Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas ein Ehrabschneider
kommenen Ablaß. Gar gern mein Pater, antwortet sie;
vnd nachdem sie ihr eyffriges Gebett zu GOtt dem HErrn
verrichtet/ begibt sie sich zum erstgedachten Pater Ray-
mund,
vnd redet in seiner Gegenwart also beweglich von
der Undanckbarkeit deß Menschens gegen seinem GOtt/
daß hierüber dem Pater die Augen übergangen/ vnd bald
hernach also häuffig angefangen zu heulen/ vnd zu wai-
nen/ daß er in Gefahr gestanden/ es möchte ihme das Hertz
zerspringen. Mein lieber Pater Raymund, sagt die H.
In vita S.
Cathar.
Catharina, ihr habt von mir so inständig verlangt ein
Bullam eines vollkommenen Ablaß/ daß ich solche möcht
bey vnserem lieben HErrn außwürcken/ da habt ihr solche/
diser euer Thränen-Bach auß den Augen ist ein vollkom-
mener Ablaß.

Ein solchen vollkommenen Ablaß hat Magdalena
erhalten bey den Füssen JEsu. Petrus hat einsmahls
auß dem Wasser einen guten Zug gehabt/ aber Magda-
lena
hat auß disem Wasser noch einen bessern: Naam
Syrus,
ist einmahl durch das Wasser deß Jordans von dem
Außsatz gereiniget worden/ aber Magdalena durch dises
Wasser weit besser. Moyses hat seinem Feind dem Pharad
in dem Wasser deß rothen Meers versencket aber Magda-
lena
in disem Wasser vil besser. Judith hat ein Wösch
gehabt in dem Garten/ aber zu ihrem Unglück: Barsabea
hat ein Wösch gehabt/ aber zu ihrem/ vnd deß Davids
Schaden/ Magdalena hat ein Wösch gehabt/ aber zu
ihrem vnsterblichen Ruhm/ vnd Glory/ das ist ein sau-
bere Wösch gewest.

Wer 4. Ding nicht hat/ der kan nicht/ der wird
nicht seelig werden. Wann dise 4. Ding manglen/ der
ist ein Feind GOttes/ ein Feind der Heiligen GOttes/
ein Feind der Engeln GOttes/ ein Feind der Kirchen
GOttes/ ein Feind der Gebott GOttes. Wer seynd dise

4. Ding?

Judas ein Ehrabſchneider
kommenen Ablaß. Gar gern mein Pater, antwortet ſie;
vnd nachdem ſie ihr eyffriges Gebett zu GOtt dem HErꝛn
verrichtet/ begibt ſie ſich zum erſtgedachten Pater Ray-
mund,
vnd redet in ſeiner Gegenwart alſo beweglich von
der Undanckbarkeit deß Menſchens gegen ſeinem GOtt/
daß hieruͤber dem Pater die Augen uͤbergangen/ vnd bald
hernach alſo haͤuffig angefangen zu heulen/ vnd zu wai-
nen/ daß er in Gefahr geſtanden/ es moͤchte ihme das Hertz
zerſpringen. Mein lieber Pater Raymund, ſagt die H.
In vita S.
Cathar.
Catharina, ihr habt von mir ſo inſtaͤndig verlangt ein
Bullam eines vollkommenen Ablaß/ daß ich ſolche moͤcht
bey vnſerem lieben HErꝛn außwuͤrcken/ da habt ihr ſolche/
diſer euer Thraͤnen-Bach auß den Augen iſt ein vollkom-
mener Ablaß.

Ein ſolchen vollkommenen Ablaß hat Magdalena
erhalten bey den Fuͤſſen JEſu. Petrus hat einsmahls
auß dem Waſſer einen guten Zug gehabt/ aber Magda-
lena
hat auß diſem Waſſer noch einen beſſern: Naam
Syrus,
iſt einmahl durch das Waſſer deß Jordans von dem
Außſatz gereiniget worden/ aber Magdalena durch diſes
Waſſer weit beſſer. Moyſes hat ſeinem Feind dem Pharad
in dem Waſſer deß rothen Meers verſencket aber Magda-
lena
in diſem Waſſer vil beſſer. Judith hat ein Woͤſch
gehabt in dem Garten/ aber zu ihrem Ungluͤck: Barſabea
hat ein Woͤſch gehabt/ aber zu ihrem/ vnd deß Davids
Schaden/ Magdalena hat ein Woͤſch gehabt/ aber zu
ihrem vnſterblichen Ruhm/ vnd Glory/ das iſt ein ſau-
bere Woͤſch geweſt.

Wer 4. Ding nicht hat/ der kan nicht/ der wird
nicht ſeelig werden. Wann diſe 4. Ding manglen/ der
iſt ein Feind GOttes/ ein Feind der Heiligen GOttes/
ein Feind der Engeln GOttes/ ein Feind der Kirchen
GOttes/ ein Feind der Gebott GOttes. Wer ſeynd diſe

4. Ding?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0732" n="696"/><fw place="top" type="header">Judas ein Ehrab&#x017F;chneider</fw><lb/>
kommenen Ablaß. Gar gern mein <hi rendition="#aq">Pater,</hi> antwortet &#x017F;ie;<lb/>
vnd nachdem &#x017F;ie ihr eyffriges Gebett zu GOtt dem HEr&#xA75B;n<lb/>
verrichtet/ begibt &#x017F;ie &#x017F;ich zum er&#x017F;tgedachten <hi rendition="#aq">Pater Ray-<lb/>
mund,</hi> vnd redet in &#x017F;einer Gegenwart al&#x017F;o beweglich von<lb/>
der Undanckbarkeit deß Men&#x017F;chens gegen &#x017F;einem GOtt/<lb/>
daß hieru&#x0364;ber dem <hi rendition="#aq">Pater</hi> die Augen u&#x0364;bergangen/ vnd bald<lb/>
hernach al&#x017F;o ha&#x0364;uffig angefangen zu heulen/ vnd zu wai-<lb/>
nen/ daß er in Gefahr ge&#x017F;tanden/ es mo&#x0364;chte ihme das Hertz<lb/>
zer&#x017F;pringen. Mein lieber <hi rendition="#aq">Pater Raymund,</hi> &#x017F;agt die H.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In vita S.<lb/>
Cathar.</hi></note><hi rendition="#aq">Catharina,</hi> ihr habt von mir &#x017F;o in&#x017F;ta&#x0364;ndig verlangt ein<lb/><hi rendition="#aq">Bullam</hi> eines vollkommenen Ablaß/ daß ich &#x017F;olche mo&#x0364;cht<lb/>
bey vn&#x017F;erem lieben HEr&#xA75B;n außwu&#x0364;rcken/ da habt ihr &#x017F;olche/<lb/>
di&#x017F;er euer Thra&#x0364;nen-Bach auß den Augen i&#x017F;t ein vollkom-<lb/>
mener Ablaß.</p><lb/>
        <p>Ein &#x017F;olchen vollkommenen Ablaß hat <hi rendition="#aq">Magdalena</hi><lb/>
erhalten bey den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en JE&#x017F;u. <hi rendition="#aq">Petrus</hi> hat einsmahls<lb/>
auß dem Wa&#x017F;&#x017F;er einen guten Zug gehabt/ aber <hi rendition="#aq">Magda-<lb/>
lena</hi> hat auß di&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er noch einen be&#x017F;&#x017F;ern: <hi rendition="#aq">Naam<lb/>
Syrus,</hi> i&#x017F;t einmahl durch das Wa&#x017F;&#x017F;er deß Jordans von dem<lb/>
Auß&#x017F;atz gereiniget worden/ aber <hi rendition="#aq">Magdalena</hi> durch di&#x017F;es<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er weit be&#x017F;&#x017F;er. Moy&#x017F;es hat &#x017F;einem Feind dem <hi rendition="#aq">Pharad</hi><lb/>
in dem Wa&#x017F;&#x017F;er deß rothen Meers ver&#x017F;encket aber <hi rendition="#aq">Magda-<lb/>
lena</hi> in di&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er vil be&#x017F;&#x017F;er. Judith hat ein Wo&#x0364;&#x017F;ch<lb/>
gehabt in dem Garten/ aber zu ihrem Unglu&#x0364;ck: <hi rendition="#aq">Bar&#x017F;abea</hi><lb/>
hat ein Wo&#x0364;&#x017F;ch gehabt/ aber zu ihrem/ vnd deß Davids<lb/>
Schaden/ <hi rendition="#aq">Magdalena</hi> hat ein Wo&#x0364;&#x017F;ch gehabt/ aber zu<lb/>
ihrem vn&#x017F;terblichen Ruhm/ vnd Glory/ das i&#x017F;t ein &#x017F;au-<lb/>
bere Wo&#x0364;&#x017F;ch gewe&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Wer 4. Ding nicht hat/ der kan nicht/ der wird<lb/>
nicht &#x017F;eelig werden. Wann di&#x017F;e 4. Ding manglen/ der<lb/>
i&#x017F;t ein Feind GOttes/ ein Feind der Heiligen GOttes/<lb/>
ein Feind der Engeln GOttes/ ein Feind der Kirchen<lb/>
GOttes/ ein Feind der Gebott GOttes. Wer &#x017F;eynd di&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">4. Ding?</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[696/0732] Judas ein Ehrabſchneider kommenen Ablaß. Gar gern mein Pater, antwortet ſie; vnd nachdem ſie ihr eyffriges Gebett zu GOtt dem HErꝛn verrichtet/ begibt ſie ſich zum erſtgedachten Pater Ray- mund, vnd redet in ſeiner Gegenwart alſo beweglich von der Undanckbarkeit deß Menſchens gegen ſeinem GOtt/ daß hieruͤber dem Pater die Augen uͤbergangen/ vnd bald hernach alſo haͤuffig angefangen zu heulen/ vnd zu wai- nen/ daß er in Gefahr geſtanden/ es moͤchte ihme das Hertz zerſpringen. Mein lieber Pater Raymund, ſagt die H. Catharina, ihr habt von mir ſo inſtaͤndig verlangt ein Bullam eines vollkommenen Ablaß/ daß ich ſolche moͤcht bey vnſerem lieben HErꝛn außwuͤrcken/ da habt ihr ſolche/ diſer euer Thraͤnen-Bach auß den Augen iſt ein vollkom- mener Ablaß. In vita S. Cathar. Ein ſolchen vollkommenen Ablaß hat Magdalena erhalten bey den Fuͤſſen JEſu. Petrus hat einsmahls auß dem Waſſer einen guten Zug gehabt/ aber Magda- lena hat auß diſem Waſſer noch einen beſſern: Naam Syrus, iſt einmahl durch das Waſſer deß Jordans von dem Außſatz gereiniget worden/ aber Magdalena durch diſes Waſſer weit beſſer. Moyſes hat ſeinem Feind dem Pharad in dem Waſſer deß rothen Meers verſencket aber Magda- lena in diſem Waſſer vil beſſer. Judith hat ein Woͤſch gehabt in dem Garten/ aber zu ihrem Ungluͤck: Barſabea hat ein Woͤſch gehabt/ aber zu ihrem/ vnd deß Davids Schaden/ Magdalena hat ein Woͤſch gehabt/ aber zu ihrem vnſterblichen Ruhm/ vnd Glory/ das iſt ein ſau- bere Woͤſch geweſt. Wer 4. Ding nicht hat/ der kan nicht/ der wird nicht ſeelig werden. Wann diſe 4. Ding manglen/ der iſt ein Feind GOttes/ ein Feind der Heiligen GOttes/ ein Feind der Engeln GOttes/ ein Feind der Kirchen GOttes/ ein Feind der Gebott GOttes. Wer ſeynd diſe 4. Ding?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/732
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/732>, abgerufen am 26.11.2024.