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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] alda 1540. Unter dieses Behams Wercken sind auch einige Stuck mit Reben-Zeichen gemercket/ daraus theils vermeinen/ daß beede einerley Hand/ aber zweyerley Zeichen zu unterschiedlichen Zeiten gemacht/ welches ich auch nicht sehr widersprechen will/ weil es fast ein Geist und Arbeit zu seyn scheinet; hingegen auch der eine etwas reiffere Bilder/ als der ander/ repraesentiret. Gleichwol werden ihre Wercke an der Zahl bis 393 Stuck/ von denen Liebhabern sehr wehrt gehalten/ und zusammen gericht.

Georg Pens von Nürnberg/ ein sehr guter Mahler und Nachfolger seiner guten Vorgehere; dieser besuchte Italien/ und vermehrte seine Kunst durch Nachfolgung des Raphael d' Urbino, merklichen/ mahlte in seinem Vatterland viel gute Stuck von Historien und Conterfäten/ und brachte deren unterschiedlich in Kupfer/ welche auch unter die kleinen Meister gerechnet und hochgeachtet werden. Deren sind an der Zahl bis in 180 Stuck/ welche alle von An. 1530/ bis 1540 und 1550 verfertiget worden.

Diese gantze Erzehlung oder Register ist ein rechter Gebrauch/ wie die Liebhabere in ihren Kunst büchern eine richtige Ordnung halten sollen: Als welche von obberührten Herrn Aegydio Ayrer herkommen/ und bey selbiger Familie beobachtet worden/ und noch von Herrn Emanuel Wilhelm Ayrer Med. berühmten Doctore in Nürnberg/ in seinem Kunst-Cabinet/ mit aller Curiosität vernünftig ansehnlich continuiret wird. Bey welchem auch eine vornehme Bibiothek in allen Facultäten/ schöne vom Niclaus Lucidel in Lebens-grösse gemahlte Conterfäte der Ayrerischen Familien/ und einige vom Holbein und Dürer gemahlte Stuck/ samt etlichen deren Handrissen/ sowol auch andern Teutschen und Italiänern verfertigte Raritäten/ mit alle der kleinen Meister Wercken/ in oberzehlter Ordnung zu finden/ auch sonst von den grossen Kunststücken viel Bücher erfüllet/ dahero dieses Cabinet billich eines von denen besten mag gepriesen werden.

Augspurg.

DIe berühmte Stadt Augspurg/ war vormals ungemein erfüllt mit den allervornehmsten kunstreichen Meistern/ auch grossen Liebhabern der Künste: aber deren Anzahl durch der Kriegs-Bedrangnissen/ und viel ausgestandenen Ubels/ sehr vermindert worden. Die Herren Grafen Fugger gaben zu allen guten Künsten Ursach/ und machten alle Virtuosen lebendig/ und ihre grosse Liebe zu allen edlen Studien: wie dessen ihre grosse Bibliotheken und Kunstkammern/ mit allem was rar und vollkommen/ in ihren Palasten aller Orten Zeugnis geben.

Und diese Curiosität ist bey allen Kunst- und Tugend-Liebenden alda/ auch bey den allervornehmsten/ ein allgemeiner Gebrauch worden/ wie dann billich vor allem das meiste Lob dem Edlen Herrn Leonhard Weiß/ Stad-Pflegern/ gebühret; als welcher bey so schweren Amts-Geschäfften[Spaltenumbruch] und angelegenen Studien/ als ein kluger Regent/ guter Jurist/ und in allen Künsten so perfect und wolerfahren/ daß Er auch die davon Beruf machen/ und anders nichts wissen oder thun/ in guten Regeln/ absonderlich in Architectura militari und civili, in Perspectiv- und Geometria, Mathesi, Historicis, Geographicis und Genealogien/ aller Fehler gründlichen Bericht zu geben/ übertrifft. Wie Er dann nicht weniger ein vollkommener Erkenner der Mahlerey und Bildhauerey/ auch mit andern rühmlichen Qualitäten beschlagen/ daß Er billich seinen Namen Weiß in der That bezeiget und darthut. Und obwol/ wie berührt/ die Last der Staats-Angelegenheiten meist auf ihm beruhet/ so lässet doch sein gutes Gemüt einen wahren Mecaenas aller Künst und Studien erscheinen.

Es waren auch sonst alda viel particulier-berühmte Cabinet und Kunstkammern/ nämlich des Herrn Steiningers prangend/ mit vortrefflicher Mahlerey der aller berühmtesten Italiänischen Meister/ und das schöne Haus der Herren Höpffer/ nunmehr Herrn Eberts/ ein zierliches Gebäude von wolverständiger Architectura, insonderheit überall kunstreich in Fresco gezieret/ durch des berühmten Rottenhammers Hand aller beste Arbeit. Es ware auch in selbiger Stadt bey curiosen Herren/ und ist theils noch/ ein grosser Schatz: und sind unter den berühmtesten die Herren Milwein/ Herr Gabriel Müller/ wie auch noch der Herr Stadt-Consulent, D. Thoman: bey deme von auserlesensten Medaglien/ ein rares Cabinet/ wie auch gute Bildhauerey/ viel vortreffliche gemahlte Tafeln/ und Landschafften von dem Welt-berühmten Adam Elßheimer/ auch von seinem wol-nachfolgenden Discipel/ Herrn Jacob Ernst Thoman, ingleichen viel Kunstbücher von den berühmten ersten kleinen Meistern in Holtz- und Kupferstich/ bis auf Martin Schön/ Israel von Mecken/ Hopffer/ Albrecht Dürer/ Lucas von Leiden/ Aldegraf/ Jacob Binck/ Hanns Sebald Böhm/ Georg Pens/ die alle complet und saubers Drucks beysammen/ wie nicht weniger des Raphael d' Urbin, Titian, Tintoret, und anderer Italiäner/ auch Niderländischen und Französischen berühmtesten Kupferstücken: Wie dann seine Curiosität solche samt der Bibliothek noch täglich vermehret.

Ein Kunst- Liebhaber daselbst/ genannt Wilwein/ zeigte mir Original-Hauptrisse von allen guten Meistern/ Italiänischen und Teutschen/ eine schöne Anzahl. Gleiche Kunst-Neigung verspürte ich bey Herrn Spitzelio, wolberühmten Prediger bey St. Jacob/ der neben seinen Studien und vortrefflichen Bibliothek/ mit guten Kunst-Sachen/ Gemählen/ Handrissen und Kupferstichen sich zu recreiren pflegt.

Unter die besten ist auch zu rechnen der Herren Michel und Mattheus Müllere Kunstkammer/ darinn unter andern/ von dem berühmten Titian, ein auf dem Bette sitzende Vanitas, ein wolgestelltes nackendes Weibsbild vortreflich gemahlt; wiederum die geflügelte nackende Venus in Lebensgrösse/

[Spaltenumbruch] alda 1540. Unter dieses Behams Wercken sind auch einige Stuck mit Reben-Zeichen gemercket/ daraus theils vermeinen/ daß beede einerley Hand/ aber zweyerley Zeichen zu unterschiedlichen Zeiten gemacht/ welches ich auch nicht sehr widersprechen will/ weil es fast ein Geist und Arbeit zu seyn scheinet; hingegen auch der eine etwas reiffere Bilder/ als der ander/ repraesentiret. Gleichwol werden ihre Wercke an der Zahl bis 393 Stuck/ von denen Liebhabern sehr wehrt gehalten/ und zusammen gericht.

Georg Pens von Nürnberg/ ein sehr guter Mahler und Nachfolger seiner guten Vorgehere; dieser besuchte Italien/ und vermehrte seine Kunst durch Nachfolgung des Raphael d’ Urbino, merklichen/ mahlte in seinem Vatterland viel gute Stuck von Historien und Conterfäten/ und brachte deren unterschiedlich in Kupfer/ welche auch unter die kleinen Meister gerechnet und hochgeachtet werden. Deren sind an der Zahl bis in 180 Stuck/ welche alle von An. 1530/ bis 1540 und 1550 verfertiget worden.

Diese gantze Erzehlung oder Register ist ein rechter Gebrauch/ wie die Liebhabere in ihren Kunst büchern eine richtige Ordnung halten sollen: Als welche von obberührten Herrn Aegydio Ayrer herkommen/ und bey selbiger Familie beobachtet worden/ und noch von Herrn Emanuel Wilhelm Ayrer Med. berühmten Doctore in Nürnberg/ in seinem Kunst-Cabinet/ mit aller Curiosität vernünftig ansehnlich continuiret wird. Bey welchem auch eine vornehme Bibiothek in allen Facultäten/ schöne vom Niclaus Lucidel in Lebens-grösse gemahlte Conterfäte der Ayrerischen Familien/ und einige vom Holbein und Dürer gemahlte Stuck/ samt etlichen deren Handrissen/ sowol auch andern Teutschen und Italiänern verfertigte Raritäten/ mit alle der kleinen Meister Wercken/ in oberzehlter Ordnung zu finden/ auch sonst von den grossen Kunststücken viel Bücher erfüllet/ dahero dieses Cabinet billich eines von denen besten mag gepriesen werden.

Augspurg.

DIe berühmte Stadt Augspurg/ war vormals ungemein erfüllt mit den allervornehmsten kunstreichen Meistern/ auch grossen Liebhabern der Künste: aber deren Anzahl durch der Kriegs-Bedrangnissen/ und viel ausgestandenen Ubels/ sehr vermindert worden. Die Herren Grafen Fugger gaben zu allen guten Künsten Ursach/ und machten alle Virtuosen lebendig/ und ihre grosse Liebe zu allen edlen Studien: wie dessen ihre grosse Bibliotheken und Kunstkammern/ mit allem was rar und vollkommen/ in ihren Palasten aller Orten Zeugnis geben.

Und diese Curiosität ist bey allen Kunst- und Tugend-Liebenden alda/ auch bey den allervornehmsten/ ein allgemeiner Gebrauch worden/ wie dann billich vor allem das meiste Lob dem Edlen Herrn Leonhard Weiß/ Stad-Pflegern/ gebühret; als welcher bey so schweren Amts-Geschäfften[Spaltenumbruch] und angelegenen Studien/ als ein kluger Regent/ guter Jurist/ und in allen Künsten so perfect und wolerfahren/ daß Er auch die davon Beruf machen/ und anders nichts wissen oder thun/ in guten Regeln/ absonderlich in Architectura militari und civili, in Perspectiv- und Geometria, Mathesi, Historicis, Geographicis und Genealogien/ aller Fehler gründlichen Bericht zu geben/ übertrifft. Wie Er dann nicht weniger ein vollkommener Erkenner der Mahlerey und Bildhauerey/ auch mit andern rühmlichen Qualitäten beschlagen/ daß Er billich seinen Namen Weiß in der That bezeiget und darthut. Und obwol/ wie berührt/ die Last der Staats-Angelegenheiten meist auf ihm beruhet/ so lässet doch sein gutes Gemüt einen wahren Mecaenas aller Künst und Studien erscheinen.

Es waren auch sonst alda viel particulier-berühmte Cabinet und Kunstkammern/ nämlich des Herrn Steiningers prangend/ mit vortrefflicher Mahlerey der aller berühmtesten Italiänischen Meister/ und das schöne Haus der Herren Höpffer/ nunmehr Herrn Eberts/ ein zierliches Gebäude von wolverständiger Architectura, insonderheit überall kunstreich in Fresco gezieret/ durch des berühmten Rottenhammers Hand aller beste Arbeit. Es ware auch in selbiger Stadt bey curiosen Herren/ und ist theils noch/ ein grosser Schatz: und sind unter den berühmtesten die Herren Milwein/ Herr Gabriel Müller/ wie auch noch der Herr Stadt-Consulent, D. Thoman: bey deme von auserlesensten Medaglien/ ein rares Cabinet/ wie auch gute Bildhauerey/ viel vortreffliche gemahlte Tafeln/ und Landschafften von dem Welt-berühmten Adam Elßheimer/ auch von seinem wol-nachfolgenden Discipel/ Herrn Jacob Ernst Thoman, ingleichen viel Kunstbücher von den berühmten ersten kleinen Meistern in Holtz- und Kupferstich/ bis auf Martin Schön/ Israel von Mecken/ Hopffer/ Albrecht Dürer/ Lucas von Leiden/ Aldegraf/ Jacob Binck/ Hanns Sebald Böhm/ Georg Pens/ die alle complet und saubers Drucks beysammen/ wie nicht weniger des Raphaël d’ Urbin, Titian, Tintoret, und anderer Italiäner/ auch Niderländischen und Französischen berühmtesten Kupferstücken: Wie dann seine Curiosität solche samt der Bibliothek noch täglich vermehret.

Ein Kunst- Liebhaber daselbst/ genannt Wilwein/ zeigte mir Original-Hauptrisse von allen guten Meistern/ Italiänischen und Teutschen/ eine schöne Anzahl. Gleiche Kunst-Neigung verspürte ich bey Herrn Spitzelio, wolberühmten Prediger bey St. Jacob/ der neben seinen Studien und vortrefflichen Bibliothek/ mit guten Kunst-Sachen/ Gemählen/ Handrissen und Kupferstichen sich zu recreiren pflegt.

Unter die besten ist auch zu rechnen der Herren Michel und Mattheus Müllere Kunstkammer/ darinn unter andern/ von dem berühmten Titian, ein auf dem Bette sitzende Vanitas, ein wolgestelltes nackendes Weibsbild vortreflich gemahlt; wiederum die geflügelte nackende Venus in Lebensgrösse/

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Es ware auch in selbiger Stadt bey <hi rendition="#aq">curiosen</hi> Herren/ und ist theils noch/ ein grosser Schatz: und sind unter den berühmtesten die Herren <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5311 http://d-nb.info/gnd/123627850 http://viaf.org/viaf/27984039">Milwein</persName>/ Herr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5312 http://d-nb.info/gnd/11704296X http://viaf.org/viaf/62316148">Gabriel Müller</persName>/ wie auch noch der Herr Stadt-<hi rendition="#aq">Consulent, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2439 http://d-nb.info/gnd/122734076 http://viaf.org/viaf/42727486">D. 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          <p>Ein Kunst- Liebhaber daselbst/ genannt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5311 http://d-nb.info/gnd/123627850 http://viaf.org/viaf/27984039">Wilwein</persName>/ zeigte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> <hi rendition="#aq">Original</hi>-Hauptrisse von allen guten Meistern/ Italiänischen und Teutschen/ eine schöne Anzahl. Gleiche Kunst-Neigung verspürte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2829 http://d-nb.info/gnd/118616315 http://viaf.org/viaf/32789367">Herrn <hi rendition="#aq">Spitzelio</hi></persName>, wolberühmten Prediger bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1162">St. Jacob</placeName>/ der neben seinen <hi rendition="#aq">Studi</hi>en und vortrefflichen Bibliothek/ mit guten Kunst-Sachen/ Gemählen/ Handrissen und Kupferstichen sich zu <hi rendition="#aq">recreir</hi>en pflegt.</p>
          <p>Unter die besten ist auch zu rechnen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5334">Herren Michel</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5335 http://d-nb.info/gnd/122211936 http://viaf.org/viaf/35332510">Mattheus Müllere</persName> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2093">Kunstkammer</placeName>/ darinn unter andern/ von dem berühmten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titian</persName>,</hi> ein auf dem Bette sitzende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2624 http://d-nb.info/gnd/4324124-4">Vanitas</persName>,</hi> ein wolgestelltes nackendes Weibsbild vortreflich gemahlt; wiederum die geflügelte nackende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> in Lebensgrösse/
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[[II (Skulptur), S. 80]/0110] alda 1540. Unter dieses Behams Wercken sind auch einige Stuck mit Reben-Zeichen gemercket/ daraus theils vermeinen/ daß beede einerley Hand/ aber zweyerley Zeichen zu unterschiedlichen Zeiten gemacht/ welches ich auch nicht sehr widersprechen will/ weil es fast ein Geist und Arbeit zu seyn scheinet; hingegen auch der eine etwas reiffere Bilder/ als der ander/ repraesentiret. Gleichwol werden ihre Wercke an der Zahl bis 393 Stuck/ von denen Liebhabern sehr wehrt gehalten/ und zusammen gericht. [Abbildung] Georg Pens von Nürnberg/ ein sehr guter Mahler und Nachfolger seiner guten Vorgehere; dieser besuchte Italien/ und vermehrte seine Kunst durch Nachfolgung des Raphael d’ Urbino, merklichen/ mahlte in seinem Vatterland viel gute Stuck von Historien und Conterfäten/ und brachte deren unterschiedlich in Kupfer/ welche auch unter die kleinen Meister gerechnet und hochgeachtet werden. Deren sind an der Zahl bis in 180 Stuck/ welche alle von An. 1530/ bis 1540 und 1550 verfertiget worden. [Abbildung] Diese gantze Erzehlung oder Register ist ein rechter Gebrauch/ wie die Liebhabere in ihren Kunst büchern eine richtige Ordnung halten sollen: Als welche von obberührten Herrn Aegydio Ayrer herkommen/ und bey selbiger Familie beobachtet worden/ und noch von Herrn Emanuel Wilhelm Ayrer Med. berühmten Doctore in Nürnberg/ in seinem Kunst-Cabinet/ mit aller Curiosität vernünftig ansehnlich continuiret wird. Bey welchem auch eine vornehme Bibiothek in allen Facultäten/ schöne vom Niclaus Lucidel in Lebens-grösse gemahlte Conterfäte der Ayrerischen Familien/ und einige vom Holbein und Dürer gemahlte Stuck/ samt etlichen deren Handrissen/ sowol auch andern Teutschen und Italiänern verfertigte Raritäten/ mit alle der kleinen Meister Wercken/ in oberzehlter Ordnung zu finden/ auch sonst von den grossen Kunststücken viel Bücher erfüllet/ dahero dieses Cabinet billich eines von denen besten mag gepriesen werden. Augspurg. DIe berühmte Stadt Augspurg/ war vormals ungemein erfüllt mit den allervornehmsten kunstreichen Meistern/ auch grossen Liebhabern der Künste: aber deren Anzahl durch der Kriegs-Bedrangnissen/ und viel ausgestandenen Ubels/ sehr vermindert worden. Die Herren Grafen Fugger gaben zu allen guten Künsten Ursach/ und machten alle Virtuosen lebendig/ und ihre grosse Liebe zu allen edlen Studien: wie dessen ihre grosse Bibliotheken und Kunstkammern/ mit allem was rar und vollkommen/ in ihren Palasten aller Orten Zeugnis geben. Und diese Curiosität ist bey allen Kunst- und Tugend-Liebenden alda/ auch bey den allervornehmsten/ ein allgemeiner Gebrauch worden/ wie dann billich vor allem das meiste Lob dem Edlen Herrn Leonhard Weiß/ Stad-Pflegern/ gebühret; als welcher bey so schweren Amts-Geschäfften und angelegenen Studien/ als ein kluger Regent/ guter Jurist/ und in allen Künsten so perfect und wolerfahren/ daß Er auch die davon Beruf machen/ und anders nichts wissen oder thun/ in guten Regeln/ absonderlich in Architectura militari und civili, in Perspectiv- und Geometria, Mathesi, Historicis, Geographicis und Genealogien/ aller Fehler gründlichen Bericht zu geben/ übertrifft. Wie Er dann nicht weniger ein vollkommener Erkenner der Mahlerey und Bildhauerey/ auch mit andern rühmlichen Qualitäten beschlagen/ daß Er billich seinen Namen Weiß in der That bezeiget und darthut. Und obwol/ wie berührt/ die Last der Staats-Angelegenheiten meist auf ihm beruhet/ so lässet doch sein gutes Gemüt einen wahren Mecaenas aller Künst und Studien erscheinen. Es waren auch sonst alda viel particulier-berühmte Cabinet und Kunstkammern/ nämlich des Herrn Steiningers prangend/ mit vortrefflicher Mahlerey der aller berühmtesten Italiänischen Meister/ und das schöne Haus der Herren Höpffer/ nunmehr Herrn Eberts/ ein zierliches Gebäude von wolverständiger Architectura, insonderheit überall kunstreich in Fresco gezieret/ durch des berühmten Rottenhammers Hand aller beste Arbeit. Es ware auch in selbiger Stadt bey curiosen Herren/ und ist theils noch/ ein grosser Schatz: und sind unter den berühmtesten die Herren Milwein/ Herr Gabriel Müller/ wie auch noch der Herr Stadt-Consulent, D. Thoman: bey deme von auserlesensten Medaglien/ ein rares Cabinet/ wie auch gute Bildhauerey/ viel vortreffliche gemahlte Tafeln/ und Landschafften von dem Welt-berühmten Adam Elßheimer/ auch von seinem wol-nachfolgenden Discipel/ Herrn Jacob Ernst Thoman, ingleichen viel Kunstbücher von den berühmten ersten kleinen Meistern in Holtz- und Kupferstich/ bis auf Martin Schön/ Israel von Mecken/ Hopffer/ Albrecht Dürer/ Lucas von Leiden/ Aldegraf/ Jacob Binck/ Hanns Sebald Böhm/ Georg Pens/ die alle complet und saubers Drucks beysammen/ wie nicht weniger des Raphaël d’ Urbin, Titian, Tintoret, und anderer Italiäner/ auch Niderländischen und Französischen berühmtesten Kupferstücken: Wie dann seine Curiosität solche samt der Bibliothek noch täglich vermehret. Ein Kunst- Liebhaber daselbst/ genannt Wilwein/ zeigte mir Original-Hauptrisse von allen guten Meistern/ Italiänischen und Teutschen/ eine schöne Anzahl. Gleiche Kunst-Neigung verspürte ich bey Herrn Spitzelio, wolberühmten Prediger bey St. Jacob/ der neben seinen Studien und vortrefflichen Bibliothek/ mit guten Kunst-Sachen/ Gemählen/ Handrissen und Kupferstichen sich zu recreiren pflegt. Unter die besten ist auch zu rechnen der Herren Michel und Mattheus Müllere Kunstkammer/ darinn unter andern/ von dem berühmten Titian, ein auf dem Bette sitzende Vanitas, ein wolgestelltes nackendes Weibsbild vortreflich gemahlt; wiederum die geflügelte nackende Venus in Lebensgrösse/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 80]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/110>, abgerufen am 24.11.2024.