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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Glaß/ welches alles sie in Westindien zuvor nicht gesehen hatten. Dieser Bachus/ als ein Sorgenvertreiber und Fruchtgeber/ ist also überall willkommen und angenehm: Und würde man das Ende so bald nicht erreichen/ wann man alles/ was von ihme zu erzehlen wäre/ sagen/ oder alle auf ihn ersonnene Gedichte und Erzehlungen anführen/ und alle seine andere alhier undienliche Namen erklären solte. Dann man muß wissen/ daß er auch der Osiris in Egypten gewest/ worvon beym Plutarchus/ und anderswo/ zu lesen. Auch würde es viel Zeit wegnehmen/ wann man alle Gestalten der Opffer und Feste/ so man ihm zu Ehren gestifftet/ und dabey so manche greuliche Unzucht/ abscheuliche Unfläterey/ und solche heimliche Greuel begangen/ daß sie verbotten/ und die mishandlende von der Obrigkeit am Leibe gestrafft wurden. Wem hiervon ein mehrers zu lesen beliebet/ der schlage nach das fünffte Buch des Natalis Comes, in seiner Mythologia, im dreyzehnten Capitel. Plinius/ in seinem siebenden Buch/ am 56. Capitel/ schreibt/ Bachus sey der erste gewest/ der die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gelehrt/ auch die Krönung der Könige/ und die Triumph- und Siegs-Feste erfunden habe; Und/ im vierdten Capitel des sechzehnten Buchs/ sagt er: König Bachus war der erste/ so sich selbsten mit Epheu krönte. Daß aber Bachus den Epheu so sehr geliebt/ darvon wissen die Poeten viel zu sagen. Einige meinen/ es sey darum geschehen/ weil Bachus/ nachdem er jetzt geboren gewest/ in Epheu verborgen worden/ aus Furcht/ daß er der Juno in die Hände gerahten möchte. Andere: weil die Frucht des Epheus den Trauben etlicher massen gleich/ oder weil dessen Laub jederzeit/ gleich wie dieser Gott grün und jung oder frisch gemahlet wird/ grün sey: Welcher Meinung auch Festus anhängt; Oder/ weil der Epheu/ mit seiner Herumwicklung/ alles dasjenige bindet/ woran er kommt und sich windet; gleichwie der Wein des Menschen Hertz und Gedancken bindet: Oder/ weil dieser Baum/ oder dessen blätterreiche Zweige/ wann sie um das Haupt gebunden werden/ (dann er von Art und Natur kalt ist) die aufsteigende Kräffte oder Dämpffe des Weins hemmet und unterdrücket/ und folgbarlich die Trunckenheit verhindert. Andere sprechen/ der Epheu sey ihm darum zugeeignet/ weil ein Jüngling/ Namens Kyssus/ so im Griechischen den Epheu bedeutet/ mit einem von den Satyren eins um die Wette getanzt/ im Tantzen aber solche Sprünge gemacht/ daß er endlich einen harten Fall gethan/ und auf der Städte todt geblieben: weil aber Bachus sich/ an diesem Tanze/ sehr belustiget/ auch den Jüngling sonsten hertzlich geliebt/ habe er ihn in Epheu verwandelt/ da er dann nachmals den Namen behalten. Plutarchus sagt/ daß der Epheu eine gewisse Tugend/ oder verborgene Krafft/ in sich habe/ welche einem des Geistes/ oder der Sinne/ beraube/ also/ daß der Mensch (ohne Wein-trincken) Xissos und Xissaein. truncken zu seyn scheine. Sonsten wird der Epheu/ im Griechischen/ mit einem solchen Worte genennet/ welches auch Unkeuschheit bedeutet: Darum schreibet Eustathius/ daß der Epheu dem Bachus/ zu einem Zeichen der Unkeuschheit/ als zu[Spaltenumbruch] welcher der Wein den Menschen gantz geneigt mache/ Der Wein ursachet Unkeuschheit. zugeschrieben worden. Dannenhero man dann auch/ im gemeinem Sprichtwort sagt/ daß Venus ohne den Wein nichts vermöge. Wie dann auch Euripides solches/ in diesen gebundnen Worten/ an dem Bachus rühmet:

Er hat gepflantzt das Holtz gepriesen/
wordurch Verdrus und Kummer weicht/
die Venus-Lust vor Kält erbleicht/
Wo man des Weins nicht kan geniessen:
Und fürs Geschlecht der Menschen bleibt
nichts/ das sie zu den Lüsten treibt.

Zur Auslegung aber des Bachus endlich auch zukommen; so ist/ über das jenige/ so wir bereits vorhin erzehlt/ von seiner Geburt/ noch zu wissen/ daß das Wort Semele/ wordurch seine Mutter bedeutet wird/ herkomme von den Worten seisin ta mele welches so viel gesagt/ als die Glieder rühren. Nun ist bekanndt/ daß der Weinstock/ als die Mutter des Weins/ an Gliedern oder Rancken viel schwächer und weicher/ dann andere Bäume/ und dahero leicht beweget werden könne. Oder aber es deutet dahin/ daß der Weinstock/ durch den Wein/ der Menschen Glieder bewege und regiere. Ebenmässig solte auch Bachus den Thyrsus/ das ist/ seinen mit Epheu umwundenen Stab tragen; weil die Bezechten gemeiniglich eines Stabs und Anhalters benöhtiget/ daran sie sich/ als wir bereits erzehlet haben/ halten und stützen mögen. Jupiters Sohn ist er/ dieweiln der Wein von Natur in sich ein feurig Wesen hat/ und zur Zeitigung nicht kommen mag/ dann an solchen Orten/ da die Sonne wol hinscheinen/ oder ihn wenigstens zur Gnüge erwärmen kan. Er wuchs/ als einige schreiben/ von der Aschen der verbranten Semele: weil in der Aschen eine Hitze verborgen/ und sie eine Fettigkeit in sich hat/ weswegen sie dann in den Weingärten den Weinstöcken sehr dienlich ist. Etliche geben darum die Proserpina für seine Mutter aus/ weil der Weinstock/ wie auch andere Dinge/ ursprunglich von der Erden kommen/ und die Hitze/ als eine Wirckerin/ seine Gestalt zuerheben pflege. Daß er in die Dicke des Oberschenckels seines Vatters genähet/ oder verborgen worden/ ist/ nach Etlicher Meynung/ so erdichtet/ weil er in eine Höle/ am Berge Neros/ bey Nysa/ versteckt worden/ welcher Berg dem Jupiter zugeeignet war/ und in desselbigen Landssprache die Dicke des Oberschenkels bedeutete. Andere aber halten darfür/ dieses einnähen/ in die Dicke des Oberschenckels/ zeige an/ der Weinberg liebe warme Oerter/ und könne/ ausser solchen/ nicht wachsen; und der Weinstock pflege von Frost und Kälte zu verderben. Diodorus aber/ im andern Buch seiner Antiqvitäten/ erzehlt Historischer Weise folgendes: Nachdem Bachus ohne grossen Widerstand mit seiner grossen Heereskrafft/ in die Westliche Theile Indiens kommen/ und keine grosse Städte daselbst funden/ habe er/ mit seinem Volcke/ in offnem Felde campiren müssen/ dannenhero die unleidliche grosse Hitze in seinem Lager eine starcke Pest verursachet/ also daß er einen ziemlichen Theil von seinem Volcke verloren: weswegen er/ als ein kluger Hauptman/ sein Volck aus den Thälern

[Spaltenumbruch] Glaß/ welches alles sie in Westindien zuvor nicht gesehen hatten. Dieser Bachus/ als ein Sorgenvertreiber und Fruchtgeber/ ist also überall willkommen und angenehm: Und würde man das Ende so bald nicht erreichen/ wann man alles/ was von ihme zu erzehlen wäre/ sagen/ oder alle auf ihn ersonnene Gedichte und Erzehlungen anführen/ und alle seine andere alhier undienliche Namen erklären solte. Dann man muß wissen/ daß er auch der Osiris in Egypten gewest/ worvon beym Plutarchus/ und anderswo/ zu lesen. Auch würde es viel Zeit wegnehmen/ wann man alle Gestalten der Opffer und Feste/ so man ihm zu Ehren gestifftet/ und dabey so manche greuliche Unzucht/ abscheuliche Unfläterey/ und solche heimliche Greuel begangen/ daß sie verbotten/ und die mishandlende von der Obrigkeit am Leibe gestrafft wurden. Wem hiervon ein mehrers zu lesen beliebet/ der schlage nach das fünffte Buch des Natalis Comes, in seiner Mythologia, im dreyzehnten Capitel. Plinius/ in seinem siebenden Buch/ am 56. Capitel/ schreibt/ Bachus sey der erste gewest/ der die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gelehrt/ auch die Krönung der Könige/ und die Triumph- und Siegs-Feste erfunden habe; Und/ im vierdten Capitel des sechzehnten Buchs/ sagt er: König Bachus war der erste/ so sich selbsten mit Epheu krönte. Daß aber Bachus den Epheu so sehr geliebt/ darvon wissen die Poeten viel zu sagen. Einige meinen/ es sey darum geschehen/ weil Bachus/ nachdem er jetzt geboren gewest/ in Epheu verborgen worden/ aus Furcht/ daß er der Juno in die Hände gerahten möchte. Andere: weil die Frucht des Epheus den Trauben etlicher massen gleich/ oder weil dessen Laub jederzeit/ gleich wie dieser Gott grün und jung oder frisch gemahlet wird/ grün sey: Welcher Meinung auch Festus anhängt; Oder/ weil der Epheu/ mit seiner Herumwicklung/ alles dasjenige bindet/ woran er kommt und sich windet; gleichwie der Wein des Menschen Hertz und Gedancken bindet: Oder/ weil dieser Baum/ oder dessen blätterreiche Zweige/ wann sie um das Haupt gebunden werden/ (dann er von Art und Natur kalt ist) die aufsteigende Kräffte oder Dämpffe des Weins hemmet und unterdrücket/ und folgbarlich die Trunckenheit verhindert. Andere sprechen/ der Epheu sey ihm darum zugeeignet/ weil ein Jüngling/ Namens Kyssus/ so im Griechischen den Epheu bedeutet/ mit einem von den Satyren eins um die Wette getanzt/ im Tantzen aber solche Sprünge gemacht/ daß er endlich einen harten Fall gethan/ und auf der Städte todt geblieben: weil aber Bachus sich/ an diesem Tanze/ sehr belustiget/ auch den Jüngling sonsten hertzlich geliebt/ habe er ihn in Epheu verwandelt/ da er dann nachmals den Namen behalten. Plutarchus sagt/ daß der Epheu eine gewisse Tugend/ oder verborgene Krafft/ in sich habe/ welche einem des Geistes/ oder der Sinne/ beraube/ also/ daß der Mensch (ohne Wein-trincken) Xissos und Xissaein. truncken zu seyn scheine. Sonsten wird der Epheu/ im Griechischen/ mit einem solchen Worte genennet/ welches auch Unkeuschheit bedeutet: Darum schreibet Eustathius/ daß der Epheu dem Bachus/ zu einem Zeichen der Unkeuschheit/ als zu[Spaltenumbruch] welcher der Wein den Menschen gantz geneigt mache/ Der Wein ursachet Unkeuschheit. zugeschrieben worden. Dannenhero man dann auch/ im gemeinem Sprichtwort sagt/ daß Venus ohne den Wein nichts vermöge. Wie dann auch Euripides solches/ in diesen gebundnen Worten/ an dem Bachus rühmet:

Er hat gepflantzt das Holtz gepriesen/
wordurch Verdrus und Kummer weicht/
die Venus-Lust vor Kält erbleicht/
Wo man des Weins nicht kan geniessen:
Und fürs Geschlecht der Menschen bleibt
nichts/ das sie zu den Lüsten treibt.

Zur Auslegung aber des Bachus endlich auch zukommen; so ist/ über das jenige/ so wir bereits vorhin erzehlt/ von seiner Geburt/ noch zu wissen/ daß das Wort Semele/ wordurch seine Mutter bedeutet wird/ herkomme von den Worten σείσιν τὰ μέλη welches so viel gesagt/ als die Glieder rühren. Nun ist bekanndt/ daß der Weinstock/ als die Mutter des Weins/ an Gliedern oder Rancken viel schwächer und weicher/ dann andere Bäume/ und dahero leicht beweget werden könne. Oder aber es deutet dahin/ daß der Weinstock/ durch den Wein/ der Menschen Glieder bewege und regiere. Ebenmässig solte auch Bachus den Thyrsus/ das ist/ seinen mit Epheu umwundenen Stab tragen; weil die Bezechten gemeiniglich eines Stabs und Anhalters benöhtiget/ daran sie sich/ als wir bereits erzehlet haben/ halten und stützen mögen. Jupiters Sohn ist er/ dieweiln der Wein von Natur in sich ein feurig Wesen hat/ und zur Zeitigung nicht kommen mag/ dann an solchen Orten/ da die Sonne wol hinscheinen/ oder ihn wenigstens zur Gnüge erwärmen kan. Er wuchs/ als einige schreiben/ von der Aschen der verbranten Semele: weil in der Aschen eine Hitze verborgen/ und sie eine Fettigkeit in sich hat/ weswegen sie dann in den Weingärten den Weinstöcken sehr dienlich ist. Etliche geben darum die Proserpina für seine Mutter aus/ weil der Weinstock/ wie auch andere Dinge/ ursprunglich von der Erden kommen/ und die Hitze/ als eine Wirckerin/ seine Gestalt zuerheben pflege. Daß er in die Dicke des Oberschenckels seines Vatters genähet/ oder verborgen worden/ ist/ nach Etlicher Meynung/ so erdichtet/ weil er in eine Höle/ am Berge Neros/ bey Nysa/ versteckt worden/ welcher Berg dem Jupiter zugeeignet war/ und in desselbigen Landssprache die Dicke des Oberschenkels bedeutete. Andere aber halten darfür/ dieses einnähen/ in die Dicke des Oberschenckels/ zeige an/ der Weinberg liebe warme Oerter/ und könne/ ausser solchen/ nicht wachsen; und der Weinstock pflege von Frost und Kälte zu verderben. Diodorus aber/ im andern Buch seiner Antiqvitäten/ erzehlt Historischer Weise folgendes: Nachdem Bachus ohne grossen Widerstand mit seiner grossen Heereskrafft/ in die Westliche Theile Indiens kommen/ und keine grosse Städte daselbst funden/ habe er/ mit seinem Volcke/ in offnem Felde campiren müssen/ dannenhero die unleidliche grosse Hitze in seinem Lager eine starcke Pest verursachet/ also daß er einen ziemlichen Theil von seinem Volcke verloren: weswegen er/ als ein kluger Hauptman/ sein Volck aus den Thälern

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Sonsten wird der Epheu/ im Griechischen/ mit einem solchen Worte genennet/ welches auch Unkeuschheit bedeutet: Darum schreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4297 http://d-nb.info/gnd/118682733 http://viaf.org/viaf/38317659">Eustathius</persName>/ daß der Epheu dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ zu einem Zeichen der Unkeuschheit/ als zu<cb/>
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[[Metamorphosis, S. 38]/0214] Glaß/ welches alles sie in Westindien zuvor nicht gesehen hatten. Dieser Bachus/ als ein Sorgenvertreiber und Fruchtgeber/ ist also überall willkommen und angenehm: Und würde man das Ende so bald nicht erreichen/ wann man alles/ was von ihme zu erzehlen wäre/ sagen/ oder alle auf ihn ersonnene Gedichte und Erzehlungen anführen/ und alle seine andere alhier undienliche Namen erklären solte. Dann man muß wissen/ daß er auch der Osiris in Egypten gewest/ worvon beym Plutarchus/ und anderswo/ zu lesen. Auch würde es viel Zeit wegnehmen/ wann man alle Gestalten der Opffer und Feste/ so man ihm zu Ehren gestifftet/ und dabey so manche greuliche Unzucht/ abscheuliche Unfläterey/ und solche heimliche Greuel begangen/ daß sie verbotten/ und die mishandlende von der Obrigkeit am Leibe gestrafft wurden. Wem hiervon ein mehrers zu lesen beliebet/ der schlage nach das fünffte Buch des Natalis Comes, in seiner Mythologia, im dreyzehnten Capitel. Plinius/ in seinem siebenden Buch/ am 56. Capitel/ schreibt/ Bachus sey der erste gewest/ der die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gelehrt/ auch die Krönung der Könige/ und die Triumph- und Siegs-Feste erfunden habe; Und/ im vierdten Capitel des sechzehnten Buchs/ sagt er: König Bachus war der erste/ so sich selbsten mit Epheu krönte. Daß aber Bachus den Epheu so sehr geliebt/ darvon wissen die Poeten viel zu sagen. Einige meinen/ es sey darum geschehen/ weil Bachus/ nachdem er jetzt geboren gewest/ in Epheu verborgen worden/ aus Furcht/ daß er der Juno in die Hände gerahten möchte. Andere: weil die Frucht des Epheus den Trauben etlicher massen gleich/ oder weil dessen Laub jederzeit/ gleich wie dieser Gott grün und jung oder frisch gemahlet wird/ grün sey: Welcher Meinung auch Festus anhängt; Oder/ weil der Epheu/ mit seiner Herumwicklung/ alles dasjenige bindet/ woran er kommt und sich windet; gleichwie der Wein des Menschen Hertz und Gedancken bindet: Oder/ weil dieser Baum/ oder dessen blätterreiche Zweige/ wann sie um das Haupt gebunden werden/ (dann er von Art und Natur kalt ist) die aufsteigende Kräffte oder Dämpffe des Weins hemmet und unterdrücket/ und folgbarlich die Trunckenheit verhindert. Andere sprechen/ der Epheu sey ihm darum zugeeignet/ weil ein Jüngling/ Namens Kyssus/ so im Griechischen den Epheu bedeutet/ mit einem von den Satyren eins um die Wette getanzt/ im Tantzen aber solche Sprünge gemacht/ daß er endlich einen harten Fall gethan/ und auf der Städte todt geblieben: weil aber Bachus sich/ an diesem Tanze/ sehr belustiget/ auch den Jüngling sonsten hertzlich geliebt/ habe er ihn in Epheu verwandelt/ da er dann nachmals den Namen behalten. Plutarchus sagt/ daß der Epheu eine gewisse Tugend/ oder verborgene Krafft/ in sich habe/ welche einem des Geistes/ oder der Sinne/ beraube/ also/ daß der Mensch (ohne Wein-trincken) truncken zu seyn scheine. Sonsten wird der Epheu/ im Griechischen/ mit einem solchen Worte genennet/ welches auch Unkeuschheit bedeutet: Darum schreibet Eustathius/ daß der Epheu dem Bachus/ zu einem Zeichen der Unkeuschheit/ als zu welcher der Wein den Menschen gantz geneigt mache/ zugeschrieben worden. Dannenhero man dann auch/ im gemeinem Sprichtwort sagt/ daß Venus ohne den Wein nichts vermöge. Wie dann auch Euripides solches/ in diesen gebundnen Worten/ an dem Bachus rühmet: Xissos und Xissaein. Der Wein ursachet Unkeuschheit. Er hat gepflantzt das Holtz gepriesen/ wordurch Verdrus und Kummer weicht/ die Venus-Lust vor Kält erbleicht/ Wo man des Weins nicht kan geniessen: Und fürs Geschlecht der Menschen bleibt nichts/ das sie zu den Lüsten treibt. Zur Auslegung aber des Bachus endlich auch zukommen; so ist/ über das jenige/ so wir bereits vorhin erzehlt/ von seiner Geburt/ noch zu wissen/ daß das Wort Semele/ wordurch seine Mutter bedeutet wird/ herkomme von den Worten σείσιν τὰ μέλη welches so viel gesagt/ als die Glieder rühren. Nun ist bekanndt/ daß der Weinstock/ als die Mutter des Weins/ an Gliedern oder Rancken viel schwächer und weicher/ dann andere Bäume/ und dahero leicht beweget werden könne. Oder aber es deutet dahin/ daß der Weinstock/ durch den Wein/ der Menschen Glieder bewege und regiere. Ebenmässig solte auch Bachus den Thyrsus/ das ist/ seinen mit Epheu umwundenen Stab tragen; weil die Bezechten gemeiniglich eines Stabs und Anhalters benöhtiget/ daran sie sich/ als wir bereits erzehlet haben/ halten und stützen mögen. Jupiters Sohn ist er/ dieweiln der Wein von Natur in sich ein feurig Wesen hat/ und zur Zeitigung nicht kommen mag/ dann an solchen Orten/ da die Sonne wol hinscheinen/ oder ihn wenigstens zur Gnüge erwärmen kan. Er wuchs/ als einige schreiben/ von der Aschen der verbranten Semele: weil in der Aschen eine Hitze verborgen/ und sie eine Fettigkeit in sich hat/ weswegen sie dann in den Weingärten den Weinstöcken sehr dienlich ist. Etliche geben darum die Proserpina für seine Mutter aus/ weil der Weinstock/ wie auch andere Dinge/ ursprunglich von der Erden kommen/ und die Hitze/ als eine Wirckerin/ seine Gestalt zuerheben pflege. Daß er in die Dicke des Oberschenckels seines Vatters genähet/ oder verborgen worden/ ist/ nach Etlicher Meynung/ so erdichtet/ weil er in eine Höle/ am Berge Neros/ bey Nysa/ versteckt worden/ welcher Berg dem Jupiter zugeeignet war/ und in desselbigen Landssprache die Dicke des Oberschenkels bedeutete. Andere aber halten darfür/ dieses einnähen/ in die Dicke des Oberschenckels/ zeige an/ der Weinberg liebe warme Oerter/ und könne/ ausser solchen/ nicht wachsen; und der Weinstock pflege von Frost und Kälte zu verderben. Diodorus aber/ im andern Buch seiner Antiqvitäten/ erzehlt Historischer Weise folgendes: Nachdem Bachus ohne grossen Widerstand mit seiner grossen Heereskrafft/ in die Westliche Theile Indiens kommen/ und keine grosse Städte daselbst funden/ habe er/ mit seinem Volcke/ in offnem Felde campiren müssen/ dannenhero die unleidliche grosse Hitze in seinem Lager eine starcke Pest verursachet/ also daß er einen ziemlichen Theil von seinem Volcke verloren: weswegen er/ als ein kluger Hauptman/ sein Volck aus den Thälern

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/214>, abgerufen am 21.11.2024.