Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Weide.

Unfruchtbarkeit oder Keuschheit. DIe Weide bedeutet Keuschheit/ und Unfruchtbarkeit.

Der Olivenbaum.

Friede. Barmhertzigkeit. Sieg. DEr Olivenzweig zeiget den Frieden an: das Oel die Barmhertzigkeit und Freude. Mit einiger Art der Oliven ward auch Sieg und Uberwindung angedeutet.

Der Weinstock.

Frölichkeit. Freymütigkeit. DIe Weintraube will von Frölichkeit und Freymütigkeit sagen.

Der Feigenbaum.

Süssigkeit. die Lieblichkeit der Warheit. DUrch die Feige wird angedeutet die Gütigkeit/ Sanfftmut und Freundlichkeit guthertziger Menschen; wie auch die Süssigkeit der Warheit.

Der Rosenstock.

des Menschen kurtz- und schwaches Leben. DUrch die Rose verstehen wir die Kürtze des schwachen menschlichen Lebens/ wegen ihrer Unbeständigkeit/ und weil sie in Dörnern wächset; gleichwie das menschliche Leben/ von vielem Jammer und Elend/ angefochten wird. Die Rose bedeutet auch Wollust der fleischlichen Liebe/ weil beyde in kurtzer Ergetzlichkeit bestehen.

[Spaltenumbruch]

Die weisse Lilie.

Reinigkeit des Gemüts. Schönheit. DIe weisse Lilie bedeutet Reinigkeit des Gemüts/ wie auch Schönheit.

Die Distel.

des menschlichen Lebens Schwachheit. DIe Distelblum/ so bald zergehet und verstäubet/ ist ein Konterfeyt der Schwachheit unsers menschlichen Lebens.

Ein Rohr.

Schwachheit und Wanckelmütigkeit. DEm Rohr affet die menschliche Schwachheit und Wanckelmut nach.

Der Kürbis.

Gesundheit. DEr Kürbis bedeutet Gesundheit: dann die alte Griechen zu sagen pflegten: So gesund als ein Kürbis.

Die Köhlstauden.

verhinderte Freude. DEr Weinstock oder die Traube zwischen zweyen Köhlstauden bedeutet verhinderte Fröligkeit: dann der Köhl ist dem Weinstock zuwidern.

Das Mohnhaupt.

Stadt. AN dem Mohn Kopffe hat uns die Natur eine Stadt entworffen/ die mit Mauren/ Strassen und vielem Volck bewohnet ist: dann also ist es inwendig unterscheiden/ und mit vielen Säcklein angefüllt.

Nulla dies sine Linea.

[Spaltenumbruch]
Das Feuer feyret nicht. Die Flut stets fürter führet
ihr Wesen. Sonn und Mond stets halten ihren Lauf.
Kunstliebender! hier lern/ schau um dich und sieh' auf.
[Spaltenumbruch] Dein Geist nie schlaffen soll: das Schaffen ihm gebühret.
diß macht Kunst-drey belehrt. Der Fleiß dich lädet ein.
kein Tag sey ohne Thun: sollts auch ein Strich nur seyn.
[Abbildung]

Die Weide.

Unfruchtbarkeit oder Keuschheit. DIe Weide bedeutet Keuschheit/ und Unfruchtbarkeit.

Der Olivenbaum.

Friede. Barmhertzigkeit. Sieg. DEr Olivenzweig zeiget den Frieden an: das Oel die Barmhertzigkeit und Freude. Mit einiger Art der Oliven ward auch Sieg und Uberwindung angedeutet.

Der Weinstock.

Frölichkeit. Freymütigkeit. DIe Weintraube will von Frölichkeit und Freymütigkeit sagen.

Der Feigenbaum.

Süssigkeit. die Lieblichkeit der Warheit. DUrch die Feige wird angedeutet die Gütigkeit/ Sanfftmut und Freundlichkeit guthertziger Menschen; wie auch die Süssigkeit der Warheit.

Der Rosenstock.

des Menschen kurtz- und schwaches Leben. DUrch die Rose verstehen wir die Kürtze des schwachen menschlichen Lebens/ wegen ihrer Unbeständigkeit/ und weil sie in Dörnern wächset; gleichwie das menschliche Leben/ von vielem Jammer und Elend/ angefochten wird. Die Rose bedeutet auch Wollust der fleischlichen Liebe/ weil beyde in kurtzer Ergetzlichkeit bestehen.

[Spaltenumbruch]

Die weisse Lilie.

Reinigkeit des Gemüts. Schönheit. DIe weisse Lilie bedeutet Reinigkeit des Gemüts/ wie auch Schönheit.

Die Distel.

des menschlichen Lebens Schwachheit. DIe Distelblum/ so bald zergehet und verstäubet/ ist ein Konterfeyt der Schwachheit unsers menschlichen Lebens.

Ein Rohr.

Schwachheit und Wanckelmütigkeit. DEm Rohr affet die menschliche Schwachheit und Wanckelmut nach.

Der Kürbis.

Gesundheit. DEr Kürbis bedeutet Gesundheit: dann die alte Griechen zu sagen pflegten: So gesund als ein Kürbis.

Die Köhlstauden.

verhinderte Freude. DEr Weinstock oder die Traube zwischen zweyen Köhlstauden bedeutet verhinderte Fröligkeit: dann der Köhl ist dem Weinstock zuwidern.

Das Mohnhaupt.

Stadt. AN dem Mohn Kopffe hat uns die Natur eine Stadt entworffen/ die mit Mauren/ Strassen und vielem Volck bewohnet ist: dann also ist es inwendig unterscheiden/ und mit vielen Säcklein angefüllt.

Nulla dies sine Linea.

[Spaltenumbruch]
Das Feuer feyret nicht. Die Flut stets fürter führet
ihr Wesen. Sonn und Mond stets halten ihren Lauf.
Kunstliebender! hier lern/ schau um dich und sieh’ auf.
[Spaltenumbruch] Dein Geist nie schlaffen soll: das Schaffen ihm gebühret.
diß macht Kunst-drey belehrt. Der Fleiß dich lädet ein.
kein Tag sey ohne Thun: sollts auch ein Strich nur seyn.
[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0342" xml:id="pb-1596" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 212"/>
        <p xml:id="p1596.8" rend="headline">Die Weide.</p>
        <p><note place="right">Unfruchtbarkeit oder Keuschheit.</note> DIe Weide bedeutet Keuschheit/ und Unfruchtbarkeit.</p>
        <p xml:id="p1596.7" rend="headline">Der Olivenbaum.</p>
        <p><note place="right">Friede. Barmhertzigkeit. Sieg.</note> DEr Olivenzweig zeiget den Frieden an: das Oel die Barmhertzigkeit und Freude. Mit einiger Art der Oliven ward auch Sieg und Uberwindung angedeutet.</p>
        <p xml:id="p1596.9" rend="headline">Der Weinstock.</p>
        <p><note place="right">Frölichkeit. Freymütigkeit.</note> DIe Weintraube will von Frölichkeit und Freymütigkeit sagen.</p>
        <p xml:id="p1596.2" rend="headline">Der Feigenbaum.</p>
        <p><note place="right">Süssigkeit. die Lieblichkeit der Warheit.</note> DUrch die Feige wird angedeutet die Gütigkeit/ Sanfftmut und Freundlichkeit guthertziger Menschen; wie auch die Süssigkeit der Warheit.</p>
        <p xml:id="p1596.11" rend="headline">Der Rosenstock.</p>
        <p><note place="right">des Menschen kurtz- und schwaches Leben.</note> DUrch die Rose verstehen wir die Kürtze des schwachen menschlichen Lebens/ wegen ihrer Unbeständigkeit/ und weil sie in Dörnern wächset; gleichwie das menschliche Leben/ von vielem Jammer und Elend/ angefochten wird. Die Rose bedeutet auch Wollust der fleischlichen Liebe/ weil beyde in kurtzer Ergetzlichkeit bestehen.</p>
        <cb/>
        <p xml:id="p1596.5" rend="headline">Die weisse Lilie.</p>
        <p><note place="right">Reinigkeit des Gemüts. Schönheit.</note> DIe weisse Lilie bedeutet Reinigkeit des Gemüts/ wie auch Schönheit.</p>
        <p xml:id="p1596.1" rend="headline">Die Distel.</p>
        <p><note place="right">des menschlichen Lebens Schwachheit.</note> DIe Distelblum/ so bald zergehet und verstäubet/ ist ein Konterfeyt der Schwachheit unsers menschlichen Lebens.</p>
        <p xml:id="p1596.10" rend="headline">Ein Rohr.</p>
        <p><note place="right">Schwachheit und Wanckelmütigkeit.</note> DEm Rohr affet die menschliche Schwachheit und Wanckelmut nach.</p>
        <p xml:id="p1596.4" rend="headline">Der Kürbis.</p>
        <p><note place="right">Gesundheit.</note> DEr Kürbis bedeutet Gesundheit: dann die alte Griechen zu sagen pflegten: So gesund als ein Kürbis.</p>
        <p xml:id="p1596.3" rend="headline">Die Köhlstauden.</p>
        <p><note place="right">verhinderte Freude.</note> DEr Weinstock oder die Traube zwischen zweyen Köhlstauden bedeutet verhinderte Fröligkeit: dann der Köhl ist dem Weinstock zuwidern.</p>
        <p xml:id="p1596.6" rend="headline">Das Mohnhaupt.</p>
        <p><note place="right">Stadt.</note> AN dem Mohn Kopffe hat uns die Natur eine Stadt entworffen/ die mit Mauren/ Strassen und vielem Volck bewohnet ist: dann also ist es inwendig unterscheiden/ und mit vielen Säcklein angefüllt.</p>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#aq">
            <foreign xml:lang="la">Nulla dies sine Linea.</foreign>
          </hi> </p>
        <cb/>
        <lg>
          <l>Das Feuer feyret nicht. Die Flut stets fürter führet</l><lb/>
          <l>ihr Wesen. Sonn und Mond stets halten ihren Lauf.</l><lb/>
          <l>Kunstliebender! hier lern/ schau um dich und sieh&#x2019; auf.</l><lb/>
          <cb/>
          <l>Dein Geist nie schlaffen soll: das Schaffen ihm gebühret.</l><lb/>
          <l>diß macht Kunst-drey belehrt. Der Fleiß dich lädet ein.</l><lb/>
          <l>kein Tag sey ohne Thun: sollts auch ein Strich nur seyn.</l><lb/>
        </lg>
        <figure xml:id="figure-1596.1">
          <figure facs="graphic-1596-1.jpg"/>
        </figure>
      </div>
    </body>
    <back>
      <div type="index">
</div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 212/0342] Die Weide. DIe Weide bedeutet Keuschheit/ und Unfruchtbarkeit. Unfruchtbarkeit oder Keuschheit.Der Olivenbaum. DEr Olivenzweig zeiget den Frieden an: das Oel die Barmhertzigkeit und Freude. Mit einiger Art der Oliven ward auch Sieg und Uberwindung angedeutet. Friede. Barmhertzigkeit. Sieg.Der Weinstock. DIe Weintraube will von Frölichkeit und Freymütigkeit sagen. Frölichkeit. Freymütigkeit.Der Feigenbaum. DUrch die Feige wird angedeutet die Gütigkeit/ Sanfftmut und Freundlichkeit guthertziger Menschen; wie auch die Süssigkeit der Warheit. Süssigkeit. die Lieblichkeit der Warheit.Der Rosenstock. DUrch die Rose verstehen wir die Kürtze des schwachen menschlichen Lebens/ wegen ihrer Unbeständigkeit/ und weil sie in Dörnern wächset; gleichwie das menschliche Leben/ von vielem Jammer und Elend/ angefochten wird. Die Rose bedeutet auch Wollust der fleischlichen Liebe/ weil beyde in kurtzer Ergetzlichkeit bestehen. des Menschen kurtz- und schwaches Leben. Die weisse Lilie. DIe weisse Lilie bedeutet Reinigkeit des Gemüts/ wie auch Schönheit. Reinigkeit des Gemüts. Schönheit.Die Distel. DIe Distelblum/ so bald zergehet und verstäubet/ ist ein Konterfeyt der Schwachheit unsers menschlichen Lebens. des menschlichen Lebens Schwachheit.Ein Rohr. DEm Rohr affet die menschliche Schwachheit und Wanckelmut nach. Schwachheit und Wanckelmütigkeit.Der Kürbis. DEr Kürbis bedeutet Gesundheit: dann die alte Griechen zu sagen pflegten: So gesund als ein Kürbis. Gesundheit.Die Köhlstauden. DEr Weinstock oder die Traube zwischen zweyen Köhlstauden bedeutet verhinderte Fröligkeit: dann der Köhl ist dem Weinstock zuwidern. verhinderte Freude.Das Mohnhaupt. AN dem Mohn Kopffe hat uns die Natur eine Stadt entworffen/ die mit Mauren/ Strassen und vielem Volck bewohnet ist: dann also ist es inwendig unterscheiden/ und mit vielen Säcklein angefüllt. Stadt.Nulla dies sine Linea. Das Feuer feyret nicht. Die Flut stets fürter führet ihr Wesen. Sonn und Mond stets halten ihren Lauf. Kunstliebender! hier lern/ schau um dich und sieh’ auf. Dein Geist nie schlaffen soll: das Schaffen ihm gebühret. diß macht Kunst-drey belehrt. Der Fleiß dich lädet ein. kein Tag sey ohne Thun: sollts auch ein Strich nur seyn. [Abbildung [Abbildung] ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/342
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/342>, abgerufen am 21.11.2024.