Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Bildnus zweyer Schwestern verehrt/ wie Alexander Neapolitanus erzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat Pindarus von ihr gedichtet/ daß sie/ wie Plutarchus bezeuget/ zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine Fortuna geehret/ dero Abbildung ich allhier/ aus alten Scribenten genommen/ beyfügen wollen. Pausanias in Messeniacis schreibet/ es habe Bubalus/ der die Tempel zu bauen/ und die Thiere zu bilden/ ein vortrefflicher Meister gewesen/ zu allererst den Einwohnern zu Smyrna eine Statue der Fortun gemacht/ die auf dem Haupt den Himmel/ und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward/ daß der Fortuna Amt und Verrichtung sey/ nach Belieben den Reichthum/ als welchen das Uberfluß-Horn andeutet/ zu geben und zu nehmen/ und daß der Reichthum herum getrieben werde/ gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen/ die das Glück entweder auf Tafeln/ oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt/ und damit ihr Absehen gehabt/ uns zu verstehen zu geben/ daß die Fortuna die Verwaltung aller Dinge habe/ die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege. Lactantius erzehlet im III Buche/ man sey gewohnt gewesen die Fortun mit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden/ dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde/ den Reichthum auszutheilen/ auch diesen menschlichen Dingen/ und flüchtig-hinfälligen Verwaltung der menschlichen Dinge. Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen/ und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen/ indem die Frommen hieran grossen Mangel/ und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die Fortun auch blind/ unbeständig/ närrisch/ und mehr der Bösen/ als Frommen Freundin zu nennen/ wie zu sehen in einem Epigrammate, so unter deß Virgilius Wercklein gezehlet wird/ und dieses Innhalts ist: Virgilius beschreibet die Fortuna O Fortuna potens,quam variabilis Tantum Juris atrox quae tibi ven- dicas, Evertisque bonos, eligis improbos: Nec servare potes muneribus fidem. Fortuna immeritos auget honori- bus: Fortuna innocuos cladibus afficit. Justos illa viros pauperie gravat: Indignos eadem divitiis beat. Haec aufert Juvenes, & retinet Se- nes, [Spaltenumbruch] Injusto arbitrio tempora dividens. Quod dignis adimit, transfert ad impios: Nec discrimen habet, rectaque ju- dicat: Inconstans, fragilis, perfida, lubrica. Nec,quos clarificat,perpetuo fovet; Nec,quos deseruit,perpetuo premit. O Glück voll Wanckelmuth/ was nimmst du dir für Rechte? Der Böse wird ein Herr durch dich; der Fromm zum Knechte: Du hältst nicht durch Geschenck einmal versprochne Treu/ legst dem/ ders nicht verdient/ die grösten Ehren bey. Die keine Schuld befleckt/ die seufftzen in den Plagen/ und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit geschlagen. Wer ungerecht will seyn/ dem ist der Reichthum nah/ das Glück rafft Junge weg/ und lässt die Greissen da. Was sie den Würdgen nimmt/ gibt sie geschwind den Schlimmen/ ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre Stimmen allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt und untreu/ und laugnet Niemand/ daß sie unbe- ständig sey. Die sie ans Bret erhebt/ lässt sie offt wie- der fallen/ und die gefallen sind/ zieht sie vor andern allen. Der Fortun wird Plutus in die Hände gegeben. Dannenhero die Thebaner den Plutum/ oder den Gott deß Reichthums/ der Fortun in die Hände gegeben/ wie wir droben gemeldet; gleich als ob der Gott/ so über den Reichthum gesetzt war/ die Güter austheilete/ und ihre Besitzer derselben/ nach der Fortun Belieben/ wieder beraubete. Diese beschreibet Martianus im I Buch seiner Philologiae, da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein/ und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset/ gantz Wie sie Martianus beschreibet. leicht und schnell sich herum zu schwingen/ diese wird von Einigen die Tapfere/ von Andern Nemesis/ von Vielen auch Tyche oder Nortia genennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge/ und andern mittheilete/ geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum/ jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab/ und den jenigen/ gegen die sie sich am freundlichsten gestellt/ verwundete sie/ durch öfftere Streiche/ mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger/ den Haupt-Wirbel. Also [Spaltenumbruch] Bildnus zweyer Schwestern verehrt/ wie Alexander Neapolitanus erzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat Pindarus von ihr gedichtet/ daß sie/ wie Plutarchus bezeuget/ zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine Fortuna geehret/ dero Abbildung ich allhier/ aus alten Scribenten genommen/ beyfügen wollen. Pausanias in Messeniacis schreibet/ es habe Bubalus/ der die Tempel zu bauen/ und die Thiere zu bilden/ ein vortrefflicher Meister gewesen/ zu allererst den Einwohnern zu Smyrna eine Statue der Fortun gemacht/ die auf dem Haupt den Himmel/ und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward/ daß der Fortuna Amt und Verrichtung sey/ nach Belieben den Reichthum/ als welchen das Uberfluß-Horn andeutet/ zu geben und zu nehmen/ und daß der Reichthum herum getrieben werde/ gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen/ die das Glück entweder auf Tafeln/ oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt/ und damit ihr Absehen gehabt/ uns zu verstehen zu geben/ daß die Fortuna die Verwaltung aller Dinge habe/ die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege. Lactantius erzehlet im III Buche/ man sey gewohnt gewesen die Fortun mit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden/ dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde/ den Reichthum auszutheilen/ auch diesen menschlichen Dingen/ und flüchtig-hinfälligen Verwaltung der menschlichen Dinge. Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen/ und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen/ indem die Frommen hieran grossen Mangel/ und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die Fortun auch blind/ unbeständig/ närrisch/ und mehr der Bösen/ als Frommen Freundin zu nennen/ wie zu sehen in einem Epigrammate, so unter deß Virgilius Wercklein gezehlet wird/ und dieses Innhalts ist: Virgilius beschreibet die Fortuna O Fortuna potens,quam variabilis Tantum Juris atrox quae tibi ven- dicas, Evertisque bonos, eligis improbos: Nec servare potes muneribus fidem. Fortuna immeritos auget honori- bus: Fortuna innocuos cladibus afficit. Justos illa viros pauperie gravat: Indignos eadem divitiis beat. Haec aufert Juvenes, & retinet Se- nes, [Spaltenumbruch] Injusto arbitrio tempora dividens. Quod dignis adimit, transfert ad impios: Nec discrimen habet, rectaque ju- dicat: Inconstans, fragilis, perfida, lubrica. Nec,quos clarificat,perpetuò fovet; Nec,quos deseruit,perpetuò premit. O Glück voll Wanckelmuth/ was nimmst du dir für Rechte? Der Böse wird ein Herr durch dich; der Fromm zum Knechte: Du hältst nicht durch Geschenck einmal versprochne Treu/ legst dem/ ders nicht verdient/ die grösten Ehren bey. Die keine Schuld befleckt/ die seufftzen in den Plagen/ und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit geschlagen. Wer ungerecht will seyn/ dem ist der Reichthum nah/ das Glück rafft Junge weg/ und lässt die Greissen da. Was sie den Würdgen nimmt/ gibt sie geschwind den Schlimmen/ ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre Stimmen allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt und untreu/ und laugnet Niemand/ daß sie unbe- ständig sey. Die sie ans Bret erhebt/ lässt sie offt wie- der fallen/ und die gefallen sind/ zieht sie vor andern allen. Der Fortun wird Plutus in die Hände gegeben. Dannenhero die Thebaner den Plutum/ oder den Gott deß Reichthums/ der Fortun in die Hände gegeben/ wie wir droben gemeldet; gleich als ob der Gott/ so über den Reichthum gesetzt war/ die Güter austheilete/ und ihre Besitzer derselben/ nach der Fortun Belieben/ wieder beraubete. Diese beschreibet Martianus im I Buch seiner Philologiae, da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein/ und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset/ gantz Wie sie Martianus beschreibet. leicht und schnell sich herum zu schwingen/ diese wird von Einigen die Tapfere/ von Andern Nemesis/ von Vielen auch Tyche oder Nortia genennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge/ und andern mittheilete/ geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum/ jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab/ und den jenigen/ gegen die sie sich am freundlichsten gestellt/ verwundete sie/ durch öfftere Streiche/ mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger/ den Haupt-Wirbel. Also <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1522.1"> <p><pb facs="#f0246" xml:id="pb-1523" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 162"/><cb/> Bildnus zweyer Schwestern verehrt/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2938 http://d-nb.info/gnd/100007724 http://viaf.org/viaf/2353541">Alexander Neapolitanus</persName> erzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2082 http://d-nb.info/gnd/118594427 http://viaf.org/viaf/100181296">Pindarus</persName> von ihr gedichtet/ daß sie/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> bezeuget/ zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> geehret/ dero Abbildung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> allhier/ aus alten Scribenten genommen/ beyfügen wollen.</p> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in Messeniacis schreibet/ es habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5560">Bubalus</persName>/ der die Tempel zu bauen/ und die Thiere zu bilden/ ein vortrefflicher Meister gewesen/ zu allererst den Einwohnern zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-359 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002543">Smyrna</placeName> eine Statue der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> gemacht/ die auf dem Haupt den Himmel/ und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> Amt und Verrichtung sey/ nach Belieben den Reichthum/ als welchen das Uberfluß-Horn andeutet/ zu geben und zu nehmen/ und daß der Reichthum herum getrieben werde/ gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen/ die das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Glück</persName> entweder auf Tafeln/ oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt/ und damit ihr Absehen gehabt/ uns zu verstehen zu geben/ daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> die Verwaltung aller Dinge habe/ die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege.</p> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-609 http://d-nb.info/gnd/118725831 http://viaf.org/viaf/100198064">Lactantius</persName> erzehlet im <hi rendition="#aq">III</hi> Buche/ man sey gewohnt gewesen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> mit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden/ dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde/ den Reichthum auszutheilen/ auch diesen menschlichen Dingen/ und flüchtig-hinfälligen <note place="right">Verwaltung der menschlichen Dinge.</note> Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen/ und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen/ indem die Frommen hieran grossen Mangel/ und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> auch blind/ unbeständig/ närrisch/ und mehr der Bösen/ als Frommen Freundin zu nennen/ wie zu sehen in einem <hi rendition="#aq">Epigrammate,</hi> so unter deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> Wercklein gezehlet wird/ und dieses Innhalts ist:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <note xml:id="n1523.1" xml:lang="de" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> beschreibet die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName></note> <l>O <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> potens,quam variabilis</l><lb/> <l>Tantum Juris atrox quae tibi ven-<lb/> dicas,</l><lb/> <l>Evertisque bonos, eligis improbos:</l><lb/> <l>Nec servare potes muneribus fidem.</l><lb/> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> immeritos auget honori-<lb/> bus:</l><lb/> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> innocuos cladibus afficit.</l><lb/> <l>Justos illa viros pauperie gravat:</l><lb/> <l>Indignos eadem divitiis beat.</l><lb/> <l>Haec aufert Juvenes, & retinet Se-<lb/> nes,</l><lb/> <cb/> <l>Injusto arbitrio tempora dividens.</l><lb/> <l>Quod dignis adimit, transfert ad<lb/> impios:</l><lb/> <l>Nec discrimen habet, rectaque ju-<lb/> dicat:</l><lb/> <l>Inconstans, fragilis, perfida, lubrica.</l><lb/> <l>Nec,quos clarificat,perpetuò fovet;</l><lb/> <l>Nec,quos deseruit,perpetuò premit.</l><lb/> </lg> <lg> <l>O <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Glück</persName> voll Wanckelmuth/ was nimmst<lb/> du dir für Rechte?</l><lb/> <l>Der Böse wird ein Herr durch dich; der<lb/> Fromm zum Knechte:</l><lb/> <l>Du hältst nicht durch Geschenck einmal<lb/> versprochne Treu/</l><lb/> <l>legst dem/ ders nicht verdient/ die grösten<lb/> Ehren bey.</l><lb/> <l>Die keine Schuld befleckt/ die seufftzen in<lb/> den Plagen/</l><lb/> <l>und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit<lb/> geschlagen.</l><lb/> <l>Wer ungerecht will seyn/ dem ist der<lb/> Reichthum nah/</l><lb/> <l>das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Glück</persName> rafft Junge weg/ und lässt<lb/> die Greissen da.</l><lb/> <l>Was sie den Würdgen nimmt/ gibt sie<lb/> geschwind den Schlimmen/</l><lb/> <l>ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre<lb/> Stimmen</l><lb/> <l>allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt<lb/> und untreu/</l><lb/> <l>und laugnet Niemand/ daß sie unbe-<lb/> ständig sey.</l><lb/> <l>Die sie ans Bret erhebt/ lässt sie offt wie-<lb/> der fallen/</l><lb/> <l>und die gefallen sind/ zieht sie vor andern<lb/> allen.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p1523.1"><note place="right">Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutus</persName> in die Hände gegeben.</note> Dannenhero die Thebaner den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Plutum</persName>/ oder den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3317">Gott deß Reichthums</persName>/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> in die Hände gegeben/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> droben gemeldet; gleich als ob der Gott/ so über den Reichthum gesetzt war/ die Güter austheilete/ und ihre Besitzer derselben/ nach der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortun</persName> Belieben/ wieder beraubete. Diese beschreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2044 http://d-nb.info/gnd/118578278 http://viaf.org/viaf/95152094">Martianus</persName> im <hi rendition="#aq">I</hi> Buch seiner <hi rendition="#aq">Philologiae,</hi> da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein/ und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset/ gantz <note place="right">Wie sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2044 http://d-nb.info/gnd/118578278 http://viaf.org/viaf/95152094">Martianus</persName> beschreibet.</note> leicht und schnell sich herum zu schwingen/ diese wird von Einigen die Tapfere/ von Andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Nemesis</persName>/ von Vielen auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Tyche</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Nortia</persName> genennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge/ und andern mittheilete/ geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum/ jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab/ und den jenigen/ gegen die sie sich am freundlichsten gestellt/ verwundete sie/ durch öfftere Streiche/ mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger/ den Haupt-Wirbel. Also </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 162/0246]
Bildnus zweyer Schwestern verehrt/ wie Alexander Neapolitanus erzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat Pindarus von ihr gedichtet/ daß sie/ wie Plutarchus bezeuget/ zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine Fortuna geehret/ dero Abbildung ich allhier/ aus alten Scribenten genommen/ beyfügen wollen.
Pausanias in Messeniacis schreibet/ es habe Bubalus/ der die Tempel zu bauen/ und die Thiere zu bilden/ ein vortrefflicher Meister gewesen/ zu allererst den Einwohnern zu Smyrna eine Statue der Fortun gemacht/ die auf dem Haupt den Himmel/ und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward/ daß der Fortuna Amt und Verrichtung sey/ nach Belieben den Reichthum/ als welchen das Uberfluß-Horn andeutet/ zu geben und zu nehmen/ und daß der Reichthum herum getrieben werde/ gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen/ die das Glück entweder auf Tafeln/ oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt/ und damit ihr Absehen gehabt/ uns zu verstehen zu geben/ daß die Fortuna die Verwaltung aller Dinge habe/ die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege.
Lactantius erzehlet im III Buche/ man sey gewohnt gewesen die Fortun mit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden/ dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde/ den Reichthum auszutheilen/ auch diesen menschlichen Dingen/ und flüchtig-hinfälligen Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen/ und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen/ indem die Frommen hieran grossen Mangel/ und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die Fortun auch blind/ unbeständig/ närrisch/ und mehr der Bösen/ als Frommen Freundin zu nennen/ wie zu sehen in einem Epigrammate, so unter deß Virgilius Wercklein gezehlet wird/ und dieses Innhalts ist:
Verwaltung der menschlichen Dinge. O Fortuna potens,quam variabilis
Tantum Juris atrox quae tibi ven-
dicas,
Evertisque bonos, eligis improbos:
Nec servare potes muneribus fidem.
Fortuna immeritos auget honori-
bus:
Fortuna innocuos cladibus afficit.
Justos illa viros pauperie gravat:
Indignos eadem divitiis beat.
Haec aufert Juvenes, & retinet Se-
nes,
Injusto arbitrio tempora dividens.
Quod dignis adimit, transfert ad
impios:
Nec discrimen habet, rectaque ju-
dicat:
Inconstans, fragilis, perfida, lubrica.
Nec,quos clarificat,perpetuò fovet;
Nec,quos deseruit,perpetuò premit.
O Glück voll Wanckelmuth/ was nimmst
du dir für Rechte?
Der Böse wird ein Herr durch dich; der
Fromm zum Knechte:
Du hältst nicht durch Geschenck einmal
versprochne Treu/
legst dem/ ders nicht verdient/ die grösten
Ehren bey.
Die keine Schuld befleckt/ die seufftzen in
den Plagen/
und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit
geschlagen.
Wer ungerecht will seyn/ dem ist der
Reichthum nah/
das Glück rafft Junge weg/ und lässt
die Greissen da.
Was sie den Würdgen nimmt/ gibt sie
geschwind den Schlimmen/
ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre
Stimmen
allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt
und untreu/
und laugnet Niemand/ daß sie unbe-
ständig sey.
Die sie ans Bret erhebt/ lässt sie offt wie-
der fallen/
und die gefallen sind/ zieht sie vor andern
allen.
Dannenhero die Thebaner den Plutum/ oder den Gott deß Reichthums/ der Fortun in die Hände gegeben/ wie wir droben gemeldet; gleich als ob der Gott/ so über den Reichthum gesetzt war/ die Güter austheilete/ und ihre Besitzer derselben/ nach der Fortun Belieben/ wieder beraubete. Diese beschreibet Martianus im I Buch seiner Philologiae, da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein/ und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset/ gantz leicht und schnell sich herum zu schwingen/ diese wird von Einigen die Tapfere/ von Andern Nemesis/ von Vielen auch Tyche oder Nortia genennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge/ und andern mittheilete/ geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum/ jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab/ und den jenigen/ gegen die sie sich am freundlichsten gestellt/ verwundete sie/ durch öfftere Streiche/ mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger/ den Haupt-Wirbel. Also
Der Fortun wird Plutus in die Hände gegeben.
Wie sie Martianus beschreibet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |