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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judae schmählerische Ehrabschneiderey.
send/ so vil tausendfache Spottreden erdicht/ vnd ange-
hengt/ dero Geistlichen Wandel übel verklienert/ verleimb-
tet/ verschwärtzet; vnd noch ist kein Ordens-Stand sicher
von dergleichen Spottreden.

Der H. Hieronymus ware Leib halber ein laute-
res Bainhauß: ware Seelen halber ein lauteres Gotts-
hauß: ware Verstand halber ein lauteres Rathshauß:
der Heil. Hieronymus hatte kein andere Buelschafft/ als
die Buß/ dise war sein Liebste: er hatte kein andere Liger-
statt/ als den harten Felsen: er hatte kein andere Tafel/
als etliche harte/ vnd geschimpelte Bissen Brodt: er hatte
kein anders Klayd/ als einen härenen Sack/ vnd gleichwol
hat man ihme übel nachgeredet/ als habe er zu grosse
Freundlichkeit mit der Paula, welche doch ein vraltes Weib
ware/ dero Angesicht voll mit Falten/ vnd Spalten. O
verfluchte Laster-Zungen! so scheuest dich auch nicht dein
Gifft auff den Schein der Heiligen außzuschütten?

Von der H. Liobe einer Abbtissin wird folgendes
sehr denckwürdig geschriben. Ein barmhertzige Mutter
hat ihr aigene Leibs-Frucht in ein Wasserbächlein geworf-
fen/ welches auß dem Clofter diser Abbtissin herauß lieffe.
Wie nun der todte Leichnamb dises Kinds gefunden
worden/ waren gleich einige Spott-Vögel vorbanden/
welche die fromme Nunen nit nur allein in gewissen Arg-
wohn gezogen/ sondern gar mit vnbefügten Spottreden
dieselbige durchgelassen/ wie daß dise Nunen sich hätte
vergnügen sollen lassen/ das Ambt einer Mutter zu ver-
tretten/ vnd das arme Jungfrau-Kindl in einem so grau-
samen Bad nicht hätte sollen erträncken; die Schwe-
ster Barbara hatte nicht sollen so barbarisch seyn: die
Schwester Martha hätte nicht sollen so Marterisch seyn:
die Schwester Christina hätte nicht sollen so vnchristlich
seyn/ vnnd das arme Tröpfflein mit so vil tausend

Tropffen

Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey.
ſend/ ſo vil tauſendfache Spottreden erdicht/ vnd ange-
hengt/ dero Geiſtlichen Wandel uͤbel verklienert/ verleimb-
tet/ verſchwaͤrtzet; vnd noch iſt kein Ordens-Stand ſicher
von dergleichen Spottreden.

Der H. Hieronymus ware Leib halber ein laute-
res Bainhauß: ware Seelen halber ein lauteres Gotts-
hauß: ware Verſtand halber ein lauteres Rathshauß:
der Heil. Hieronymus hatte kein andere Buelſchafft/ als
die Buß/ diſe war ſein Liebſte: er hatte kein andere Liger-
ſtatt/ als den harten Felſen: er hatte kein andere Tafel/
als etliche harte/ vnd geſchimpelte Biſſen Brodt: er hatte
kein anders Klayd/ als einen haͤrenen Sack/ vnd gleichwol
hat man ihme uͤbel nachgeredet/ als habe er zu groſſe
Freundlichkeit mit der Paula, welche doch ein vraltes Weib
ware/ dero Angeſicht voll mit Falten/ vnd Spalten. O
verfluchte Laſter-Zungen! ſo ſcheueſt dich auch nicht dein
Gifft auff den Schein der Heiligen außzuſchuͤtten?

Von der H. Liobe einer Abbtiſſin wird folgendes
ſehr denckwuͤrdig geſchriben. Ein barmhertzige Mutter
hat ihr aigene Leibs-Frucht in ein Waſſerbaͤchlein geworf-
fen/ welches auß dem Clofter diſer Abbtiſſin herauß lieffe.
Wie nun der todte Leichnamb diſes Kinds gefunden
worden/ waren gleich einige Spott-Voͤgel vorbanden/
welche die fromme Nunen nit nur allein in gewiſſen Arg-
wohn gezogen/ ſondern gar mit vnbefuͤgten Spottreden
dieſelbige durchgelaſſen/ wie daß diſe Nunen ſich haͤtte
vergnuͤgen ſollen laſſen/ das Ambt einer Mutter zu ver-
tretten/ vnd das arme Jungfrau-Kindl in einem ſo grau-
ſamen Bad nicht haͤtte ſollen ertraͤncken; die Schwe-
ſter Barbara hatte nicht ſollen ſo barbariſch ſeyn: die
Schweſter Martha haͤtte nicht ſollen ſo Marteriſch ſeyn:
die Schweſter Chriſtina haͤtte nicht ſollen ſo vnchriſtlich
ſeyn/ vnnd das arme Troͤpfflein mit ſo vil tauſend

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[678/0714] Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey. ſend/ ſo vil tauſendfache Spottreden erdicht/ vnd ange- hengt/ dero Geiſtlichen Wandel uͤbel verklienert/ verleimb- tet/ verſchwaͤrtzet; vnd noch iſt kein Ordens-Stand ſicher von dergleichen Spottreden. Der H. Hieronymus ware Leib halber ein laute- res Bainhauß: ware Seelen halber ein lauteres Gotts- hauß: ware Verſtand halber ein lauteres Rathshauß: der Heil. Hieronymus hatte kein andere Buelſchafft/ als die Buß/ diſe war ſein Liebſte: er hatte kein andere Liger- ſtatt/ als den harten Felſen: er hatte kein andere Tafel/ als etliche harte/ vnd geſchimpelte Biſſen Brodt: er hatte kein anders Klayd/ als einen haͤrenen Sack/ vnd gleichwol hat man ihme uͤbel nachgeredet/ als habe er zu groſſe Freundlichkeit mit der Paula, welche doch ein vraltes Weib ware/ dero Angeſicht voll mit Falten/ vnd Spalten. O verfluchte Laſter-Zungen! ſo ſcheueſt dich auch nicht dein Gifft auff den Schein der Heiligen außzuſchuͤtten? Von der H. Liobe einer Abbtiſſin wird folgendes ſehr denckwuͤrdig geſchriben. Ein barmhertzige Mutter hat ihr aigene Leibs-Frucht in ein Waſſerbaͤchlein geworf- fen/ welches auß dem Clofter diſer Abbtiſſin herauß lieffe. Wie nun der todte Leichnamb diſes Kinds gefunden worden/ waren gleich einige Spott-Voͤgel vorbanden/ welche die fromme Nunen nit nur allein in gewiſſen Arg- wohn gezogen/ ſondern gar mit vnbefuͤgten Spottreden dieſelbige durchgelaſſen/ wie daß diſe Nunen ſich haͤtte vergnuͤgen ſollen laſſen/ das Ambt einer Mutter zu ver- tretten/ vnd das arme Jungfrau-Kindl in einem ſo grau- ſamen Bad nicht haͤtte ſollen ertraͤncken; die Schwe- ſter Barbara hatte nicht ſollen ſo barbariſch ſeyn: die Schweſter Martha haͤtte nicht ſollen ſo Marteriſch ſeyn: die Schweſter Chriſtina haͤtte nicht ſollen ſo vnchriſtlich ſeyn/ vnnd das arme Troͤpfflein mit ſo vil tauſend Tropffen

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/714>, abgerufen am 25.11.2024.