Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen seinem Maister.
geschicket/ der hat mich durch seinen Witz wunderbarlich
erlediget: dessentwegen ich ihme auß schuldigster Danck-
barkeit all vnsere Hennen versprochen/ vnd Morgen/ wilß
GOtt in der Fruhe vmb 7. Uhr wird er dieselbige abhol-
len. Was? hollen? sagt sie/ was? Hennen hollen?
meine Hennen hollen? Holl dich der Teu: was hast du
mit meinem Gfliglwerch zu schaffen/ du Schmarotzer!
wer wird dir nachmahls die Ayer legen? du Pengel! du
Piffel! Komb mir nur der Fuchs/ ich will ihm schon
einen hiltzernen Vergeltsgott zu verkosten geben. Der
arme Fuchs wuste vmb all dise Boßheit nichts/ dahero ist
er in der Fruhe in guter Sicherheit vnd Vertrauen in das
Hauß kommen/ hoffte denselbigen Tag ein absonderliche
Mahlzeit. Kaum aber/ daß er ein guten Morgen abge-
legt/ hat ihm die Bäurin mit einem Scheitholtz den Ruck-
grad eingeschlagen/ daß also der arme Fuchs in disen seinen
Todtsnöthen nichts mehrers lamentirt/ als die Undanck-
barkeit der Welt/ wie solche das Guete mit dem Bösen
so vilfältig vergelte vnd bezahle.

Was kan bessers die Warheit an Tag geben/ als di-
ses Gedicht? vnd seynd fürwar die Poeten nicht allezeit
Phantasten/ wann sie eine dergleichen Lehrreiche Fabel
phantisiren/ in welcher gantz natürlich entworffen ist der
jetzige Welt-Danck. Wie offt sehen wir/ hören wir/ greif-
fen wir dergleichen Undanckbarkeiten. Unnd ist nit von-
nöthen alte Bücher vnd alte Geschichten zu citiren/ welche
dergleichen Laster häuffig vortragen/ sondern man hat gantz
frische vnd Ragelneue solche Begebenheiten. Es hat nit al-
lein Moysis von seinen Israelitern/ nit allein David von
seinen Saul, nit allein Agrippina von ihrem Nerone, nit al-
lein die Amalsinthia von ihrem Theodoro, nit allein Ci-
cero
von Augusto, nit allein Menelaus von dem Paris
einen solchen üblen Lohn darvon getragen/ sondern auch

ich/
Y y y

gegen ſeinem Maiſter.
geſchicket/ der hat mich durch ſeinen Witz wunderbarlich
erlediget: deſſentwegen ich ihme auß ſchuldigſter Danck-
barkeit all vnſere Hennen verſprochen/ vnd Morgen/ wilß
GOtt in der Fruhe vmb 7. Uhr wird er dieſelbige abhol-
len. Was? hollen? ſagt ſie/ was? Hennen hollen?
meine Hennen hollen? Holl dich der Teu: was haſt du
mit meinem Gfliglwerch zu ſchaffen/ du Schmarotzer!
wer wird dir nachmahls die Ayer legen? du Pengel! du
Piffel! Komb mir nur der Fuchs/ ich will ihm ſchon
einen hiltzernen Vergeltsgott zu verkoſten geben. Der
arme Fuchs wuſte vmb all diſe Boßheit nichts/ dahero iſt
er in der Fruhe in guter Sicherheit vnd Vertrauen in das
Hauß kommen/ hoffte denſelbigen Tag ein abſonderliche
Mahlzeit. Kaum aber/ daß er ein guten Morgen abge-
legt/ hat ihm die Baͤurin mit einem Scheitholtz den Ruck-
grad eingeſchlagen/ daß alſo der arme Fuchs in diſen ſeinen
Todtsnoͤthen nichts mehrers lamentirt/ als die Undanck-
barkeit der Welt/ wie ſolche das Guete mit dem Boͤſen
ſo vilfaͤltig vergelte vnd bezahle.

Was kan beſſers die Warheit an Tag geben/ als di-
ſes Gedicht? vnd ſeynd fuͤrwar die Poeten nicht allezeit
Phantaſten/ wann ſie eine dergleichen Lehrreiche Fabel
phantiſiren/ in welcher gantz natuͤrlich entworffen iſt der
jetzige Welt-Danck. Wie offt ſehen wir/ hoͤren wir/ greif-
fen wir dergleichen Undanckbarkeiten. Unnd iſt nit von-
noͤthen alte Buͤcher vnd alte Geſchichten zu citiren/ welche
dergleichen Laſter haͤuffig vortragẽ/ ſondern man hat gantz
friſche vnd Ragelneue ſolche Begebenheiten. Es hat nit al-
lein Moyſis von ſeinen Iſraelitern/ nit allein David von
ſeinẽ Saul, nit allein Agrippina von ihrem Nerone, nit al-
lein die Amalſinthia von ihrem Theodoro, nit allein Ci-
cero
von Auguſto, nit allein Menelaus von dem Paris
einen ſolchen uͤblen Lohn darvon getragen/ ſondern auch

ich/
Y y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0573" n="537"/><fw place="top" type="header">gegen &#x017F;einem Mai&#x017F;ter.</fw><lb/>
ge&#x017F;chicket/ der hat mich durch &#x017F;einen Witz wunderbarlich<lb/>
erlediget: de&#x017F;&#x017F;entwegen ich ihme auß &#x017F;chuldig&#x017F;ter Danck-<lb/>
barkeit all vn&#x017F;ere Hennen ver&#x017F;prochen/ vnd Morgen/ wilß<lb/>
GOtt in der Fruhe vmb 7. Uhr wird er die&#x017F;elbige abhol-<lb/>
len. Was? hollen? &#x017F;agt &#x017F;ie/ was? Hennen hollen?<lb/>
meine Hennen hollen? Holl dich der Teu: was ha&#x017F;t du<lb/>
mit meinem Gfliglwerch zu &#x017F;chaffen/ du Schmarotzer!<lb/>
wer wird dir nachmahls die Ayer legen? du Pengel! du<lb/>
Piffel! Komb mir nur der Fuchs/ ich will ihm &#x017F;chon<lb/>
einen hiltzernen Vergeltsgott zu verko&#x017F;ten geben. Der<lb/>
arme Fuchs wu&#x017F;te vmb all di&#x017F;e Boßheit nichts/ dahero i&#x017F;t<lb/>
er in der Fruhe in guter Sicherheit vnd Vertrauen in das<lb/>
Hauß kommen/ hoffte den&#x017F;elbigen Tag ein ab&#x017F;onderliche<lb/>
Mahlzeit. Kaum aber/ daß er ein guten Morgen abge-<lb/>
legt/ hat ihm die Ba&#x0364;urin mit einem Scheitholtz den Ruck-<lb/>
grad einge&#x017F;chlagen/ daß al&#x017F;o der arme Fuchs in di&#x017F;en &#x017F;einen<lb/>
Todtsno&#x0364;then nichts mehrers lamentirt/ als die Undanck-<lb/>
barkeit der Welt/ wie &#x017F;olche das Guete mit dem Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;o vilfa&#x0364;ltig vergelte vnd bezahle.</p><lb/>
          <p>Was kan be&#x017F;&#x017F;ers die Warheit an Tag geben/ als di-<lb/>
&#x017F;es Gedicht? vnd &#x017F;eynd fu&#x0364;rwar die Poeten nicht allezeit<lb/>
Phanta&#x017F;ten/ wann &#x017F;ie eine dergleichen Lehrreiche Fabel<lb/><hi rendition="#aq">phanti&#x017F;i</hi>ren/ in welcher gantz natu&#x0364;rlich entworffen i&#x017F;t der<lb/>
jetzige Welt-Danck. Wie offt &#x017F;ehen wir/ ho&#x0364;ren wir/ greif-<lb/>
fen wir dergleichen Undanckbarkeiten. Unnd i&#x017F;t nit von-<lb/>
no&#x0364;then alte Bu&#x0364;cher vnd alte Ge&#x017F;chichten zu <hi rendition="#aq">citi</hi>ren/ welche<lb/>
dergleichen La&#x017F;ter ha&#x0364;uffig vortrage&#x0303;/ &#x017F;ondern man hat gantz<lb/>
fri&#x017F;che vnd Ragelneue &#x017F;olche Begebenheiten. Es hat nit al-<lb/>
lein Moy&#x017F;is von &#x017F;einen I&#x017F;raelitern/ nit allein David von<lb/>
&#x017F;eine&#x0303; <hi rendition="#aq">Saul,</hi> nit allein <hi rendition="#aq">Agrippina</hi> von ihrem <hi rendition="#aq">Nerone,</hi> nit al-<lb/>
lein die <hi rendition="#aq">Amal&#x017F;inthia</hi> von ihrem <hi rendition="#aq">Theodoro,</hi> nit allein <hi rendition="#aq">Ci-<lb/>
cero</hi> von <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;to,</hi> nit allein <hi rendition="#aq">Menelaus</hi> von dem <hi rendition="#aq">Paris</hi><lb/>
einen &#x017F;olchen u&#x0364;blen Lohn darvon getragen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y</fw><fw place="bottom" type="catch">ich/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[537/0573] gegen ſeinem Maiſter. geſchicket/ der hat mich durch ſeinen Witz wunderbarlich erlediget: deſſentwegen ich ihme auß ſchuldigſter Danck- barkeit all vnſere Hennen verſprochen/ vnd Morgen/ wilß GOtt in der Fruhe vmb 7. Uhr wird er dieſelbige abhol- len. Was? hollen? ſagt ſie/ was? Hennen hollen? meine Hennen hollen? Holl dich der Teu: was haſt du mit meinem Gfliglwerch zu ſchaffen/ du Schmarotzer! wer wird dir nachmahls die Ayer legen? du Pengel! du Piffel! Komb mir nur der Fuchs/ ich will ihm ſchon einen hiltzernen Vergeltsgott zu verkoſten geben. Der arme Fuchs wuſte vmb all diſe Boßheit nichts/ dahero iſt er in der Fruhe in guter Sicherheit vnd Vertrauen in das Hauß kommen/ hoffte denſelbigen Tag ein abſonderliche Mahlzeit. Kaum aber/ daß er ein guten Morgen abge- legt/ hat ihm die Baͤurin mit einem Scheitholtz den Ruck- grad eingeſchlagen/ daß alſo der arme Fuchs in diſen ſeinen Todtsnoͤthen nichts mehrers lamentirt/ als die Undanck- barkeit der Welt/ wie ſolche das Guete mit dem Boͤſen ſo vilfaͤltig vergelte vnd bezahle. Was kan beſſers die Warheit an Tag geben/ als di- ſes Gedicht? vnd ſeynd fuͤrwar die Poeten nicht allezeit Phantaſten/ wann ſie eine dergleichen Lehrreiche Fabel phantiſiren/ in welcher gantz natuͤrlich entworffen iſt der jetzige Welt-Danck. Wie offt ſehen wir/ hoͤren wir/ greif- fen wir dergleichen Undanckbarkeiten. Unnd iſt nit von- noͤthen alte Buͤcher vnd alte Geſchichten zu citiren/ welche dergleichen Laſter haͤuffig vortragẽ/ ſondern man hat gantz friſche vnd Ragelneue ſolche Begebenheiten. Es hat nit al- lein Moyſis von ſeinen Iſraelitern/ nit allein David von ſeinẽ Saul, nit allein Agrippina von ihrem Nerone, nit al- lein die Amalſinthia von ihrem Theodoro, nit allein Ci- cero von Auguſto, nit allein Menelaus von dem Paris einen ſolchen uͤblen Lohn darvon getragen/ ſondern auch ich/ Y y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/573
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/573>, abgerufen am 25.11.2024.