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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] mit dem einen der Sonnen Aufgang/ mit dem andern den Niedergang erreichen: aus beyden Händen giengen hundert Schlangen mit von sich gestreckten Köpffen hervor; die Schenckel waren Schlangen-artig/ um welche auch Schlangen sich geschlungen hatten/ die sich ebenmässig um den gantzen Leib/ bis an das Haupt/ so mit verwirrt- und schmutzigten/ bis auf die Schultern herab hangenden/ Haaren bedeckt war/ ausbreiteten. Der Bart reichte bis auf die grosse Brust hinab: die Augen sahen gräßlich/ und gaben gleichsam einige Funcken von sich/ der Mund bließ sehr viel Flammen heraus. Für diesem entsetzten sich die Götter/ als er einsten den Himmel mit feurigen Sternen bestürmte/ dermassen/ daß sie alle in Egypten flohen/ und damit sie von dessen Einbruch gesichert wären/ nahm einer diese/ der ander eines andern Thiers Gestalt an sich/ wie wir bereits oben an unterschiedlichen Von wem er umgebracht worden. Orten erwähnet haben. Jedoch soll dieses abscheuliche Unthier endlich/ wie Apollodorus schreibet/ vom Jupiter bezwungen worden seyn: andere aber sagen/ wie wir droben erzehlt/ es habe solches Horus überwältigt/ welcher kein anderer als Osiris gewest/ ob sie wol beyde dem Namen nach unterschieden waren. Dannenhero zu Hermipolis/ einer Stadt in Egypten/ ein Habicht auf ein Meerpferd anfallend gebildet ward; da sie dann durch das Meer-Pferd den Typhon verstunden/ als welcher alles aus der Erde entstehendes Ubel vorbildet; der Habicht aber deutet auf die Tugend/ welche selbigem widerstehet/ und allen seinen Gewalt dämpffet; sie wird aber allhier durch den Osiris oder Horus/ welche die Sonne vorstellen/ vorgebildet.

Eben diese sind wegen anderer Ursachen von dem Bacchus nicht unterschieden: dann gleichwie die Egypter vorgegeben haben/ der Osiris sey vom Typhon in Stücken zerschnitten Bacchus solle von den Titanen seyn zerrissen worden worden/ also sagen eben dergleichen die Griechen vom Bacchus/ als welcher/ wie sie wollen/ von den Titanen zerrissen seyn soll. Und dieses ist eben das/ was wir oben gemeldet/ daß nemlich Bacchus durch die Gliedmassen eines zerrissenen jungen Stiers bedeutet zu werden pflege. Dann man schreibet von ihme/ er seye von den Titanen erschlagen/ zerschnitten und gekocht/ darauf wiederum zusammengesetzt/ und mit Gyps überzogen worden/ damit er nicht mehr im Angesicht erkennt werden möchte/ wie Suidas vermeldet; welches bedeutet/ daß die Weintrauben deßwegen zerquetscht werden/ um den Wein daraus zu pressen/ der dann in höltzernen/ steinernen/ oder auch gypsernen Gefässen vergähret/ und gleichsam kochet; ja er wird auch in Kessel gethan/ und überm Feuer gesotten/ damit er desto besser erhalten werde. Daß deß Bacchus Gliedmassen wiederum zusammen gesetzt worden/ deutet an/ daß die Weinstöcke zu ihrer gewissen und bestimmten Zeit wieder [Spaltenumbruch] völlige und gute Trauben hervor bringen.

Uber diß berichtet auch Herodotus/ daß/ weil Bacchus diejenige Krafft und Tugend vorbildet/ so den Erdgewächsen das Vermögen/ die reiffe Früchte hervor zu bringen/ mittheilet/ Des Bacchus Gemeinschafft mit den Eleusinischen Göttinnen. so sey er mit den Eleusinischen Göttinnen/ als der Ceres und Proserpina/ in genauer Gemeinschafft gestanden; von denen wurde geglaubet/ daß sie den in die Erde gestreueten Saamen hervor sprossen machten. Pausanias in Atticis erzehlet/ es sey zu Athen in deß Caesars Tempel ein Bacchus-Bild gestanden/ welches eine brennende Fackel in der Hand gehalten. Dahero Porphyrius/ nach deß Eusebius Zeugnus/ darvor hält/ es habe Bacchus einen Weibs-Habit an/ und sey gehörnet/ um dardurch die zweyerley Kräfften/ nämlich die männlich und weibliche/ allerhand Früchte hervor zu bringen/ in den Pflantzen anzudeuten. Ob man nun wol vom Palmbaum saget/ er sey theils männliches/ theils weibliches Geschlechts/ und nicht leichtlich einer/ wann er weit vom andern stehet/ Früchte trage/ so pflegt doch jedweder Baum Blätter und Früchte/ ohne deß andern Hülffe/ hervor zu bringen/ also daß einer sich mit dem andern zu vereinigen nicht nöhtig hat/ wie wir etwann an den Thieren zu geschehen beobachten/ die keine Jungen zeugen können/ es sey dann/ daß sich das Männlein mit dem Weiblein vermische. Dahero ist vielleicht auch kommen/ daß/ wie man gedichtet/ der Priapus vom Bacchus entsprossen seyn solle; dardurch nemlich anzuzeigen/ daß der Saame so wol in den Thieren/ als Erdgewächsen/ seine Krafft oder Vermögen/ seines gleichen hervor zu bringen/ von der Sonnen entlehne: welches in deß Osiris Bildnus ausgedruckt/ da das rothe Tuch/ womit er bekleidet war/ die himmlische Wärme andeutete/ welche denen in der Erde ligenden Saamen/ die Krafft oder das Vermögen zu gebären mittheilet.

Priapus ist Bacchus. Suidas schreibet/ es sey Priapus niemand anders als der Bacchus selbst/ der von den Egyptern Horus genennet worden. Die Bildnus deß Horus ware dergestalt anzusehen: Es stunde ein Jüngling/ und hielte in der rechten Hand einen Scepter/ gleich als ob er über alle zu gebieten hätte/ die von dar ihren Ursprung nehmen; Mit der Lincken aber hielt er sein Schaamglied/ dieweil er darvor hielte/ es käme die Saamens-Krafft von ihm her: darneben hatte er auch Flügel/ um dardurch seine Geschwindigkeit anzudeuten; neben ihm lag ein runder Teller/ wordurch die runde Form der Welt bedeutet wurde/ weil die Sonne/ welche Horus vorbildet/ dieselbe täglich zu umlauffen pfleget. Und damit die Alten desto klärer zeigen mögten/ wie genau deß Bacchus und Priapus Namen miteinander übereinkämen/ oder/ vielmehr einerley göttliche Krafft andeuteten/ trugen sie an ihren

[Spaltenumbruch] mit dem einen der Sonnen Aufgang/ mit dem andern den Niedergang erreichen: aus beyden Händen giengen hundert Schlangen mit von sich gestreckten Köpffen hervor; die Schenckel waren Schlangen-artig/ um welche auch Schlangen sich geschlungen hatten/ die sich ebenmässig um den gantzen Leib/ bis an das Haupt/ so mit verwirrt- und schmutzigten/ bis auf die Schultern herab hangenden/ Haaren bedeckt war/ ausbreiteten. Der Bart reichte bis auf die grosse Brust hinab: die Augen sahen gräßlich/ und gaben gleichsam einige Funcken von sich/ der Mund bließ sehr viel Flammen heraus. Für diesem entsetzten sich die Götter/ als er einsten den Himmel mit feurigen Sternen bestürmte/ dermassen/ daß sie alle in Egypten flohen/ und damit sie von dessen Einbruch gesichert wären/ nahm einer diese/ der ander eines andern Thiers Gestalt an sich/ wie wir bereits oben an unterschiedlichen Von wem er umgebracht worden. Orten erwähnet haben. Jedoch soll dieses abscheuliche Unthier endlich/ wie Apollodorus schreibet/ vom Jupiter bezwungen worden seyn: andere aber sagen/ wie wir droben erzehlt/ es habe solches Horus überwältigt/ welcher kein anderer als Osiris gewest/ ob sie wol beyde dem Namen nach unterschieden waren. Dannenhero zu Hermipolis/ einer Stadt in Egypten/ ein Habicht auf ein Meerpferd anfallend gebildet ward; da sie dann durch das Meer-Pferd den Typhon verstunden/ als welcher alles aus der Erde entstehendes Ubel vorbildet; der Habicht aber deutet auf die Tugend/ welche selbigem widerstehet/ und allen seinen Gewalt dämpffet; sie wird aber allhier durch den Osiris oder Horus/ welche die Sonne vorstellen/ vorgebildet.

Eben diese sind wegen anderer Ursachen von dem Bacchus nicht unterschieden: dann gleichwie die Egypter vorgegeben haben/ der Osiris sey vom Typhon in Stücken zerschnitten Bacchus solle von den Titanen seyn zerrissen worden worden/ also sagen eben dergleichen die Griechen vom Bacchus/ als welcher/ wie sie wollen/ von den Titanen zerrissen seyn soll. Und dieses ist eben das/ was wir oben gemeldet/ daß nemlich Bacchus durch die Gliedmassen eines zerrissenen jungen Stiers bedeutet zu werden pflege. Dann man schreibet von ihme/ er seye von den Titanen erschlagen/ zerschnitten und gekocht/ darauf wiederum zusammengesetzt/ und mit Gyps überzogen worden/ damit er nicht mehr im Angesicht erkennt werden möchte/ wie Suidas vermeldet; welches bedeutet/ daß die Weintrauben deßwegen zerquetscht werden/ um den Wein daraus zu pressen/ der dann in höltzernen/ steinernen/ oder auch gypsernen Gefässen vergähret/ und gleichsam kochet; ja er wird auch in Kessel gethan/ und überm Feuer gesotten/ damit er desto besser erhalten werde. Daß deß Bacchus Gliedmassen wiederum zusammen gesetzt worden/ deutet an/ daß die Weinstöcke zu ihrer gewissen und bestimmten Zeit wieder [Spaltenumbruch] völlige und gute Trauben hervor bringen.

Uber diß berichtet auch Herodotus/ daß/ weil Bacchus diejenige Krafft und Tugend vorbildet/ so den Erdgewächsen das Vermögen/ die reiffe Früchte hervor zu bringen/ mittheilet/ Des Bacchus Gemeinschafft mit den Eleusinischen Göttinnen. so sey er mit den Eleusinischen Göttinnen/ als der Ceres und Proserpina/ in genauer Gemeinschafft gestanden; von denen wurde geglaubet/ daß sie den in die Erde gestreueten Saamen hervor sprossen machten. Pausanias in Atticis erzehlet/ es sey zu Athen in deß Caesars Tempel ein Bacchus-Bild gestanden/ welches eine brennende Fackel in der Hand gehalten. Dahero Porphyrius/ nach deß Eusebius Zeugnus/ darvor hält/ es habe Bacchus einen Weibs-Habit an/ und sey gehörnet/ um dardurch die zweyerley Kräfften/ nämlich die männlich und weibliche/ allerhand Früchte hervor zu bringen/ in den Pflantzen anzudeuten. Ob man nun wol vom Palmbaum saget/ er sey theils männliches/ theils weibliches Geschlechts/ und nicht leichtlich einer/ wann er weit vom andern stehet/ Früchte trage/ so pflegt doch jedweder Baum Blätter und Früchte/ ohne deß andern Hülffe/ hervor zu bringen/ also daß einer sich mit dem andern zu vereinigen nicht nöhtig hat/ wie wir etwann an den Thieren zu geschehen beobachten/ die keine Jungen zeugen können/ es sey dann/ daß sich das Männlein mit dem Weiblein vermische. Dahero ist vielleicht auch kommen/ daß/ wie man gedichtet/ der Priapus vom Bacchus entsprossen seyn solle; dardurch nemlich anzuzeigen/ daß der Saame so wol in den Thieren/ als Erdgewächsen/ seine Krafft oder Vermögen/ seines gleichen hervor zu bringen/ von der Sonnen entlehne: welches in deß Osiris Bildnus ausgedruckt/ da das rothe Tuch/ womit er bekleidet war/ die himmlische Wärme andeutete/ welche denen in der Erde ligenden Saamen/ die Krafft oder das Vermögen zu gebären mittheilet.

Priapus ist Bacchus. Suidas schreibet/ es sey Priapus niemand anders als der Bacchus selbst/ der von den Egyptern Horus genennet worden. Die Bildnus deß Horus ware dergestalt anzusehen: Es stunde ein Jüngling/ und hielte in der rechten Hand einen Scepter/ gleich als ob er über alle zu gebieten hätte/ die von dar ihren Ursprung nehmen; Mit der Lincken aber hielt er sein Schaamglied/ dieweil er darvor hielte/ es käme die Saamens-Krafft von ihm her: darneben hatte er auch Flügel/ um dardurch seine Geschwindigkeit anzudeuten; neben ihm lag ein runder Teller/ wordurch die runde Form der Welt bedeutet wurde/ weil die Sonne/ welche Horus vorbildet/ dieselbe täglich zu umlauffen pfleget. Und damit die Alten desto klärer zeigen mögten/ wie genau deß Bacchus und Priapus Namen miteinander übereinkämen/ oder/ vielmehr einerley göttliche Krafft andeuteten/ trugen sie an ihren

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          <p>Uber diß berichtet auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName>/ daß/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> diejenige Krafft und Tugend vorbildet/ so den Erdgewächsen das Vermögen/ die reiffe Früchte hervor zu bringen/ mittheilet/ <note xml:id="n1515.2" place="right">Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Gemeinschafft mit den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4008">Eleusinischen Göttinnen</persName>.</note> so sey er mit den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4008">Eleusinischen Göttinnen</persName>/ als der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ in genauer Gemeinschafft gestanden; von denen wurde geglaubet/ daß sie den in die Erde gestreueten Saamen hervor sprossen machten. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Atticis</hi> erzehlet/ es sey zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName> in deß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Caesars Tempel</placeName> ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>-Bild gestanden/ welches eine brennende Fackel in der Hand gehalten. Dahero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2855 http://d-nb.info/gnd/118595873 http://viaf.org/viaf/64016141">Porphyrius</persName>/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName> Zeugnus/ darvor hält/ es habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> einen Weibs-Habit an/ und sey gehörnet/ um dardurch die zweyerley Kräfften/ nämlich die männlich und weibliche/ allerhand Früchte hervor zu bringen/ in den Pflantzen anzudeuten. Ob man nun wol vom Palmbaum saget/ er sey theils männliches/ theils weibliches Geschlechts/ und nicht leichtlich einer/ wann er weit vom andern stehet/ Früchte trage/ so pflegt doch jedweder Baum Blätter und Früchte/ ohne deß andern Hülffe/ hervor zu bringen/ also daß einer sich mit dem andern zu vereinigen nicht nöhtig hat/ wie wir etwann an den Thieren zu geschehen beobachten/ die keine Jungen zeugen können/ es sey dann/ daß sich das Männlein mit dem Weiblein vermische. Dahero ist vielleicht auch kommen/ daß/ wie man gedichtet/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1111 http://d-nb.info/gnd/118596500 http://viaf.org/viaf/74645543">Priapus</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> entsprossen seyn solle; dardurch nemlich anzuzeigen/ daß der Saame so wol in den Thieren/ als Erdgewächsen/ seine Krafft oder Vermögen/ seines gleichen hervor zu bringen/ von der Sonnen entlehne: welches in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> Bildnus ausgedruckt/ da das rothe Tuch/ womit er bekleidet war/ die himmlische Wärme andeutete/ welche denen in der Erde ligenden Saamen/ die Krafft oder das Vermögen zu gebären mittheilet.</p>
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Jedoch soll dieses abscheuliche Unthier endlich/ wie Apollodorus schreibet/ vom Jupiter bezwungen worden seyn: andere aber sagen/ wie wir droben erzehlt/ es habe solches Horus überwältigt/ welcher kein anderer als Osiris gewest/ ob sie wol beyde dem Namen nach unterschieden waren. Dannenhero zu Hermipolis/ einer Stadt in Egypten/ ein Habicht auf ein Meerpferd anfallend gebildet ward; da sie dann durch das Meer-Pferd den Typhon verstunden/ als welcher alles aus der Erde entstehendes Ubel vorbildet; der Habicht aber deutet auf die Tugend/ welche selbigem widerstehet/ und allen seinen Gewalt dämpffet; sie wird aber allhier durch den Osiris oder Horus/ welche die Sonne vorstellen/ vorgebildet. Von wem er umgebracht worden.Eben diese sind wegen anderer Ursachen von dem Bacchus nicht unterschieden: dann gleichwie die Egypter vorgegeben haben/ der Osiris sey vom Typhon in Stücken zerschnitten worden/ also sagen eben dergleichen die Griechen vom Bacchus/ als welcher/ wie sie wollen/ von den Titanen zerrissen seyn soll. Und dieses ist eben das/ was wir oben gemeldet/ daß nemlich Bacchus durch die Gliedmassen eines zerrissenen jungen Stiers bedeutet zu werden pflege. Dann man schreibet von ihme/ er seye von den Titanen erschlagen/ zerschnitten und gekocht/ darauf wiederum zusammengesetzt/ und mit Gyps überzogen worden/ damit er nicht mehr im Angesicht erkennt werden möchte/ wie Suidas vermeldet; welches bedeutet/ daß die Weintrauben deßwegen zerquetscht werden/ um den Wein daraus zu pressen/ der dann in höltzernen/ steinernen/ oder auch gypsernen Gefässen vergähret/ und gleichsam kochet; ja er wird auch in Kessel gethan/ und überm Feuer gesotten/ damit er desto besser erhalten werde. Daß deß Bacchus Gliedmassen wiederum zusammen gesetzt worden/ deutet an/ daß die Weinstöcke zu ihrer gewissen und bestimmten Zeit wieder völlige und gute Trauben hervor bringen. Bacchus solle von den Titanen seyn zerrissen wordenUber diß berichtet auch Herodotus/ daß/ weil Bacchus diejenige Krafft und Tugend vorbildet/ so den Erdgewächsen das Vermögen/ die reiffe Früchte hervor zu bringen/ mittheilet/ so sey er mit den Eleusinischen Göttinnen/ als der Ceres und Proserpina/ in genauer Gemeinschafft gestanden; von denen wurde geglaubet/ daß sie den in die Erde gestreueten Saamen hervor sprossen machten. Pausanias in Atticis erzehlet/ es sey zu Athen in deß Caesars Tempel ein Bacchus-Bild gestanden/ welches eine brennende Fackel in der Hand gehalten. Dahero Porphyrius/ nach deß Eusebius Zeugnus/ darvor hält/ es habe Bacchus einen Weibs-Habit an/ und sey gehörnet/ um dardurch die zweyerley Kräfften/ nämlich die männlich und weibliche/ allerhand Früchte hervor zu bringen/ in den Pflantzen anzudeuten. Ob man nun wol vom Palmbaum saget/ er sey theils männliches/ theils weibliches Geschlechts/ und nicht leichtlich einer/ wann er weit vom andern stehet/ Früchte trage/ so pflegt doch jedweder Baum Blätter und Früchte/ ohne deß andern Hülffe/ hervor zu bringen/ also daß einer sich mit dem andern zu vereinigen nicht nöhtig hat/ wie wir etwann an den Thieren zu geschehen beobachten/ die keine Jungen zeugen können/ es sey dann/ daß sich das Männlein mit dem Weiblein vermische. Dahero ist vielleicht auch kommen/ daß/ wie man gedichtet/ der Priapus vom Bacchus entsprossen seyn solle; dardurch nemlich anzuzeigen/ daß der Saame so wol in den Thieren/ als Erdgewächsen/ seine Krafft oder Vermögen/ seines gleichen hervor zu bringen/ von der Sonnen entlehne: welches in deß Osiris Bildnus ausgedruckt/ da das rothe Tuch/ womit er bekleidet war/ die himmlische Wärme andeutete/ welche denen in der Erde ligenden Saamen/ die Krafft oder das Vermögen zu gebären mittheilet. Des Bacchus Gemeinschafft mit den Eleusinischen Göttinnen. Suidas schreibet/ es sey Priapus niemand anders als der Bacchus selbst/ der von den Egyptern Horus genennet worden. Die Bildnus deß Horus ware dergestalt anzusehen: Es stunde ein Jüngling/ und hielte in der rechten Hand einen Scepter/ gleich als ob er über alle zu gebieten hätte/ die von dar ihren Ursprung nehmen; Mit der Lincken aber hielt er sein Schaamglied/ dieweil er darvor hielte/ es käme die Saamens-Krafft von ihm her: darneben hatte er auch Flügel/ um dardurch seine Geschwindigkeit anzudeuten; neben ihm lag ein runder Teller/ wordurch die runde Form der Welt bedeutet wurde/ weil die Sonne/ welche Horus vorbildet/ dieselbe täglich zu umlauffen pfleget. Und damit die Alten desto klärer zeigen mögten/ wie genau deß Bacchus und Priapus Namen miteinander übereinkämen/ oder/ vielmehr einerley göttliche Krafft andeuteten/ trugen sie an ihren Priapus ist Bacchus.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/237>, abgerufen am 21.11.2024.