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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

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Judas der verruchte Bößwicht

JESUS! O wie süß! JEsus/ O wie saur! süß ist der
Nahmen JEsus denen Menschen/ saur ist der Nahmen JE-
sus den bösen Feinden. Gleichwie die Purpur-Rosen den
Bienen spendirt das Hönig/ den Koth-Kefern aber ein Gifft
ist/ also finden die Menschen in disem allerheiligsten Nahmen
das Süß/ die Teuffel aber ein Spieß. JESUS/ O wie süß!
zu verwundern ist jener tapffere Heldenmuth/ welchen der klei-
ne David wider den grossen Goliath erwisen/ da er nemblich
in Gegenwart zweyer Kriegs-Heer/ in Beysein deß Königs
Saul, sich gewagt hat wider disen grossen Schedl; Goliath ein
vngeheurer Riß/ ein gantzer Fleisch-Thurn/ mit Eysen über
vnd über verhült/ vnd also ein gantz eyserner Kerl/ der David
aber klein von Persohn/ schwach von Glidern/ schlecht in Kley-
dern/ aber gut vom Gemüth/ hat gleichwol in disem so vnglei-
chen Duell den grossen Limmel mit einem Stein an die Blas-
sen getroffen/ daß er hiervon zu Boden gesuncken/ worauff der
gute Schaaf-Hirt alsobald nach dem Säbel gegriffen/ vnd ihm
den Kopff abgehauffen; nach solcher Ritters-That vnd Victo-
ri
hat der David mit sondern Ceremonien den Säbl in dem
Tempel zu Jerusalem auffgehengt/ gleichwie bey vns annoch
der Brauch ist/ die von dem Feind eroberte Fahnen in die Kir-
chen zu geben/ wie dann dergleichen in grosser Menge vnd An-
zahl ober der Lauretanischen Capellen in vnser Wiennerischen
Hof-Kirchen zu sehen. Es konte aber jemand mit gutem Fug
ein Frag thun/ wessentwegen der David den Säbel in dem
Tempel auffgehengt/ warumb nicht vil mehr den Stein? mit
dem er disen vngeheuren Kerl zu Boden geworffen? es wär nit
übel gestanden/ wann solcher in Silber vnd Gold gefast/ zu ei-
ner ewigen Gedächtnuß in dem Tempel wär auffbehalten wor-
den. Es fügen andere sehr glaubwürdige Ursachen bey/ ich aber
meinestheils halt darvor/ weil nach viler Lehrern Außsag auff
demselben Stein geschriben war der Nahmen Jehova, wel-
ches so vil/ als JEsus/ also hab er solchen Stein nit wollen von
sich geben/ der liebste David, so er denselben alle vnd jedes-

mahl
Judas der verruchte Boͤßwicht

JESUS! O wie ſuͤß! JEſus/ O wie ſaur! ſuͤß iſt der
Nahmen JEſus denen Menſchen/ ſaur iſt der Nahmen JE-
ſus den boͤſen Feinden. Gleichwie die Purpur-Roſen den
Bienen ſpendirt das Hoͤnig/ den Koth-Kefern aber ein Gifft
iſt/ alſo finden die Menſchen in diſem allerheiligſten Nahmen
das Suͤß/ die Teuffel aber ein Spieß. JESUS/ O wie ſuͤß!
zu verwundern iſt jener tapffere Heldenmuth/ welchen der klei-
ne David wider den groſſen Goliath erwiſen/ da er nemblich
in Gegenwart zweyer Kriegs-Heer/ in Beyſein deß Koͤnigs
Saul, ſich gewagt hat wider diſen groſſen Schedl; Goliath ein
vngeheurer Riß/ ein gantzer Fleiſch-Thurn/ mit Eyſen uͤber
vnd uͤber verhuͤlt/ vnd alſo ein gantz eyſerner Kerl/ der David
aber klein von Perſohn/ ſchwach von Glidern/ ſchlecht in Kley-
dern/ aber gut vom Gemuͤth/ hat gleichwol in diſem ſo vnglei-
chen Duell den groſſen Limmel mit einem Stein an die Blaſ-
ſen getroffen/ daß er hiervon zu Boden geſuncken/ worauff der
gute Schaaf-Hirt alſobald nach dem Saͤbel gegriffen/ vnd ihm
den Kopff abgehauffen; nach ſolcher Ritters-That vnd Victo-
ri
hat der David mit ſondern Ceremonien den Saͤbl in dem
Tempel zu Jeruſalem auffgehengt/ gleichwie bey vns annoch
der Brauch iſt/ die von dem Feind eroberte Fahnen in die Kir-
chen zu geben/ wie dann dergleichen in groſſer Menge vnd An-
zahl ober der Lauretaniſchen Capellen in vnſer Wienneriſchen
Hof-Kirchen zu ſehen. Es konte aber jemand mit gutem Fug
ein Frag thun/ weſſentwegen der David den Saͤbel in dem
Tempel auffgehengt/ warumb nicht vil mehr den Stein? mit
dem er diſen vngeheuren Kerl zu Boden geworffen? es waͤr nit
uͤbel geſtanden/ wann ſolcher in Silber vnd Gold gefaſt/ zu ei-
ner ewigen Gedaͤchtnuß in dem Tempel waͤr auffbehalten wor-
den. Es fuͤgen andere ſehr glaubwuͤrdige Urſachen bey/ ich aber
meinestheils halt darvor/ weil nach viler Lehrern Außſag auff
demſelben Stein geſchriben war der Nahmen Jehova, wel-
ches ſo vil/ als JEſus/ alſo hab er ſolchen Stein nit wollen von
ſich geben/ der liebſte David, ſo er denſelben alle vnd jedes-

mahl
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[196/0214] Judas der verruchte Boͤßwicht JESUS! O wie ſuͤß! JEſus/ O wie ſaur! ſuͤß iſt der Nahmen JEſus denen Menſchen/ ſaur iſt der Nahmen JE- ſus den boͤſen Feinden. Gleichwie die Purpur-Roſen den Bienen ſpendirt das Hoͤnig/ den Koth-Kefern aber ein Gifft iſt/ alſo finden die Menſchen in diſem allerheiligſten Nahmen das Suͤß/ die Teuffel aber ein Spieß. JESUS/ O wie ſuͤß! zu verwundern iſt jener tapffere Heldenmuth/ welchen der klei- ne David wider den groſſen Goliath erwiſen/ da er nemblich in Gegenwart zweyer Kriegs-Heer/ in Beyſein deß Koͤnigs Saul, ſich gewagt hat wider diſen groſſen Schedl; Goliath ein vngeheurer Riß/ ein gantzer Fleiſch-Thurn/ mit Eyſen uͤber vnd uͤber verhuͤlt/ vnd alſo ein gantz eyſerner Kerl/ der David aber klein von Perſohn/ ſchwach von Glidern/ ſchlecht in Kley- dern/ aber gut vom Gemuͤth/ hat gleichwol in diſem ſo vnglei- chen Duell den groſſen Limmel mit einem Stein an die Blaſ- ſen getroffen/ daß er hiervon zu Boden geſuncken/ worauff der gute Schaaf-Hirt alſobald nach dem Saͤbel gegriffen/ vnd ihm den Kopff abgehauffen; nach ſolcher Ritters-That vnd Victo- ri hat der David mit ſondern Ceremonien den Saͤbl in dem Tempel zu Jeruſalem auffgehengt/ gleichwie bey vns annoch der Brauch iſt/ die von dem Feind eroberte Fahnen in die Kir- chen zu geben/ wie dann dergleichen in groſſer Menge vnd An- zahl ober der Lauretaniſchen Capellen in vnſer Wienneriſchen Hof-Kirchen zu ſehen. Es konte aber jemand mit gutem Fug ein Frag thun/ weſſentwegen der David den Saͤbel in dem Tempel auffgehengt/ warumb nicht vil mehr den Stein? mit dem er diſen vngeheuren Kerl zu Boden geworffen? es waͤr nit uͤbel geſtanden/ wann ſolcher in Silber vnd Gold gefaſt/ zu ei- ner ewigen Gedaͤchtnuß in dem Tempel waͤr auffbehalten wor- den. Es fuͤgen andere ſehr glaubwuͤrdige Urſachen bey/ ich aber meinestheils halt darvor/ weil nach viler Lehrern Außſag auff demſelben Stein geſchriben war der Nahmen Jehova, wel- ches ſo vil/ als JEſus/ alſo hab er ſolchen Stein nit wollen von ſich geben/ der liebſte David, ſo er denſelben alle vnd jedes- mahl

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/214>, abgerufen am 21.11.2024.