Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Was die Dreyfüsse gewesen. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige anathematikoi genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus apuroi oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ aithonai oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man aithonas genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die aporoi oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden.

Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können [Spaltenumbruch] Die Warheit. wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben Deß Bacchus Dreyfuß. mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.

Deß Mercurius Oraculum. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen.

[Abbildung]

[Spaltenumbruch] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Was die Dreyfüsse gewesen. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige ἀναϑηματικοὶ genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus ἀπυροι oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ ἀιϑωναι oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man ἀιϑωνας genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die ἀποροι oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden.

Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können [Spaltenumbruch] Die Warheit. wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben Deß Bacchus Dreyfuß. mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.

Deß Mercurius Oraculum. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen.

[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1465.1">
          <p><pb facs="#f0199" xml:id="pb-1481" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 125"/><cb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName>/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. <note xml:id="n1481.2" place="right">Was die Dreyfüsse gewesen.</note> Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige <foreign xml:lang="el">&#x1F00;&#x03BD;&#x03B1;&#x03D1;&#x03B7;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BF;&#x1F76; </foreign> genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> <foreign xml:lang="el">&#x1F00;&#x03C0;&#x03C5;&#x03C1;&#x03BF;&#x03B9;</foreign> oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ <foreign xml:lang="el">&#x1F00;&#x03B9;&#x03D1;&#x03C9;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;</foreign> oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> im <hi rendition="#aq">V.</hi> Buch <hi rendition="#aq">Aeneidos</hi> unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660">Aeneas</persName>/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1469 http://d-nb.info/gnd/135589746 http://viaf.org/viaf/23361040">Anchises</persName> zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3134">Helenus</persName> verehrt bekommen/ und vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> im <hi rendition="#aq">III.</hi> Buch <hi rendition="#aq">Aeneidos, Lebetes</hi> oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1015 http://d-nb.info/gnd/118796313 http://viaf.org/viaf/78772467">Servius</persName> Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2040 http://d-nb.info/gnd/118650815 http://viaf.org/viaf/100169636">Athenaeus</persName> aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen <hi rendition="#aq">Lebetes</hi> oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man <foreign xml:lang="el">&#x1F00;&#x03B9;&#x03D1;&#x03C9;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C2;</foreign> genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die <foreign xml:lang="el">&#x1F00;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C1;&#x03BF;&#x03B9;</foreign> oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden.</p>
          <p>Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder <note xml:id="n1481.1" place="right">Dreyfuß in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-116">Tempel</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010770">Delphos</placeName>.</note> Tisch in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-116">Tempel</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010770">Delphos</placeName>/ auf welchem die <hi rendition="#aq">Phoebas</hi> oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können
<cb/>
<note xml:id="n1481.5" place="right">Die Warheit.</note> wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2040 http://d-nb.info/gnd/118650815 http://viaf.org/viaf/100169636">Athenaeus</persName> schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben <note xml:id="n1481.3" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Dreyfuß.</note> mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter <hi rendition="#aq">Oracula</hi> oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.</p>
          <p><note xml:id="n1481.4" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> Oraculum.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Achaicis</hi> schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechenlande</placeName>/ mitten auf dem Marckte/ deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName>-Bilde aber habe man die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-503 http://d-nb.info/gnd/118804316 http://viaf.org/viaf/32793006">Vesta</persName> ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-503 http://d-nb.info/gnd/118804316 http://viaf.org/viaf/32793006">Vesta</persName> versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß <hi rendition="#aq">Oraculi</hi> gehalten und angenommen.</p>
          <figure xml:id="figure-1481.1">
            <figure facs="graphic-1481-1.jpg"/>
          </figure>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 125/0199] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige ἀναϑηματικοὶ genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus ἀπυροι oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ ἀιϑωναι oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man ἀιϑωνας genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die ἀποροι oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden. Was die Dreyfüsse gewesen.Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren. Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Die Warheit. Deß Bacchus Dreyfuß. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen. Deß Mercurius Oraculum. [Abbildung [Abbildung] ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/199
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/199>, abgerufen am 21.11.2024.