sechs/ acht/ oder mehr Ecken/ welche alle oben in der Höhe in einen Kraiß sich schliessen müssen. Item auf Kreutzen und viel anderer Art/ oder Form nach mancherley Erfindungen der Menschen: Welche dann jedesmals/ so sie mit artlicher und geschickter Proportion, nebenst schönen ausgezierten Architraven/ unterschieden/ einiges Lob verdienen. Die schönste und ordentlichste Form aber/ von welchen alle andere ihre Maß nehmen/ sind die Runde und Viereckichte; weswegen auch Vitruvius von diesen beeden allein Meldung thut/ und uns lehret/ wie selbige eingetheilt werden sollen; inmassen wir sagen wollen/ wann wir von Austheilung der Tempel handeln werden. An denjenigen Tempeln/ welche nicht rund sind/ soll man auf das fleissigste beobachten/ daß alle Winckel gleich seyn es mag nun gleich der Tempel von 4/ 6. oder mehr Winckeln oder Seiten bestehen. Die Alten haben gemeiniglich ein Absehen auf das gehabt/ daß sie ihren Göttern/ denen sie zu Ehren Tempel bauen wollen/ allezeit einen geziemenden Ort und Art zu bauen auserwählen mochten. Dannenhero sie der Sonne und dem Mond / weil selbige sich immerdar um die Welt waltzen/ und dadurch die allen Menschen bekandte Wirckung hervor bringen/ ihre Tempel rund gebauet; oder doch zum wenigsten solcher gestalt/ daß sie mit der Runde übereinstimmeten. Ingleichen auch der Göttin Vesta, die sie vor die Göttin der Erden gehalten; Welches Element/ wie wir wissen/ auch rund ist. Dem Gott Jupiter/ als Beherrscher der Lufft und des Himmels/ machten sie Tempel/ welche in der Mitte offen waren/ und rings umher; Gänge hatten/ massen wir weiter unten sehen und melden werden. Mit dem Zierad beobachteten sie gleicher massen auf das fleissigste/ welchem Gott sie baueten; Weswegen sie der Göttin Minervae, dem Marti und Herculi ihre Tempel auf Dorische Art machten; weil sie sagten/ daß ihnen solches zukäme des Kriegs halber/ dessen Vorstehere sie gewesen/ und dahero ihre Gebäue sonder Zierde und Zärtlichkeit seyn/ müssten. Der Venus und Flora aber/ denen Musen, Nimphen und andern zarten Göttinnen/ vermeinten sie/ daß ihre Tempel also gemacht würden/ damit sie mit dem blühenden und zarten Jungfraulichen Alter übereinkommen möchten/ und machten sie also auf Corinthische Art: Weil sie ihnen einbildeten/ daß eine subtile/ blühende und mit Blättern gezierde Art solchem Alter gemäß komme. Der Göttin Junoni, Dianae, Baccho, und andern

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/212>, abgerufen am 24.11.2024.