Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas machet auß dem stehlen ein Gewonheit/

In der Arch Noe ist gewest der Löw/ vnd der hat bri-
let: es ist gewest der Wolff/ vnd der hat geheult: es ist
gewest der Hund/ der hat gebellt: es ist gewest der Fuchs/
der hat kiert: es ist gewest das Lämbl/ vnd das hat blert:
es ist gewest die Gaiß/ vnd die hat gemegitzt: es ist gewest
die Henn/ die hat gagitzt: es ist gewest die Katz/ vnnd die
hat gemaugitzet. In Summa alle Thier waren in der
Archen; aber was das wunderbarlichste war/ so hat eines
das andere im mindesten nit belaydiget. Der Löw/ so sonst
allen Thieren die Zähn zaigt/ war dazumahl gantz fromb:
der Wolff/ der sonsten den Lämbl die Wohl zaust/ war da-
zumahl gantz fromm: der Hund/ so sonsten denen Katzen
ihren Beltz zertrennt/ war dazumahlen gantz fromm:
der Fuchs/ so sonsten denen Hennern die Federn schneid/
war dazumahlen gantz fromm: alle/ vnd jede waren fromb/
so lang der Sündfluß gewehrt/ vnd sie in der Archen wa-
ren; so bald sich aber dise allgemaine Straff geendet/ so
haben sie ihre Natur nicht lassen können. Der Wolff ist
wider über das Lämblfleisch: der Fuchs wider über das Fe-
der-Wildbrät/ etc. Wann der gerechte Gott ein allgemai-
ne Straff schicket/ benanntlich Pest/ Hunger/ Krieg/ etc.
so lang dise wehret/ so halten wir vns ein wenig innen.
Wie die grassierende Sucht vns Anno: 679. vnd 80. als
ein kleiner Sündfluß den Kopff gewaschen/ da war alles
fromm; da hat schier offt mancher gebett/ daß ihme die
Zähn seynd roglich worden: da hat man geseufftzt/ wie ein
gantzer Wald voll Turtl-Tauben: da hat man den Jo-
nas ins Wasser geworffen/ will sagen/ alle Sünd be-
waint: da hat man auff die Brust geschlagen/ als
wolt man vnsern HErrn ein Feuer-Werck machen/
welches von lautern solchen Schläg/ vnnd Inbrunst:
da hat man in allen Händen Rosenkräntz tragen/ vnnd
wo vorhero so vil Knöpff waren/ ist gleichsamb das Land

Judas machet auß dem ſtehlen ein Gewonheit/

In der Arch Noë iſt geweſt der Loͤw/ vnd der hat bri-
let: es iſt geweſt der Wolff/ vnd der hat geheult: es iſt
geweſt der Hund/ der hat gebellt: es iſt geweſt der Fuchs/
der hat kiert: es iſt geweſt das Laͤmbl/ vnd das hat blert:
es iſt geweſt die Gaiß/ vnd die hat gemegitzt: es iſt geweſt
die Henn/ die hat gagitzt: es iſt geweſt die Katz/ vnnd die
hat gemaugitzet. In Summa alle Thier waren in der
Archen; aber was das wunderbarlichſte war/ ſo hat eines
das andere im mindeſten nit belaydiget. Der Loͤw/ ſo ſonſt
allen Thieren die Zaͤhn zaigt/ war dazumahl gantz fromb:
der Wolff/ der ſonſten den Laͤmbl die Wohl zauſt/ war da-
zumahl gantz fromm: der Hund/ ſo ſonſten denen Katzen
ihren Beltz zertrennt/ war dazumahlen gantz fromm:
der Fuchs/ ſo ſonſten denen Hennern die Federn ſchneid/
war dazumahlen gantz fromm: alle/ vnd jede waren fromb/
ſo lang der Suͤndfluß gewehrt/ vnd ſie in der Archen wa-
ren; ſo bald ſich aber diſe allgemaine Straff geendet/ ſo
haben ſie ihre Natur nicht laſſen koͤnnen. Der Wolff iſt
wider uͤber das Laͤmblfleiſch: der Fuchs wider uͤber das Fe-
der-Wildbraͤt/ ꝛc. Wann der gerechte Gott ein allgemai-
ne Straff ſchicket/ benanntlich Peſt/ Hunger/ Krieg/ ꝛc.
ſo lang diſe wehret/ ſo halten wir vns ein wenig innen.
Wie die graſſierende Sucht vns Anno: 679. vnd 80. als
ein kleiner Suͤndfluß den Kopff gewaſchen/ da war alles
fromm; da hat ſchier offt mancher gebett/ daß ihme die
Zaͤhn ſeynd roglich worden: da hat man geſeufftzt/ wie ein
gantzer Wald voll Turtl-Tauben: da hat man den Jo-
nas ins Waſſer geworffen/ will ſagen/ alle Suͤnd be-
waint: da hat man auff die Bruſt geſchlagen/ als
wolt man vnſern HErꝛn ein Feuer-Werck machen/
welches von lautern ſolchen Schlaͤg/ vnnd Inbrunſt:
da hat man in allen Haͤnden Roſenkraͤntz tragen/ vnnd
wo vorhero ſo vil Knoͤpff waren/ iſt gleichſamb das Land

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[404/0440] Judas machet auß dem ſtehlen ein Gewonheit/ In der Arch Noë iſt geweſt der Loͤw/ vnd der hat bri- let: es iſt geweſt der Wolff/ vnd der hat geheult: es iſt geweſt der Hund/ der hat gebellt: es iſt geweſt der Fuchs/ der hat kiert: es iſt geweſt das Laͤmbl/ vnd das hat blert: es iſt geweſt die Gaiß/ vnd die hat gemegitzt: es iſt geweſt die Henn/ die hat gagitzt: es iſt geweſt die Katz/ vnnd die hat gemaugitzet. In Summa alle Thier waren in der Archen; aber was das wunderbarlichſte war/ ſo hat eines das andere im mindeſten nit belaydiget. Der Loͤw/ ſo ſonſt allen Thieren die Zaͤhn zaigt/ war dazumahl gantz fromb: der Wolff/ der ſonſten den Laͤmbl die Wohl zauſt/ war da- zumahl gantz fromm: der Hund/ ſo ſonſten denen Katzen ihren Beltz zertrennt/ war dazumahlen gantz fromm: der Fuchs/ ſo ſonſten denen Hennern die Federn ſchneid/ war dazumahlen gantz fromm: alle/ vnd jede waren fromb/ ſo lang der Suͤndfluß gewehrt/ vnd ſie in der Archen wa- ren; ſo bald ſich aber diſe allgemaine Straff geendet/ ſo haben ſie ihre Natur nicht laſſen koͤnnen. Der Wolff iſt wider uͤber das Laͤmblfleiſch: der Fuchs wider uͤber das Fe- der-Wildbraͤt/ ꝛc. Wann der gerechte Gott ein allgemai- ne Straff ſchicket/ benanntlich Peſt/ Hunger/ Krieg/ ꝛc. ſo lang diſe wehret/ ſo halten wir vns ein wenig innen. Wie die graſſierende Sucht vns Anno: 679. vnd 80. als ein kleiner Suͤndfluß den Kopff gewaſchen/ da war alles fromm; da hat ſchier offt mancher gebett/ daß ihme die Zaͤhn ſeynd roglich worden: da hat man geſeufftzt/ wie ein gantzer Wald voll Turtl-Tauben: da hat man den Jo- nas ins Waſſer geworffen/ will ſagen/ alle Suͤnd be- waint: da hat man auff die Bruſt geſchlagen/ als wolt man vnſern HErꝛn ein Feuer-Werck machen/ welches von lautern ſolchen Schlaͤg/ vnnd Inbrunſt: da hat man in allen Haͤnden Roſenkraͤntz tragen/ vnnd wo vorhero ſo vil Knoͤpff waren/ iſt gleichſamb das Land zu

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Zitationshilfe:	Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/440>, abgerufen am 22.11.2024.

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