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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu.

Seine Verehrung. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:

--- Pendenti similis Pan semper,
& uno

Vix ulla inscribens terrae vestigia
cornu:

Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per
compita cauda,

Cingit acuta comas, & opacat tem-
pora pinus.

Ac parva erumpunt rubicunda tem-
pora fronte.

Stant aures, summoque cadit barba hi-
spida mento.

Pastorale Deo baculum, pellisque sini-
strum

[Spaltenumbruch] Velat grata latus tenerae de corpore
damae.

Nulla in praeruptum tam prona, &
inhospita cautes,

In qua non librans corpus, similisque
volanti

Cornipedum tulerit praecisa per avia
plantam.

Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der
da hänget/gleichet/

kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen
Erden schleichet:

Seine Rechte treibet Schertz mit dem
nicht geschwinden Streich/

eine Fichte finstert ihm der gespitzten
Schläffe weich.

Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr
kleine Schläffe blincken/

seine Ohren in der Höh seinem Bruder E-
sel wincken.

Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der
Gemse siehet man.

Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn
erdencken/

an den er nicht seinen Leib offtermahlen
pflegt/ zu hencken/

daß er sich dran wägen möcht/ an dem
er/ als in dem Flug/

durch sonst ungebahnte Weg hat gefun-
den Weg genug.

Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Pan Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen

[Spaltenumbruch] Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu.

Seine Verehrung. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:

--- Pendenti similis Pan semper,
& uno

Vix ulla inscribens terrae vestigia
cornu:

Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per
compita cauda,

Cingit acuta comas, & opacat tem-
pora pinus.

Ac parva erumpunt rubicunda tem-
pora fronte.

Stant aures, summoque cadit barba hi-
spida mento.

Pastorale Deo baculum, pellisque sini-
strum

[Spaltenumbruch] Velat grata latus tenerae de corpore
damae.

Nulla in praeruptum tam prona, &
inhospita cautes,

In qua non librans corpus, similisque
volanti

Cornipedum tulerit praecisa per avia
plantam.

Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der
da hänget/gleichet/

kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen
Erden schleichet:

Seine Rechte treibet Schertz mit dem
nicht geschwinden Streich/

eine Fichte finstert ihm der gespitzten
Schläffe weich.

Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr
kleine Schläffe blincken/

seine Ohren in der Höh seinem Bruder E-
sel wincken.

Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der
Gemse siehet man.

Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn
erdencken/

an den er nicht seinen Leib offtermahlen
pflegt/ zu hencken/

daß er sich dran wägen möcht/ an dem
er/ als in dem Flug/

durch sonst ungebahnte Weg hat gefun-
den Weg genug.

Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 49/0109] Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts: Seine Verehrung. --- Pendenti similis Pan semper, & uno Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu: Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra, Verbera lenta movens festa per compita cauda, Cingit acuta comas, & opacat tem- pora pinus. Ac parva erumpunt rubicunda tem- pora fronte. Stant aures, summoque cadit barba hi- spida mento. Pastorale Deo baculum, pellisque sini- strum Velat grata latus tenerae de corpore damae. Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes, In qua non librans corpus, similisque volanti Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam. Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der da hänget/gleichet/ kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet: Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich/ eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich. Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken/ seine Ohren in der Höh seinem Bruder E- sel wincken. Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/ auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man. Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken/ an den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt/ zu hencken/ daß er sich dran wägen möcht/ an dem er/ als in dem Flug/ durch sonst ungebahnte Weg hat gefun- den Weg genug. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/109>, abgerufen am 23.11.2024.