Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Danck-Predig. außgeschriben/ alle Bäumer kommen zusammen/ gebenihre Stimm/ vnd ersuchen ihrer Drey nacheinander/ ha- ben aber von allen dreyen ein Korb erhalten. Bitten erst- lich den Feigenbaum/ er wolle die Cron annemmen/ vnd als ein gevollmächtigter Herr über sie herrschen. Impera nobis. Nein/ es kan nicht seyn/ das war der erste Korb. Sie bitten nachmals den Weinstock/ er wolle dise Würde antretten. Nein/ es kan nicht seyn/ das ware der andere Korb. Nach solchem tragen sie die Königliche Würde dem Oelbaum an/ welcher sich gleichmässig entschuldiget. Nein/ es kan nit seyn/ das war der dritte Korb. Das soll denen Bäumern wol haben in die Nasen geraucht/ abson- derlich dem Cederbaum/ dann diser ist gar ein hochmüthi- ger Gesell: auch dem Aichbaum/ dann diser ohne das ein grober Knispl: wol auch dem Holtzapffelbaum/ dann di- ser fast allzeit ein saurs Gesicht macht. Sie mögen es em- pfunden haben oder nicht/ so haben sie doch drey Körb be- kommen. Denen Grätzeren ist es weit glücklicher abgan- gen/ video homines, velut arbores, wie dann jener Blinde nit übel von der Farb geredet/ in dem er die Menschen für Baumer angesehen. Vor 5. Jahren waren wir allhier zu Grätz solche Bäumer/ vnder welchen der grimmige Todt sein Tyranney starck an Tag geben/ dann er ja nit wenig vmb- gehaut/ solches ware ein sattsame Ursach/ daß sie auch ei- nen König gesucht/ der sie in Schutz vnd Protection möch- te auffnemmen; haben erstlich ersucht den Feigenbaum; Impera nobis, er wol ihr König seyn/ durch den Feigen- baum wird verstanden GOtt der Vatter/ welcher die süsse- ste Frucht getragen/ nemblichen das Göttliche Wort/ sei- nen eingebohrnen Sohn: Sie haben ersucht den Wein- stock/ verstehe hierdurch die andere Person/ welche in dem Evangelio spricht/ Ego sum vitis vera, ich bin der wahre Weinstock/ Impera nobis. Sie haben gebetten den Oel- baum/
Danck-Predig. außgeſchriben/ alle Baͤumer kommen zuſammen/ gebenihre Stimm/ vnd erſuchen ihrer Drey nacheinander/ ha- ben aber von allen dreyen ein Korb erhalten. Bitten erſt- lich den Feigenbaum/ er wolle die Cron annemmen/ vnd als ein gevollmaͤchtigter Herꝛ uͤber ſie herꝛſchen. Impera nobis. Nein/ es kan nicht ſeyn/ das war der erſte Korb. Sie bitten nachmals den Weinſtock/ er wolle diſe Wuͤrde antretten. Nein/ es kan nicht ſeyn/ das ware der andere Korb. Nach ſolchem tragen ſie die Koͤnigliche Wuͤrde dem Oelbaum an/ welcher ſich gleichmaͤſſig entſchuldiget. Nein/ es kan nit ſeyn/ das war der dritte Korb. Das ſoll denen Baͤumern wol haben in die Naſen geraucht/ abſon- derlich dem Cederbaum/ dann diſer iſt gar ein hochmuͤthi- ger Geſell: auch dem Aichbaum/ dann diſer ohne das ein grober Kniſpl: wol auch dem Holtzapffelbaum/ dann di- ſer faſt allzeit ein ſaurs Geſicht macht. Sie moͤgen es em- pfunden haben oder nicht/ ſo haben ſie doch drey Koͤrb be- kommen. Denen Graͤtzeren iſt es weit gluͤcklicher abgan- gen/ video homines, velut arbores, wie dan̄ jener Blinde nit uͤbel von der Farb geredet/ in dem er die Menſchen fuͤr Baumer angeſehen. Vor 5. Jahren waren wir allhier zu Graͤtz ſolche Baͤumer/ vnder welchen der grim̄ige Todt ſein Tyranney ſtarck an Tag geben/ dann er ja nit wenig vmb- gehaut/ ſolches ware ein ſattſame Urſach/ daß ſie auch ei- nen Koͤnig geſucht/ der ſie in Schutz vnd Protection moͤch- te auffnemmen; haben erſtlich erſucht den Feigenbaum; Impera nobis, er wol ihr Koͤnig ſeyn/ durch den Feigen- baum wird verſtanden GOtt der Vatter/ welcher die ſuͤſſe- ſte Frucht getragen/ nemblichen das Goͤttliche Wort/ ſei- nen eingebohrnen Sohn: Sie haben erſucht den Wein- ſtock/ verſtehe hierdurch die andere Perſon/ welche in dem Evangelio ſpricht/ Ego ſum vitis vera, ich bin der wahre Weinſtock/ Impera nobis. Sie haben gebetten den Oel- baum/
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Danck-Predig.
außgeſchriben/ alle Baͤumer kommen zuſammen/ geben
ihre Stimm/ vnd erſuchen ihrer Drey nacheinander/ ha-
ben aber von allen dreyen ein Korb erhalten. Bitten erſt-
lich den Feigenbaum/ er wolle die Cron annemmen/ vnd
als ein gevollmaͤchtigter Herꝛ uͤber ſie herꝛſchen. Impera
nobis. Nein/ es kan nicht ſeyn/ das war der erſte Korb.
Sie bitten nachmals den Weinſtock/ er wolle diſe Wuͤrde
antretten. Nein/ es kan nicht ſeyn/ das ware der andere
Korb. Nach ſolchem tragen ſie die Koͤnigliche Wuͤrde
dem Oelbaum an/ welcher ſich gleichmaͤſſig entſchuldiget.
Nein/ es kan nit ſeyn/ das war der dritte Korb. Das ſoll
denen Baͤumern wol haben in die Naſen geraucht/ abſon-
derlich dem Cederbaum/ dann diſer iſt gar ein hochmuͤthi-
ger Geſell: auch dem Aichbaum/ dann diſer ohne das ein
grober Kniſpl: wol auch dem Holtzapffelbaum/ dann di-
ſer faſt allzeit ein ſaurs Geſicht macht. Sie moͤgen es em-
pfunden haben oder nicht/ ſo haben ſie doch drey Koͤrb be-
kommen. Denen Graͤtzeren iſt es weit gluͤcklicher abgan-
gen/ video homines, velut arbores, wie dan̄ jener Blinde
nit uͤbel von der Farb geredet/ in dem er die Menſchen fuͤr
Baumer angeſehen. Vor 5. Jahren waren wir allhier zu
Graͤtz ſolche Baͤumer/ vnder welchen der grim̄ige Todt ſein
Tyranney ſtarck an Tag geben/ dann er ja nit wenig vmb-
gehaut/ ſolches ware ein ſattſame Urſach/ daß ſie auch ei-
nen Koͤnig geſucht/ der ſie in Schutz vnd Protection moͤch-
te auffnemmen; haben erſtlich erſucht den Feigenbaum;
Impera nobis, er wol ihr Koͤnig ſeyn/ durch den Feigen-
baum wird verſtanden GOtt der Vatter/ welcher die ſuͤſſe-
ſte Frucht getragen/ nemblichen das Goͤttliche Wort/ ſei-
nen eingebohrnen Sohn: Sie haben erſucht den Wein-
ſtock/ verſtehe hierdurch die andere Perſon/ welche in dem
Evangelio ſpricht/ Ego ſum vitis vera, ich bin der wahre
Weinſtock/ Impera nobis. Sie haben gebetten den Oel-
baum/
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