Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] brich frische Zweige ab vom Rosenstock im
Lenzen/

um mit demselben uns die Häupter zu be-
kränzen.

Hymenäus vom Claudianus beschrieben. Auch Claudianus singet/ im Hochzeit-Gedichte deß Palladius und der Serena/ von dem Hymenaeus also:

Dulce micant oculi,niveas infecerat
igni

Solque pudorque genas: dubiam lanu-
ginis umbram

[Spaltenumbruch] Caesaries intonsa tegit.
- - - - - Die Augen spielten süß;
Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer
angestecket

der Sonn und Schaam zugleich; sehr an
genehm bedecket

deß Milchhaars Schatte war vom lang
gelocktem Haar.



PLATTE G. Die grosse Mutter. [Spaltenumbruch]

Magna Mater oder die grosse Mutter.DIe Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten/ und dannenhero die Grosse/ und der Götter Mutter genennet worden. Es sind ihr/ nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur/ viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret/ und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr/ nachdem sie bißweilen unter der Juno Namen angedeutet worden/ bereits droben gehandelt ; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden/ so/ mit anderer Götter Namen benennet/ uns die Erde vorbilden/ als welchem einigem Natur-Theile/ nach deß Plinius Warum die Erde eine Mutter genennet worden. Meinung Lib. II. Naturalis Historiae, wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten/ wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt/ weil Sie uns/ wann wir gebohren werden/ willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen/ gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten/ und huben es stracks wiederumb auf/ Göttin Levana. welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin Levana vorsetzten: wie sie dann auch Göttin Cunina. die Cunina oder Wiegen-Göttin verehrten/ als welche/ nach ihrer Meinung/ die Kinder in der Wiegen beschützte/ und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott Vagitanus Vagitanus/ Paventia/ Edusa und Potina. stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. Paventia wurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. Edusa und Potina waren zwey Göttinnen/ die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde/ wann wir gebohren werden/ alsobald willig auf/ ernähret und erhält uns stätig/ fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß/ wann sie uns im Tode[Spaltenumbruch] von der übrigen Natur abgesondert/ als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere/ sondern alles/ was man siehet/ scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen/ und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst der Götter Mutter genennet wird; weil bekannt/ daß man die Götter/ so von den Alten geehret worden/ ehmahlen vor Menschen gehalten/ als die von den Erd-Früchten/ wie andere sterbliche Menschen/ gelebt hätten.

Die grosse Mutter hat sonst mehr andere Namen. Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben/ als Ops/ Cybele/ Vesta/ Rhea/ Ceres/ und andere mehr/ welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen/ Fabeln/ und anderes/ so von ihnen gerühmt wird/ wir in diesem Werck erklären wollen/ wann wir deren Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden/ wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch wir diese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen/ damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann ich allhier bald einen Namen erkläre/ bald eine Fabel mit untermische/ die ich entweder durch weitläufftige Auslegung erläutere/ oder nur oben hin berühre/ auch nicht unterlasse/ etwas mit beyzufügen/ so zur Historie gehörig. Ich will aber alles dieses also vorzustellen mich befleissigen/ daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe/ woraus der Leser/ dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte/ gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird/ weil die Abwechsel- und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist.

Es ist dannenhero die grosse Mutter von

[Spaltenumbruch] brich frische Zweige ab vom Rosenstock im
Lenzen/

um mit demselben uns die Häupter zu be-
kränzen.

Hymenäus vom Claudianus beschrieben. Auch Claudianus singet/ im Hochzeit-Gedichte deß Palladius und der Serena/ von dem Hymenaeus also:

Dulce micant oculi,niveas infecerat
igni

Solque pudorque genas: dubiam lanu-
ginis umbram

[Spaltenumbruch] Caesaries intonsa tegit.
- - - - - Die Augen spielten süß;
Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer
angestecket

der Sonn und Schaam zugleich; sehr an
genehm bedecket

deß Milchhaars Schatte war vom lang
gelocktem Haar.



PLATTE G. Die grosse Mutter. [Spaltenumbruch]

Magna Mater oder die grosse Mutter.DIe Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten/ und dannenhero die Grosse/ und der Götter Mutter genennet worden. Es sind ihr/ nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur/ viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret/ und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr/ nachdem sie bißweilen unter der Juno Namen angedeutet worden/ bereits droben gehandelt ; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden/ so/ mit anderer Götter Namen benennet/ uns die Erde vorbilden/ als welchem einigem Natur-Theile/ nach deß Plinius Warum die Erde eine Mutter genennet worden. Meinung Lib. II. Naturalis Historiae, wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten/ wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt/ weil Sie uns/ wann wir gebohren werden/ willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen/ gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten/ und huben es stracks wiederumb auf/ Göttin Levana. welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin Levana vorsetzten: wie sie dann auch Göttin Cunina. die Cunina oder Wiegen-Göttin verehrten/ als welche/ nach ihrer Meinung/ die Kinder in der Wiegen beschützte/ und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott Vagitanus Vagitanus/ Paventia/ Edusa und Potina. stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. Paventia wurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. Edusa und Potina waren zwey Göttinnen/ die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde/ wann wir gebohren werden/ alsobald willig auf/ ernähret und erhält uns stätig/ fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß/ wann sie uns im Tode[Spaltenumbruch] von der übrigen Natur abgesondert/ als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere/ sondern alles/ was man siehet/ scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen/ und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst der Götter Mutter genennet wird; weil bekannt/ daß man die Götter/ so von den Alten geehret worden/ ehmahlen vor Menschen gehalten/ als die von den Erd-Früchten/ wie andere sterbliche Menschen/ gelebt hätten.

Die grosse Mutter hat sonst mehr andere Namen. Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben/ als Ops/ Cybele/ Vesta/ Rhea/ Ceres/ und andere mehr/ welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen/ Fabeln/ und anderes/ so von ihnen gerühmt wird/ wir in diesem Werck erklären wollen/ wann wir deren Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden/ wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch wir diese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen/ damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann ich allhier bald einen Namen erkläre/ bald eine Fabel mit untermische/ die ich entweder durch weitläufftige Auslegung erläutere/ oder nur oben hin berühre/ auch nicht unterlasse/ etwas mit beyzufügen/ so zur Historie gehörig. Ich will aber alles dieses also vorzustellen mich befleissigen/ daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe/ woraus der Leser/ dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte/ gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird/ weil die Abwechsel- und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist.

Es ist dannenhero die grosse Mutter von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <lg>
            <pb facs="#f0134" xml:id="pb-1422" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 72"/>
            <cb/>
            <l>brich frische Zweige ab vom Rosenstock im<lb/>
Lenzen/</l><lb/>
            <l>um mit demselben uns die Häupter zu be-<lb/>
kränzen.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1422.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenäus</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> beschrieben.</note> Auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> singet/ im Hochzeit-Gedichte deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Palladius</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Serena</persName>/ von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaeus</persName> also:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Dulce micant oculi,niveas infecerat<lb/>
igni</l><lb/>
            <l><reg>Solque</reg><reg>pudorque</reg> genas: dubiam lanu-<lb/>
ginis umbram</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Caesaries intonsa tegit.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>- - - - - Die Augen spielten süß;</l><lb/>
            <l>Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer<lb/>
angestecket</l><lb/>
            <l>der Sonn und Schaam zugleich; sehr an<lb/>
genehm bedecket</l><lb/>
            <l>deß Milchhaars Schatte war vom lang<lb/>
gelocktem Haar.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div xml:id="d1422.1">
          <head><note place="right"><ref rendition="#aq" target="#figure-1423.1">PLATTE G.</ref></note> Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">grosse Mutter</persName>.</head>
          <cb/>
          <p xml:id="p1422.2"><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">Magna Mater</persName></hi> oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">grosse Mutter</persName>.</note><hi rendition="#in">D</hi>Ie Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten/ und dannenhero die Grosse/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">der Götter Mutter</persName> genennet worden. Es sind ihr/ nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur/ viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret/ und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr/ nachdem sie bißweilen unter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> Namen angedeutet worden/ bereits droben gehandelt ; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden/ so/ mit anderer Götter Namen benennet/ uns die Erde vorbilden/ als welchem einigem Natur-Theile/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> <note xml:id="n1422.3" place="right">Warum die Erde eine Mutter genennet worden.</note> Meinung <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><hi rendition="#aq">Lib. II. Naturalis Historiae,</hi></ref></bibl> wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten/ wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt/ weil Sie uns/ wann wir gebohren werden/ willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen/ gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten/ und huben es stracks wiederumb auf/ <note xml:id="n1422.4" place="right">Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2932">Levana</persName>.</note> welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2932">Levana</persName> vorsetzten: wie sie dann auch <note xml:id="n1422.1" place="right">Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2933">Cunina</persName>.</note> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2933">Cunina</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2933">Wiegen-Göttin</persName> verehrten/ als welche/ nach ihrer Meinung/ die Kinder in der Wiegen beschützte/ und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2934">Vagitanus</persName> <note xml:id="n1422.2" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2934">Vagitanus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2935">Paventia</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2936">Edusa</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2937">Potina</persName>.</note> stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2935">Paventia</persName> wurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2936">Edusa</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2937">Potina</persName> waren zwey Göttinnen/ die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde/ wann wir gebohren werden/ alsobald willig auf/ ernähret und erhält uns stätig/ fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß/ wann sie uns im Tode<cb/>
von der übrigen Natur abgesondert/ als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere/ sondern alles/ was man siehet/ scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen/ und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">der Götter Mutter</persName> genennet wird; weil bekannt/ daß man die Götter/ so von den Alten geehret worden/ ehmahlen vor Menschen gehalten/ als die von den Erd-Früchten/ wie andere sterbliche Menschen/ gelebt hätten.</p>
          <p xml:id="p1422.3"><note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">grosse Mutter</persName> hat sonst mehr andere Namen.</note> Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1715 http://d-nb.info/gnd/118787152 http://viaf.org/viaf/18018513">Ops</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Cybele</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-503 http://d-nb.info/gnd/118804316 http://viaf.org/viaf/32793006">Vesta</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3025">Rhea</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>/ und andere mehr/ welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen/ Fabeln/ und anderes/ so von ihnen gerühmt wird/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> in diesem Werck erklären wollen/ wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> deren Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden/ wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> diese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen/ damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> allhier bald einen Namen erkläre/ bald eine Fabel mit untermische/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> entweder durch weitläufftige Auslegung erläutere/ oder nur oben hin berühre/ auch nicht unterlasse/ etwas mit beyzufügen/ so zur Historie gehörig. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> will aber alles dieses also vorzustellen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> befleissigen/ daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe/ woraus der Leser/ dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte/ gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird/ weil die Abwechsel- und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist.</p>
          <p>Es ist dannenhero die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3089">grosse Mutter</persName> von
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 72/0134] brich frische Zweige ab vom Rosenstock im Lenzen/ um mit demselben uns die Häupter zu be- kränzen. Auch Claudianus singet/ im Hochzeit-Gedichte deß Palladius und der Serena/ von dem Hymenaeus also: Hymenäus vom Claudianus beschrieben. Dulce micant oculi,niveas infecerat igni Solque pudorque genas: dubiam lanu- ginis umbram Caesaries intonsa tegit. - - - - - Die Augen spielten süß; Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer angestecket der Sonn und Schaam zugleich; sehr an genehm bedecket deß Milchhaars Schatte war vom lang gelocktem Haar. Die grosse Mutter. DIe Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten/ und dannenhero die Grosse/ und der Götter Mutter genennet worden. Es sind ihr/ nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur/ viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret/ und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr/ nachdem sie bißweilen unter der Juno Namen angedeutet worden/ bereits droben gehandelt ; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden/ so/ mit anderer Götter Namen benennet/ uns die Erde vorbilden/ als welchem einigem Natur-Theile/ nach deß Plinius Meinung Lib. II. Naturalis Historiae, wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten/ wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt/ weil Sie uns/ wann wir gebohren werden/ willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen/ gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten/ und huben es stracks wiederumb auf/ welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin Levana vorsetzten: wie sie dann auch die Cunina oder Wiegen-Göttin verehrten/ als welche/ nach ihrer Meinung/ die Kinder in der Wiegen beschützte/ und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott Vagitanus stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. Paventia wurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. Edusa und Potina waren zwey Göttinnen/ die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde/ wann wir gebohren werden/ alsobald willig auf/ ernähret und erhält uns stätig/ fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß/ wann sie uns im Tode von der übrigen Natur abgesondert/ als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere/ sondern alles/ was man siehet/ scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen/ und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst der Götter Mutter genennet wird; weil bekannt/ daß man die Götter/ so von den Alten geehret worden/ ehmahlen vor Menschen gehalten/ als die von den Erd-Früchten/ wie andere sterbliche Menschen/ gelebt hätten. Magna Mater oder die grosse Mutter. Warum die Erde eine Mutter genennet worden. Göttin Levana. Göttin Cunina. Vagitanus/ Paventia/ Edusa und Potina. Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben/ als Ops/ Cybele/ Vesta/ Rhea/ Ceres/ und andere mehr/ welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen/ Fabeln/ und anderes/ so von ihnen gerühmt wird/ wir in diesem Werck erklären wollen/ wann wir deren Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden/ wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch wir diese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen/ damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann ich allhier bald einen Namen erkläre/ bald eine Fabel mit untermische/ die ich entweder durch weitläufftige Auslegung erläutere/ oder nur oben hin berühre/ auch nicht unterlasse/ etwas mit beyzufügen/ so zur Historie gehörig. Ich will aber alles dieses also vorzustellen mich befleissigen/ daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe/ woraus der Leser/ dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte/ gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird/ weil die Abwechsel- und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist. Die grosse Mutter hat sonst mehr andere Namen.Es ist dannenhero die grosse Mutter von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/134
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/134>, abgerufen am 23.11.2024.