Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas war ein vnverschambter Lugner/ etc. händiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes,oder ein anderer Apostel befraget; wie vil diser oder jener Herr habe gespendiret? da hat mehresten Theil der saubere Judas weniger angesaget/ vnnd also im liegen gar nicht schamroth worden; auch hat diser verstohlene Cassier gar offt seinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da ihn Christus sein Maister gefraget/ wo er seye gewesen?Clodinius Dom. 1. Quadrag. fol. 9. hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geschütt/ spre- chend/ er habe einen Krancken besucht. Wann er allzeit hätte ein Maultaschen (nach dem Teutschen Sprichwort) müssen außhalten/ so offt er gelogen; ich halt darvor/ der Dieb wär selten ohne geschwollene Backen gewest. Vil schöne Music in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/ Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen solte K k k 3
Judas war ein vnverſchambter Lugner/ ꝛc. haͤndiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes,oder ein anderer Apoſtel befraget; wie vil diſer oder jener Herꝛ habe geſpendiret? da hat mehreſten Theil der ſaubere Judas weniger angeſaget/ vnnd alſo im liegen gar nicht ſchamroth worden; auch hat diſer verſtohlene Caſſier gar offt ſeinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da ihn Chriſtus ſein Maiſter gefraget/ wo er ſeye geweſen?Clodinius Dom. 1. Quadrag. fol. 9. hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geſchuͤtt/ ſpre- chend/ er habe einen Krancken beſucht. Wann er allzeit haͤtte ein Maultaſchen (nach dem Teutſchen Sprichwort) muͤſſen außhalten/ ſo offt er gelogen; ich halt darvor/ der Dieb waͤr ſelten ohne geſchwollene Backen geweſt. Vil ſchoͤne Muſic in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/ Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen ſolte K k k 3
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Judas war ein vnverſchambter Lugner/ ꝛc.
haͤndiget. So ihme nachmahls der Petrus, oder Joannes,
oder ein anderer Apoſtel befraget; wie vil diſer oder jener
Herꝛ habe geſpendiret? da hat mehreſten Theil der ſaubere
Judas weniger angeſaget/ vnnd alſo im liegen gar nicht
ſchamroth worden; auch hat diſer verſtohlene Caſſier gar
offt ſeinem Weib Gelt in das Hauß gebracht. Vnd da
ihn Chriſtus ſein Maiſter gefraget/ wo er ſeye geweſen?
hat er gleich ein patzete Lug auß dem Ermbl geſchuͤtt/ ſpre-
chend/ er habe einen Krancken beſucht. Wann er allzeit
haͤtte ein Maultaſchen (nach dem Teutſchen Sprichwort)
muͤſſen außhalten/ ſo offt er gelogen; ich halt darvor/
der Dieb waͤr ſelten ohne geſchwollene Backen geweſt.
Clodinius
Dom. 1.
Quadrag.
fol. 9.
Vil ſchoͤne Muſic in vilen Orthen/ von vilen Leuthen/
an vilen Freuden-Feſt/ mit vilen Inſtrumenten ſeynd ge-
halten worden im alten Teſtament/ alſo bezeugt es die H.
Schrifft ſelbſten Lib. 2. Reg. c. 6. Lib. 1. Para. c. 13. &
14. cap. 16. c. 25. Lib. 2. Para. cap. 5. cap. 29. Lib. Ju-
dith. c. 16. Bey diſer erſchallender Muſic hat man hoͤ-
ren laſſen die Trummel/ aber nie ein Pfeiffen/ die Poſau-
nen/ aber nie ein Pfeiffen/ die Leyren/ aber nie ein Pfeif-
fen/ die Cincken/ aber nie ein Pfeiffen/ die Cithern/ aber nie
ein Pfeiffen/ die Cymalen/ aber nie ein Pfeiffen/ ꝛc. auſ-
ſer ein einigsmahl/ wie der ſtoltze vnd uͤbermuͤthige Nabu-
chodonoſor ein guldenes Bild hat auffgericht/ vnd bey
diſer Solennitet ſeine Vaſallen muſten erſcheinen/ vnd di-
ſen guldenen Goͤtzen anbetten mit gebognen Knyen. Da-
zumahlen hat man neben andern Muſicaliſchen Inſtru-
menten auch die Pfeiffen genommen/ ſonſten nie. Aber
gar recht damahls die Pfeiffen/ dann es war gar ein haͤſſige
Lug/ vnd vnverſchambte Lug/ daß diſer guldene Trampel
ein Gott ſeye/ deſtwegen iſt gar recht beſchehen/ daß man
darzu pfiffen hat.
Dan. 3.
Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeiffen
ſolte
K k k 3
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