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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judae Iscariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/
vnd sich selber nit auß der Schmarotz-Kost werffe. Ist
der Herr ein lauter Ehebrecher/ so nennt ihn der Schmeich-
ler einen galanten/ freundlichen Mann: ist der Herr ein
Geitzhalß/ so taufft ihn der Ohren-Titler einen guten
Würth: ist der Herr ein verlogener vnd falscher Böß-
wicht/ so haist ihn der Schmeichler ein Hoffmann: ist
der Herr ein Dieb/ vnd Partitenmacher/ so nennt ihn der
Zungen-Trescher ein wachtsamen Mann/ der auff das
seinige wol Achtung gibt/ ist der Herr ein stoltzer Feder-
Hanß/ der fast kein grüst/ so haist ihn der Schmeichler ein
ehrbaren Signor, &c. ist der Herr ein rothnasiger Wein-
grill/ vnd versoffener Badschwamm/ so nennt ihn der
Schmeichler einen lustigen Mann/ der ein Gläßl Wein
beschaid thut. Seithero die Schmeichler im Gang/ vnd
Klang/ vnd Prang seynd/ so ist die Leichtfertigkeit ein
Freundlichkeit/ der Zorn ein Ernst/ der Diebstall ein
Würthschafft/ die Schelmerey ein Politica, die Unzucht
ein Vertreulichkeit/ die Hoffart ein Modi, die Rachgie-
rigkeit ein Pravada, der Teuffel ein Engel worden. Sau-
bere Gesellen!

Psal. 140.

David der König bittet mit folgsamen Worten.
Oleum autem Peccatoris non impinguet caput meum:
Das Oel deß Sünders soll mein Kopff nicht saist ma-
chen. Was versteht David allhier für ein Oel? Scor-
pion-Oel? nein: Mandl-Oel? nein: Rosen-Oel? nein:
Lilien-Oel? nein: sondern er versteht hierdurch die
Schmeichlerey/ dann solche gantz lind/ vnd glimpfflich/
vnd sich mehreften Thail nur beym Haupt auffhaltet/
beym Haupt im Land/ beym Haupt in der Statt/ beym
Haupt im Closter/ beym Haupt im Hauß. Diß ist ein
Oel/ welches gar offt vnd vilfältig das Hauptwehe
verursachet.

In dem Leben deß H. Nicolai wird verzaichnet/ wie

daß

Judæ Iſcariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/
vnd ſich ſelber nit auß der Schmarotz-Koſt werffe. Iſt
der Herꝛ ein lauter Ehebrecher/ ſo nennt ihn der Schmeich-
ler einen galanten/ freundlichen Mann: iſt der Herꝛ ein
Geitzhalß/ ſo taufft ihn der Ohren-Titler einen guten
Wuͤrth: iſt der Herꝛ ein verlogener vnd falſcher Boͤß-
wicht/ ſo haiſt ihn der Schmeichler ein Hoffmann: iſt
der Herꝛ ein Dieb/ vnd Partitenmacher/ ſo nennt ihn der
Zungen-Treſcher ein wachtſamen Mann/ der auff das
ſeinige wol Achtung gibt/ iſt der Herꝛ ein ſtoltzer Feder-
Hanß/ der faſt kein gruͤſt/ ſo haiſt ihn der Schmeichler ein
ehrbaren Signor, &c. iſt der Herꝛ ein rothnaſiger Wein-
grill/ vnd verſoffener Badſchwamm/ ſo nennt ihn der
Schmeichler einen luſtigen Mann/ der ein Glaͤßl Wein
beſchaid thut. Seithero die Schmeichler im Gang/ vnd
Klang/ vnd Prang ſeynd/ ſo iſt die Leichtfertigkeit ein
Freundlichkeit/ der Zorn ein Ernſt/ der Diebſtall ein
Wuͤrthſchafft/ die Schelmerey ein Politica, die Unzucht
ein Vertreulichkeit/ die Hoffart ein Modi, die Rachgie-
rigkeit ein Pravada, der Teuffel ein Engel worden. Sau-
bere Geſellen!

Pſal. 140.

David der Koͤnig bittet mit folgſamen Worten.
Oleum autem Peccatoris non impinguet caput meum:
Das Oel deß Suͤnders ſoll mein Kopff nicht ſaiſt ma-
chen. Was verſteht David allhier fuͤr ein Oel? Scor-
pion-Oel? nein: Mandl-Oel? nein: Roſen-Oel? nein:
Lilien-Oel? nein: ſondern er verſteht hierdurch die
Schmeichlerey/ dann ſolche gantz lind/ vnd glimpfflich/
vnd ſich mehreften Thail nur beym Haupt auffhaltet/
beym Haupt im Land/ beym Haupt in der Statt/ beym
Haupt im Cloſter/ beym Haupt im Hauß. Diß iſt ein
Oel/ welches gar offt vnd vilfaͤltig das Hauptwehe
verurſachet.

In dem Leben deß H. Nicolai wird verzaichnet/ wie

daß
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[168/0204] Judæ Iſcariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/ vnd ſich ſelber nit auß der Schmarotz-Koſt werffe. Iſt der Herꝛ ein lauter Ehebrecher/ ſo nennt ihn der Schmeich- ler einen galanten/ freundlichen Mann: iſt der Herꝛ ein Geitzhalß/ ſo taufft ihn der Ohren-Titler einen guten Wuͤrth: iſt der Herꝛ ein verlogener vnd falſcher Boͤß- wicht/ ſo haiſt ihn der Schmeichler ein Hoffmann: iſt der Herꝛ ein Dieb/ vnd Partitenmacher/ ſo nennt ihn der Zungen-Treſcher ein wachtſamen Mann/ der auff das ſeinige wol Achtung gibt/ iſt der Herꝛ ein ſtoltzer Feder- Hanß/ der faſt kein gruͤſt/ ſo haiſt ihn der Schmeichler ein ehrbaren Signor, &c. iſt der Herꝛ ein rothnaſiger Wein- grill/ vnd verſoffener Badſchwamm/ ſo nennt ihn der Schmeichler einen luſtigen Mann/ der ein Glaͤßl Wein beſchaid thut. Seithero die Schmeichler im Gang/ vnd Klang/ vnd Prang ſeynd/ ſo iſt die Leichtfertigkeit ein Freundlichkeit/ der Zorn ein Ernſt/ der Diebſtall ein Wuͤrthſchafft/ die Schelmerey ein Politica, die Unzucht ein Vertreulichkeit/ die Hoffart ein Modi, die Rachgie- rigkeit ein Pravada, der Teuffel ein Engel worden. Sau- bere Geſellen! David der Koͤnig bittet mit folgſamen Worten. Oleum autem Peccatoris non impinguet caput meum: Das Oel deß Suͤnders ſoll mein Kopff nicht ſaiſt ma- chen. Was verſteht David allhier fuͤr ein Oel? Scor- pion-Oel? nein: Mandl-Oel? nein: Roſen-Oel? nein: Lilien-Oel? nein: ſondern er verſteht hierdurch die Schmeichlerey/ dann ſolche gantz lind/ vnd glimpfflich/ vnd ſich mehreften Thail nur beym Haupt auffhaltet/ beym Haupt im Land/ beym Haupt in der Statt/ beym Haupt im Cloſter/ beym Haupt im Hauß. Diß iſt ein Oel/ welches gar offt vnd vilfaͤltig das Hauptwehe verurſachet. In dem Leben deß H. Nicolai wird verzaichnet/ wie daß

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/204>, abgerufen am 27.11.2024.