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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] sagend: Es müsste auch dermaleins sein Tod herrlich und kostbar seyn. Denn er war Willens/ wofern er/ als ein Tyrann/ von den Seinigen eindlich überfallen/ und in solchem Palast angegriffen werden solte/ auf solchen Thurn zu fliehen/ und sich selbst herabzustürtzen; damit sie ihn nicht lebendig bekämen. Uberdis alles so ist diese Dritte Brunst des Keyserlichen Palasts. Dion. in. Commodo. Keyserliche Burg/ unter dem Keyser Commodo, zum drittenmal abgebronnen/ und an den alten Urkunden/ wie auch vielen Reichs-Archiven/ ein sehr grosser Schade geschehen: Wiewol dieser herrliche Bau bald wieder empor gekommen.

Aus welchem allen leicht zu erachten/ daß daselbst unzehlich viel vortreffliche Gebäue gestanden/ [Spaltenumbruch] welche zwar durch die Länge der Zeit fast gar verfallen und zergangen; doch gleichwol/ durch das übergebliebene Stuckwerck/ die alte Herrlichkeit gnugsam zu verstehen geben: Welche noch heutiges Tages von Jederman/ mit höchster Verwunderung/ angesehen werden.

Sag/ was ist ein Palast? ein Ball-last/
der die Schiffe/

so bald sie leck/ und alt/ versencket in die
Tieffe:

So muß ihm ein Palast selbst überlä-
stig seyn;

denn was noch übrig ist/ fällt von sich
selbsten ein!

Das IX. Capittel.

Die grosse Rennbahn. Dero Gestalt. Eyer. ziel auf der Rennbahn/ warum? Altar des Consi. Wassergraben. Schiff-spiel. Zween Obelisci, im grossen Renn-platz. Dessen Einäscherung und Wiederaufbauung.

[Spaltenumbruch]

ZEhen Circi, oder Renn-plätze fanden sich zu Rom/ an unterschiedlichen Orten; darinnen sie ihren Göttern zu Ehren/ vielerley Schau-spiele zu halten pflegten: Unter denselbigen aber war Die grosse Rennbahn. der vornemste/ Circus Maximus, und darum der gröste genannt/ nit allein dieweil den grösten Göttern und Göttinnen/Jovi, Junoni, und Minervae, daselst ihre Ehre bewiesen/ dabey auch die grössten Unkosten darzu aufgewandt wurden; sondern auch solche Renn-bahn unter allen die gröste war: Als welche zwischen dem Aventinischen und Palatinischen Bergen gelegen; hatte drey Stadia in der Länge/ so ein wenig mehr/ als den dritten Theil einer Meil machen; und vier Jugera Dessen Gestalt. in der Breite. Die Gestalt desselben war Circkel-rund/ daher er auch Circus genennet wird/ und doch der Länge nach ausgestrecket.

Er ist zu erst von dem Römischen König/ Tarquinio Prisco, erbauet/ und nach und nach Plin. Dec. 4. lib. 3. & 9. vergrössert/ und gezieret worden: Sintemal L. Stertinius von dem eroberten Raub der überwundenen Feinde/ den grossen Schwingbogen ausgerichtet/ und mit guldnen Bildern ausgeschmücket. Item da ein daselbst aufgerichter Segelbaum/ zum Reunzeichen aufgestecket/ umgefallen/ und der vielvermögenden Göttinn Pollentiae Bildnus zu Boden geschlagen; wurden/ auf Befehl der Sittenmeister/ an statt des einigen/ zwey dergleichen Bildnusse/ und zumal das neue von Gold gemacht/ und aufgerichtet: Dagegen an desjenigen Segelbaums Stelle kam anfänglich einer/ hernach aber zween Obelisci, oder hohe Ehren-seulen. Und dieweil/ der alten Vorgeben nach/ die beeden Zwillinge/ Eyer-ziel/ auf der Rennbahn/warum?Castor und Pollux, aus einem Ey erzeuget worden/ so wurden Eyer zum Ziel der Rennbahn/ gelegt/ und damit bemercket.

Dieses Orts geschahen dann viel Wettlauffen/ und Kämpfen/ mit Rossen/ Wägen/ und dergleichen. [Spaltenumbruch] Mit dem Lauffen der Pferde hatte es diese Bewandnus: Es stunden im Rennplatz zween Gräntz- pfähle/ und geformirt/ wie ein Kegel/ oder zugespitzter Cypreß-baum; welche beede vom äussersten Ende des Orts so weit disseits abgelegen/ daß man ungehindert da herum lauffen kunte: Die Pferde hatren ihren gewissen Ort/ von dannen sie um solche beede Gräntz- pfahle/ nicht acht/ sondern siebenmal herum lieffen: Wiewol Domitianus, nach der Zeit/ solche Zahl geändert/ und damit man desto leichter herum kommen möchte/ auf fünfmal eingerichtet.

Altar des Consi. Daselbst stund auch des Consi Altar/ als des Raths-Gotts/ und irdischen Neptuni; wie uns Plutarchus in Romulo hiervon berichtet: Aus welchen Ursachen dann auch Delphinen/ oder Meerwunder auf der Mittelmauer des Schauplatzes Dion. lib. XLIX. stunden/ als die dem Neptuno gewidmet waren; welche Agrippa, in seinem Baumeisteramt/ entweder selbst aufgesetzt/ oder sonst wieder aufgebracht hatte; damit die Renner/ welche unterweilen/ wegen so vielfältiger Ziele/ verfehlten/ sich desto besser darnach richten kunten.

Rings umher war solcher Rennplatz mit Treppen versehen/ worüber ein Spatziergang mit drey Riegen Pfeilern ebenmässig den gantzen Kreisrings umgab; und nirgend/ dann nur an einer Seiten/ offen war/ vor welcher die Pferde ihren Platz hatten. Zwischen der Treppen und dem Wassergraben. weiten Raum des Umkreises/ war ein Wassergraben/ zehen Schuhe tieff und weit/ von Jul. Caesare Sueton. in Caes. c. 39. geführt/ also und der Gestalt/ daß die Zuseher nicht darüber kommen/ noch diejenigen Schauspiele verhindern kunten. An der äussersten Seiten des Renn-kreises waren Buden/ zwischen welchen man von allen Ecken hinein gehen kunte nach der Treppen/ um füglich dahinauf zu steigen. Ferner so wurden auch in demselbigen Wassergraber Schiffspiele. zuweilen Schiff-spiele/ als ein Vorblick des Seestreits/ zur Lust gehalten; und zu solchem Ende

[Spaltenumbruch] sagend: Es müsste auch dermaleins sein Tod herrlich und kostbar seyn. Denn er war Willens/ wofern er/ als ein Tyrann/ von den Seinigen eindlich überfallen/ und in solchem Palast angegriffen werden solte/ auf solchen Thurn zu fliehen/ und sich selbst herabzustürtzen; damit sie ihn nicht lebendig bekämen. Uberdis alles so ist diese Dritte Brunst des Keyserlichen Palasts. Dion. in. Commodo. Keyserliche Burg/ unter dem Keyser Commodo, zum drittenmal abgebronnen/ und an den alten Urkunden/ wie auch vielen Reichs-Archiven/ ein sehr grosser Schade geschehen: Wiewol dieser herrliche Bau bald wieder empor gekommen.

Aus welchem allen leicht zu erachten/ daß daselbst unzehlich viel vortreffliche Gebäue gestanden/ [Spaltenumbruch] welche zwar durch die Länge der Zeit fast gar verfallen und zergangen; doch gleichwol/ durch das übergebliebene Stuckwerck/ die alte Herrlichkeit gnugsam zu verstehen geben: Welche noch heutiges Tages von Jederman/ mit höchster Verwunderung/ angesehen werden.

Sag/ was ist ein Palast? ein Ball-last/
der die Schiffe/

so bald sie leck/ und alt/ versencket in die
Tieffe:

So muß ihm ein Palast selbst überlä-
stig seyn;

denn was noch übrig ist/ fällt von sich
selbsten ein!

Das IX. Capittel.

Die grosse Rennbahn. Dero Gestalt. Eyer. ziel auf der Rennbahn/ warum? Altar des Consi. Wassergraben. Schiff-spiel. Zween Obelisci, im grossen Renn-platz. Dessen Einäscherung und Wiederaufbauung.

[Spaltenumbruch]

ZEhen Circi, oder Renn-plätze fanden sich zu Rom/ an unterschiedlichen Orten; darinnen sie ihren Göttern zu Ehren/ vielerley Schau-spiele zu halten pflegten: Unter denselbigen aber war Die grosse Rennbahn. der vornemste/ Circus Maximus, und darum der gröste genannt/ nit allein dieweil den grösten Göttern und Göttinnen/Jovi, Junoni, und Minervae, daselst ihre Ehre bewiesen/ dabey auch die grössten Unkosten darzu aufgewandt wurden; sondern auch solche Renn-bahn unter allen die gröste war: Als welche zwischen dem Aventinischen und Palatinischen Bergen gelegen; hatte drey Stadia in der Länge/ so ein wenig mehr/ als den dritten Theil einer Meil machen; und vier Jugera Dessen Gestalt. in der Breite. Die Gestalt desselben war Circkel-rund/ daher er auch Circus genennet wird/ und doch der Länge nach ausgestrecket.

Er ist zu erst von dem Römischen König/ Tarquinio Prisco, erbauet/ und nach und nach Plin. Dec. 4. lib. 3. & 9. vergrössert/ und gezieret worden: Sintemal L. Stertinius von dem eroberten Raub der überwundenen Feinde/ den grossen Schwingbogen ausgerichtet/ und mit guldnen Bildern ausgeschmücket. Item da ein daselbst aufgerichter Segelbaum/ zum Reunzeichen aufgestecket/ umgefallen/ und der vielvermögenden Göttinn Pollentiae Bildnus zu Boden geschlagen; wurden/ auf Befehl der Sittenmeister/ an statt des einigen/ zwey dergleichen Bildnusse/ und zumal das neue von Gold gemacht/ und aufgerichtet: Dagegen an desjenigen Segelbaums Stelle kam anfänglich einer/ hernach aber zween Obelisci, oder hohe Ehren-seulen. Und dieweil/ der alten Vorgeben nach/ die beeden Zwillinge/ Eyer-ziel/ auf der Rennbahn/warum?Castor und Pollux, aus einem Ey erzeuget worden/ so wurden Eyer zum Ziel der Rennbahn/ gelegt/ und damit bemercket.

Dieses Orts geschahen dann viel Wettlauffen/ und Kämpfen/ mit Rossen/ Wägen/ und dergleichen. [Spaltenumbruch] Mit dem Lauffen der Pferde hatte es diese Bewandnus: Es stunden im Rennplatz zween Gräntz- pfähle/ und geformirt/ wie ein Kegel/ oder zugespitzter Cypreß-baum; welche beede vom äussersten Ende des Orts so weit disseits abgelegen/ daß man ungehindert da herum lauffen kunte: Die Pferde hatren ihren gewissen Ort/ von dannen sie um solche beede Gräntz- pfahle/ nicht acht/ sondern siebenmal herum lieffen: Wiewol Domitianus, nach der Zeit/ solche Zahl geändert/ und damit man desto leichter herum kommen möchte/ auf fünfmal eingerichtet.

Altar des Consi. Daselbst stund auch des Consi Altar/ als des Raths-Gotts/ und irdischen Neptuni; wie uns Plutarchus in Romulo hiervon berichtet: Aus welchen Ursachen dann auch Delphinen/ oder Meerwunder auf der Mittelmauer des Schauplatzes Dion. lib. XLIX. stunden/ als die dem Neptuno gewidmet waren; welche Agrippa, in seinem Baumeisteramt/ entweder selbst aufgesetzt/ oder sonst wieder aufgebracht hatte; damit die Renner/ welche unterweilen/ wegen so vielfältiger Ziele/ verfehlten/ sich desto besser darnach richten kunten.

Rings umher war solcher Rennplatz mit Treppen versehen/ worüber ein Spatziergang mit drey Riegen Pfeilern ebenmässig den gantzen Kreisrings umgab; und nirgend/ dann nur an einer Seiten/ offen war/ vor welcher die Pferde ihren Platz hatten. Zwischen der Treppen und dem Wassergraben. weiten Raum des Umkreises/ war ein Wassergraben/ zehen Schuhe tieff und weit/ von Jul. Caesare Sueton. in Caes. c. 39. geführt/ also und der Gestalt/ daß die Zuseher nicht darüber kommen/ noch diejenigen Schauspiele verhindern kunten. An der äussersten Seiten des Renn-kreises waren Buden/ zwischen welchen man von allen Ecken hinein gehen kunte nach der Treppen/ um füglich dahinauf zu steigen. Ferner so wurden auch in demselbigen Wassergraber Schiffspiele. zuweilen Schiff-spiele/ als ein Vorblick des Seestreits/ zur Lust gehalten; und zu solchem Ende

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[[I (Architektur), S. 64]/0261] sagend: Es müsste auch dermaleins sein Tod herrlich und kostbar seyn. Denn er war Willens/ wofern er/ als ein Tyrann/ von den Seinigen eindlich überfallen/ und in solchem Palast angegriffen werden solte/ auf solchen Thurn zu fliehen/ und sich selbst herabzustürtzen; damit sie ihn nicht lebendig bekämen. Uberdis alles so ist diese Keyserliche Burg/ unter dem Keyser Commodo, zum drittenmal abgebronnen/ und an den alten Urkunden/ wie auch vielen Reichs-Archiven/ ein sehr grosser Schade geschehen: Wiewol dieser herrliche Bau bald wieder empor gekommen. Dritte Brunst des Keyserlichen Palasts. Dion. in. 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Stertinius von dem eroberten Raub der überwundenen Feinde/ den grossen Schwingbogen ausgerichtet/ und mit guldnen Bildern ausgeschmücket. Item da ein daselbst aufgerichter Segelbaum/ zum Reunzeichen aufgestecket/ umgefallen/ und der vielvermögenden Göttinn Pollentiae Bildnus zu Boden geschlagen; wurden/ auf Befehl der Sittenmeister/ an statt des einigen/ zwey dergleichen Bildnusse/ und zumal das neue von Gold gemacht/ und aufgerichtet: Dagegen an desjenigen Segelbaums Stelle kam anfänglich einer/ hernach aber zween Obelisci, oder hohe Ehren-seulen. Und dieweil/ der alten Vorgeben nach/ die beeden Zwillinge/ Castor und Pollux, aus einem Ey erzeuget worden/ so wurden Eyer zum Ziel der Rennbahn/ gelegt/ und damit bemercket. Plin. Dec. 4. lib. 3. & 9. Eyer-ziel/ auf der Rennbahn/warum?Dieses Orts geschahen dann viel Wettlauffen/ und Kämpfen/ mit Rossen/ Wägen/ und dergleichen. Mit dem Lauffen der Pferde hatte es diese Bewandnus: Es stunden im Rennplatz zween Gräntz- pfähle/ und geformirt/ wie ein Kegel/ oder zugespitzter Cypreß-baum; welche beede vom äussersten Ende des Orts so weit disseits abgelegen/ daß man ungehindert da herum lauffen kunte: Die Pferde hatren ihren gewissen Ort/ von dannen sie um solche beede Gräntz- pfahle/ nicht acht/ sondern siebenmal herum lieffen: Wiewol Domitianus, nach der Zeit/ solche Zahl geändert/ und damit man desto leichter herum kommen möchte/ auf fünfmal eingerichtet. Daselbst stund auch des Consi Altar/ als des Raths-Gotts/ und irdischen Neptuni; wie uns Plutarchus in Romulo hiervon berichtet: Aus welchen Ursachen dann auch Delphinen/ oder Meerwunder auf der Mittelmauer des Schauplatzes stunden/ als die dem Neptuno gewidmet waren; welche Agrippa, in seinem Baumeisteramt/ entweder selbst aufgesetzt/ oder sonst wieder aufgebracht hatte; damit die Renner/ welche unterweilen/ wegen so vielfältiger Ziele/ verfehlten/ sich desto besser darnach richten kunten. Altar des Consi. Dion. lib. XLIX.Rings umher war solcher Rennplatz mit Treppen versehen/ worüber ein Spatziergang mit drey Riegen Pfeilern ebenmässig den gantzen Kreisrings umgab; und nirgend/ dann nur an einer Seiten/ offen war/ vor welcher die Pferde ihren Platz hatten. Zwischen der Treppen und dem weiten Raum des Umkreises/ war ein Wassergraben/ zehen Schuhe tieff und weit/ von Jul. Caesare geführt/ also und der Gestalt/ daß die Zuseher nicht darüber kommen/ noch diejenigen Schauspiele verhindern kunten. An der äussersten Seiten des Renn-kreises waren Buden/ zwischen welchen man von allen Ecken hinein gehen kunte nach der Treppen/ um füglich dahinauf zu steigen. Ferner so wurden auch in demselbigen Wassergraber zuweilen Schiff-spiele/ als ein Vorblick des Seestreits/ zur Lust gehalten; und zu solchem Ende Wassergraben. Sueton. in Caes. c. 39. Schiffspiele.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/261>, abgerufen am 23.11.2024.