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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] daß sie keines Kamms nicht bedörffet. Derohalben bekümmerten sich die Weibsbilder wegen der so schändlichen Kranckheit/ und thäten der Venus Gelübde/ die dann/ aus Mitleiden bewogen/ verschaffet/ daß ihnen die Haar wieder gewachsen. Nachdem nun die Weibsbilder dieser Kranckheit los worden/ haben sie der Göttin ein Bild mit einem Kamm und Bart setzen lassen/ daß die Göttin männliche und weibliche Werckzeuge hätte/ damit sie vor eine Vorsteherin aller Geburt gehalten würde: Und darumb sahe sie oberhalb deß Leibs bis auf den Gürtel einem Mannsbild/ unterhalb einem Weibsbild gleich.

Die Götter allesamt männlich- und weibliches Geschlechts. Es haben aber die Alten nicht nur die Venus/ als ein Manns- und Weibsbild zugleich/ fürgestellet/ sondern auch andere Götter/ denen sie einen Namen beedes Geschlechtes gegeben/ anzudeuten/ daß unter ihnen kein solcher Unterscheid hierinnen seye/ dergleichen wir unter den Menschen sehen. Es hat einer geschrieben/ man habe bey den Carenern/ welche Völcker sind in Arabien/ in acht genommen/ daß der/ so vermeynet die Luna mit weiblichem Geschlecht und Namen zu nennen/ den Weibern immerdar habe dienen und zu Gebot stehen müssen: Welcher aber darfür gehalten/ Luna wäre ein Mannsbild der hat über sein Weib geherrschet/ welches ihm auch nicht hinterlistig nachgestellet. Daher obschon die Griechen und Egypter in diesem Geschlecht/ in welchen sie das Weibsbild Mensch geheissen/ auch die Luna Gott genennt/ so verstunden sie doch geheimer Weise einen Gott dadurch/ und deßwegen haben die Egypter einem Kalb an statt der Luna so hohe Ehre erwiesen.

Gott Lunus. Die Parther ehreten Lunus als einen Gott. Philochorus/ welcher darfür hält/ Luna und Venus haben einerley göttliche Macht/ (welche Meynung auch die Egypter hatten/ bey denen das Bild der Venus/ gleichwie auch der Luna/ mit Hörnern zu sehen war) schreibet/ daß die Weiber in Manns-Geräte/ die Männer aber mit Weibs-Kleidern angethan/ den Gottesdienst der Venus verrichtet. Und es scheinet/ Seneca seye auch in den so genannten Naturalibus Quaestionibus der Meynung/ da er schreibet: Die Egypter haben aus einem Element zwey gemacht/ und das eine für das Männlin/ das andere für das Fräulin gehalten: Dann in der Lufft/ sagten sie/ sey der Wind das Männlin das Fräulin aber das jenige/ das da scheinet/ als seye es finster und bewege sich nicht; das gesaltzen Wasser seye das Männlein/ das süsse das Fräulin; im Feuer seye das Männlein/ welches das vorkommende Objectum und Materi verbrennet/ das Fräulin aber/ welches leuchtet; in der Erden seye das/ was hart ist/ als die Steine/ das Männlin/ was[Spaltenumbruch] Weich und zum Ackerbau tauglich ist/ das Fräulein.

Macrobius Lib. 7. Saturnaliorum meldet/ daß das Bild dieser Göttin auf dem Berg Libanus seye gesetzet worden mit verhülletem Haupt/ trauriger Gestalt/ unterhaltend den Kopff/ so vom Kleid bedecket/ mit der lincken Hand/ also daß die/ so es ansehen/ nicht anders meynen/ als flössen die Threnen aus den Augen. Dieses war ein Bildnus Bild der Venus/ wie sie den Adonis beweinet. der Venus/ welche den von einem wilden Schwein ertödteten Adonis beweinet. Zu dessen Gedächtnus etliche Feste/ Adonia genennet/ gehalten wurden/ daran die Weiber auf die Todten-Baaren Bilder todter Leichname legten/ weinend hinten nach folgeten/ und dieselbe zu Grabe trugen. Plutarchus schreibet/ daß man zu Athen der Threnen in Ehren gedacht habe so die Venus über dessen Tod vergossen. Zu Argos beweineten sie/ wie Pausanias berichtet/ den Adonis in einer Capelle/ so nahe bey deß Jupiters Servators Tempel stunde.

Dieses Venus-Bild leget Macrobius Durch den Namen der Venus wird die ober halbe Kugel der Welt verstanden. also aus: Die Naturkündiger haben die obere halbe Kugel der Erden/ deren Theil wir bewohnen/ Venus/ die untere aber Proserpina genennet. Dannenhero wird die Göttin traurend eingeführet/ alldieweil wann die Sonne in ihren jährigen Gang durch die zwölff himmlische Zeichen gehet/ so tritt sie auch in einen Theil der untern halben Kugel/ weil man von den zwölff Zeichen deß Thierkreises sechs für die obern/ und sechs für die untern hält: und wann sie in den untern ist/ und deßwegen die Tage kürtzer machet/ hält man dafür/ es traure die Göttin/ gleich als wäre nun die Sonne durch den zeitlichen Tod verlohren/ und von der Proserpina aufgehalten. Hinwiederum wollen sie auch/ man solle glauben/ Adonis seye der Venus wieder gegeben worden/ wann die Sonne/ nach vollendetem Lauff durch die sechs Zeichen der untern Ordnung/ anfähet unsern halben Circkel zu bescheinen/ mit Zunehmen deß Liechts und der Tage.

Adonis von einem wilden Schwein umgebracht Sie schreiben aber/ Adonis seye von einem wilden Schwein umgebracht worden/ und halten dieses Thier für ein Bildnus deß Winters; dann das wilde Schwein ist rauh/ hält sich gern auf an rauhen/ kotichten und mit Reiff bedeckten Oertern/ und frisset die Winter-Frucht die Eichel. Ist demnach der Winter gleichsam eine Wunde der Sonnen/ so uns einen guten Theil von dem Liecht und der Wärme entzeucht/ welches beedes den Thieren durch den Tod wiederfähret. Derohalben ist das besagte Bildnus der Erden auch winterisch/ wann sie nemlich mit Wolcken bedecket/ und der Sonnen beraubet/ sich (also zu reden) entsetzet und erstarret; die Brunnen/ so gleichsam die Augen der Erden sind/ reichlicher fliessen; die Aecker ungebauet da

[Spaltenumbruch] daß sie keines Kamms nicht bedörffet. Derohalben bekümmerten sich die Weibsbilder wegen der so schändlichen Kranckheit/ und thäten der Venus Gelübde/ die dann/ aus Mitleiden bewogen/ verschaffet/ daß ihnen die Haar wieder gewachsen. Nachdem nun die Weibsbilder dieser Kranckheit los worden/ haben sie der Göttin ein Bild mit einem Kamm und Bart setzen lassen/ daß die Göttin männliche und weibliche Werckzeuge hätte/ damit sie vor eine Vorsteherin aller Geburt gehalten würde: Und darumb sahe sie oberhalb deß Leibs bis auf den Gürtel einem Mannsbild/ unterhalb einem Weibsbild gleich.

Die Götter allesamt männlich- und weibliches Geschlechts. Es haben aber die Alten nicht nur die Venus/ als ein Manns- und Weibsbild zugleich/ fürgestellet/ sondern auch andere Götter/ denen sie einen Namen beedes Geschlechtes gegeben/ anzudeuten/ daß unter ihnen kein solcher Unterscheid hierinnen seye/ dergleichen wir unter den Menschen sehen. Es hat einer geschrieben/ man habe bey den Carenern/ welche Völcker sind in Arabien/ in acht genommen/ daß der/ so vermeynet die Luna mit weiblichem Geschlecht und Namen zu nennen/ den Weibern immerdar habe dienen und zu Gebot stehen müssen: Welcher aber darfür gehalten/ Luna wäre ein Mannsbild der hat über sein Weib geherrschet/ welches ihm auch nicht hinterlistig nachgestellet. Daher obschon die Griechen und Egypter in diesem Geschlecht/ in welchen sie das Weibsbild Mensch geheissen/ auch die Luna Gott genennt/ so verstunden sie doch geheimer Weise einen Gott dadurch/ und deßwegen haben die Egypter einem Kalb an statt der Luna so hohe Ehre erwiesen.

Gott Lunus. Die Parther ehreten Lunus als einen Gott. Philochorus/ welcher darfür hält/ Luna und Venus haben einerley göttliche Macht/ (welche Meynung auch die Egypter hatten/ bey denen das Bild der Venus/ gleichwie auch der Luna/ mit Hörnern zu sehen war) schreibet/ daß die Weiber in Manns-Geräte/ die Männer aber mit Weibs-Kleidern angethan/ den Gottesdienst der Venus verrichtet. Und es scheinet/ Seneca seye auch in den so genannten Naturalibus Quaestionibus der Meynung/ da er schreibet: Die Egypter haben aus einem Element zwey gemacht/ und das eine für das Männlin/ das andere für das Fräulin gehalten: Dann in der Lufft/ sagten sie/ sey der Wind das Männlin das Fräulin aber das jenige/ das da scheinet/ als seye es finster und bewege sich nicht; das gesaltzen Wasser seye das Männlein/ das süsse das Fräulin; im Feuer seye das Männlein/ welches das vorkommende Objectum und Materi verbrennet/ das Fräulin aber/ welches leuchtet; in der Erden seye das/ was hart ist/ als die Steine/ das Männlin/ was[Spaltenumbruch] Weich und zum Ackerbau tauglich ist/ das Fräulein.

Macrobius Lib. 7. Saturnaliorum meldet/ daß das Bild dieser Göttin auf dem Berg Libanus seye gesetzet worden mit verhülletem Haupt/ trauriger Gestalt/ unterhaltend den Kopff/ so vom Kleid bedecket/ mit der lincken Hand/ also daß die/ so es ansehen/ nicht anders meynen/ als flössen die Threnen aus den Augen. Dieses war ein Bildnus Bild der Venus/ wie sie den Adonis beweinet. der Venus/ welche den von einem wilden Schwein ertödteten Adonis beweinet. Zu dessen Gedächtnus etliche Feste/ Adonia genennet/ gehalten wurden/ daran die Weiber auf die Todten-Baaren Bilder todter Leichname legten/ weinend hinten nach folgeten/ und dieselbe zu Grabe trugen. Plutarchus schreibet/ daß man zu Athen der Threnen in Ehren gedacht habe so die Venus über dessen Tod vergossen. Zu Argos beweineten sie/ wie Pausanias berichtet/ den Adonis in einer Capelle/ so nahe bey deß Jupiters Servators Tempel stunde.

Dieses Venus-Bild leget Macrobius Durch den Namen der Venus wird die ober halbe Kugel der Welt verstanden. also aus: Die Naturkündiger haben die obere halbe Kugel der Erden/ deren Theil wir bewohnen/ Venus/ die untere aber Proserpina genennet. Dannenhero wird die Göttin traurend eingeführet/ alldieweil wann die Sonne in ihren jährigen Gang durch die zwölff himmlische Zeichen gehet/ so tritt sie auch in einen Theil der untern halben Kugel/ weil man von den zwölff Zeichen deß Thierkreises sechs für die obern/ und sechs für die untern hält: und wann sie in den untern ist/ und deßwegen die Tage kürtzer machet/ hält man dafür/ es traure die Göttin/ gleich als wäre nun die Sonne durch den zeitlichen Tod verlohren/ und von der Proserpina aufgehalten. Hinwiederum wollen sie auch/ man solle glauben/ Adonis seye der Venus wieder gegeben worden/ wann die Sonne/ nach vollendetem Lauff durch die sechs Zeichen der untern Ordnung/ anfähet unsern halben Circkel zu bescheinen/ mit Zunehmen deß Liechts und der Tage.

Adonis von einem wilden Schwein umgebracht Sie schreiben aber/ Adonis seye von einem wilden Schwein umgebracht worden/ und halten dieses Thier für ein Bildnus deß Winters; dann das wilde Schwein ist rauh/ hält sich gern auf an rauhen/ kotichten und mit Reiff bedeckten Oertern/ und frisset die Winter-Frucht die Eichel. Ist demnach der Winter gleichsam eine Wunde der Sonnen/ so uns einen guten Theil von dem Liecht und der Wärme entzeucht/ welches beedes den Thieren durch den Tod wiederfähret. Derohalben ist das besagte Bildnus der Erden auch winterisch/ wann sie nemlich mit Wolcken bedecket/ und der Sonnen beraubet/ sich (also zu reden) entsetzet und erstarret; die Brunnen/ so gleichsam die Augen der Erden sind/ reichlicher fliessen; die Aecker ungebauet da

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Philochorus/ welcher darfür hält/ Luna und Venus haben einerley göttliche Macht/ (welche Meynung auch die Egypter hatten/ bey denen das Bild der Venus/ gleichwie auch der Luna/ mit Hörnern zu sehen war) schreibet/ daß die Weiber in Manns-Geräte/ die Männer aber mit Weibs-Kleidern angethan/ den Gottesdienst der Venus verrichtet. 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Dieses war ein Bildnus der Venus/ welche den von einem wilden Schwein ertödteten Adonis beweinet. Zu dessen Gedächtnus etliche Feste/ Adonia genennet/ gehalten wurden/ daran die Weiber auf die Todten-Baaren Bilder todter Leichname legten/ weinend hinten nach folgeten/ und dieselbe zu Grabe trugen. Plutarchus schreibet/ daß man zu Athen der Threnen in Ehren gedacht habe so die Venus über dessen Tod vergossen. Zu Argos beweineten sie/ wie Pausanias berichtet/ den Adonis in einer Capelle/ so nahe bey deß Jupiters Servators Tempel stunde. Bild der Venus/ wie sie den Adonis beweinet.Dieses Venus-Bild leget Macrobius also aus: Die Naturkündiger haben die obere halbe Kugel der Erden/ deren Theil wir bewohnen/ Venus/ die untere aber Proserpina genennet. Dannenhero wird die Göttin traurend eingeführet/ alldieweil wann die Sonne in ihren jährigen Gang durch die zwölff himmlische Zeichen gehet/ so tritt sie auch in einen Theil der untern halben Kugel/ weil man von den zwölff Zeichen deß Thierkreises sechs für die obern/ und sechs für die untern hält: und wann sie in den untern ist/ und deßwegen die Tage kürtzer machet/ hält man dafür/ es traure die Göttin/ gleich als wäre nun die Sonne durch den zeitlichen Tod verlohren/ und von der Proserpina aufgehalten. Hinwiederum wollen sie auch/ man solle glauben/ Adonis seye der Venus wieder gegeben worden/ wann die Sonne/ nach vollendetem Lauff durch die sechs Zeichen der untern Ordnung/ anfähet unsern halben Circkel zu bescheinen/ mit Zunehmen deß Liechts und der Tage. Durch den Namen der Venus wird die ober halbe Kugel der Welt verstanden. 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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/286>, abgerufen am 24.11.2024.