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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Königswürde bey Kaiser Caligula auszubitten/ aber wegen vieler bösen Stücke angeklagt wurde/ hieße ihn dieser/ von allen Ehren entsezt/ nach Lyon ins Elend gehen/ und machte ihn zu Nichtes/ der zuvor etwas gewesen: da er neben seiner Bluthuren und ihrer Tochter/ die S. Johanni den Kopf abgedanzet/ in kurzen vor Kummer gestorben. Also kan GOtt auch die Bösen gebrauchen/ die Frommen an ihren Verfolgern zu rächen.

Sein blutiges Vorhaben. C. Caligula hatte/ wenig Monat vor seinem Tode/ ein Blutstürzendes Vorhaben gefasset/ nämlich daß er die Edelsten unter den Römern hinrichten/ und alsdann nach Antio oder Alexandria weichen wolte. Man fande nach seinem Tode/ unter seinen Geheim-sachen/ zwey Register/ deren eines er Schwerd/ das andere Dolch betitelt/ darinn stunden alle Namen derer geschrieben/ die er ins Todten-register bringen wollen. Man fande auch eine Kiste/ mit allerley Giften angefüllet/ die man ins Meer geschüttet: davon viel Fische am Lande todt gefunden worden.

Seine Hinrichtung. Cassius Chaerea ein Haubtman/ ein ehrlicher und dapferer Mann/ wurde oft von ihm geschimpfet/ indem er ihn ein Weib genennet: welches zu rächen/ und der Welt von diesem Thierwunder abzuhelfen/ er mit seinen Amtsgenossen Cornelio Sabino sich wider ihn verschwure. Dem Caligulae traumte/ in der Nacht vor seiner Hinrichtung/ wie er im Himmel vor dem Thron Jovis stünde/ der ihn mit der grossen Zehe des rechten Fußes stieße/ und auf die Erden herab stürzte. Als er nun folgendes Tags ein Gast-Fest hielte/ da der Burgermeister Petronius Secundus zu seinen Füßen saße und aße/ und dieselben oft küssete/ stunde er endlich auf und gieng hinaus/ etliche Jonische edle Knaben zu besehen/ die er aus Griechenland kommen lassen/ daß sie zu seinem Lobe Lieder singen solten/ nahme Chaerea diese Gelegenheit in acht/ gienge ihm nach bis in einen ängen Ort/ da er ihn plözlich niedermachte. Es ware niemand daselbst/ der nicht sofort auch Hand anlegte: und wurde er/ da er schon todt war/ erbämlich zermetzelt/ als ein Feind aller Menschen. Diß geschahe A. C. 42 den 24 Jan. seines Alters im 29 Jahre/ nachdem er 3 Jahre und 10 Monat regirt hatte. Also stieße ihn der warhafte Jupiter aus seinem vermeinten Himmel in die Hölle/ und erfuhre er damit/ daß er kein Gott/ vielmehr ein Teufel gewesen. Seine Gemahlin empfienge auf der stelle gleichen Theil/ und ward ihre Tochter an die Wand zu todt geschmissen. Also pflegen die Blut-Wütrie/ gemeinlich blutig dahin zu fahren. Als das Geschrey hiervon ausbrache/ wolte es anfangs niemand glauben/ und hielte man dafür/ er ließe solches nur von sich aussprengen/ damit er eine Sache zu den Römern bekäme/ wann sie darüber frolocken würden. Es kame aber eine Schwader von der Kaiserlichen Leibwacht vor den Palast/ und fragte/ wer den Kaiser umgebracht hätte? denen Valerius Asiaticus aus dem Fenster zur Antwort gabe: Ich wolte/ daß ichs gethan hätte. Weil nun hierauf ein allgemeines Frolocken entstanden/ musten diese sich auch zu frieden geben.

[Spaltenumbruch]

Sein Bildnis. Alle ihm zu Ehren aufgestellte Statuen/ wurden hierauf niedergerissen und zerschlagen: wiewol sie hernach wieder zusammengeflickt worden. Es stehet aber noch eine ziemlich-ganze zu Rom auf dem Capitolio, von weissem Marmor/ in Lebensgrösse/ darbey auch die Bildnis seiner Gemahlin Caesonia zu sehen: und von diesen beyden Kunststücken/ ist hierbey stehende seine/ wie auch in der Caesonia. obersten Neben-Figur/ der Caesonia Kupfer-Bildnis abgezeichnet worden.

Venus mit den 2 Knaben. Die zweyte obere Figur zur Lincken/ ist fürtrefflich/ sowol wegen der Kunst/ als wegen der Bedeutung/ und ist/ neben andern dergleichen Kleinodien der Antiquität/ zu finden in des Cardinals und Fürsten Virginii Ursini Cabinet: dessen Secretarius Bartholomaeus Gini eine schöne Auslegung geschrieben/ die kürzlich in dieser alten Spruchzeile begriffen ist:

Sine Cerere & Baccho friget Venus.

Ohn Speis und Trank/ ist Venus krank.

Man gibt in gemein der Veneri viel Liebesknaben zu/ aber doch eigentlich nur zweene/ deren einer Eros, die Liebe/ der andere Anteros, die Gegen-Liebe heißet/ und soll sie jenen von Mercurio, diesen von Marte empfangen haben: Alle andere Cupidchen werden für Kinder der Nymfen oder Jungferkindchen gehalten. Jezterwehnter Spruch aber wird angedeutet durch den Stab/ an welchen Venus sich hält/ daran ein Weinstock sich aufschlinget und oben eine Aehre stecket: Wie dann wahr ist/ daß der Wein alle Kräfte des Leibes stärket/ und bey Hunger wenig Begierde zur Buhlschaft seyn kan.

Venus victrix. Die Figur neben zur Rechten bildet die Uberwinderin Venerem, wie sie dem Marti Schild und Helm abgenommen: zur Bezeugung/ daß die Liebe alles überwinde/ auch diejenigen/ die sonst mit den Waffen allen Menschen obsiegen/ wie sie am Simson/ Alexandro Magno, Hercule, Julio Caesare und andern Helden/ wahr erwiesen. Hiervon redet der Virgilianische Vers in der X Ecloga v. 30.

Omnia vincit amor: & nos cedamus
amori.

Lieb kan alles überwinden:
wer wolt sich nicht lassen binden?

Es ist auch hierbey eine Astronomische Deutung/ indem/ wann Mars in dem Geburts-themate dominator ist/ selbige Person Zornsüchtig und pflegt ungehalten zu seyn: wann aber die Venus dabey stehet/ das Gemüte durch sie vergütigt wird. Diese Figur ist an vielen Orten zu finden/ sonderlich aber in einer Griechischen Medaglie, die das Bild Achillis zeiget: gegenwärtige aber/ ist von einem Onikel abgezeichnet.

Venus mit dem Cupido. Die vierte Figur neben zur Linken/ von einem Achat abgesehen/ zeiget auch eine Venerem, die ihrem Sohn ein paar Monsamen-knöpfe oder papavera zulanget: entweder den Schlaff anzudeuten/ der der Liebe Gesellschafter ist/ oder die

[Spaltenumbruch] Königswürde bey Kaiser Caligulâ auszubitten/ aber wegen vieler bösen Stücke angeklagt wurde/ hieße ihn dieser/ von allen Ehren entsezt/ nach Lyon ins Elend gehen/ und machte ihn zu Nichtes/ der zuvor etwas gewesen: da er neben seiner Bluthuren und ihrer Tochter/ die S. Johanni den Kopf abgedanzet/ in kurzen vor Kummer gestorben. Also kan GOtt auch die Bösen gebrauchen/ die Frommen an ihren Verfolgern zu rächen.

Sein blutiges Vorhaben. C. Caligula hatte/ wenig Monat vor seinem Tode/ ein Blutstürzendes Vorhaben gefasset/ nämlich daß er die Edelsten unter den Römern hinrichten/ und alsdann nach Antio oder Alexandria weichen wolte. Man fande nach seinem Tode/ unter seinen Geheim-sachen/ zwey Register/ deren eines er Schwerd/ das andere Dolch betitelt/ darinn stunden alle Namen derer geschrieben/ die er ins Todten-register bringen wollen. Man fande auch eine Kiste/ mit allerley Giften angefüllet/ die man ins Meer geschüttet: davon viel Fische am Lande todt gefunden worden.

Seine Hinrichtung. Cassius Chaerea ein Haubtman/ ein ehrlicher und dapferer Mann/ wurde oft von ihm geschimpfet/ indem er ihn ein Weib genennet: welches zu rächen/ und der Welt von diesem Thierwunder abzuhelfen/ er mit seinen Amtsgenossen Cornelio Sabino sich wider ihn verschwure. Dem Caligulae traumte/ in der Nacht vor seiner Hinrichtung/ wie er im Himmel vor dem Thron Jovis stünde/ der ihn mit der grossen Zehe des rechten Fußes stieße/ und auf die Erden herab stürzte. Als er nun folgendes Tags ein Gast-Fest hielte/ da der Burgermeister Petronius Secundus zu seinen Füßen saße und aße/ und dieselben oft küssete/ stunde er endlich auf und gieng hinaus/ etliche Jonische edle Knaben zu besehen/ die er aus Griechenland kommen lassen/ daß sie zu seinem Lobe Lieder singen solten/ nahme Chaerea diese Gelegenheit in acht/ gienge ihm nach bis in einen ängen Ort/ da er ihn plözlich niedermachte. Es ware niemand daselbst/ der nicht sofort auch Hand anlegte: und wurde er/ da er schon todt war/ erbämlich zermetzelt/ als ein Feind aller Menschen. Diß geschahe A. C. 42 den 24 Jan. seines Alters im 29 Jahre/ nachdem er 3 Jahre und 10 Monat regirt hatte. Also stieße ihn der warhafte Jupiter aus seinem vermeinten Himmel in die Hölle/ und erfuhre er damit/ daß er kein Gott/ vielmehr ein Teufel gewesen. Seine Gemahlin empfienge auf der stelle gleichen Theil/ und ward ihre Tochter an die Wand zu todt geschmissen. Also pflegen die Blut-Wütrie/ gemeinlich blutig dahin zu fahren. Als das Geschrey hiervon ausbrache/ wolte es anfangs niemand glauben/ und hielte man dafür/ er ließe solches nur von sich aussprengen/ damit er eine Sache zu den Römern bekäme/ wann sie darüber frolocken würden. Es kame aber eine Schwader von der Kaiserlichen Leibwacht vor den Palast/ und fragte/ wer den Kaiser umgebracht hätte? denen Valerius Asiaticus aus dem Fenster zur Antwort gabe: Ich wolte/ daß ichs gethan hätte. Weil nun hierauf ein allgemeines Frolocken entstanden/ musten diese sich auch zu frieden geben.

[Spaltenumbruch]

Sein Bildnis. Alle ihm zu Ehren aufgestellte Statuen/ wurden hierauf niedergerissen und zerschlagen: wiewol sie hernach wieder zusammengeflickt worden. Es stehet aber noch eine ziemlich-ganze zu Rom auf dem Capitolio, von weissem Marmor/ in Lebensgrösse/ darbey auch die Bildnis seiner Gemahlin Caesonia zu sehen: und von diesen beyden Kunststücken/ ist hierbey stehende seine/ wie auch in der Caesonia. obersten Neben-Figur/ der Caesonia Kupfer-Bildnis abgezeichnet worden.

Venus mit den 2 Knaben. Die zweyte obere Figur zur Lincken/ ist fürtrefflich/ sowol wegen der Kunst/ als wegen der Bedeutung/ und ist/ neben andern dergleichen Kleinodien der Antiquität/ zu finden in des Cardinals und Fürsten Virginii Ursini Cabinet: dessen Secretarius Bartholomaeus Gini eine schöne Auslegung geschrieben/ die kürzlich in dieser alten Spruchzeile begriffen ist:

Sine Cerere & Baccho friget Venus.

Ohn Speis und Trank/ ist Venus krank.

Man gibt in gemein der Veneri viel Liebesknaben zu/ aber doch eigentlich nur zweene/ deren einer Eros, die Liebe/ der andere Anteros, die Gegen-Liebe heißet/ und soll sie jenen von Mercurio, diesen von Marte empfangen haben: Alle andere Cupidchen werden für Kinder der Nymfen oder Jungferkindchen gehalten. Jezterwehnter Spruch aber wird angedeutet durch den Stab/ an welchen Venus sich hält/ daran ein Weinstock sich aufschlinget und oben eine Aehre stecket: Wie dann wahr ist/ daß der Wein alle Kräfte des Leibes stärket/ und bey Hunger wenig Begierde zur Buhlschaft seyn kan.

Venus victrix. Die Figur neben zur Rechten bildet die Uberwinderin Venerem, wie sie dem Marti Schild und Helm abgenommen: zur Bezeugung/ daß die Liebe alles überwinde/ auch diejenigen/ die sonst mit den Waffen allen Menschen obsiegen/ wie sie am Simson/ Alexandro Magno, Hercule, Julio Caesare und andern Helden/ wahr erwiesen. Hiervon redet der Virgilianische Vers in der X Ecloga v. 30.

Omnia vincit amor: & nos cedamus
amori.

Lieb kan alles überwinden:
wer wolt sich nicht lassen binden?

Es ist auch hierbey eine Astronomische Deutung/ indem/ wann Mars in dem Geburts-themate dominator ist/ selbige Person Zornsüchtig und pflegt ungehalten zu seyn: wann aber die Venus dabey stehet/ das Gemüte durch sie vergütigt wird. Diese Figur ist an vielen Orten zu finden/ sonderlich aber in einer Griechischen Medaglie, die das Bild Achillis zeiget: gegenwärtige aber/ ist von einem Onikel abgezeichnet.

Venus mit dem Cupido. Die vierte Figur neben zur Linken/ von einem Achat abgesehen/ zeiget auch eine Venerem, die ihrem Sohn ein paar Monsamen-knöpfe oder papavera zulanget: entweder den Schlaff anzudeuten/ der der Liebe Gesellschafter ist/ oder die

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          <p><note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2534" type="artificialWork"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> mit dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName></hi></name>.</note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2534" type="artificialWork">Die vierte Figur neben zur Linken</name>/ von einem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2535" type="artificialWork">Achat</name> abgesehen/ zeiget auch eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venerem</persName>,</hi> die ihrem Sohn ein paar Monsamen-knöpfe oder <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="ita">papavera</foreign></hi> zulanget: entweder den Schlaff anzudeuten/ der der Liebe Gesellschafter ist/ oder die
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[[II (Skulptur), S. 39]/0053] Königswürde bey Kaiser Caligulâ auszubitten/ aber wegen vieler bösen Stücke angeklagt wurde/ hieße ihn dieser/ von allen Ehren entsezt/ nach Lyon ins Elend gehen/ und machte ihn zu Nichtes/ der zuvor etwas gewesen: da er neben seiner Bluthuren und ihrer Tochter/ die S. Johanni den Kopf abgedanzet/ in kurzen vor Kummer gestorben. Also kan GOtt auch die Bösen gebrauchen/ die Frommen an ihren Verfolgern zu rächen. C. Caligula hatte/ wenig Monat vor seinem Tode/ ein Blutstürzendes Vorhaben gefasset/ nämlich daß er die Edelsten unter den Römern hinrichten/ und alsdann nach Antio oder Alexandria weichen wolte. Man fande nach seinem Tode/ unter seinen Geheim-sachen/ zwey Register/ deren eines er Schwerd/ das andere Dolch betitelt/ darinn stunden alle Namen derer geschrieben/ die er ins Todten-register bringen wollen. Man fande auch eine Kiste/ mit allerley Giften angefüllet/ die man ins Meer geschüttet: davon viel Fische am Lande todt gefunden worden. Sein blutiges Vorhaben. Cassius Chaerea ein Haubtman/ ein ehrlicher und dapferer Mann/ wurde oft von ihm geschimpfet/ indem er ihn ein Weib genennet: welches zu rächen/ und der Welt von diesem Thierwunder abzuhelfen/ er mit seinen Amtsgenossen Cornelio Sabino sich wider ihn verschwure. Dem Caligulae traumte/ in der Nacht vor seiner Hinrichtung/ wie er im Himmel vor dem Thron Jovis stünde/ der ihn mit der grossen Zehe des rechten Fußes stieße/ und auf die Erden herab stürzte. Als er nun folgendes Tags ein Gast-Fest hielte/ da der Burgermeister Petronius Secundus zu seinen Füßen saße und aße/ und dieselben oft küssete/ stunde er endlich auf und gieng hinaus/ etliche Jonische edle Knaben zu besehen/ die er aus Griechenland kommen lassen/ daß sie zu seinem Lobe Lieder singen solten/ nahme Chaerea diese Gelegenheit in acht/ gienge ihm nach bis in einen ängen Ort/ da er ihn plözlich niedermachte. Es ware niemand daselbst/ der nicht sofort auch Hand anlegte: und wurde er/ da er schon todt war/ erbämlich zermetzelt/ als ein Feind aller Menschen. Diß geschahe A. C. 42 den 24 Jan. seines Alters im 29 Jahre/ nachdem er 3 Jahre und 10 Monat regirt hatte. Also stieße ihn der warhafte Jupiter aus seinem vermeinten Himmel in die Hölle/ und erfuhre er damit/ daß er kein Gott/ vielmehr ein Teufel gewesen. Seine Gemahlin empfienge auf der stelle gleichen Theil/ und ward ihre Tochter an die Wand zu todt geschmissen. Also pflegen die Blut-Wütrie/ gemeinlich blutig dahin zu fahren. Als das Geschrey hiervon ausbrache/ wolte es anfangs niemand glauben/ und hielte man dafür/ er ließe solches nur von sich aussprengen/ damit er eine Sache zu den Römern bekäme/ wann sie darüber frolocken würden. Es kame aber eine Schwader von der Kaiserlichen Leibwacht vor den Palast/ und fragte/ wer den Kaiser umgebracht hätte? denen Valerius Asiaticus aus dem Fenster zur Antwort gabe: Ich wolte/ daß ichs gethan hätte. Weil nun hierauf ein allgemeines Frolocken entstanden/ musten diese sich auch zu frieden geben. Seine Hinrichtung. Alle ihm zu Ehren aufgestellte Statuen/ wurden hierauf niedergerissen und zerschlagen: wiewol sie hernach wieder zusammengeflickt worden. Es stehet aber noch eine ziemlich-ganze zu Rom auf dem Capitolio, von weissem Marmor/ in Lebensgrösse/ darbey auch die Bildnis seiner Gemahlin Caesonia zu sehen: und von diesen beyden Kunststücken/ ist hierbey stehende seine/ wie auch in der obersten Neben-Figur/ der Caesonia Kupfer-Bildnis abgezeichnet worden. Sein Bildnis. Caesonia. Die zweyte obere Figur zur Lincken/ ist fürtrefflich/ sowol wegen der Kunst/ als wegen der Bedeutung/ und ist/ neben andern dergleichen Kleinodien der Antiquität/ zu finden in des Cardinals und Fürsten Virginii Ursini Cabinet: dessen Secretarius Bartholomaeus Gini eine schöne Auslegung geschrieben/ die kürzlich in dieser alten Spruchzeile begriffen ist: Venus mit den 2 Knaben.Sine Cerere & Baccho friget Venus. Ohn Speis und Trank/ ist Venus krank. Man gibt in gemein der Veneri viel Liebesknaben zu/ aber doch eigentlich nur zweene/ deren einer Eros, die Liebe/ der andere Anteros, die Gegen-Liebe heißet/ und soll sie jenen von Mercurio, diesen von Marte empfangen haben: Alle andere Cupidchen werden für Kinder der Nymfen oder Jungferkindchen gehalten. Jezterwehnter Spruch aber wird angedeutet durch den Stab/ an welchen Venus sich hält/ daran ein Weinstock sich aufschlinget und oben eine Aehre stecket: Wie dann wahr ist/ daß der Wein alle Kräfte des Leibes stärket/ und bey Hunger wenig Begierde zur Buhlschaft seyn kan. Die Figur neben zur Rechten bildet die Uberwinderin Venerem, wie sie dem Marti Schild und Helm abgenommen: zur Bezeugung/ daß die Liebe alles überwinde/ auch diejenigen/ die sonst mit den Waffen allen Menschen obsiegen/ wie sie am Simson/ Alexandro Magno, Hercule, Julio Caesare und andern Helden/ wahr erwiesen. Hiervon redet der Virgilianische Vers in der X Ecloga v. 30. Venus victrix. Omnia vincit amor: & nos cedamus amori. Lieb kan alles überwinden: wer wolt sich nicht lassen binden? Es ist auch hierbey eine Astronomische Deutung/ indem/ wann Mars in dem Geburts-themate dominator ist/ selbige Person Zornsüchtig und pflegt ungehalten zu seyn: wann aber die Venus dabey stehet/ das Gemüte durch sie vergütigt wird. Diese Figur ist an vielen Orten zu finden/ sonderlich aber in einer Griechischen Medaglie, die das Bild Achillis zeiget: gegenwärtige aber/ ist von einem Onikel abgezeichnet. Die vierte Figur neben zur Linken/ von einem Achat abgesehen/ zeiget auch eine Venerem, die ihrem Sohn ein paar Monsamen-knöpfe oder papavera zulanget: entweder den Schlaff anzudeuten/ der der Liebe Gesellschafter ist/ oder die Venus mit dem Cupido.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/53>, abgerufen am 28.11.2024.