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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas war ein vnverschambter Lugner/ etc.
händiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes,
oder ein anderer Apostel befraget; wie vil diser oder jener
Herr habe gespendiret? da hat mehresten Theil der saubere
Judas weniger angesaget/ vnnd also im liegen gar nicht
schamroth worden; auch hat diser verstohlene Cassier gar
offt seinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da
ihn Christus sein Maister gefraget/ wo er seye gewesen?Clodinius
Dom. 1.
Quadrag.
fol.
9.

hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geschütt/ spre-
chend/ er habe einen Krancken besucht. Wann er allzeit
hätte ein Maultaschen (nach dem Teutschen Sprichwort)
müssen außhalten/ so offt er gelogen; ich halt darvor/
der Dieb wär selten ohne geschwollene Backen gewest.

Vil schöne Music in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/
an vilen Freuden-Fest/ mit vilen Instrumenten seynd ge-
halten worden im alten Testament/ also bezeugt es die H.
Schrifft selbsten Lib. 2. Reg. c. 6. Lib. 1. Para. c. 13. &
14. cap. 16. c. 25. Lib. 2. Para. cap. 5. cap. 29. Lib. Ju-
dith. c.
16. Bey diser erschallender Music hat man hö-
ren lassen die Trummel/ aber nie ein Pfeiffen/ die Posau-
nen/ aber nie ein Pfeiffen/ die Leyren/ aber nie ein Pfeif-
fen/ die Cincken/ aber nie ein Pfeiffen/ die Cithern/ aber nie
ein Pfeiffen/ die Cymalen/ aber nie ein Pfeiffen/ etc. aus-
ser ein einigsmahl/ wie der stoltze vnd übermüthige Nabu-
chodonosor
ein guldenes Bild hat auffgericht/ vnd bey
diser Solennitet seine Vasallen musten erscheinen/ vnd di-
sen guldenen Götzen anbetten mit gebognen Knyen. Da-
zumahlen hat man neben andern Musicalischen Instru-
menten auch die Pfeiffen genommen/ sonsten nie. Aber
gar recht damahls die Pfeiffen/ dann es war gar ein hässige
Lug/ vnd vnverschambte Lug/ daß diser guldene TrampelDan. 3.
ein Gott seye/ destwegen ist gar recht beschehen/ daß man
darzu pfiffen hat.

Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen

solte
K k k 3

Judas war ein vnverſchambter Lugner/ ꝛc.
haͤndiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes,
oder ein anderer Apoſtel befraget; wie vil diſer oder jener
Herꝛ habe geſpendiret? da hat mehreſten Theil der ſaubere
Judas weniger angeſaget/ vnnd alſo im liegen gar nicht
ſchamroth worden; auch hat diſer verſtohlene Caſſier gar
offt ſeinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da
ihn Chriſtus ſein Maiſter gefraget/ wo er ſeye geweſen?Clodinius
Dom. 1.
Quadrag.
fol.
9.

hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geſchuͤtt/ ſpre-
chend/ er habe einen Krancken beſucht. Wann er allzeit
haͤtte ein Maultaſchen (nach dem Teutſchen Sprichwort)
muͤſſen außhalten/ ſo offt er gelogen; ich halt darvor/
der Dieb waͤr ſelten ohne geſchwollene Backen geweſt.

Vil ſchoͤne Muſic in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/
an vilen Freuden-Feſt/ mit vilen Inſtrumenten ſeynd ge-
halten worden im alten Teſtament/ alſo bezeugt es die H.
Schrifft ſelbſten Lib. 2. Reg. c. 6. Lib. 1. Para. c. 13. &
14. cap. 16. c. 25. Lib. 2. Para. cap. 5. cap. 29. Lib. Ju-
dith. c.
16. Bey diſer erſchallender Muſic hat man hoͤ-
ren laſſen die Trummel/ aber nie ein Pfeiffen/ die Poſau-
nen/ aber nie ein Pfeiffen/ die Leyren/ aber nie ein Pfeif-
fen/ die Cincken/ aber nie ein Pfeiffen/ die Cithern/ aber nie
ein Pfeiffen/ die Cymalen/ aber nie ein Pfeiffen/ ꝛc. auſ-
ſer ein einigsmahl/ wie der ſtoltze vnd uͤbermuͤthige Nabu-
chodonoſor
ein guldenes Bild hat auffgericht/ vnd bey
diſer Solennitet ſeine Vaſallen muſten erſcheinen/ vnd di-
ſen guldenen Goͤtzen anbetten mit gebognen Knyen. Da-
zumahlen hat man neben andern Muſicaliſchen Inſtru-
menten auch die Pfeiffen genommen/ ſonſten nie. Aber
gar recht damahls die Pfeiffen/ dann es war gar ein haͤſſige
Lug/ vnd vnverſchambte Lug/ daß diſer guldene TrampelDan. 3.
ein Gott ſeye/ deſtwegen iſt gar recht beſchehen/ daß man
darzu pfiffen hat.

Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen

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[445/0481] Judas war ein vnverſchambter Lugner/ ꝛc. haͤndiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes, oder ein anderer Apoſtel befraget; wie vil diſer oder jener Herꝛ habe geſpendiret? da hat mehreſten Theil der ſaubere Judas weniger angeſaget/ vnnd alſo im liegen gar nicht ſchamroth worden; auch hat diſer verſtohlene Caſſier gar offt ſeinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da ihn Chriſtus ſein Maiſter gefraget/ wo er ſeye geweſen? hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geſchuͤtt/ ſpre- chend/ er habe einen Krancken beſucht. Wann er allzeit haͤtte ein Maultaſchen (nach dem Teutſchen Sprichwort) muͤſſen außhalten/ ſo offt er gelogen; ich halt darvor/ der Dieb waͤr ſelten ohne geſchwollene Backen geweſt. Clodinius Dom. 1. Quadrag. fol. 9. Vil ſchoͤne Muſic in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/ an vilen Freuden-Feſt/ mit vilen Inſtrumenten ſeynd ge- halten worden im alten Teſtament/ alſo bezeugt es die H. Schrifft ſelbſten Lib. 2. Reg. c. 6. Lib. 1. Para. c. 13. & 14. cap. 16. c. 25. Lib. 2. Para. cap. 5. cap. 29. Lib. Ju- dith. c. 16. Bey diſer erſchallender Muſic hat man hoͤ- ren laſſen die Trummel/ aber nie ein Pfeiffen/ die Poſau- nen/ aber nie ein Pfeiffen/ die Leyren/ aber nie ein Pfeif- fen/ die Cincken/ aber nie ein Pfeiffen/ die Cithern/ aber nie ein Pfeiffen/ die Cymalen/ aber nie ein Pfeiffen/ ꝛc. auſ- ſer ein einigsmahl/ wie der ſtoltze vnd uͤbermuͤthige Nabu- chodonoſor ein guldenes Bild hat auffgericht/ vnd bey diſer Solennitet ſeine Vaſallen muſten erſcheinen/ vnd di- ſen guldenen Goͤtzen anbetten mit gebognen Knyen. Da- zumahlen hat man neben andern Muſicaliſchen Inſtru- menten auch die Pfeiffen genommen/ ſonſten nie. Aber gar recht damahls die Pfeiffen/ dann es war gar ein haͤſſige Lug/ vnd vnverſchambte Lug/ daß diſer guldene Trampel ein Gott ſeye/ deſtwegen iſt gar recht beſchehen/ daß man darzu pfiffen hat. Dan. 3. Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen ſolte K k k 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/481>, abgerufen am 22.11.2024.