Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Stücke von dieser Hand/ welche für anderer fürnehmer Potentaten Cabinete destinirt/ gleiche Zierden von sich leuchten liessen/ und ihres Meisters vollkommene Kunstwissenheit nicht verschweigen konten.

Lilly, sonst Lelio genannt zu Londen in Engelland. GLeichwie der fürtreffliche Lilly/ mit dem Preiß seiner unvergleichlichen Kunst-Wissenschafft/ der Fama Trompete angefüllet/ also ist dieselbe auch so ämsig/ sein Lob auszublasen/ daß dessen Klang von London über Meer herüber schallet/ und bis in unser Francken und Nordgau erhallet. Ich habe immer gewünschet/ etwas von seinen Handgemählen in meine Hand zu bringen/ aber allein etliche von seinen Contrefaiten/ durch den Edlen A. Blooteling zu Gesicht bekommen: da ich absonderlich des Marggrafen von Montague Bildnis gantz wolgleichend/ und dabey voll Zierde und Kunst-Anmutigkeit gefunden. Und wie sein Kunstreichtum ihn über alle Ruhm-erhebet/ also prachtet er auch mit dem Glück/ daß sein Kunstliebender König/ und sonst alle hohe Potentaten/ die den Künsten wolgewogen/ ihn nicht allein wehrt halten/ sondern auch seine Wercke reichlich remuneriren. Mein Buch dediciret ihm hiermit auf der 6. Platte sein wehrtes Contrafait/ und die Teutsche Musa begleitet dasselbe mit folgenden Reimen.

Was reimet sich/ auf wahre Kunst?
Herr Lilli saget: Königs-Gunst.
Den Reim er uns im Wercke zeiget.
Der Zepter sich zur Lilje neiget:
Zeigt/ daß wie er herrscht über Menschen
Sinn/

also sie sey der Blumen Königinn.

Susanna von Sandrart aus Nürnberg. SUsanna von Sandrart/ eine Jungfrau von 20. Jahren/ Jacobs von Sandrart Tochter/ gebohren in Nürnberg/ als im Vatterlande der Kunstliebenden/ neben deme/ daß sie von Haushaltung-Geschäfften gute experientz gemacht/ hat der Zeichen-Kunst Vollkommenheit wol begriffen und folgends von selbsten sich beflissen/ in Kupffer zu radiren: mit welcher Profession sie nach und nach bey wenig Jahren so verstandfertig und vollkommen worden/ daß sie ohne Versaumnus der Hausgeschäffte/ Gebäude/ Landschafften und andere Zierlichkeiten/ auch schöne Historien/ in rechter Geschwindigkeit/ wol und kunstgemäß weiß auszubilden. Ich trage Bedencken/ wegen Verwandschafft/ von ihr ein mehrers zu sagen/ um nicht suspect zu werden/ und lasse von ihrem Geist reden/ die von ihr verfärtigte Figuren Altes und Neues Testaments/ die Fontaine und andere in dieser Academie von ihrer Hand befindliche Stucke/ das Büchlein der Friesen und Ornamenten nach der modernen Art/ das Büchlein der Römischen Ornamenten/ die Sechs von den Italiänischen Garten und Grotten springende Wasserwercke/ das Büchlein von den antichen Vasen oder Geschirren/ samt deren Ornamenten/[Spaltenumbruch] das Büchlein von den Modernen Vasen/ samt deren Zierlichkeiten/ und das Büchlein von erhabenen/ flachen und gewölbsweis geführten Laubwercken/ Festinen und Zieraten/ zu Bereicherung der eingefasten Historien. Der Kunstverständige Leser mag hieraus urtheilen/ was von dieser Person bey mehrern Jahren für Frucht zu hoffen sey/ deren Jugend uns so schöne Blüten zeiget.

Der Augen helden Blick/ das Schne-
ckenblut am Mund/

Das zarte Fell von Schnee/ macht ihre
Schönheit kund.

Das Hertz hegt keusche Zucht/ ist from-
mer Tugend Schrein:

Die Gottesfurcht es gar zum Tempel
weihet ein.

Prang/ Pegnitz/ mit dem Schatz. Solt
Paris weiden hier/

Der Schäfer: ach! er gäb den güldnen
Apfel Ihr.

Dis in der Blüt: was wird der Som-
mer führen ein.

Die Jungfer Sandrartin wird Tessels
Römers seyn.

Joh. Baptista de Ruel. JOhann Baptista de Ruel/ von Antorf bürtig und daselbst erzogen/ hatte sich von Jugend auf der Singkunst gewidmet/ die er/ zugleich mit der Rede/ von seinem Vatter erlernet/ auch darinnen hochgestiegen/ daß er dadurch bey hoch und nieder sich in Hochachtung und Wolgunst gesetzet: absonderlich bey des hohen Stuls und Ertzstiffts zu Mainz Domkünstern [...] Herrn Carl-Heinrichs von Metternich/ nunmehr durch Gottes Gnade/ allen Tugend- und Kunst-liebenden zur consolation, deren Sie ein wahrer Mecänas sind/ erwehlten und constituirten Ertzbischofen zu Mainz und des Heil. Röm. Reichs vördersten Churfürsten/ den der Allmächtige lang und glücklich regiren lassen/ und dero Regirungs-Zeit mit dem edlen Frieden adelen und vergülden wolle. Dieser hohe Patron/ als er deß von Ruel schöne Gaben wargenommen/ hat er ihn auf alle Weise geheget und gefördert/ und endlich auch in der Mahlerkunst unterrichten lassen durch den in selbiger Zeit in Mainz wolberühmten Johann Thomas den Ipenaer genannt: welcher

[Spaltenumbruch] Stücke von dieser Hand/ welche für anderer fürnehmer Potentaten Cabinete destinirt/ gleiche Zierden von sich leuchten liessen/ und ihres Meisters vollkommene Kunstwissenheit nicht verschweigen konten.

Lilly, sonst Lelio genannt zu Londen in Engelland. GLeichwie der fürtreffliche Lilly/ mit dem Preiß seiner unvergleichlichen Kunst-Wissenschafft/ der Fama Trompete angefüllet/ also ist dieselbe auch so ämsig/ sein Lob auszublasen/ daß dessen Klang von London über Meer herüber schallet/ und bis in unser Francken und Nordgau erhallet. Ich habe immer gewünschet/ etwas von seinen Handgemählen in meine Hand zu bringen/ aber allein etliche von seinen Contrefaiten/ durch den Edlen A. Blooteling zu Gesicht bekommen: da ich absonderlich des Marggrafen von Montague Bildnis gantz wolgleichend/ und dabey voll Zierde und Kunst-Anmutigkeit gefunden. Und wie sein Kunstreichtum ihn über alle Ruhm-erhebet/ also prachtet er auch mit dem Glück/ daß sein Kunstliebender König/ und sonst alle hohe Potentaten/ die den Künsten wolgewogen/ ihn nicht allein wehrt halten/ sondern auch seine Wercke reichlich remuneriren. Mein Buch dediciret ihm hiermit auf der 6. Platte sein wehrtes Contrafait/ und die Teutsche Musa begleitet dasselbe mit folgenden Reimen.

Was reimet sich/ auf wahre Kunst?
Herr Lilli saget: Königs-Gunst.
Den Reim er uns im Wercke zeiget.
Der Zepter sich zur Lilje neiget:
Zeigt/ daß wie er herrscht über Menschen
Sinn/

also sie sey der Blumen Königinn.

Susanna von Sandrart aus Nürnberg. SUsanna von Sandrart/ eine Jungfrau von 20. Jahren/ Jacobs von Sandrart Tochter/ gebohren in Nürnberg/ als im Vatterlande der Kunstliebenden/ neben deme/ daß sie von Haushaltung-Geschäfften gute experientz gemacht/ hat der Zeichen-Kunst Vollkommenheit wol begriffen und folgends von selbsten sich beflissen/ in Kupffer zu radiren: mit welcher Profession sie nach und nach bey wenig Jahren so verstandfertig und vollkommen worden/ daß sie ohne Versaumnus der Hausgeschäffte/ Gebäude/ Landschafften und andere Zierlichkeiten/ auch schöne Historien/ in rechter Geschwindigkeit/ wol und kunstgemäß weiß auszubilden. Ich trage Bedencken/ wegen Verwandschafft/ von ihr ein mehrers zu sagen/ um nicht suspect zu werden/ und lasse von ihrem Geist reden/ die von ihr verfärtigte Figuren Altes und Neues Testaments/ die Fontaine und andere in dieser Academie von ihrer Hand befindliche Stucke/ das Büchlein der Friesen und Ornamenten nach der modernen Art/ das Büchlein der Römischen Ornamenten/ die Sechs von den Italiänischen Garten und Grotten springende Wasserwercke/ das Büchlein von den antichen Vasen oder Geschirren/ samt deren Ornamenten/[Spaltenumbruch] das Büchlein von den Modernen Vasen/ samt deren Zierlichkeiten/ und das Büchlein von erhabenen/ flachen und gewölbsweis geführten Laubwercken/ Festinen und Zieraten/ zu Bereicherung der eingefasten Historien. Der Kunstverständige Leser mag hieraus urtheilen/ was von dieser Person bey mehrern Jahren für Frucht zu hoffen sey/ deren Jugend uns so schöne Blüten zeiget.

Der Augen helden Blick/ das Schne-
ckenblut am Mund/

Das zarte Fell von Schnee/ macht ihre
Schönheit kund.

Das Hertz hegt keusche Zucht/ ist from-
mer Tugend Schrein:

Die Gottesfurcht es gar zum Tempel
weihet ein.

Prang/ Pegnitz/ mit dem Schatz. Solt
Paris weiden hier/

Der Schäfer: ach! er gäb den güldnen
Apfel Ihr.

Dis in der Blüt: was wird der Som-
mer führen ein.

Die Jungfer Sandrartin wird Tessels
Römers seyn.

Joh. Baptista de Ruel. JOhann Baptista de Ruel/ von Antorf bürtig und daselbst erzogen/ hatte sich von Jugend auf der Singkunst gewidmet/ die er/ zugleich mit der Rede/ von seinem Vatter erlernet/ auch darinnen hochgestiegen/ daß er dadurch bey hoch und nieder sich in Hochachtung und Wolgunst gesetzet: absonderlich bey des hohen Stuls und Ertzstiffts zu Mainz Domkünstern […] Herrn Carl-Heinrichs von Metternich/ nunmehr durch Gottes Gnade/ allen Tugend- und Kunst-liebenden zur consolation, deren Sie ein wahrer Mecänas sind/ erwehlten und constituirten Ertzbischofen zu Mainz und des Heil. Röm. Reichs vördersten Churfürsten/ den der Allmächtige lang und glücklich regiren lassen/ und dero Regirungs-Zeit mit dem edlen Frieden adelen und vergülden wolle. Dieser hohe Patron/ als er deß von Ruel schöne Gaben wargenommen/ hat er ihn auf alle Weise geheget und gefördert/ und endlich auch in der Mahlerkunst unterrichten lassen durch den in selbiger Zeit in Mainz wolberühmten Johann Thomas den Ipenaer genannt: welcher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p xml:id="p1097.1"><pb facs="#f0142" xml:id="pb-1098" n="[III (Malerei), S. 82]"/><cb/>
Stücke von dieser Hand/ welche für anderer fürnehmer Potentaten <hi rendition="#aq">Cabin</hi>ete <hi rendition="#aq">destini</hi>rt/ gleiche Zierden von sich leuchten liessen/ und ihres Meisters vollkommene Kunstwissenheit nicht verschweigen konten.</p>
          <p xml:id="p1098.1"><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2742 http://d-nb.info/gnd/124016626 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002184 http://viaf.org/viaf/47033545">Lilly</persName>,</hi> sonst <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2742 http://d-nb.info/gnd/124016626 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002184 http://viaf.org/viaf/47033545">Lelio</persName></hi> genannt zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011781">Londen</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-355 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002445">Engelland</placeName>.</note> GLeichwie der fürtreffliche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2742 http://d-nb.info/gnd/124016626 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002184 http://viaf.org/viaf/47033545">Lilly</persName>/ mit dem Preiß seiner unvergleichlichen Kunst-Wissenschafft/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName> Trompete angefüllet/ also ist dieselbe auch so ämsig/ sein Lob auszublasen/ daß dessen Klang von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011781">London</placeName> über Meer herüber schallet/ und bis in unser <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-22 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012456">Francken</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Nordgau</placeName>  erhallet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> habe immer gewünschet/ etwas von seinen Handgemählen in meine Hand zu bringen/ aber allein etliche von seinen Contrefaiten/ durch den Edlen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2868 http://d-nb.info/gnd/129685844 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019203 http://viaf.org/viaf/42112130">A. Blooteling</persName></hi> zu Gesicht bekommen: da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> absonderlich des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5178">Marggrafen von <hi rendition="#aq">Montague</hi></persName> Bildnis gantz wolgleichend/ und dabey voll Zierde und Kunst-Anmutigkeit gefunden. Und wie sein Kunstreichtum ihn über alle Ruhm-erhebet/ also prachtet er auch mit dem Glück/ daß sein Kunstliebender <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2604 http://d-nb.info/gnd/118560042 http://viaf.org/viaf/88984774">König</persName>/ und sonst alle hohe Potentaten/ die den Künsten wolgewogen/ ihn nicht allein wehrt halten/ sondern auch seine Wercke reichlich <hi rendition="#aq">remuneri</hi>ren. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1807" type="artificialWork">Mein Buch dediciret ihm hiermit auf der <ref target="#figure-1087.1">6. Platte</ref> sein wehrtes Contrafait</name>/ und die Teutsche Musa begleitet dasselbe mit folgenden Reimen.</p>
          <lg rendition="#c" type="poem">
            <l>Was reimet sich/ auf wahre Kunst?</l><lb/>
            <l>Herr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2742 http://d-nb.info/gnd/124016626 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002184 http://viaf.org/viaf/47033545">Lilli</persName> saget: Königs-Gunst.</l><lb/>
            <l>Den Reim er uns im Wercke zeiget.</l><lb/>
            <l>Der Zepter sich zur Lilje neiget:</l><lb/>
            <l>Zeigt/ daß wie er herrscht über Menschen<lb/>
Sinn/</l><lb/>
            <l>also sie sey der Blumen Königinn.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1098.3"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3325 http://d-nb.info/gnd/119008157 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500047637 http://viaf.org/viaf/34563027"><hi rendition="#aq">Susanna</hi> von Sandrart</persName> aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3325 http://d-nb.info/gnd/119008157 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500047637 http://viaf.org/viaf/34563027">SUsanna von Sandrart</persName>/ eine Jungfrau von 20. Jahren/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3041 http://d-nb.info/gnd/116801298 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024628 http://viaf.org/viaf/2564629">Jacobs von Sandrart</persName> Tochter/ gebohren in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName>/ als im Vatterlande der Kunstliebenden/ neben deme/ daß sie von Haushaltung-Geschäfften gute <hi rendition="#aq">experi</hi>entz gemacht/ hat der Zeichen-Kunst Vollkommenheit wol begriffen und folgends von selbsten sich beflissen/ in Kupffer zu <hi rendition="#aq">radi</hi>ren: mit welcher <hi rendition="#aq">Profession</hi> sie nach und nach bey wenig Jahren so verstandfertig und vollkommen worden/ daß sie ohne Versaumnus der Hausgeschäffte/ Gebäude/ Landschafften und andere Zierlichkeiten/ auch schöne Historien/ in rechter Geschwindigkeit/ wol und kunstgemäß weiß auszubilden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> trage Bedencken/ wegen Verwandschafft/ von ihr ein mehrers zu sagen/ um nicht <hi rendition="#aq">suspect</hi> zu werden/ und lasse von ihrem Geist reden/ die von ihr verfärtigte Figuren Altes und Neues Testaments/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1610,1611" type="artificialWork">die <hi rendition="#aq">Fontaine</hi> und andere in dieser <hi rendition="#aq">Academie</hi> von ihrer Hand befindliche Stucke</name>/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524" type="artificialWork">das Büchlein der <hi rendition="#aq">Frie</hi>sen und <hi rendition="#aq">Ornament</hi>en nach der <hi rendition="#aq">modern</hi>en Art</name>/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524" type="artificialWork">das Büchlein der Römischen <hi rendition="#aq">Ornament</hi>en</name>/ <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1668">die Sechs von den Italiänischen Garten und Grotten springende Wasserwercke</ref></bibl>/ <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1664">das Büchlein von den <hi rendition="#aq">antich</hi>en <hi rendition="#aq">Vas</hi>en oder Geschirren/ samt deren <hi rendition="#aq">Ornament</hi>en</ref></bibl>/<cb/>
<bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1665">das Büchlein von den <hi rendition="#aq">Modern</hi>en <hi rendition="#aq">Vas</hi>en/ samt deren Zierlichkeiten</ref></bibl>/ und <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1666">das Büchlein von erhabenen/ flachen und gewölbsweis geführten Laubwercken/ Festinen und Zieraten/ zu Bereicherung der eingefasten Historien</ref></bibl>. Der Kunstverständige Leser mag hieraus urtheilen/ was von dieser Person bey mehrern Jahren für Frucht zu hoffen sey/ deren Jugend uns so schöne Blüten zeiget.</p>
          <lg rendition="#c" type="poem">
            <l>Der Augen helden Blick/ das Schne-<lb/>
ckenblut am Mund/</l><lb/>
            <l>Das zarte Fell von Schnee/ macht ihre<lb/>
Schönheit kund.</l><lb/>
            <l>Das Hertz hegt keusche Zucht/ ist from-<lb/>
mer Tugend Schrein:</l><lb/>
            <l>Die Gottesfurcht es gar zum Tempel<lb/>
weihet ein.</l><lb/>
            <l>Prang/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1200 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1128500">Pegnitz</placeName>/ mit dem Schatz. Solt<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paris</persName> weiden hier/</l><lb/>
            <l>Der Schäfer: ach! er gäb den güldnen<lb/>
Apfel Ihr.</l><lb/>
            <l>Dis in der Blüt: was wird der Som-<lb/>
mer führen ein.</l><lb/>
            <l>Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3325 http://d-nb.info/gnd/119008157 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500047637 http://viaf.org/viaf/34563027">Jungfer Sandrartin</persName> wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4025 http://d-nb.info/gnd/119213362 http://viaf.org/viaf/17332604">Tessels</persName><lb/>
Römers seyn.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1098.2"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3354 http://d-nb.info/gnd/118837265 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013446 http://viaf.org/viaf/40175302">Joh. Baptista de Ruel</persName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3354 http://d-nb.info/gnd/118837265 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013446 http://viaf.org/viaf/40175302">JOhann Baptista de Ruel</persName>/ von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> bürtig und daselbst erzogen/ hatte sich von Jugend auf der Singkunst gewidmet/ die er/ zugleich mit der Rede/ von seinem Vatter erlernet/ auch darinnen hochgestiegen/ daß er dadurch bey hoch und nieder sich in Hochachtung und Wolgunst gesetzet: absonderlich bey des hohen Stuls und Ertzstiffts zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-294 http://www.geonames.org/2874225/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004449">Mainz</placeName> Domkünstern <choice><sic>Herrn</sic><corr/></choice> Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3355 http://d-nb.info/gnd/116972815 http://viaf.org/viaf/52455326">Carl-Heinrichs von Metternich</persName>/ nunmehr durch Gottes Gnade/ allen Tugend- und Kunst-liebenden zur <hi rendition="#aq">consolation,</hi> deren Sie ein wahrer Mecänas sind/ erwehlten und <hi rendition="#aq">constitui</hi>rten Ertzbischofen zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-294 http://www.geonames.org/2874225/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004449">Mainz</placeName> und des Heil. Röm. Reichs vördersten Churfürsten/ den der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Allmächtige</persName> lang und glücklich regiren lassen/ und dero Regirungs-Zeit mit dem edlen Frieden adelen und vergülden wolle. Dieser hohe Patron/ als er deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3354 http://d-nb.info/gnd/118837265 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013446 http://viaf.org/viaf/40175302">von Ruel</persName> schöne Gaben wargenommen/ hat er ihn auf alle Weise geheget und gefördert/ und endlich auch in der Mahlerkunst unterrichten lassen durch den in selbiger Zeit in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-294 http://www.geonames.org/2874225/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004449">Mainz</placeName> wolberühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3369 http://d-nb.info/gnd/124692133 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002707 http://viaf.org/viaf/42114870">Johann Thomas</persName> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3369 http://d-nb.info/gnd/124692133 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002707 http://viaf.org/viaf/42114870">Ipenaer</persName> genannt: welcher
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[III (Malerei), S. 82]/0142] Stücke von dieser Hand/ welche für anderer fürnehmer Potentaten Cabinete destinirt/ gleiche Zierden von sich leuchten liessen/ und ihres Meisters vollkommene Kunstwissenheit nicht verschweigen konten. GLeichwie der fürtreffliche Lilly/ mit dem Preiß seiner unvergleichlichen Kunst-Wissenschafft/ der Fama Trompete angefüllet/ also ist dieselbe auch so ämsig/ sein Lob auszublasen/ daß dessen Klang von London über Meer herüber schallet/ und bis in unser Francken und Nordgau erhallet. Ich habe immer gewünschet/ etwas von seinen Handgemählen in meine Hand zu bringen/ aber allein etliche von seinen Contrefaiten/ durch den Edlen A. Blooteling zu Gesicht bekommen: da ich absonderlich des Marggrafen von Montague Bildnis gantz wolgleichend/ und dabey voll Zierde und Kunst-Anmutigkeit gefunden. Und wie sein Kunstreichtum ihn über alle Ruhm-erhebet/ also prachtet er auch mit dem Glück/ daß sein Kunstliebender König/ und sonst alle hohe Potentaten/ die den Künsten wolgewogen/ ihn nicht allein wehrt halten/ sondern auch seine Wercke reichlich remuneriren. Mein Buch dediciret ihm hiermit auf der 6. Platte sein wehrtes Contrafait/ und die Teutsche Musa begleitet dasselbe mit folgenden Reimen. Lilly, sonst Lelio genannt zu Londen in Engelland. Was reimet sich/ auf wahre Kunst? Herr Lilli saget: Königs-Gunst. Den Reim er uns im Wercke zeiget. Der Zepter sich zur Lilje neiget: Zeigt/ daß wie er herrscht über Menschen Sinn/ also sie sey der Blumen Königinn. SUsanna von Sandrart/ eine Jungfrau von 20. Jahren/ Jacobs von Sandrart Tochter/ gebohren in Nürnberg/ als im Vatterlande der Kunstliebenden/ neben deme/ daß sie von Haushaltung-Geschäfften gute experientz gemacht/ hat der Zeichen-Kunst Vollkommenheit wol begriffen und folgends von selbsten sich beflissen/ in Kupffer zu radiren: mit welcher Profession sie nach und nach bey wenig Jahren so verstandfertig und vollkommen worden/ daß sie ohne Versaumnus der Hausgeschäffte/ Gebäude/ Landschafften und andere Zierlichkeiten/ auch schöne Historien/ in rechter Geschwindigkeit/ wol und kunstgemäß weiß auszubilden. Ich trage Bedencken/ wegen Verwandschafft/ von ihr ein mehrers zu sagen/ um nicht suspect zu werden/ und lasse von ihrem Geist reden/ die von ihr verfärtigte Figuren Altes und Neues Testaments/ die Fontaine und andere in dieser Academie von ihrer Hand befindliche Stucke/ das Büchlein der Friesen und Ornamenten nach der modernen Art/ das Büchlein der Römischen Ornamenten/ die Sechs von den Italiänischen Garten und Grotten springende Wasserwercke/ das Büchlein von den antichen Vasen oder Geschirren/ samt deren Ornamenten/ das Büchlein von den Modernen Vasen/ samt deren Zierlichkeiten/ und das Büchlein von erhabenen/ flachen und gewölbsweis geführten Laubwercken/ Festinen und Zieraten/ zu Bereicherung der eingefasten Historien. Der Kunstverständige Leser mag hieraus urtheilen/ was von dieser Person bey mehrern Jahren für Frucht zu hoffen sey/ deren Jugend uns so schöne Blüten zeiget. Susanna von Sandrart aus Nürnberg. Der Augen helden Blick/ das Schne- ckenblut am Mund/ Das zarte Fell von Schnee/ macht ihre Schönheit kund. Das Hertz hegt keusche Zucht/ ist from- mer Tugend Schrein: Die Gottesfurcht es gar zum Tempel weihet ein. Prang/ Pegnitz/ mit dem Schatz. Solt Paris weiden hier/ Der Schäfer: ach! er gäb den güldnen Apfel Ihr. Dis in der Blüt: was wird der Som- mer führen ein. Die Jungfer Sandrartin wird Tessels Römers seyn. JOhann Baptista de Ruel/ von Antorf bürtig und daselbst erzogen/ hatte sich von Jugend auf der Singkunst gewidmet/ die er/ zugleich mit der Rede/ von seinem Vatter erlernet/ auch darinnen hochgestiegen/ daß er dadurch bey hoch und nieder sich in Hochachtung und Wolgunst gesetzet: absonderlich bey des hohen Stuls und Ertzstiffts zu Mainz Domkünstern Herrn Carl-Heinrichs von Metternich/ nunmehr durch Gottes Gnade/ allen Tugend- und Kunst-liebenden zur consolation, deren Sie ein wahrer Mecänas sind/ erwehlten und constituirten Ertzbischofen zu Mainz und des Heil. Röm. Reichs vördersten Churfürsten/ den der Allmächtige lang und glücklich regiren lassen/ und dero Regirungs-Zeit mit dem edlen Frieden adelen und vergülden wolle. Dieser hohe Patron/ als er deß von Ruel schöne Gaben wargenommen/ hat er ihn auf alle Weise geheget und gefördert/ und endlich auch in der Mahlerkunst unterrichten lassen durch den in selbiger Zeit in Mainz wolberühmten Johann Thomas den Ipenaer genannt: welcher Joh. Baptista de Ruel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/142
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/142>, abgerufen am 09.11.2024.