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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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Endymion. Welches sie zu dem Ende saget/ dieweil in den Fabeln stehet/ es habe sich die Luna in den Hirten Endymion verliebt/ deßwegen sie ihn auf einem einsamen Berge eingeschläffert/ damit sie seiner Liebe desto freyer geniessen mögte: welches darum erdichtet worden/ weil Endymion/ wie Plinius im II Buche schreibet/ der erste gewesen/ so den Lauff der Sternen soll erfunden haben. So meldet auch Alexander Aphrodiseus in seinen Problematibus: es sey Endymion ein sehr fleissiger Erkündiger der Himmlischen Dinge gewesen/ und habe überaus grosse Müh angewandt/ deß Monds Lauff/ und die Ursach/ warumb er stetig seine Gestalt verändere/ zu erforschen; dieweil er aber deß Tages geschlaffen/ und deß Nachts gewacht/ habe man von ihm gesagt/ er hänge deß Monds Liebe nach. Eben dieses könte man vielleicht auf die Thessalier appliciren/ welche/ weil sie anders nichts gethan/ als wie sie deß Monds Natur erforschen mögten/ nachmahls dafür gehalten haben/ als ob sie ihn vom Himmel herab zögen/ und zwar zu der Zeit/ wann er eine Finsternus litte: dann der unverständig und thörichte gemeine Mann bildete sich gäntzlich ein/ er leide zu solcher Zeit wegen der Thessalier Zauberey; und damit sie hierwider Raht schaffen möchten/ machten sie ein gewaltig Gethöne/ wordurch sie ihm/ ihrer Meinung nach/ seine Schmertzen empfindlich linderten/ und nach deß Plinius Zeugnus/ durch solches Gethöne/ das zauberische Murmeln verhinderten/ damit es nicht zu deß Mondes Ohren dringen könte/ und also ihme keinen Schaden zufügen mögte. Dannenhero Propertius saget/ es würde durch Bezauberung der Mond von seinem Wagen herunter gestürtzet werden/ wofern ihme nicht das Gethöne vom Ertz zu Hülff käme. Und Juvenalis/ wann er von einem sehr wäschhafftigen Weibe redet/ saget/ es sey nicht mehr nöhtig/ auf ehrinnen Gefässen ein Gethöne zu machen/ weil sie allein mit ihrem Plaudern ein solches Geräusche verursache/ daß der Mond von aller Zauberey befreyet werde.

Sistrum oder Klangspiel. Das Klangspiel in der Isis Hand bedeutet/ wie etliche wollen/ den Laut deß Monds/ den er von sich giebt/ wann er die himmlische Sphaeren umblaufft. Dieses pflegten sie nicht allein ehrin/ sondern/ wie Apulejus bezeuget/ da er von den Geheimnußen der Isis redet/ auch silbern und gülden zu machen. An selbigem waren/ wie Coelius Calcagninus erzehlet/ von aussen vier Gesichter ausgegraben/ die in einen Kreiß umgedreht werden konnten/ und dieses Unter-Rund/ so unter dem Mond zu sehen/ andeuteten; worinnen alle Dinge aus den vier Elementen zusammen gesetzt/ dem Anfang und Untergang unterworffen sind. Innwendig bildeten sie am eussersten Ende eine Katz mit einem menschlichen Angesicht/ daselbst man auch zwey Häupter sahe/ welche unter besagten vier Gesichtern sich bewegten/ [Spaltenumbruch] deren eines die Isis bedeutete/ das andere die Nephehia vorbildete/ als durch welche aller Dinge Gebährung und Untergang/ so aus der Elementen Veränderung herrührt/ angedeutet wurde.

Die Katz ist ein Vorbild der Luna. Die Katz war deß Mondes Vorbildung: dann/ wie in denen Fabeln gedichtet/ und vom Ovidius erzehlt wird/ als die Götter für deß Typhons Grimme aus Egypten flohen/ und sich daselbsten nicht allerdings gesichert hielten/ nahm einer diese/ der ander eine andere Gestalt eines Thiers an sich/ dahero sich die Diana in eine Katz veränderte; weil dieses Thier überaus veränderlich ist/ deß Nachts siehet/ und die Augen mit Zu- oder Abnehmung deß Liechts/ nach Art der Anwachs- und Verkürzung deß Mondes/ gleichfals verändert. Diese bildeten sie mit einem menschlichen Gesichte/ damit anzudeuten/ daß die Monds-Bewegung nicht von ohngefähr geschehe/ sondern von einer obern Krafft regieret werde. Dergleichen geheime Bedeutungen waren auch bey dem Klang-Spiele/ so nur allein von den Alten im Gottesdienst der Isis gebräuchlich war/ und ihr Apulejus/ wie wir oben gedacht/ in die Hand gegeben. Vom Gefäß/ das sie in der lincken Hand trug/ kan ebenmässig über das/ was wir berührt/ gesagt werden/ daß dardurch die Bewegung der aufschwellenden Gewässer/ die aus der Feuchtigkeit deß Monds ihr Wachsthumb haben/ bedeutet werde. Aus welcher Ursach auch einige den Zu- und Abfluß deß Meers dem Anwachs- und Abnehmen deß Mondes zugeschrieben haben.

Wir können aber aus deß Mondes Bildnußen nicht allein viel Dinge/ so zur Erkänntnus der Natur-Wunder dienen/ erlernen; sondern auch/ welches der Mühe noch mehr werth ist/ aus desselben Beschauung viel nehmen/ das zur Besserung unserer Sitten uns gute Anleitung gibt. Es ist mit Fleiß zu mercken/ was hiervon Ambrosius schreibet/ wann er aus dem Schein oder Liecht des Mondes/ der immerdar verändert wird/ die Ungewißheit und Flüchtigkeit aller menschlichen Dinge uns vor Augen stellt/ und ermahnet/ daß wir unser Vertrauen nicht auf deren Hinfälligkeit setzen sollen/ weil sie wie ein Rauch in der Lufft zu verschwinden pflegen. Dannenhero einige darvor gehalten/ es haben vor Zeiten die Römische Patricii auf ihre Schuhe kleine Monden gehäfftet gehabt/ damit wann sie selbige anschauen/ sie sich dieser Dinge Unbeständigkeit erinnern/ und in guten Tagen nicht schwülstig und hoffärtig werden möchten: dann der Reichthumb/ und alles andere/ so von dem Menschen sehr hoch geachtet wird/ mag gar füglich mit dem Monde verglichen werden/ der bißweilen gantz hell ist/ bißweilen aber seinen Schein so gar verliehret/ daß er kaum mag gesehen werden: also pfleget auch diß Vergängliche unterweilen denen/ so drauf sehen/ eine

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Endymion. Welches sie zu dem Ende saget/ dieweil in den Fabeln stehet/ es habe sich die Luna in den Hirten Endymion verliebt/ deßwegen sie ihn auf einem einsamen Berge eingeschläffert/ damit sie seiner Liebe desto freyer geniessen mögte: welches darum erdichtet worden/ weil Endymion/ wie Plinius im II Buche schreibet/ der erste gewesen/ so den Lauff der Sternen soll erfunden haben. So meldet auch Alexander Aphrodiseus in seinen Problematibus: es sey Endymion ein sehr fleissiger Erkündiger der Himmlischen Dinge gewesen/ und habe überaus grosse Müh angewandt/ deß Monds Lauff/ und die Ursach/ warumb er stetig seine Gestalt verändere/ zu erforschen; dieweil er aber deß Tages geschlaffen/ und deß Nachts gewacht/ habe man von ihm gesagt/ er hänge deß Monds Liebe nach. Eben dieses könte man vielleicht auf die Thessalier appliciren/ welche/ weil sie anders nichts gethan/ als wie sie deß Monds Natur erforschen mögten/ nachmahls dafür gehalten haben/ als ob sie ihn vom Himmel herab zögen/ und zwar zu der Zeit/ wann er eine Finsternus litte: dann der unverständig und thörichte gemeine Mann bildete sich gäntzlich ein/ er leide zu solcher Zeit wegen der Thessalier Zauberey; und damit sie hierwider Raht schaffen möchten/ machten sie ein gewaltig Gethöne/ wordurch sie ihm/ ihrer Meinung nach/ seine Schmertzen empfindlich linderten/ und nach deß Plinius Zeugnus/ durch solches Gethöne/ das zauberische Murmeln verhinderten/ damit es nicht zu deß Mondes Ohren dringen könte/ und also ihme keinen Schaden zufügen mögte. Dannenhero Propertius saget/ es würde durch Bezauberung der Mond von seinem Wagen herunter gestürtzet werden/ wofern ihme nicht das Gethöne vom Ertz zu Hülff käme. Und Juvenalis/ wann er von einem sehr wäschhafftigen Weibe redet/ saget/ es sey nicht mehr nöhtig/ auf ehrinnen Gefässen ein Gethöne zu machen/ weil sie allein mit ihrem Plaudern ein solches Geräusche verursache/ daß der Mond von aller Zauberey befreyet werde.

Sistrum oder Klangspiel. Das Klangspiel in der Isis Hand bedeutet/ wie etliche wollen/ den Laut deß Monds/ den er von sich giebt/ wann er die himmlische Sphaeren umblaufft. Dieses pflegten sie nicht allein ehrin/ sondern/ wie Apulejus bezeuget/ da er von den Geheimnußen der Isis redet/ auch silbern und gülden zu machen. An selbigem waren/ wie Coelius Calcagninus erzehlet/ von aussen vier Gesichter ausgegraben/ die in einen Kreiß umgedreht werden konnten/ und dieses Unter-Rund/ so unter dem Mond zu sehen/ andeuteten; worinnen alle Dinge aus den vier Elementen zusammen gesetzt/ dem Anfang und Untergang unterworffen sind. Innwendig bildeten sie am eussersten Ende eine Katz mit einem menschlichen Angesicht/ daselbst man auch zwey Häupter sahe/ welche unter besagten vier Gesichtern sich bewegten/ [Spaltenumbruch] deren eines die Isis bedeutete/ das andere die Nephehia vorbildete/ als durch welche aller Dinge Gebährung und Untergang/ so aus der Elementen Veränderung herrührt/ angedeutet wurde.

Die Katz ist ein Vorbild der Luna. Die Katz war deß Mondes Vorbildung: dann/ wie in denen Fabeln gedichtet/ und vom Ovidius erzehlt wird/ als die Götter für deß Typhons Grimme aus Egypten flohen/ und sich daselbsten nicht allerdings gesichert hielten/ nahm einer diese/ der ander eine andere Gestalt eines Thiers an sich/ dahero sich die Diana in eine Katz veränderte; weil dieses Thier überaus veränderlich ist/ deß Nachts siehet/ und die Augen mit Zu- oder Abnehmung deß Liechts/ nach Art der Anwachs- und Verkürzung deß Mondes/ gleichfals verändert. Diese bildeten sie mit einem menschlichen Gesichte/ damit anzudeuten/ daß die Monds-Bewegung nicht von ohngefähr geschehe/ sondern von einer obern Krafft regieret werde. Dergleichen geheime Bedeutungen waren auch bey dem Klang-Spiele/ so nur allein von den Alten im Gottesdienst der Isis gebräuchlich war/ und ihr Apulejus/ wie wir oben gedacht/ in die Hand gegeben. Vom Gefäß/ das sie in der lincken Hand trug/ kan ebenmässig über das/ was wir berührt/ gesagt werden/ daß dardurch die Bewegung der aufschwellenden Gewässer/ die aus der Feuchtigkeit deß Monds ihr Wachsthumb haben/ bedeutet werde. Aus welcher Ursach auch einige den Zu- und Abfluß deß Meers dem Anwachs- und Abnehmen deß Mondes zugeschrieben haben.

Wir können aber aus deß Mondes Bildnußen nicht allein viel Dinge/ so zur Erkänntnus der Natur-Wunder dienen/ erlernen; sondern auch/ welches der Mühe noch mehr werth ist/ aus desselben Beschauung viel nehmen/ das zur Besserung unserer Sitten uns gute Anleitung gibt. Es ist mit Fleiß zu mercken/ was hiervon Ambrosius schreibet/ wann er aus dem Schein oder Liecht des Mondes/ der immerdar verändert wird/ die Ungewißheit und Flüchtigkeit aller menschlichen Dinge uns vor Augen stellt/ und ermahnet/ daß wir unser Vertrauen nicht auf deren Hinfälligkeit setzen sollen/ weil sie wie ein Rauch in der Lufft zu verschwinden pflegen. Dannenhero einige darvor gehalten/ es haben vor Zeiten die Römische Patricii auf ihre Schuhe kleine Monden gehäfftet gehabt/ damit wann sie selbige anschauen/ sie sich dieser Dinge Unbeständigkeit erinnern/ und in guten Tagen nicht schwülstig und hoffärtig werden möchten: dann der Reichthumb/ und alles andere/ so von dem Menschen sehr hoch geachtet wird/ mag gar füglich mit dem Monde verglichen werden/ der bißweilen gantz hell ist/ bißweilen aber seinen Schein so gar verliehret/ daß er kaum mag gesehen werden: also pfleget auch diß Vergängliche unterweilen denen/ so drauf sehen/ eine

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 46/0104] Welches sie zu dem Ende saget/ dieweil in den Fabeln stehet/ es habe sich die Luna in den Hirten Endymion verliebt/ deßwegen sie ihn auf einem einsamen Berge eingeschläffert/ damit sie seiner Liebe desto freyer geniessen mögte: welches darum erdichtet worden/ weil Endymion/ wie Plinius im II Buche schreibet/ der erste gewesen/ so den Lauff der Sternen soll erfunden haben. So meldet auch Alexander Aphrodiseus in seinen Problematibus: es sey Endymion ein sehr fleissiger Erkündiger der Himmlischen Dinge gewesen/ und habe überaus grosse Müh angewandt/ deß Monds Lauff/ und die Ursach/ warumb er stetig seine Gestalt verändere/ zu erforschen; dieweil er aber deß Tages geschlaffen/ und deß Nachts gewacht/ habe man von ihm gesagt/ er hänge deß Monds Liebe nach. Eben dieses könte man vielleicht auf die Thessalier appliciren/ welche/ weil sie anders nichts gethan/ als wie sie deß Monds Natur erforschen mögten/ nachmahls dafür gehalten haben/ als ob sie ihn vom Himmel herab zögen/ und zwar zu der Zeit/ wann er eine Finsternus litte: dann der unverständig und thörichte gemeine Mann bildete sich gäntzlich ein/ er leide zu solcher Zeit wegen der Thessalier Zauberey; und damit sie hierwider Raht schaffen möchten/ machten sie ein gewaltig Gethöne/ wordurch sie ihm/ ihrer Meinung nach/ seine Schmertzen empfindlich linderten/ und nach deß Plinius Zeugnus/ durch solches Gethöne/ das zauberische Murmeln verhinderten/ damit es nicht zu deß Mondes Ohren dringen könte/ und also ihme keinen Schaden zufügen mögte. Dannenhero Propertius saget/ es würde durch Bezauberung der Mond von seinem Wagen herunter gestürtzet werden/ wofern ihme nicht das Gethöne vom Ertz zu Hülff käme. Und Juvenalis/ wann er von einem sehr wäschhafftigen Weibe redet/ saget/ es sey nicht mehr nöhtig/ auf ehrinnen Gefässen ein Gethöne zu machen/ weil sie allein mit ihrem Plaudern ein solches Geräusche verursache/ daß der Mond von aller Zauberey befreyet werde. Endymion. Das Klangspiel in der Isis Hand bedeutet/ wie etliche wollen/ den Laut deß Monds/ den er von sich giebt/ wann er die himmlische Sphaeren umblaufft. Dieses pflegten sie nicht allein ehrin/ sondern/ wie Apulejus bezeuget/ da er von den Geheimnußen der Isis redet/ auch silbern und gülden zu machen. An selbigem waren/ wie Coelius Calcagninus erzehlet/ von aussen vier Gesichter ausgegraben/ die in einen Kreiß umgedreht werden konnten/ und dieses Unter-Rund/ so unter dem Mond zu sehen/ andeuteten; worinnen alle Dinge aus den vier Elementen zusammen gesetzt/ dem Anfang und Untergang unterworffen sind. Innwendig bildeten sie am eussersten Ende eine Katz mit einem menschlichen Angesicht/ daselbst man auch zwey Häupter sahe/ welche unter besagten vier Gesichtern sich bewegten/ deren eines die Isis bedeutete/ das andere die Nephehia vorbildete/ als durch welche aller Dinge Gebährung und Untergang/ so aus der Elementen Veränderung herrührt/ angedeutet wurde. Sistrum oder Klangspiel. Die Katz war deß Mondes Vorbildung: dann/ wie in denen Fabeln gedichtet/ und vom Ovidius erzehlt wird/ als die Götter für deß Typhons Grimme aus Egypten flohen/ und sich daselbsten nicht allerdings gesichert hielten/ nahm einer diese/ der ander eine andere Gestalt eines Thiers an sich/ dahero sich die Diana in eine Katz veränderte; weil dieses Thier überaus veränderlich ist/ deß Nachts siehet/ und die Augen mit Zu- oder Abnehmung deß Liechts/ nach Art der Anwachs- und Verkürzung deß Mondes/ gleichfals verändert. Diese bildeten sie mit einem menschlichen Gesichte/ damit anzudeuten/ daß die Monds-Bewegung nicht von ohngefähr geschehe/ sondern von einer obern Krafft regieret werde. Dergleichen geheime Bedeutungen waren auch bey dem Klang-Spiele/ so nur allein von den Alten im Gottesdienst der Isis gebräuchlich war/ und ihr Apulejus/ wie wir oben gedacht/ in die Hand gegeben. Vom Gefäß/ das sie in der lincken Hand trug/ kan ebenmässig über das/ was wir berührt/ gesagt werden/ daß dardurch die Bewegung der aufschwellenden Gewässer/ die aus der Feuchtigkeit deß Monds ihr Wachsthumb haben/ bedeutet werde. Aus welcher Ursach auch einige den Zu- und Abfluß deß Meers dem Anwachs- und Abnehmen deß Mondes zugeschrieben haben. Die Katz ist ein Vorbild der Luna.Wir können aber aus deß Mondes Bildnußen nicht allein viel Dinge/ so zur Erkänntnus der Natur-Wunder dienen/ erlernen; sondern auch/ welches der Mühe noch mehr werth ist/ aus desselben Beschauung viel nehmen/ das zur Besserung unserer Sitten uns gute Anleitung gibt. Es ist mit Fleiß zu mercken/ was hiervon Ambrosius schreibet/ wann er aus dem Schein oder Liecht des Mondes/ der immerdar verändert wird/ die Ungewißheit und Flüchtigkeit aller menschlichen Dinge uns vor Augen stellt/ und ermahnet/ daß wir unser Vertrauen nicht auf deren Hinfälligkeit setzen sollen/ weil sie wie ein Rauch in der Lufft zu verschwinden pflegen. Dannenhero einige darvor gehalten/ es haben vor Zeiten die Römische Patricii auf ihre Schuhe kleine Monden gehäfftet gehabt/ damit wann sie selbige anschauen/ sie sich dieser Dinge Unbeständigkeit erinnern/ und in guten Tagen nicht schwülstig und hoffärtig werden möchten: dann der Reichthumb/ und alles andere/ so von dem Menschen sehr hoch geachtet wird/ mag gar füglich mit dem Monde verglichen werden/ der bißweilen gantz hell ist/ bißweilen aber seinen Schein so gar verliehret/ daß er kaum mag gesehen werden: also pfleget auch diß Vergängliche unterweilen denen/ so drauf sehen/ eine

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/104>, abgerufen am 23.11.2024.