Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Judae Barth/
der gefunden/ einen Wald zu nennen/ schickt sich nicht;
Luc. c. 5.Jenes Schiffel/ in welchem JEsus geprediget/ ein Schiff
zu nennen/ reimbt sich nicht. Docebat de navicula turbas.
Joan. 18.Jenen Bach Cedron/ wordurch die ohnmenschliche Hen-
ckers-Gesellen/ vnd Troßbuben den gebenedeyten JEsum
geschlaipffet haben/ einen Fluß zu nennen/ reimbt sich nit/
Psal. 109.zumahlen David selbsten sagt/ vnd singt. De torrente
in via bibet.
Jenes Königl in dem Evangelio/ einen
König zu nennen/ schickt sich nicht/ weilen es der heilige
Joan. c. 4.Geist selbsten also benambset. Erat quidam Regulus.
Warumb soll dann Zachaeus/ als klein von Persohn ein
Mann genennt werden/ vnd nicht ein Männl? Ecce,
Vir nomine Zachaeus.
Höre du grosser/ vnd mit langen
Häxen vnderstützter Polyphemus, was dir die Göttliche
Schrifft vnder die Nasen reibt/ weilen du so Nasenwi-
Eccl. 11.
v.
2.
tzig fragest: Non spernas hominem in visu suo, &
non laudes virum in specie sua:
Veracht einen
Menschen nicht auß seinem äusserlichen Anse-
hen/ vnd lobe einen Mann nicht vmb seiner
schönen Gestalt willen.
Zachaeus war klein von
Persohn/ daß er auch dessentwegen das Baumsteigen zu
hilff genommen/ damit er möchte über das Volck außse-
hen/ vnd nicht gar von dem groben Gesindl zertretten
wurde: dannoch aber gibt ihm der heilige Geist den schö-
nen Preyß-Nahmen eines Manns/ weilen die Mannheit/
Tugend vnd Tapfferkeit nicht von dem Leib/ sondern von
dem Gemüth abzumessen/ welches so groß kan seyn in ei-
nem kleinen Leib/ als in einem grossen.

Kombt her ihr überwachsene Beschnarcher/ ihr auff-
bäumbte Hopffen Säck/ ihr Goliathische Großschedl/
die ihr allein auff das äusserliche Gesicht/ vnd Gewicht
vil haltet. Kombt her/ vnd beschaut vil kleine Leuth/ die

euch

Deß Judæ Barth/
der gefunden/ einen Wald zu nennen/ ſchickt ſich nicht;
Luc. c. 5.Jenes Schiffel/ in welchem JEſus geprediget/ ein Schiff
zu nennen/ reimbt ſich nicht. Docebat de navicula turbas.
Joan. 18.Jenen Bach Cedron/ wordurch die ohnmenſchliche Hen-
ckers-Geſellen/ vnd Troßbuben den gebenedeyten JEſum
geſchlaipffet haben/ einen Fluß zu nennen/ reimbt ſich nit/
Pſal. 109.zumahlen David ſelbſten ſagt/ vnd ſingt. De torrente
in via bibet.
Jenes Koͤnigl in dem Evangelio/ einen
Koͤnig zu nennen/ ſchickt ſich nicht/ weilen es der heilige
Joan. c. 4.Geiſt ſelbſten alſo benambſet. Erat quidam Regulus.
Warumb ſoll dann Zachæus/ als klein von Perſohn ein
Mann genennt werden/ vnd nicht ein Maͤnnl? Ecce,
Vir nomine Zachæus.
Hoͤre du groſſer/ vnd mit langen
Haͤxen vnderſtuͤtzter Polyphemus, was dir die Goͤttliche
Schrifft vnder die Naſen reibt/ weilen du ſo Naſenwi-
Eccl. 11.
v.
2.
tzig frageſt: Non ſpernas hominem in viſu ſuo, &
non laudes virum in ſpecie ſuâ:
Veracht einen
Menſchen nicht auß ſeinem aͤuſſerlichen Anſe-
hen/ vnd lobe einen Mann nicht vmb ſeiner
ſchoͤnen Geſtalt willen.
Zachæus war klein von
Perſohn/ daß er auch deſſentwegen das Baumſteigen zu
hilff genommen/ damit er moͤchte uͤber das Volck außſe-
hen/ vnd nicht gar von dem groben Geſindl zertretten
wurde: dannoch aber gibt ihm der heilige Geiſt den ſchoͤ-
nen Preyß-Nahmen eines Manns/ weilen die Mannheit/
Tugend vnd Tapfferkeit nicht von dem Leib/ ſondern von
dem Gemuͤth abzumeſſen/ welches ſo groß kan ſeyn in ei-
nem kleinen Leib/ als in einem groſſen.

Kombt her ihr uͤberwachſene Beſchnarcher/ ihr auff-
baͤumbte Hopffen Saͤck/ ihr Goliathiſche Großſchedl/
die ihr allein auff das aͤuſſerliche Geſicht/ vnd Gewicht
vil haltet. Kombt her/ vnd beſchaut vil kleine Leuth/ die

euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="126"/><fw place="top" type="header">Deß Judæ Barth/</fw><lb/>
der gefunden/ einen Wald zu nennen/ &#x017F;chickt &#x017F;ich nicht;<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc. c.</hi> 5.</note>Jenes Schiffel/ in welchem JE&#x017F;us geprediget/ ein Schiff<lb/>
zu nennen/ reimbt &#x017F;ich nicht. <hi rendition="#aq">Docebat de navicula turbas.</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Joan.</hi> 18.</note>Jenen Bach Cedron/ wordurch die ohnmen&#x017F;chliche Hen-<lb/>
ckers-Ge&#x017F;ellen/ vnd Troßbuben den gebenedeyten JE&#x017F;um<lb/>
ge&#x017F;chlaipffet haben/ einen Fluß zu nennen/ reimbt &#x017F;ich nit/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 109.</note>zumahlen <hi rendition="#aq">David</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;agt/ vnd &#x017F;ingt. <hi rendition="#aq">De torrente<lb/>
in via bibet.</hi> Jenes Ko&#x0364;nigl in dem Evangelio/ einen<lb/>
Ko&#x0364;nig zu nennen/ &#x017F;chickt &#x017F;ich nicht/ weilen es der heilige<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Joan. c.</hi> 4.</note>Gei&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten al&#x017F;o benamb&#x017F;et. <hi rendition="#aq">Erat quidam Regulus.</hi><lb/>
Warumb &#x017F;oll dann Zach<hi rendition="#aq">æ</hi>us/ als klein von Per&#x017F;ohn ein<lb/>
Mann genennt werden/ vnd nicht ein Ma&#x0364;nnl? <hi rendition="#aq">Ecce,<lb/>
Vir nomine Zachæus.</hi> Ho&#x0364;re du gro&#x017F;&#x017F;er/ vnd mit langen<lb/>
Ha&#x0364;xen vnder&#x017F;tu&#x0364;tzter <hi rendition="#aq">Polyphemus,</hi> was dir die Go&#x0364;ttliche<lb/>
Schrifft vnder die Na&#x017F;en reibt/ weilen du &#x017F;o Na&#x017F;enwi-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Eccl. 11.<lb/>
v.</hi> 2.</note>tzig frage&#x017F;t: <hi rendition="#aq">Non &#x017F;pernas hominem in vi&#x017F;u &#x017F;uo, &amp;<lb/>
non laudes virum in &#x017F;pecie &#x017F;uâ:</hi> <hi rendition="#fr">Veracht einen<lb/>
Men&#x017F;chen nicht auß &#x017F;einem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen An&#x017F;e-<lb/>
hen/ vnd lobe einen Mann nicht vmb &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Ge&#x017F;talt willen.</hi> Zach<hi rendition="#aq">æ</hi>us war klein von<lb/>
Per&#x017F;ohn/ daß er auch de&#x017F;&#x017F;entwegen das Baum&#x017F;teigen zu<lb/>
hilff genommen/ damit er mo&#x0364;chte u&#x0364;ber das Volck auß&#x017F;e-<lb/>
hen/ vnd nicht gar von dem groben Ge&#x017F;indl zertretten<lb/>
wurde: dannoch aber gibt ihm der heilige Gei&#x017F;t den &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Preyß-Nahmen eines Manns/ weilen die Mannheit/<lb/>
Tugend vnd Tapfferkeit nicht von dem Leib/ &#x017F;ondern von<lb/>
dem Gemu&#x0364;th abzume&#x017F;&#x017F;en/ welches &#x017F;o groß kan &#x017F;eyn in ei-<lb/>
nem kleinen Leib/ als in einem gro&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Kombt her ihr u&#x0364;berwach&#x017F;ene Be&#x017F;chnarcher/ ihr auff-<lb/>
ba&#x0364;umbte Hopffen Sa&#x0364;ck/ ihr Goliathi&#x017F;che Groß&#x017F;chedl/<lb/>
die ihr allein auff das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Ge&#x017F;icht/ vnd Gewicht<lb/>
vil haltet. Kombt her/ vnd be&#x017F;chaut vil kleine Leuth/ die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">euch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0162] Deß Judæ Barth/ der gefunden/ einen Wald zu nennen/ ſchickt ſich nicht; Jenes Schiffel/ in welchem JEſus geprediget/ ein Schiff zu nennen/ reimbt ſich nicht. Docebat de navicula turbas. Jenen Bach Cedron/ wordurch die ohnmenſchliche Hen- ckers-Geſellen/ vnd Troßbuben den gebenedeyten JEſum geſchlaipffet haben/ einen Fluß zu nennen/ reimbt ſich nit/ zumahlen David ſelbſten ſagt/ vnd ſingt. De torrente in via bibet. Jenes Koͤnigl in dem Evangelio/ einen Koͤnig zu nennen/ ſchickt ſich nicht/ weilen es der heilige Geiſt ſelbſten alſo benambſet. Erat quidam Regulus. Warumb ſoll dann Zachæus/ als klein von Perſohn ein Mann genennt werden/ vnd nicht ein Maͤnnl? Ecce, Vir nomine Zachæus. Hoͤre du groſſer/ vnd mit langen Haͤxen vnderſtuͤtzter Polyphemus, was dir die Goͤttliche Schrifft vnder die Naſen reibt/ weilen du ſo Naſenwi- tzig frageſt: Non ſpernas hominem in viſu ſuo, & non laudes virum in ſpecie ſuâ: Veracht einen Menſchen nicht auß ſeinem aͤuſſerlichen Anſe- hen/ vnd lobe einen Mann nicht vmb ſeiner ſchoͤnen Geſtalt willen. Zachæus war klein von Perſohn/ daß er auch deſſentwegen das Baumſteigen zu hilff genommen/ damit er moͤchte uͤber das Volck außſe- hen/ vnd nicht gar von dem groben Geſindl zertretten wurde: dannoch aber gibt ihm der heilige Geiſt den ſchoͤ- nen Preyß-Nahmen eines Manns/ weilen die Mannheit/ Tugend vnd Tapfferkeit nicht von dem Leib/ ſondern von dem Gemuͤth abzumeſſen/ welches ſo groß kan ſeyn in ei- nem kleinen Leib/ als in einem groſſen. Luc. c. 5. Joan. 18. Pſal. 109. Joan. c. 4. Eccl. 11. v. 2. Kombt her ihr uͤberwachſene Beſchnarcher/ ihr auff- baͤumbte Hopffen Saͤck/ ihr Goliathiſche Großſchedl/ die ihr allein auff das aͤuſſerliche Geſicht/ vnd Gewicht vil haltet. Kombt her/ vnd beſchaut vil kleine Leuth/ die euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/162
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/162>, abgerufen am 24.11.2024.