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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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Des Mercurius Schlan-
gen-Stab.

Des Menschen Geburt. DIe Egyptier haben des Mercurius Stab gedeutet auf die Fortpflantzung oder Geburt/ indem sie vorgaben/ es wären drey Götter über den Menschen/ wann er gebohren würde/ der Natur-Geist/ oder Geburts- und Glücks-Engel/ die Liebe und die Nothdurfft: die Sonne für den Geist: der Mond für den Glücksfall des Leibes/ so allerley Veränderungen der Zufälle unterworffen: Die Liebe ausgebildet mit der Umfangung und Küssung: die Notdhurfft mit dem Kopff. Die Flügel oder Federn zielen auf die Schnellheit Friede und Eintracht. der Gedancken. Des Mercurius Stab bedeutet Fried und Eintracht: dem wird unterweilen beygefügt des Uberflusses Horn voll Früchte: Glück. dardurch anzudeuten/ daß aus Eintracht Glück und Uberfluß erwachse.

Der Scorpion.

Betrug. DEr Scorpion/ der seinen Gifft in dem stechenden Schwantze trägt/ bedeutet boßhafftig und feindseelige Betrüglichkeit.

Der Salamander.

Beständigkeit. DEr Salamander/ so im Feuer leben kan/ deutet an einen beständigen Menschen/ oder die Beständigkeit. Es kan aber diß Thier dennoch im Feuer nicht lebendig bleiben: obs gleich bisweilen dasselbe ausleschet.

Von der Medusa.

ISt zu sehen in der Auslegung über die Verwandlungs-Bücher des Ovidius/ was ihr Haupt voll Schlangen andeutet: also auch von der Hydra oder Wasserschlangen.

Der Storch.

Barmhertzigkeit. ISt ein Zeichen der Barmhertzigkeit/ als der seine Eltern nähret. Der Egyptische Königsstab war oben mit einem Storchshaupte/ und unten mit einem fliegendem Pferde Barmhertzigkeit ist über die Grausamkeit./ oder Wasserpferde versehen: dardurch anzudeuten/ daß Barmhertzigkeit der Unbarmhertzigkeit oder Grausamkeit vorzuziehen. Der Storch wird auch der Justitia oder Gerechtigkeit beygefügt/ daß er einig recht thun sollte/ weiß aber nicht/ obs gewiß ist.

Der Kranig.

Wachsamkeit. DEr Kranig mit einem Stein in einer aufgehobenen Klaue oder Fuß bedeutet Wachsamkeit. Mit der Versammlung/ so diese Vögel anzustellen pflegen/ stellen Gemeiner Staat. sie einen gemeinen Staat vor. Der Kranig einen Stein zwischen den Klauen tragend/ um vom Wind nicht weggetragen zu werden/ bedeutet Weisheit. Weisheit.

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Der Geyer.

Liebe und Barmhertzigkeit. DEr Geyer bedeutet Liebe und Barmhertzigkeit: dann in 120 Tagen/ da er seine Jungen ätzet/ weichet er wenig von ihnen; sondern suchet sein Aas alles ums Nest umher/ und im Fall er nichts findet/ beisset er in sein eigne Schenckel/ sauget das Blut heraus/ und gibts seinen Jungen: dann er nicht Aufrichtigkeit und Unschuld. sehen kan/ daß sie Mangel leiden. Weßwegen man/ vor Alters/ den Geyer auf das Kreutz zu stellen pflegte: Dann von dem Pelican lieset man nicht/ daß er seine Jungen/ mit seinem Blute/ speisst. Der Geyer ist auch der gerechteste unter allen krummschnäblichen Raubvögeln: dann er/ was noch lebet/ nicht anrühret/ sondern nur was todt ist/ damit er allein zu frieden. Er verderbt keine Früchte/ hindert keine zahme Thiere/ und ist von Art nicht mörderisch. Daher ihn Plutarchus den Unschuldigen nennet.

Vom Adler.

die Keyserl. Macht. DEr Adler/ der die Keyserliche Macht andeutet/ und des Römischen Reichs Kennzeichen ist/ dem auch Jupiter über alle andere Vögel Macht gegeben/ ist schwartz: Dieser leichte/ edle/ muthige/ und für die Nahrung seiner Jungen sorgfältige Vogel bedeutet darum die Keyserliche Macht/ weil er König in der Lufft; wie der Delphin/ oder das Meerschwein in der See. Auch bedeutet der Adler einen fertigen schnellen Geist: dann er siehet seinen Raub von fernen/ und gantz niedrig in einer grossen Tieffen/ welches auf die Fertigkeit des Geistes gedeutet wird. Er bedeutet auch Ein vester Lieger. einen vesten Lieger: sintemal er eine Klaue in die Erde schläget/ und mit der andern das Schaf beym Fell anfasset: Er hat auch einen Stein in seinem Neste.

Der Phönix.

Vortrefflichkeit. DUrch den Phönix wird verstanden die Vortrefflichkeit: wie man dann auch in Gelehrtheit und Kunst vortreffliche Männer Phönices zu nennen pfleget/ weil man deren nur einen oder wenig seines gleichen findet. Man vergleichet diesen Vogel auch der die Sonne. Sonnen. Dieser Phönix soll (nach Einiger Vorgeben) auch sein dickes Bein öffnen/ und bluten machen/ von welchem Blut ein Wurm wachsen/ und aus diesem ein neuer Phönix hervorkommen solle.

Der Pelican.

DEr Pelican ist ein kleiner und berühmter Vogel/ der in einsamen Büschen/ auch viel beym Nil in denen Morästen sich aufhält. Es gibt ihrer auch etliche grosse/ ja/ nach Einiger Vorgeben/ grössere als der Schwan. Sie legen ihre Eyer in eine Gruben in die Erde. Die Hirten gehen/ so bald die Jungen aus den Schalen sind/ umringen das Nest mit dürren

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Des Mercurius Schlan-
gen-Stab.

Des Menschen Geburt. DIe Egyptier haben des Mercurius Stab gedeutet auf die Fortpflantzung oder Geburt/ indem sie vorgaben/ es wären drey Götter über den Menschen/ wann er gebohren würde/ der Natur-Geist/ oder Geburts- und Glücks-Engel/ die Liebe und die Nothdurfft: die Sonne für den Geist: der Mond für den Glücksfall des Leibes/ so allerley Veränderungen der Zufälle unterworffen: Die Liebe ausgebildet mit der Umfangung und Küssung: die Notdhurfft mit dem Kopff. Die Flügel oder Federn zielen auf die Schnellheit Friede und Eintracht. der Gedancken. Des Mercurius Stab bedeutet Fried und Eintracht: dem wird unterweilen beygefügt des Uberflusses Horn voll Früchte: Glück. dardurch anzudeuten/ daß aus Eintracht Glück und Uberfluß erwachse.

Der Scorpion.

Betrug. DEr Scorpion/ der seinen Gifft in dem stechenden Schwantze trägt/ bedeutet boßhafftig und feindseelige Betrüglichkeit.

Der Salamander.

Beständigkeit. DEr Salamander/ so im Feuer leben kan/ deutet an einen beständigen Menschen/ oder die Beständigkeit. Es kan aber diß Thier dennoch im Feuer nicht lebendig bleiben: obs gleich bisweilen dasselbe ausleschet.

Von der Medusa.

ISt zu sehen in der Auslegung über die Verwandlungs-Bücher des Ovidius/ was ihr Haupt voll Schlangen andeutet: also auch von der Hydra oder Wasserschlangen.

Der Storch.

Barmhertzigkeit. ISt ein Zeichen der Barmhertzigkeit/ als der seine Eltern nähret. Der Egyptische Königsstab war oben mit einem Storchshaupte/ und unten mit einem fliegendem Pferde Barmhertzigkeit ist über die Grausamkeit./ oder Wasserpferde versehen: dardurch anzudeuten/ daß Barmhertzigkeit der Unbarmhertzigkeit oder Grausamkeit vorzuziehen. Der Storch wird auch der Justitia oder Gerechtigkeit beygefügt/ daß er einig recht thun sollte/ weiß aber nicht/ obs gewiß ist.

Der Kranig.

Wachsamkeit. DEr Kranig mit einem Stein in einer aufgehobenen Klaue oder Fuß bedeutet Wachsamkeit. Mit der Versammlung/ so diese Vögel anzustellen pflegen/ stellen Gemeiner Staat. sie einen gemeinen Staat vor. Der Kranig einen Stein zwischen den Klauen tragend/ um vom Wind nicht weggetragen zu werden/ bedeutet Weisheit. Weisheit.

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Der Geyer.

Liebe und Barmhertzigkeit. DEr Geyer bedeutet Liebe und Barmhertzigkeit: dann in 120 Tagen/ da er seine Jungen ätzet/ weichet er wenig von ihnen; sondern suchet sein Aas alles ums Nest umher/ und im Fall er nichts findet/ beisset er in sein eigne Schenckel/ sauget das Blut heraus/ und gibts seinen Jungen: dann er nicht Aufrichtigkeit und Unschuld. sehen kan/ daß sie Mangel leiden. Weßwegen man/ vor Alters/ den Geyer auf das Kreutz zu stellen pflegte: Dann von dem Pelican lieset man nicht/ daß er seine Jungen/ mit seinem Blute/ speisst. Der Geyer ist auch der gerechteste unter allen krummschnäblichen Raubvögeln: dann er/ was noch lebet/ nicht anrühret/ sondern nur was todt ist/ damit er allein zu frieden. Er verderbt keine Früchte/ hindert keine zahme Thiere/ und ist von Art nicht mörderisch. Daher ihn Plutarchus den Unschuldigen nennet.

Vom Adler.

die Keyserl. Macht. DEr Adler/ der die Keyserliche Macht andeutet/ und des Römischen Reichs Kennzeichen ist/ dem auch Jupiter über alle andere Vögel Macht gegeben/ ist schwartz: Dieser leichte/ edle/ muthige/ und für die Nahrung seiner Jungen sorgfältige Vogel bedeutet darum die Keyserliche Macht/ weil er König in der Lufft; wie der Delphin/ oder das Meerschwein in der See. Auch bedeutet der Adler einen fertigen schnellen Geist: dann er siehet seinen Raub von fernen/ und gantz niedrig in einer grossen Tieffen/ welches auf die Fertigkeit des Geistes gedeutet wird. Er bedeutet auch Ein vester Lieger. einen vesten Lieger: sintemal er eine Klaue in die Erde schläget/ und mit der andern das Schaf beym Fell anfasset: Er hat auch einen Stein in seinem Neste.

Der Phönix.

Vortrefflichkeit. DUrch den Phönix wird verstanden die Vortrefflichkeit: wie man dann auch in Gelehrtheit und Kunst vortreffliche Männer Phönices zu nennen pfleget/ weil man deren nur einen oder wenig seines gleichen findet. Man vergleichet diesen Vogel auch der die Sonne. Sonnen. Dieser Phönix soll (nach Einiger Vorgeben) auch sein dickes Bein öffnen/ und bluten machen/ von welchem Blut ein Wurm wachsen/ und aus diesem ein neuer Phönix hervorkommen solle.

Der Pelican.

DEr Pelican ist ein kleiner und berühmter Vogel/ der in einsamen Büschen/ auch viel beym Nil in denen Morästen sich aufhält. Es gibt ihrer auch etliche grosse/ ja/ nach Einiger Vorgeben/ grössere als der Schwan. Sie legen ihre Eyer in eine Gruben in die Erde. Die Hirten gehen/ so bald die Jungen aus den Schalen sind/ umringen das Nest mit dürren

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 206/0336] Des Mercurius Schlan- gen-Stab. DIe Egyptier haben des Mercurius Stab gedeutet auf die Fortpflantzung oder Geburt/ indem sie vorgaben/ es wären drey Götter über den Menschen/ wann er gebohren würde/ der Natur-Geist/ oder Geburts- und Glücks-Engel/ die Liebe und die Nothdurfft: die Sonne für den Geist: der Mond für den Glücksfall des Leibes/ so allerley Veränderungen der Zufälle unterworffen: Die Liebe ausgebildet mit der Umfangung und Küssung: die Notdhurfft mit dem Kopff. Die Flügel oder Federn zielen auf die Schnellheit der Gedancken. Des Mercurius Stab bedeutet Fried und Eintracht: dem wird unterweilen beygefügt des Uberflusses Horn voll Früchte: dardurch anzudeuten/ daß aus Eintracht Glück und Uberfluß erwachse. Des Menschen Geburt. Friede und Eintracht. Glück.Der Scorpion. DEr Scorpion/ der seinen Gifft in dem stechenden Schwantze trägt/ bedeutet boßhafftig und feindseelige Betrüglichkeit. Betrug.Der Salamander. DEr Salamander/ so im Feuer leben kan/ deutet an einen beständigen Menschen/ oder die Beständigkeit. Es kan aber diß Thier dennoch im Feuer nicht lebendig bleiben: obs gleich bisweilen dasselbe ausleschet. Beständigkeit.Von der Medusa. ISt zu sehen in der Auslegung über die Verwandlungs-Bücher des Ovidius/ was ihr Haupt voll Schlangen andeutet: also auch von der Hydra oder Wasserschlangen. Der Storch. ISt ein Zeichen der Barmhertzigkeit/ als der seine Eltern nähret. Der Egyptische Königsstab war oben mit einem Storchshaupte/ und unten mit einem fliegendem Pferde / oder Wasserpferde versehen: dardurch anzudeuten/ daß Barmhertzigkeit der Unbarmhertzigkeit oder Grausamkeit vorzuziehen. Der Storch wird auch der Justitia oder Gerechtigkeit beygefügt/ daß er einig recht thun sollte/ weiß aber nicht/ obs gewiß ist. Barmhertzigkeit. Barmhertzigkeit ist über die Grausamkeit.Der Kranig. DEr Kranig mit einem Stein in einer aufgehobenen Klaue oder Fuß bedeutet Wachsamkeit. Mit der Versammlung/ so diese Vögel anzustellen pflegen/ stellen sie einen gemeinen Staat vor. Der Kranig einen Stein zwischen den Klauen tragend/ um vom Wind nicht weggetragen zu werden/ bedeutet Weisheit. Wachsamkeit. Gemeiner Staat. Weisheit. Der Geyer. DEr Geyer bedeutet Liebe und Barmhertzigkeit: dann in 120 Tagen/ da er seine Jungen ätzet/ weichet er wenig von ihnen; sondern suchet sein Aas alles ums Nest umher/ und im Fall er nichts findet/ beisset er in sein eigne Schenckel/ sauget das Blut heraus/ und gibts seinen Jungen: dann er nicht sehen kan/ daß sie Mangel leiden. Weßwegen man/ vor Alters/ den Geyer auf das Kreutz zu stellen pflegte: Dann von dem Pelican lieset man nicht/ daß er seine Jungen/ mit seinem Blute/ speisst. Der Geyer ist auch der gerechteste unter allen krummschnäblichen Raubvögeln: dann er/ was noch lebet/ nicht anrühret/ sondern nur was todt ist/ damit er allein zu frieden. Er verderbt keine Früchte/ hindert keine zahme Thiere/ und ist von Art nicht mörderisch. Daher ihn Plutarchus den Unschuldigen nennet. Liebe und Barmhertzigkeit. Aufrichtigkeit und Unschuld.Vom Adler. DEr Adler/ der die Keyserliche Macht andeutet/ und des Römischen Reichs Kennzeichen ist/ dem auch Jupiter über alle andere Vögel Macht gegeben/ ist schwartz: Dieser leichte/ edle/ muthige/ und für die Nahrung seiner Jungen sorgfältige Vogel bedeutet darum die Keyserliche Macht/ weil er König in der Lufft; wie der Delphin/ oder das Meerschwein in der See. Auch bedeutet der Adler einen fertigen schnellen Geist: dann er siehet seinen Raub von fernen/ und gantz niedrig in einer grossen Tieffen/ welches auf die Fertigkeit des Geistes gedeutet wird. Er bedeutet auch einen vesten Lieger: sintemal er eine Klaue in die Erde schläget/ und mit der andern das Schaf beym Fell anfasset: Er hat auch einen Stein in seinem Neste. die Keyserl. Macht. Ein vester Lieger.Der Phönix. DUrch den Phönix wird verstanden die Vortrefflichkeit: wie man dann auch in Gelehrtheit und Kunst vortreffliche Männer Phönices zu nennen pfleget/ weil man deren nur einen oder wenig seines gleichen findet. Man vergleichet diesen Vogel auch der Sonnen. Dieser Phönix soll (nach Einiger Vorgeben) auch sein dickes Bein öffnen/ und bluten machen/ von welchem Blut ein Wurm wachsen/ und aus diesem ein neuer Phönix hervorkommen solle. Vortrefflichkeit. die Sonne.Der Pelican. DEr Pelican ist ein kleiner und berühmter Vogel/ der in einsamen Büschen/ auch viel beym Nil in denen Morästen sich aufhält. Es gibt ihrer auch etliche grosse/ ja/ nach Einiger Vorgeben/ grössere als der Schwan. Sie legen ihre Eyer in eine Gruben in die Erde. Die Hirten gehen/ so bald die Jungen aus den Schalen sind/ umringen das Nest mit dürren

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/336>, abgerufen am 21.11.2024.