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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] geheissen; sintemal solcher Ehren-titel/ von Octavio Augusto her/ von niemand anders/ als von dem Keyser angenommen wurde/ wann sie über die gantze Republik völlige Macht hatten: Diejenigen dagegen/ welche entweder aus naher Verwandschaft/ oder weil sie an Kindes statt an- und Dion. I. 53. Sueton. in Tib. c. 16. in Calig. cap. 22. aufgenommen/ denen Keysern ins künftige succedirn sollen/ wurden CAESARES genennet. Daß nun Titus, bey Lebens-zeiten seines Vatters/ AUGUSTUS solte genennet worden seyn/ müsste aus alten Autoren erwiesen und dargethan werden. Zudem so ist erst gantzer achtzig Jahr hernach Capitolin. in Marco. der Gebrauch im Römischen Reich aufgekommen/ daß zween Keyser zugleich die Regirung angetreten: So aber zu Zeiten Vespasiani noch nicht gebräuchlich war/ und dannenhero auch Titus weder ein AUGUSTUS heissen/ noch seyn kunte.

Divus, ein Ehren-titel nach dem Tod. Ferner so wird in eben derjenigen Innschrifft Titus, samt seinem Vatter Vespasiano DIVUS genennet/ welches eher nicht seyn kunte/ als nach deren beeden Absterben; da sie erst unter die Götter versetzt und gerechnet wurden. Zu geschweigen des/ wie daß nemlich auch ihrer viel solcher Ehre/ nach dem Tode/ gar nicht theilhaftig worden/ noch werden können; zumal so sie wegen ihres lasterhaften Lebens willen zuvor bey jedermänniglich verhasst und verflucht gewest. Da hingegen diejenigen/ so sich eines erbarn und tugendsamen Lebens jederzeit beflissen/ nach ihrem Tode und Begräbnus/ in die Zahl der DIVORUM, oder vergötterten Fürsten an- und aufgenommen wurden. Wiewol keines weges zu laugnen/ daß unterweilen auch ruchlosen Keysern/ von ihren Nachfolgern/ dergleichen eitele Ehre angethan worden; wie solche Keyser Severus dem unnützen Commodo wieder fahren lassen. Diesem nach gut zu erachten ist/ daß so wol Vespasianus als Titus nicht vor ihrem Tod/ sondern erst hernach von dero Nachfolgern DIVI gemacht/ und benamset worden. Wie Spartianus, in Anton. Geta. denn Antoninus Caracalla, nachdem er seinen Bruder Getam, meichelmörderischer Weise/ auf seiner Mutter Schoß/ umgebracht/ dahin getrachtet/ daß er die Gemüther des gemeinen Volcks dadurch zu besänftigen und zu gewinnen/ solch seinen ermordten Bruder unter die Götter-zahl bringen möchte; und ließ sich deswegen dieser frevlenden Spott-worte vernehmen: SIT DIVUS, DUM NON SIT VIVUS, das ist/ er mag gleichwol immerhin für einen Gott gehalten werden/ wenn er nur nicht mehr im Leben ist.

Der hochmüthige und aufgeblasene Keyser Domitianus ließ sich in Schrifften einen Herrn und Gott nennen; dennoch aber kunte er nach seinem Sueton. in Domit. cap. 13. zwo Schaumüntzen Augusti. Tode nicht darzu gelangen/ daß er DIVUS geheissen werden möchte. Was anbelangt die Schau- müntze Augusti, darauf dessen Bildnus/ samt dieser Uberschrifft stehet: DIVUS AUGUSTUS PATER, so ist solcher nicht bey seinem Leben/ sondern erst nach seinem Tode/ auf Verordnung Tiberii, als seinem-Vorfahrer zu letzten Ehren geprägt worden. Dahin zielet auch ein anderer Schaupfenning/ mit dieser Uberschrifft: DIVUS AUGUSTUS, samt einem sich umsehenden/ [Spaltenumbruch] und auf einer Weltkugel stehenden Adler/ mit halb ausgestreckten Flügeln; welches eben ein unfehlbares Kennzeichen ist/ daß solche Müntz/ nachdem Augustus unter die Götter gezehlet war/ gemacht worden: Sintemal sie solche Vergötterung durch einen Adler vorzubilden pflegten/ der von einem brennenden Scheiterhauffen über sich in die Höhe geflogene Zudem so stehen auf eben derselbigen Müntze die beede nachdenckliche Buchstaben/ S. C. welche so viel bedeuten/ daß solcher Pfenning Senato Consulto, das ist/ durch einen ordentlichen Raths-verlaß bewilliget und gestattet worden: Nun ist zur Genüge bekannt/ daß keinem Keyser/ so lang er im Leben gewest/ dergleichen Verwilligung von Rahts wegen beschehen.

Titi falscher Burgermeisters-pfenning. Uberdis alles so bringen manche Liebhaber der alten Schau-müntzen einen Pfenning von Ertz hervor/ worauf Titus nicht nur allein DIVUS, sondern auch CONSUL, ein Burgermeister genennet wird; woraus sie schliessen/ daß solcher Amts-titel den Lebendigen/ und nicht den Todten beygefüget worden: Allein solcher wird von den Gelehrten billich/ als ein falscher und ertichter Pfenning verworffen; sintemal weder aus Müntzen/ noch Schrifft zu erweisen/ daß jemals DIVUS samt dem Burgermeister-amt/ oder Zunfftmeister-amt beysamm gestanden wären: Unerachtet dessen/ ob gleich/ nach Absterben der Keyser/ DIVUS und AUGUSTUS, unterweilen zusamm gesetzt worden/ dero göttliche und menschliche Würde denen Nachkömmlingen dadurch zu verstehen geben/ als zum Exempel:

DIVUS. TRAJANUS. AUG. PAT.

Oder auch:

DIVA. FAUSTINA. AUGUSTA.

Solcher massen/ wolte ich sagen/ wurde TITUS an derjenigen Ehren-pforten DIVUS, item AUGUSTUS genennet/ wiewol er/ nach seinem Tode/ nicht mehr AUGUSTUS war. Um mehreres Beweises willen/ ist dabey noch dieses zu erinnern/ wie daß nemlich unter solcher Ehren-pforten Titi Bildnus auf einem fliegengen Adler. des Titi Bildnus/ auf einem fliegenden Adler sitzend/ eingehauen ist; als ein gewisses Kennzeichen der oft-besagten Vergötterung/ so erst nach dessen Tode geschehen. Also/ daß so wol des Lebenden/ als Verstorbenen Ehr und Würde/ an solchem sehr schönen Gedenckmal/ genugsam ausgedrucket worden. Zugeschweigen des/ daß Titus daran zu sehen/ wie er/ auf einem Triumph-wagen sitzend/ alle denjenigen Raub/ so den Jüden abgenommen Jüdischer Tempel-raub angedeutet. worden/ als den güldnen Tisch/ den Leuchter/ und andere heilige Gefässe des Tempels/ samt dem Mosaischen Gesetz/ keines weges aber die Bundslade (dafür der Röm. Triumph-wagen von ihrer etlichen angesehen worden/ zumal jene Lade in dem zweyten Tempel nicht mehr vorhanden gewest) mit sich führe.

Aus welchen allen schlüßlich erhellet/ daß der Beynam DIVUS, denen beeden triumphirenden Keysern/ Tito und Vespasiano, auf keinerley Wann solche Ehrenpforte aufgerichtet worden Weise gebürt/ noch zugestanden: Und daß solche Ehren-pforte ihnen/ nach dero beeden Absterben/ von dem Römischen Rath und Volck/ entweder unter dem Keyser Domitiano, welcher Titum

[Spaltenumbruch] geheissen; sintemal solcher Ehren-titel/ von Octavio Augusto her/ von niemand anders/ als von dem Keyser angenommen wurde/ wann sie über die gantze Republik völlige Macht hatten: Diejenigen dagegen/ welche entweder aus naher Verwandschaft/ oder weil sie an Kindes statt an- und Dion. I. 53. Sueton. in Tib. c. 16. in Calig. cap. 22. aufgenommen/ denen Keysern ins künftige succedirn sollen/ wurden CAESARES genennet. Daß nun Titus, bey Lebens-zeiten seines Vatters/ AUGUSTUS solte genennet worden seyn/ müsste aus alten Autoren erwiesen und dargethan werden. Zudem so ist erst gantzer achtzig Jahr hernach Capitolin. in Marco. der Gebrauch im Römischen Reich aufgekommen/ daß zween Keyser zugleich die Regirung angetreten: So aber zu Zeiten Vespasiani noch nicht gebräuchlich war/ und dannenhero auch Titus weder ein AUGUSTUS heissen/ noch seyn kunte.

Divus, ein Ehren-titel nach dem Tod. Ferner so wird in eben derjenigen Innschrifft Titus, samt seinem Vatter Vespasiano DIVUS genennet/ welches eher nicht seyn kunte/ als nach deren beeden Absterben; da sie erst unter die Götter versetzt und gerechnet wurden. Zu geschweigen des/ wie daß nemlich auch ihrer viel solcher Ehre/ nach dem Tode/ gar nicht theilhaftig worden/ noch werden können; zumal so sie wegen ihres lasterhaften Lebens willen zuvor bey jedermänniglich verhasst und verflucht gewest. Da hingegen diejenigen/ so sich eines erbarn und tugendsamen Lebens jederzeit beflissen/ nach ihrem Tode und Begräbnus/ in die Zahl der DIVORUM, oder vergötterten Fürsten an- und aufgenommen wurden. Wiewol keines weges zu laugnen/ daß unterweilen auch ruchlosen Keysern/ von ihren Nachfolgern/ dergleichen eitele Ehre angethan worden; wie solche Keyser Severus dem unnützen Commodo wieder fahren lassen. Diesem nach gut zu erachten ist/ daß so wol Vespasianus als Titus nicht vor ihrem Tod/ sondern erst hernach von dero Nachfolgern DIVI gemacht/ und benamset worden. Wie Spartianus, in Anton. Geta. denn Antoninus Caracalla, nachdem er seinen Bruder Getam, meichelmörderischer Weise/ auf seiner Mutter Schoß/ umgebracht/ dahin getrachtet/ daß er die Gemüther des gemeinen Volcks dadurch zu besänftigen und zu gewinnen/ solch seinen ermordten Bruder unter die Götter-zahl bringen möchte; und ließ sich deswegen dieser frevlenden Spott-worte vernehmen: SIT DIVUS, DUM NON SIT VIVUS, das ist/ er mag gleichwol immerhin für einen Gott gehalten werden/ wenn er nur nicht mehr im Leben ist.

Der hochmüthige und aufgeblasene Keyser Domitianus ließ sich in Schrifften einen Herrn und Gott nennen; dennoch aber kunte er nach seinem Sueton. in Domit. cap. 13. zwo Schaumüntzen Augusti. Tode nicht darzu gelangen/ daß er DIVUS geheissen werden möchte. Was anbelangt die Schau- müntze Augusti, darauf dessen Bildnus/ samt dieser Uberschrifft stehet: DIVUS AUGUSTUS PATER, so ist solcher nicht bey seinem Leben/ sondern erst nach seinem Tode/ auf Verordnung Tiberii, als seinem-Vorfahrer zu letzten Ehren geprägt worden. Dahin zielet auch ein anderer Schaupfenning/ mit dieser Uberschrifft: DIVUS AUGUSTUS, samt einem sich umsehenden/ [Spaltenumbruch] und auf einer Weltkugel stehenden Adler/ mit halb ausgestreckten Flügeln; welches eben ein unfehlbares Kennzeichen ist/ daß solche Müntz/ nachdem Augustus unter die Götter gezehlet war/ gemacht worden: Sintemal sie solche Vergötterung durch einen Adler vorzubilden pflegten/ der von einem brennenden Scheiterhauffen über sich in die Höhe geflogene Zudem so stehen auf eben derselbigen Müntze die beede nachdenckliche Buchstaben/ S. C. welche so viel bedeuten/ daß solcher Pfenning Senato Consulto, das ist/ durch einen ordentlichen Raths-verlaß bewilliget und gestattet worden: Nun ist zur Genüge bekannt/ daß keinem Keyser/ so lang er im Leben gewest/ dergleichen Verwilligung von Rahts wegen beschehen.

Titi falscher Burgermeisters-pfenning. Uberdis alles so bringen manche Liebhaber der alten Schau-müntzen einen Pfenning von Ertz hervor/ worauf Titus nicht nur allein DIVUS, sondern auch CONSUL, ein Burgermeister genennet wird; woraus sie schliessen/ daß solcher Amts-titel den Lebendigen/ und nicht den Todten beygefüget worden: Allein solcher wird von den Gelehrten billich/ als ein falscher und ertichter Pfenning verworffen; sintemal weder aus Müntzen/ noch Schrifft zu erweisen/ daß jemals DIVUS samt dem Burgermeister-amt/ oder Zunfftmeister-amt beysamm gestanden wären: Unerachtet dessen/ ob gleich/ nach Absterben der Keyser/ DIVUS und AUGUSTUS, unterweilen zusamm gesetzt worden/ dero göttliche und menschliche Würde denen Nachkömmlingen dadurch zu verstehen geben/ als zum Exempel:

DIVUS. TRAJANUS. AUG. PAT.

Oder auch:

DIVA. FAUSTINA. AUGUSTA.

Solcher massen/ wolte ich sagen/ wurde TITUS an derjenigen Ehren-pforten DIVUS, item AUGUSTUS genennet/ wiewol er/ nach seinem Tode/ nicht mehr AUGUSTUS war. Um mehreres Beweises willen/ ist dabey noch dieses zu erinnern/ wie daß nemlich unter solcher Ehren-pforten Titi Bildnus auf einem fliegengen Adler. des Titi Bildnus/ auf einem fliegenden Adler sitzend/ eingehauen ist; als ein gewisses Kennzeichen der oft-besagten Vergötterung/ so erst nach dessen Tode geschehen. Also/ daß so wol des Lebenden/ als Verstorbenen Ehr und Würde/ an solchem sehr schönen Gedenckmal/ genugsam ausgedrucket worden. Zugeschweigen des/ daß Titus daran zu sehen/ wie er/ auf einem Triumph-wagen sitzend/ alle denjenigen Raub/ so den Jüden abgenommen Jüdischer Tempel-raub angedeutet. worden/ als den güldnen Tisch/ den Leuchter/ und andere heilige Gefässe des Tempels/ samt dem Mosaischen Gesetz/ keines weges aber die Bundslade (dafür der Röm. Triumph-wagen von ihrer etlichen angesehen worden/ zumal jene Lade in dem zweyten Tempel nicht mehr vorhanden gewest) mit sich führe.

Aus welchen allen schlüßlich erhellet/ daß der Beynam DIVUS, denen beeden triumphirenden Keysern/ Tito und Vespasiano, auf keinerley Wann solche Ehrenpforte aufgerichtet worden Weise gebürt/ noch zugestanden: Und daß solche Ehren-pforte ihnen/ nach dero beeden Absterben/ von dem Römischen Rath und Volck/ entweder unter dem Keyser Domitiano, welcher Titum

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[[I (Architektur), S. 74]/0271] geheissen; sintemal solcher Ehren-titel/ von Octavio Augusto her/ von niemand anders/ als von dem Keyser angenommen wurde/ wann sie über die gantze Republik völlige Macht hatten: Diejenigen dagegen/ welche entweder aus naher Verwandschaft/ oder weil sie an Kindes statt an- und aufgenommen/ denen Keysern ins künftige succedirn sollen/ wurden CAESARES genennet. Daß nun Titus, bey Lebens-zeiten seines Vatters/ AUGUSTUS solte genennet worden seyn/ müsste aus alten Autoren erwiesen und dargethan werden. Zudem so ist erst gantzer achtzig Jahr hernach der Gebrauch im Römischen Reich aufgekommen/ daß zween Keyser zugleich die Regirung angetreten: So aber zu Zeiten Vespasiani noch nicht gebräuchlich war/ und dannenhero auch Titus weder ein AUGUSTUS heissen/ noch seyn kunte. Dion. I. 53. Sueton. in Tib. c. 16. in Calig. cap. 22. Capitolin. in Marco. Ferner so wird in eben derjenigen Innschrifft Titus, samt seinem Vatter Vespasiano DIVUS genennet/ welches eher nicht seyn kunte/ als nach deren beeden Absterben; da sie erst unter die Götter versetzt und gerechnet wurden. Zu geschweigen des/ wie daß nemlich auch ihrer viel solcher Ehre/ nach dem Tode/ gar nicht theilhaftig worden/ noch werden können; zumal so sie wegen ihres lasterhaften Lebens willen zuvor bey jedermänniglich verhasst und verflucht gewest. Da hingegen diejenigen/ so sich eines erbarn und tugendsamen Lebens jederzeit beflissen/ nach ihrem Tode und Begräbnus/ in die Zahl der DIVORUM, oder vergötterten Fürsten an- und aufgenommen wurden. Wiewol keines weges zu laugnen/ daß unterweilen auch ruchlosen Keysern/ von ihren Nachfolgern/ dergleichen eitele Ehre angethan worden; wie solche Keyser Severus dem unnützen Commodo wieder fahren lassen. Diesem nach gut zu erachten ist/ daß so wol Vespasianus als Titus nicht vor ihrem Tod/ sondern erst hernach von dero Nachfolgern DIVI gemacht/ und benamset worden. Wie denn Antoninus Caracalla, nachdem er seinen Bruder Getam, meichelmörderischer Weise/ auf seiner Mutter Schoß/ umgebracht/ dahin getrachtet/ daß er die Gemüther des gemeinen Volcks dadurch zu besänftigen und zu gewinnen/ solch seinen ermordten Bruder unter die Götter-zahl bringen möchte; und ließ sich deswegen dieser frevlenden Spott-worte vernehmen: SIT DIVUS, DUM NON SIT VIVUS, das ist/ er mag gleichwol immerhin für einen Gott gehalten werden/ wenn er nur nicht mehr im Leben ist. Divus, ein Ehren-titel nach dem Tod. Spartianus, in Anton. Geta.Der hochmüthige und aufgeblasene Keyser Domitianus ließ sich in Schrifften einen Herrn und Gott nennen; dennoch aber kunte er nach seinem Tode nicht darzu gelangen/ daß er DIVUS geheissen werden möchte. Was anbelangt die Schau- müntze Augusti, darauf dessen Bildnus/ samt dieser Uberschrifft stehet: DIVUS AUGUSTUS PATER, so ist solcher nicht bey seinem Leben/ sondern erst nach seinem Tode/ auf Verordnung Tiberii, als seinem-Vorfahrer zu letzten Ehren geprägt worden. Dahin zielet auch ein anderer Schaupfenning/ mit dieser Uberschrifft: DIVUS AUGUSTUS, samt einem sich umsehenden/ und auf einer Weltkugel stehenden Adler/ mit halb ausgestreckten Flügeln; welches eben ein unfehlbares Kennzeichen ist/ daß solche Müntz/ nachdem Augustus unter die Götter gezehlet war/ gemacht worden: Sintemal sie solche Vergötterung durch einen Adler vorzubilden pflegten/ der von einem brennenden Scheiterhauffen über sich in die Höhe geflogene Zudem so stehen auf eben derselbigen Müntze die beede nachdenckliche Buchstaben/ S. C. welche so viel bedeuten/ daß solcher Pfenning Senato Consulto, das ist/ durch einen ordentlichen Raths-verlaß bewilliget und gestattet worden: Nun ist zur Genüge bekannt/ daß keinem Keyser/ so lang er im Leben gewest/ dergleichen Verwilligung von Rahts wegen beschehen. Sueton. in Domit. cap. 13. zwo Schaumüntzen Augusti. Uberdis alles so bringen manche Liebhaber der alten Schau-müntzen einen Pfenning von Ertz hervor/ worauf Titus nicht nur allein DIVUS, sondern auch CONSUL, ein Burgermeister genennet wird; woraus sie schliessen/ daß solcher Amts-titel den Lebendigen/ und nicht den Todten beygefüget worden: Allein solcher wird von den Gelehrten billich/ als ein falscher und ertichter Pfenning verworffen; sintemal weder aus Müntzen/ noch Schrifft zu erweisen/ daß jemals DIVUS samt dem Burgermeister-amt/ oder Zunfftmeister-amt beysamm gestanden wären: Unerachtet dessen/ ob gleich/ nach Absterben der Keyser/ DIVUS und AUGUSTUS, unterweilen zusamm gesetzt worden/ dero göttliche und menschliche Würde denen Nachkömmlingen dadurch zu verstehen geben/ als zum Exempel: Titi falscher Burgermeisters-pfenning. DIVUS. TRAJANUS. AUG. PAT. Oder auch: DIVA. FAUSTINA. AUGUSTA. Solcher massen/ wolte ich sagen/ wurde TITUS an derjenigen Ehren-pforten DIVUS, item AUGUSTUS genennet/ wiewol er/ nach seinem Tode/ nicht mehr AUGUSTUS war. Um mehreres Beweises willen/ ist dabey noch dieses zu erinnern/ wie daß nemlich unter solcher Ehren-pforten des Titi Bildnus/ auf einem fliegenden Adler sitzend/ eingehauen ist; als ein gewisses Kennzeichen der oft-besagten Vergötterung/ so erst nach dessen Tode geschehen. Also/ daß so wol des Lebenden/ als Verstorbenen Ehr und Würde/ an solchem sehr schönen Gedenckmal/ genugsam ausgedrucket worden. Zugeschweigen des/ daß Titus daran zu sehen/ wie er/ auf einem Triumph-wagen sitzend/ alle denjenigen Raub/ so den Jüden abgenommen worden/ als den güldnen Tisch/ den Leuchter/ und andere heilige Gefässe des Tempels/ samt dem Mosaischen Gesetz/ keines weges aber die Bundslade (dafür der Röm. Triumph-wagen von ihrer etlichen angesehen worden/ zumal jene Lade in dem zweyten Tempel nicht mehr vorhanden gewest) mit sich führe. Titi Bildnus auf einem fliegengen Adler. Jüdischer Tempel-raub angedeutet.Aus welchen allen schlüßlich erhellet/ daß der Beynam DIVUS, denen beeden triumphirenden Keysern/ Tito und Vespasiano, auf keinerley Weise gebürt/ noch zugestanden: Und daß solche Ehren-pforte ihnen/ nach dero beeden Absterben/ von dem Römischen Rath und Volck/ entweder unter dem Keyser Domitiano, welcher Titum Wann solche Ehrenpforte aufgerichtet worden

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/271>, abgerufen am 24.11.2024.