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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas Anfangs fromm/
S. Bern.
lib. dePass.
Dom. c.
14.
Unschuld bey der Gelegenheit: es kan ein Heil. Felix vn-
glückseelig werden bey der Gelegenheit. De quantis legi-
mus viris in vigilijs, in jejunijs, in laboribus supra hu-
manum modum, imo in miraculis coruscantibus, qui
ceciderunt.

Ein Narr kan vns ein Doctor seyn. Jacobus Bider-
mannus
registrirt von etlichen Phantasten/ welche seltza-
me Fausen/ wunderliche Einbildungen/ Hipocondrische
Grillen im Hirn hatten. Under anderen war einer/ der ist
der halßstärrigen Einbildung gewest/ daß er von lauter
Glaß seye/ wessenthalben er allen Leuthen wehemüthig zu-
geschryen/ sie sollen doch nicht an ihn anstossen. Sitzen
wolt er auch auff kein Weiß/ auß Forcht/ der hindere
Stock möchte zu Trümmern gehen. Disem allbern Men-
schen können wir mit allem Lob nachfolgen/ vnd vns ver-
ständig einbilden/ wir seynd vom Glaß/ ja gebrechlicher
als Glaß; ein geringer Augenblicker kan vns das gantze
Gebäu der Heiligkeit zu Boden werffen/ wie ein kleines
Stainl die grosse Bildnuß Nabucbodonosoris. In dem
anderten Buch der Machabaeer am ersten Capittl liset
man/ daß ein dickes Wasser seye zu Feur worden. Ist ja
vil. Aber man hat layder auch öffter erfahren/ daß etliche
Geistliche durch Clösterliche Disciplin also der Welt ver-
gessen/ daß sie gleichsamb wie Wasser werden ohne wenig-
sten Funcken einer vngezimbten Lieb. Nachdem sie aber
wider zur Gelegenheit kommen/ ist solches Wasser in Feur
verkehrt worden. War nit Jacobus der Einsidler ein Hei-
liger? durch die Gelegenheit ist er dannoch spöttlich gefal-
len. War nit Maria, ein Baaß deß Abrahams, ein Hei-
lige? dannoch durch die Gelegenheit in gröste Sünden ge-
rathen.

Absonderlich muß das schwache Weiber-Geschlecht
die Gelegenheit fliehen/ forderist die Jungfrauen. Dann

ein

Judas Anfangs fromm/
S. Bern.
lib. dePaſſ.
Dom. c.
14.
Unſchuld bey der Gelegenheit: es kan ein Heil. Felix vn-
gluͤckſeelig werden bey der Gelegenheit. De quantis legi-
mus viris in vigilijs, in jejunijs, in laboribus ſupra hu-
manum modum, imò in miraculis coruſcantibus, qui
ceciderunt.

Ein Narꝛ kan vns ein Doctor ſeyn. Jacobus Bider-
mannus
regiſtrirt von etlichen Phantaſten/ welche ſeltza-
me Fauſen/ wunderliche Einbildungen/ Hipocondriſche
Grillen im Hirn hatten. Under anderen war einer/ der iſt
der halßſtaͤrrigen Einbildung geweſt/ daß er von lauter
Glaß ſeye/ weſſenthalben er allen Leuthen wehemuͤthig zu-
geſchryen/ ſie ſollen doch nicht an ihn anſtoſſen. Sitzen
wolt er auch auff kein Weiß/ auß Forcht/ der hindere
Stock moͤchte zu Truͤmmern gehen. Diſem allbern Men-
ſchen koͤnnen wir mit allem Lob nachfolgen/ vnd vns ver-
ſtaͤndig einbilden/ wir ſeynd vom Glaß/ ja gebrechlicher
als Glaß; ein geringer Augenblicker kan vns das gantze
Gebaͤu der Heiligkeit zu Boden werffen/ wie ein kleines
Stainl die groſſe Bildnuß Nabucbodonoſoris. In dem
anderten Buch der Machabæer am erſten Capittl liſet
man/ daß ein dickes Waſſer ſeye zu Feur worden. Iſt ja
vil. Aber man hat layder auch oͤffter erfahren/ daß etliche
Geiſtliche durch Cloͤſterliche Diſciplin alſo der Welt ver-
geſſen/ daß ſie gleichſamb wie Waſſer werden ohne wenig-
ſten Funcken einer vngezimbten Lieb. Nachdem ſie aber
wider zur Gelegenheit kommen/ iſt ſolches Waſſer in Feur
verkehrt worden. War nit Jacobus der Einſidler ein Hei-
liger? durch die Gelegenheit iſt er dannoch ſpoͤttlich gefal-
len. War nit Maria, ein Baaß deß Abrahams, ein Hei-
lige? dannoch durch die Gelegenheit in groͤſte Suͤnden ge-
rathen.

Abſonderlich muß das ſchwache Weiber-Geſchlecht
die Gelegenheit fliehen/ forderiſt die Jungfrauen. Dann

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[296/0332] Judas Anfangs fromm/ Unſchuld bey der Gelegenheit: es kan ein Heil. Felix vn- gluͤckſeelig werden bey der Gelegenheit. De quantis legi- mus viris in vigilijs, in jejunijs, in laboribus ſupra hu- manum modum, imò in miraculis coruſcantibus, qui ceciderunt. S. Bern. lib. dePaſſ. Dom. c. 14. Ein Narꝛ kan vns ein Doctor ſeyn. Jacobus Bider- mannus regiſtrirt von etlichen Phantaſten/ welche ſeltza- me Fauſen/ wunderliche Einbildungen/ Hipocondriſche Grillen im Hirn hatten. Under anderen war einer/ der iſt der halßſtaͤrrigen Einbildung geweſt/ daß er von lauter Glaß ſeye/ weſſenthalben er allen Leuthen wehemuͤthig zu- geſchryen/ ſie ſollen doch nicht an ihn anſtoſſen. Sitzen wolt er auch auff kein Weiß/ auß Forcht/ der hindere Stock moͤchte zu Truͤmmern gehen. Diſem allbern Men- ſchen koͤnnen wir mit allem Lob nachfolgen/ vnd vns ver- ſtaͤndig einbilden/ wir ſeynd vom Glaß/ ja gebrechlicher als Glaß; ein geringer Augenblicker kan vns das gantze Gebaͤu der Heiligkeit zu Boden werffen/ wie ein kleines Stainl die groſſe Bildnuß Nabucbodonoſoris. In dem anderten Buch der Machabæer am erſten Capittl liſet man/ daß ein dickes Waſſer ſeye zu Feur worden. Iſt ja vil. Aber man hat layder auch oͤffter erfahren/ daß etliche Geiſtliche durch Cloͤſterliche Diſciplin alſo der Welt ver- geſſen/ daß ſie gleichſamb wie Waſſer werden ohne wenig- ſten Funcken einer vngezimbten Lieb. Nachdem ſie aber wider zur Gelegenheit kommen/ iſt ſolches Waſſer in Feur verkehrt worden. War nit Jacobus der Einſidler ein Hei- liger? durch die Gelegenheit iſt er dannoch ſpoͤttlich gefal- len. War nit Maria, ein Baaß deß Abrahams, ein Hei- lige? dannoch durch die Gelegenheit in groͤſte Suͤnden ge- rathen. Abſonderlich muß das ſchwache Weiber-Geſchlecht die Gelegenheit fliehen/ forderiſt die Jungfrauen. Dann ein

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/332>, abgerufen am 22.11.2024.