Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Hasen/ den er erwürget: gleichfalls ein Bild Neronis, der manchen Heiden und Christen recht Wölfisch angefallen und in den Rachen seiner unersättlichen Grausamkeit verschlucket. Seneca. Im untern Oval zur Rechten/ erscheinet Seneca, der Klügste und Gelehrtste unter den Römern/ als Neronis Belehrer: deme er aber/ wie droben erwehnt/ übel abgedanket. Ist/ mit seiner magern physiognomia, in einem Agat mit einem Sardonischen Grund/ also eingeschnitten[Spaltenumbruch] zu finden. In unserer Borghesischen Statua beym ersten Theil dieses Wercks/ da er mit eröfneten Adern sich im Bad zeiget/ sihet man auch sein Knie mit Haar überwachsen/ wie er etwan in seinem Alter/ nachdem er den Hof verlassen/ gestaltet und als ein Stoicus gekleidet gewesen. Zwo letzere Figurem. In der untern mittlern Figur/ wird seine Grausamkeit gegen den Christen/ und in der lezeren/ wie er selbst das brennende Rom anschauet und besinget/ vorgebildet. VII SERG. SULP. GALBA IMP. Kaiser Galba. Seine Sitten/ und Ehren-Aemter. Er hält scharff Gericht. Vorzeichen seiner Erhöhung. Sein Regirungs-Antritt. Seine böse Regirung. Sein Untergang. Sein Nachklang. Seine Bildnis. Bellona. Fortuna. Gladiator. Nampherus Victor . Bustuarius. Signifer. Lustrator. Kaiser Galba. DEr siebende Röm. Kaiser Sergius Galba, aus dem Edlen Geschlecht der Sulpitier/ ist gebohren im dritten Jahr nach der Christ-Geburt/ und ward von Sulpitio Galba mit Mumia Achaia des Q. Catuli Enkelein A. M. 3970 den 24 Decembr. erzeuget. Er war ein unformlicher Mensch/ kurtz vom Leib/ kahlköpficht/ mit einer krummen Nase/ und an Händen und Füssen durch die Glieder-Kranckheit dermassen verkrümmt und verderbt/ daß er keinen Schuh dulten/ auch kein Buch halten konte. Es hienge ihm auch an der rechten Seite ein Stuck Fleisch/ das er kaum verdecken konte. Er studirte fleissig in der Jugend/ sonderlich in den Rechten: wie dann sein Vatter/ neben dem Burgermeister-Stand/ ein Anwalt gewesen. Seine Gemahlin hieße Lepida, die ihm zween Söhne/ aber nicht lebhaft/ gebohren: nach deren Tod/ er nicht mehr heuraten wollen. Seine Sitten/ Er mochte wol essen/ und pflage zur Winters-Zeit noch vor Tags anzubeissen. Die Wollust/ und Ehren-Aemter. suchte er mehr bey den Manns- als Weibspersonen. Als er Praetor oder Obergerichts-Herr worden/ gabe er ein neues Schauspiel/ nämlich Elefanten/ die auf dem Seil giengen. Darnächst war er ein Jahr lang Statthalter in Aquitanien/ und folgends ein halb Jahr Burgermeister. Er war gar ernsthaft/ und hielte gute Kriegszucht/ daher/ als ihn Kaiser Caligula nach Aquitanien gesendet/ allwo Getulicus vor ihm dem Kriegsheer vorgestanden/ die Soldaten gesungen: [Spaltenumbruch]Er saße auch zwey Jahr lang/ als Pro-Consul oder Burgermeisteramts-Verweser/ in Africa: da er die innerliche Unruh gestillet/ den Barbarn das Einfallen verwehret/ und selbige Provinz mit grosser Schärffe am Reich erhalten. Einem Feldkrämer/ der den Preis der Lebens-Mittel hoch gesteigert/ verbotte er Brod im Gefängnis zu reichen/ und ließe ihn also verhungern. Als zween Bauren um ein Stuck Zug-Vieh zanckten/ und ieder scheinbaren Beweis führte/ daß es sein wäre: befahle er/ man solte es mit verbundenen Augen zur gewönlichen Träncke führen/ und weme es alda nach der Entbindung zulauffen würde/ dessen solte es bleiben. Um die Mitte des Kaisertums Neronis, saße er lang in der Ruhe zu Fundi; worauf er/ als Statthalter/ nach Hispanien abgeordnet worden/ welche Provinz er acht Jahre lang verwaltet Er hält scharff Gericht./ und abermals gar scharff Hausgehalten. Einem Münz-Verwalter oder Wechsler/ der untreu mit dem Geld umgangen/ ließe er beyde Hände ab hauen/ und selbige an den Wechseltisch häften. Ein Vormund/ der seinen Mündling mit Gift fortgeschaffet/ dessen substituirter Erb er gewesen/ muste diese Bosheit am Creutz büssen/ und als der sich darauf berieffe/ wie er ein Burger von Rom wäre/ und darum verschont zu werden hoffete/ ließe er ein weisses und viel höheres Creutz aufrichten/ damit er desto ansehnlicher sterben möchte. Auf die letze aber ward er faul und nachläßig/ damit er dem Nero nicht Ursach gäbe/ auf ihn zu argwähnen/ und pflegte zu sagen: Man zwinge niemand/ von seinem Müssiggang Rechenschaft zu geben. Und dieses ward ihme zur Klugheit gedeutet: weil die Trägen und Müssiggänger den Obern wenig verdächtig sind. Vorzeichen seiner Erhöhung. Daß er einmal Kaiser werden solte/ solches ward ihme durch unterschiedliche Vorzeichen versprochen. [Spaltenumbruch] Hasen/ den er erwürget: gleichfalls ein Bild Neronis, der manchen Heiden und Christen recht Wölfisch angefallen und in den Rachen seiner unersättlichen Grausamkeit verschlucket. Seneca. Im untern Oval zur Rechten/ erscheinet Seneca, der Klügste und Gelehrtste unter den Römern/ als Neronis Belehrer: deme er aber/ wie droben erwehnt/ übel abgedanket. Ist/ mit seiner magern physiognomia, in einem Agat mit einem Sardonischen Grund/ also eingeschnitten[Spaltenumbruch] zu finden. 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M. 3970 den 24 Decembr. erzeuget. Er war ein unformlicher Mensch/ kurtz vom Leib/ kahlköpficht/ mit einer krummen Nase/ und an Händen und Füssen durch die Glieder-Kranckheit dermassen verkrümmt und verderbt/ daß er keinen Schuh dulten/ auch kein Buch halten konte. Es hienge ihm auch an der rechten Seite ein Stuck Fleisch/ das er kaum verdecken konte. Er studirte fleissig in der Jugend/ sonderlich in den Rechten: wie dann sein Vatter/ neben dem Burgermeister-Stand/ ein Anwalt gewesen. Seine Gemahlin hieße Lepida, die ihm zween Söhne/ aber nicht lebhaft/ gebohren: nach deren Tod/ er nicht mehr heuraten wollen. Seine Sitten/ Er mochte wol essen/ und pflage zur Winters-Zeit noch vor Tags anzubeissen. Die Wollust/ und Ehren-Aemter. suchte er mehr bey den Manns- als Weibspersonen. Als er Praetor oder Obergerichts-Herr worden/ gabe er ein neues Schauspiel/ nämlich Elefanten/ die auf dem Seil giengen. Darnächst war er ein Jahr lang Statthalter in Aquitanien/ und folgends ein halb Jahr Burgermeister. Er war gar ernsthaft/ und hielte gute Kriegszucht/ daher/ als ihn Kaiser Caligula nach Aquitanien gesendet/ allwo Getulicus vor ihm dem Kriegsheer vorgestanden/ die Soldaten gesungen: [Spaltenumbruch]Er saße auch zwey Jahr lang/ als Pro-Consul oder Burgermeisteramts-Verweser/ in Africa: da er die innerliche Unruh gestillet/ den Barbarn das Einfallen verwehret/ und selbige Provinz mit grosser Schärffe am Reich erhalten. Einem Feldkrämer/ der den Preis der Lebens-Mittel hoch gesteigert/ verbotte er Brod im Gefängnis zu reichen/ und ließe ihn also verhungern. Als zween Bauren um ein Stuck Zug-Vieh zanckten/ und ieder scheinbaren Beweis führte/ daß es sein wäre: befahle er/ man solte es mit verbundenen Augen zur gewönlichen Träncke führen/ und weme es alda nach der Entbindung zulauffen würde/ dessen solte es bleiben. Um die Mitte des Kaisertums Neronis, saße er lang in der Ruhe zu Fundi; worauf er/ als Statthalter/ nach Hispanien abgeordnet worden/ welche Provinz er acht Jahre lang verwaltet Er hält scharff Gericht./ und abermals gar scharff Hausgehalten. Einem Münz-Verwalter oder Wechsler/ der untreu mit dem Geld umgangen/ ließe er beyde Hände ab hauen/ und selbige an den Wechseltisch häften. Ein Vormund/ der seinen Mündling mit Gift fortgeschaffet/ dessen substituirter Erb er gewesen/ muste diese Bosheit am Creutz büssen/ und als der sich darauf berieffe/ wie er ein Burger von Rom wäre/ und darum verschont zu werden hoffete/ ließe er ein weisses und viel höheres Creutz aufrichten/ damit er desto ansehnlicher sterben möchte. Auf die letze aber ward er faul und nachläßig/ damit er dem Nero nicht Ursach gäbe/ auf ihn zu argwähnen/ und pflegte zu sagen: Man zwinge niemand/ von seinem Müssiggang Rechenschaft zu geben. 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Hasen/ den er erwürget: gleichfalls ein Bild Neronis, der manchen Heiden und Christen recht Wölfisch angefallen und in den Rachen seiner unersättlichen Grausamkeit verschlucket.
Im untern Oval zur Rechten/ erscheinet Seneca, der Klügste und Gelehrtste unter den Römern/ als Neronis Belehrer: deme er aber/ wie droben erwehnt/ übel abgedanket. Ist/ mit seiner magern physiognomia, in einem Agat mit einem Sardonischen Grund/ also eingeschnitten
zu finden. In unserer Borghesischen Statua beym ersten Theil dieses Wercks/ da er mit eröfneten Adern sich im Bad zeiget/ sihet man auch sein Knie mit Haar überwachsen/ wie er etwan in seinem Alter/ nachdem er den Hof verlassen/ gestaltet und als ein Stoicus gekleidet gewesen.
Seneca. In der untern mittlern Figur/ wird seine Grausamkeit gegen den Christen/ und in der lezeren/ wie er selbst das brennende Rom anschauet und besinget/ vorgebildet.
Zwo letzere Figurem.VII
SERG. SULP. GALBA IMP.
Kaiser Galba. Seine Sitten/ und Ehren-Aemter. Er hält scharff Gericht. Vorzeichen seiner Erhöhung. Sein Regirungs-Antritt. Seine böse Regirung. Sein Untergang. Sein Nachklang. Seine Bildnis. Bellona. Fortuna. Gladiator. Nampherus Victor . Bustuarius. Signifer. Lustrator.
DEr siebende Röm. Kaiser Sergius Galba, aus dem Edlen Geschlecht der Sulpitier/ ist gebohren im dritten Jahr nach der Christ-Geburt/ und ward von Sulpitio Galba mit Mumia Achaia des Q. Catuli Enkelein A. M. 3970 den 24 Decembr. erzeuget. Er war ein unformlicher Mensch/ kurtz vom Leib/ kahlköpficht/ mit einer krummen Nase/ und an Händen und Füssen durch die Glieder-Kranckheit dermassen verkrümmt und verderbt/ daß er keinen Schuh dulten/ auch kein Buch halten konte. Es hienge ihm auch an der rechten Seite ein Stuck Fleisch/ das er kaum verdecken konte. Er studirte fleissig in der Jugend/ sonderlich in den Rechten: wie dann sein Vatter/ neben dem Burgermeister-Stand/ ein Anwalt gewesen. Seine Gemahlin hieße Lepida, die ihm zween Söhne/ aber nicht lebhaft/ gebohren: nach deren Tod/ er nicht mehr heuraten wollen.
Kaiser Galba. Er mochte wol essen/ und pflage zur Winters-Zeit noch vor Tags anzubeissen. Die Wollust/ suchte er mehr bey den Manns- als Weibspersonen. Als er Praetor oder Obergerichts-Herr worden/ gabe er ein neues Schauspiel/ nämlich Elefanten/ die auf dem Seil giengen. Darnächst war er ein Jahr lang Statthalter in Aquitanien/ und folgends ein halb Jahr Burgermeister. Er war gar ernsthaft/ und hielte gute Kriegszucht/ daher/ als ihn Kaiser Caligula nach Aquitanien gesendet/ allwo Getulicus vor ihm dem Kriegsheer vorgestanden/ die Soldaten gesungen:
Seine Sitten/
und Ehren-Aemter. Disce miles militare: Galba est, non
Getulicus!
Jezt den Krieg man besser lernen muß:
Galba zeptert/ nicht Getulicus.
Er saße auch zwey Jahr lang/ als Pro-Consul oder Burgermeisteramts-Verweser/ in Africa: da er die innerliche Unruh gestillet/ den Barbarn das Einfallen verwehret/ und selbige Provinz mit grosser Schärffe am Reich erhalten. Einem Feldkrämer/ der den Preis der Lebens-Mittel hoch gesteigert/ verbotte er Brod im Gefängnis zu reichen/ und ließe ihn also verhungern. Als zween Bauren um ein Stuck Zug-Vieh zanckten/ und ieder scheinbaren Beweis führte/ daß es sein wäre: befahle er/ man solte es mit verbundenen Augen zur gewönlichen Träncke führen/ und weme es alda nach der Entbindung zulauffen würde/ dessen solte es bleiben.
Um die Mitte des Kaisertums Neronis, saße er lang in der Ruhe zu Fundi; worauf er/ als Statthalter/ nach Hispanien abgeordnet worden/ welche Provinz er acht Jahre lang verwaltet / und abermals gar scharff Hausgehalten. Einem Münz-Verwalter oder Wechsler/ der untreu mit dem Geld umgangen/ ließe er beyde Hände ab hauen/ und selbige an den Wechseltisch häften. Ein Vormund/ der seinen Mündling mit Gift fortgeschaffet/ dessen substituirter Erb er gewesen/ muste diese Bosheit am Creutz büssen/ und als der sich darauf berieffe/ wie er ein Burger von Rom wäre/ und darum verschont zu werden hoffete/ ließe er ein weisses und viel höheres Creutz aufrichten/ damit er desto ansehnlicher sterben möchte. Auf die letze aber ward er faul und nachläßig/ damit er dem Nero nicht Ursach gäbe/ auf ihn zu argwähnen/ und pflegte zu sagen: Man zwinge niemand/ von seinem Müssiggang Rechenschaft zu geben. Und dieses ward ihme zur Klugheit gedeutet: weil die Trägen und Müssiggänger den Obern wenig verdächtig sind.
Er hält scharff Gericht. Daß er einmal Kaiser werden solte/ solches ward ihme durch unterschiedliche Vorzeichen versprochen.
Vorzeichen seiner Erhöhung.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/69>, abgerufen am 17.07.2024. |