Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] quadri Fronti und schließbar/ mit vier Pforten/ darinn der Durchreisenden Abfertigung geschehen/ nunmehr aber gantz abkommen/ Und dieses Baues Gedächtnüs/ wie er vor diesem gewesen/ haben[Spaltenumbruch] wir aus einer Antichoe Bass Relieue genommen/ und/ zu mehrer Erörterung dieser Sach/ hiebey fügen wollen. [Spaltenumbruch]
SO wollen wir auch von dem Tempel/ der vor diesem dem Frieden gewiedmet worden/ gedencken: Dessen Fußstapffen nahe bey der Kirchen Sancta Maria Nova, in Via Sacra annoch gesehen werden/ und melden die alten Scribenten/ daß er eben an dem Ort stehe/ wo vor diesem Romuli und Hostiliae Rathhaus/ das Haus Moenii, die Basilica Portiae, das Haus Caesaris, und der Gang/ welchen Augustus, nachdem er Caesaris Haus niederreissen lassen/ aufgebauet/ und nach seiner Gemahlin Liviae Drusillae Namen genennet. Dieser Tempel wurde von Claudio zu bauen angefangen/ und von Vespasiano beeden Kaysern zu Ende gebracht/ nachdem dieser aus Judaea sieghafft zuruckkommen/ also daß er in demselben alle Geschirr und Zieraden/ welche er in seinen Triumph von Jerusalem mitgebracht/ darinnen verwahret und aufgehoben. Man lieset/ daß dieser Tempel der grösste/ herrlichste und reichste der Stadt gewesen/ und ob schon dessen übrige Fußstapffen noch so sehr ruinirt/ so zeigen sie warlich eine solche Grösse/ daß man wol schliessen kan/ wie er gantz müsse gewesen seyn. Vor dem Eingang ware eine Loggia von drey Fachen/ so aus gebachenen Steinen gemacht/ das übrige war ein Stuck Gemäuer aneinander so breit die facciata gewesen. An denen Pfeilern der Bögen des Gangs/ oder Loggia worvon aussenher zur Zierde Seulen gesetzt/ deren Ordnung auch/ nach der aneinander stehenden Mauer gieng. Oberhalb dieser ersten Loggia war eine andere offene mit seinem Hügel/ und gerad auf einer ieden Seulen muste eine Statua stehen. Innerhalb des Tempels waren acht marmorne Seulen/ auf Corinthische Art/ fünff Schuhe und neun Zoll dick/ und 53. Schuh/ samt der Base und Capitel lang; Der[Spaltenumbruch] Architrav, oder Hauptbalcken Fregio und Cornice waren 101/2. Schuh/ welche das Gewölb in Mitte der Kirchen erhielten und trugen. Die Base oder der Fuß dieser Seulen war viel höher/ als über die Hälfft eines Diameters der Seulen/ und hatte einen viel dickern Rand/ als der dritte Theil der Höhe erforderte. Dieses thaten sie vielleicht darum/ weil sie vermeineten/ daß es die Last/ so darauf gesetzt worden/ desto besser tragen möchte. Sein Ercker war der sechte Theil des Diameters einer Seulen: Der Architrav Fregio und Cornice waren mit ziemlich schöner Erfindung ausgehauen; Das Untersatzgesims aber an dem Architrav ist vor allen zu beobachten; weil es/ von den andern unterschieden/ und sehr anmuthig gemacht war. Das Gesimse hat die modiglioni oder Tropfen an statt der goccidatoij: Der Rahme der Rosen/ so zwischen den Tropfen stehen/ sind vier/ und müssen auch alle also gemacht werden/ wie ich an allen alten Gebäuen habe war genommen. Es halten die Scribenten dafür/ daß dieser Tempel zu Zeiten Käysers Commodi abgebrannt sey/ ich kan aber nicht sehen/ woher es wahr seyn müste/ weil nicht der geringste Theil von Holtzwerck darbey gewesen. Es könte aber wol eher seyn/ daß er durch ein Erdbeben/ oder einen andern Zufall wäre ruiniret/ und nachgehends zu einer andern/ als Vespasiani Zeit/ darinnen sie die Baukunst nicht so wol verstanden haben/ wieder auferbauet worden/ und dieses glaub ich daher/ weil ich sehe/ daß das Schnitzwerck nicht so gut und mit solchem Fleiß gemacht/ als an Titi Triumphbogen und andern Gebäuen/ so zu guten Zeiten gemacht worden/ zu sehen. Das Gemäuer dieses Tempels war mit Statuen/ und Mahlereyen und alle Gewölber mit Stuccator-Arbeit ausgemacht/ also daß der geringste Theil daran überaus schön und zierlich gewesen. [Spaltenumbruch]
DIeser nachfolgende Siegbogen/ der nach einer vortrefflichen vollkommenen Bau-art gemacht/ und dessen Bilder ebenmässig-eines hohen Lobs würdig seyn/ war aufgericht/ zu Lob und Ehren des Käysers Titi, nachdem Er die Stadt Jerusalem erobert/ zerstöret/ und das gantze Jüdische Reich unter seine Dienstbarkeit gebracht/ mit des Tempels von Jerusalem[Spaltenumbruch] Schatz/ guldnen Tisch/ und Leuchter des Heiligthums/ samt viel tausend gefangenen Juden/ zu Rom eingezogen/ und durch diesen Siegbogen Titi triumphiret hat/ er ward wie noch gantz von weissen Marmelstein/ in Grösse wie dieser Grund-Riß nach dem alten Römischen Schuh zeiget. Dessen Breite dieses Bogens in sich hält 18. Schuh 17. Minuten/ der Colonnen Breite 1. Schuh 261/2. Minuten. Weil wir von der Dicke und Breite dieses [Spaltenumbruch] quadri Fronti und schließbar/ mit vier Pforten/ darinn der Durchreisenden Abfertigung geschehen/ nunmehr aber gantz abkommen/ Und dieses Baues Gedächtnüs/ wie er vor diesem gewesen/ haben[Spaltenumbruch] wir aus einer Antichoe Bass Relieue genommen/ und/ zu mehrer Erörterung dieser Sach/ hiebey fügen wollen. [Spaltenumbruch]
SO wollen wir auch von dem Tempel/ der vor diesem dem Frieden gewiedmet worden/ gedencken: Dessen Fußstapffen nahe bey der Kirchen Sancta Maria Nova, in Via Sacra annoch gesehen werden/ und melden die alten Scribenten/ daß er eben an dem Ort stehe/ wo vor diesem Romuli und Hostiliae Rathhaus/ das Haus Moenii, die Basilica Portiae, das Haus Caesaris, und der Gang/ welchen Augustus, nachdem er Caesaris Haus niederreissen lassen/ aufgebauet/ und nach seiner Gemahlin Liviae Drusillae Namen genennet. Dieser Tempel wurde von Claudio zu bauen angefangen/ und von Vespasiano beeden Kaysern zu Ende gebracht/ nachdem dieser aus Judaea sieghafft zuruckkommen/ also daß er in demselben alle Geschirr und Zieraden/ welche er in seinen Triumph von Jerusalem mitgebracht/ darinnen verwahret und aufgehoben. Man lieset/ daß dieser Tempel der grösste/ herrlichste und reichste der Stadt gewesen/ und ob schon dessen übrige Fußstapffen noch so sehr ruinirt/ so zeigen sie warlich eine solche Grösse/ daß man wol schliessen kan/ wie er gantz müsse gewesen seyn. Vor dem Eingang ware eine Loggia von drey Fachen/ so aus gebachenen Steinen gemacht/ das übrige war ein Stuck Gemäuer aneinander so breit die facciata gewesen. An denen Pfeilern der Bögen des Gangs/ oder Loggia worvon aussenher zur Zierde Seulen gesetzt/ deren Ordnung auch/ nach der aneinander stehenden Mauer gieng. Oberhalb dieser ersten Loggia war eine andere offene mit seinem Hügel/ und gerad auf einer ieden Seulen muste eine Statua stehen. Innerhalb des Tempels waren acht marmorne Seulen/ auf Corinthische Art/ fünff Schuhe und neun Zoll dick/ und 53. Schuh/ samt der Base und Capitel lang; Der[Spaltenumbruch] Architrav, oder Hauptbalcken Fregio und Cornice waren 10½. Schuh/ welche das Gewölb in Mitte der Kirchen erhielten und trugen. Die Base oder der Fuß dieser Seulen war viel höher/ als über die Hälfft eines Diameters der Seulen/ und hatte einen viel dickern Rand/ als der dritte Theil der Höhe erforderte. Dieses thaten sie vielleicht darum/ weil sie vermeineten/ daß es die Last/ so darauf gesetzt worden/ desto besser tragen möchte. Sein Ercker war der sechte Theil des Diameters einer Seulen: Der Architrav Fregio und Cornice waren mit ziemlich schöner Erfindung ausgehauen; Das Untersatzgesims aber an dem Architrav ist vor allen zu beobachten; weil es/ von den andern unterschieden/ und sehr anmuthig gemacht war. Das Gesimse hat die modiglioni oder Tropfen an statt der goccidatoij: Der Rahme der Rosen/ so zwischen den Tropfen stehen/ sind vier/ und müssen auch alle also gemacht werden/ wie ich an allen alten Gebäuen habe war genommen. Es halten die Scribenten dafür/ daß dieser Tempel zu Zeiten Käysers Commodi abgebrannt sey/ ich kan aber nicht sehen/ woher es wahr seyn müste/ weil nicht der geringste Theil von Holtzwerck darbey gewesen. Es könte aber wol eher seyn/ daß er durch ein Erdbeben/ oder einen andern Zufall wäre ruiniret/ und nachgehends zu einer andern/ als Vespasiani Zeit/ darinnen sie die Baukunst nicht so wol verstanden haben/ wieder auferbauet worden/ und dieses glaub ich daher/ weil ich sehe/ daß das Schnitzwerck nicht so gut und mit solchem Fleiß gemacht/ als an Titi Triumphbogen und andern Gebäuen/ so zu guten Zeiten gemacht worden/ zu sehen. Das Gemäuer dieses Tempels war mit Statuen/ und Mahlereyen und alle Gewölber mit Stuccator-Arbeit ausgemacht/ also daß der geringste Theil daran überaus schön und zierlich gewesen. [Spaltenumbruch]
DIeser nachfolgende Siegbogen/ der nach einer vortrefflichen vollkommenen Bau-art gemacht/ und dessen Bilder ebenmässig-eines hohen Lobs würdig seyn/ war aufgericht/ zu Lob und Ehren des Käysers Titi, nachdem Er die Stadt Jerusalem erobert/ zerstöret/ und das gantze Jüdische Reich unter seine Dienstbarkeit gebracht/ mit des Tempels von Jerusalem[Spaltenumbruch] Schatz/ guldnen Tisch/ und Leuchter des Heiligthums/ samt viel tausend gefangenen Juden/ zu Rom eingezogen/ und durch diesen Siegbogen Titi triumphiret hat/ er ward wie noch gantz von weissen Marmelstein/ in Grösse wie dieser Grund-Riß nach dem alten Römischen Schuh zeiget. Dessen Breite dieses Bogens in sich hält 18. Schuh 17. Minuten/ der Colonnen Breite 1. Schuh 26½. Minuten. 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quadri Fronti und schließbar/ mit vier Pforten/ darinn der Durchreisenden Abfertigung geschehen/ nunmehr aber gantz abkommen/ Und dieses Baues Gedächtnüs/ wie er vor diesem gewesen/ haben
wir aus einer Antichoe Bass Relieue genommen/ und/ zu mehrer Erörterung dieser Sach/ hiebey fügen wollen.
Das XIX. Capittel.
Des Frieden-Tempels.
SO wollen wir auch von dem Tempel/ der vor diesem dem Frieden gewiedmet worden/ gedencken: Dessen Fußstapffen nahe bey der Kirchen Sancta Maria Nova, in Via Sacra annoch gesehen werden/ und melden die alten Scribenten/ daß er eben an dem Ort stehe/ wo vor diesem Romuli und Hostiliae Rathhaus/ das Haus Moenii, die Basilica Portiae, das Haus Caesaris, und der Gang/ welchen Augustus, nachdem er Caesaris Haus niederreissen lassen/ aufgebauet/ und nach seiner Gemahlin Liviae Drusillae Namen genennet. Dieser Tempel wurde von Claudio zu bauen angefangen/ und von Vespasiano beeden Kaysern zu Ende gebracht/ nachdem dieser aus Judaea sieghafft zuruckkommen/ also daß er in demselben alle Geschirr und Zieraden/ welche er in seinen Triumph von Jerusalem mitgebracht/ darinnen verwahret und aufgehoben. Man lieset/ daß dieser Tempel der grösste/ herrlichste und reichste der Stadt gewesen/ und ob schon dessen übrige Fußstapffen noch so sehr ruinirt/ so zeigen sie warlich eine solche Grösse/ daß man wol schliessen kan/ wie er gantz müsse gewesen seyn. Vor dem Eingang ware eine Loggia von drey Fachen/ so aus gebachenen Steinen gemacht/ das übrige war ein Stuck Gemäuer aneinander so breit die facciata gewesen. An denen Pfeilern der Bögen des Gangs/ oder Loggia worvon aussenher zur Zierde Seulen gesetzt/ deren Ordnung auch/ nach der aneinander stehenden Mauer gieng. Oberhalb dieser ersten Loggia war eine andere offene mit seinem Hügel/ und gerad auf einer ieden Seulen muste eine Statua stehen. Innerhalb des Tempels waren acht marmorne Seulen/ auf Corinthische Art/ fünff Schuhe und neun Zoll dick/ und 53. Schuh/ samt der Base und Capitel lang; Der
Architrav, oder Hauptbalcken Fregio und Cornice waren 10½. Schuh/ welche das Gewölb in Mitte der Kirchen erhielten und trugen. Die Base oder der Fuß dieser Seulen war viel höher/ als über die Hälfft eines Diameters der Seulen/ und hatte einen viel dickern Rand/ als der dritte Theil der Höhe erforderte. Dieses thaten sie vielleicht darum/ weil sie vermeineten/ daß es die Last/ so darauf gesetzt worden/ desto besser tragen möchte. Sein Ercker war der sechte Theil des Diameters einer Seulen: Der Architrav Fregio und Cornice waren mit ziemlich schöner Erfindung ausgehauen; Das Untersatzgesims aber an dem Architrav ist vor allen zu beobachten; weil es/ von den andern unterschieden/ und sehr anmuthig gemacht war. Das Gesimse hat die modiglioni oder Tropfen an statt der goccidatoij: Der Rahme der Rosen/ so zwischen den Tropfen stehen/ sind vier/ und müssen auch alle also gemacht werden/ wie ich an allen alten Gebäuen habe war genommen. Es halten die Scribenten dafür/ daß dieser Tempel zu Zeiten Käysers Commodi abgebrannt sey/ ich kan aber nicht sehen/ woher es wahr seyn müste/ weil nicht der geringste Theil von Holtzwerck darbey gewesen. Es könte aber wol eher seyn/ daß er durch ein Erdbeben/ oder einen andern Zufall wäre ruiniret/ und nachgehends zu einer andern/ als Vespasiani Zeit/ darinnen sie die Baukunst nicht so wol verstanden haben/ wieder auferbauet worden/ und dieses glaub ich daher/ weil ich sehe/ daß das Schnitzwerck nicht so gut und mit solchem Fleiß gemacht/ als an Titi Triumphbogen und andern Gebäuen/ so zu guten Zeiten gemacht worden/ zu sehen. Das Gemäuer dieses Tempels war mit Statuen/ und Mahlereyen und alle Gewölber mit Stuccator-Arbeit ausgemacht/ also daß der geringste Theil daran überaus schön und zierlich gewesen.
Das XX. Capittel.
Arcus Titi Vespasiani.
DIeser nachfolgende Siegbogen/ der nach einer vortrefflichen vollkommenen Bau-art gemacht/ und dessen Bilder ebenmässig-eines hohen Lobs würdig seyn/ war aufgericht/ zu Lob und Ehren des Käysers Titi, nachdem Er die Stadt Jerusalem erobert/ zerstöret/ und das gantze Jüdische Reich unter seine Dienstbarkeit gebracht/ mit des Tempels von Jerusalem
Schatz/ guldnen Tisch/ und Leuchter des Heiligthums/ samt viel tausend gefangenen Juden/ zu Rom eingezogen/ und durch diesen Siegbogen Titi triumphiret hat/ er ward wie noch gantz von weissen Marmelstein/ in Grösse wie dieser Grund-Riß nach dem alten Römischen Schuh zeiget. Dessen Breite dieses Bogens in sich hält 18. Schuh 17. Minuten/ der Colonnen Breite 1. Schuh 26½. Minuten.
Weil wir von der Dicke und Breite dieses
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/218>, abgerufen am 16.02.2025. |