Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der verruchte Bößwicht
harten Fluch tragen/ massen von selbiger Zeit an dise Stein zu
In vit.
c.
100.
keinem Gebäu tauglich/ vnd so man sie zu einer Maur braucht/
fallt dieselbe alsobald ein/ das seynd üble Stein.

Jn dem Bach Cedron bey dem Gestadt deß Tyberischen
Meer/ auff dem Berg vnweit Nazareth/ allwo die Juden vn-
sern lieben HErrn haben stürtzen wollen/ zu Rom in der Kir-
chen S. Sebastiani, vnd an vilen anderen Orthen zeiget man
Stein/ worin die Fußstapffen Christi eingetruckter zu sehen/
das seynd wunderliche Stein.

Wie Anno 787. von den Mahometanern die herrliche
Statt Corduba eingenommen worden/ ist ein gefangener
Christ in dero Tempel/ so sie Moschee nennen/ eintretten/ da-
selbst zum Schimpff dero Jrrthum mit dem Nagel auff ein har-
ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Christi gemacht/
Pag. 325.welche auff den heutigen Tag zu sehen/ vnd auff kein Weiß kan
außgeetzt werden/ das ist ein heiliger Stein.

Zu Cölln zeigt man einen Stein/ worauff ein Priester
die heiligste Hostien fallen lassen/ welche ihr gantze Rundung
sambt der Bildnuß also eingetruckt/ als wäre der Stein zu ei-
Ibid.nem Wachs worden/ da es doch der härteste Marmor gewe-
sen/ das ist ein Wunder-Stein.

Aber ein Stein über alle Stein/ deme alle Edlgestein
müssen weichen/ deme der kostbare Diamant selbst den Vorzug
lasset/ ist zu Wienn in der vnbeschreiblichen Schatz-Kammer
deß Römischen Kaysers zu finden/ daselbst zeigt man eine stei-
nerne Taza auß Agath, sehr groß/ in welcher von Natur durch
gewisse weisse Adern der süsseste Nahmen JESUS zu sehen/
als wäre er von der besten Hand geschriben worden. Dises
Stein halber kan füglich das Durchleuchtigste Hauß Oester-
reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen kostbaren
Sachen daselbst disen Stein fürziehet/ vnd in höchstem Werth
haltet/ vnd ist wol zu glauben/ es habe GOtt auß sondern Ge-
naden disem höchsten Hauß solchen Stein in Garten geworf-
fen. Salomon hat sich vor disem berühmt/ er habe zu Jerusa-

lem

Judas der verruchte Boͤßwicht
harten Fluch tragen/ maſſen von ſelbiger Zeit an diſe Stein zu
In vit.
c.
100.
keinem Gebaͤu tauglich/ vnd ſo man ſie zu einer Maur braucht/
fallt dieſelbe alſobald ein/ das ſeynd uͤble Stein.

Jn dem Bach Cedron bey dem Geſtadt deß Tyberiſchen
Meer/ auff dem Berg vnweit Nazareth/ allwo die Juden vn-
ſern lieben HErꝛn haben ſtuͤrtzen wollen/ zu Rom in der Kir-
chen S. Sebaſtiani, vnd an vilen anderen Orthen zeiget man
Stein/ worin die Fußſtapffen Chriſti eingetruckter zu ſehen/
das ſeynd wunderliche Stein.

Wie Anno 787. von den Mahometanern die herꝛliche
Statt Corduba eingenommen worden/ iſt ein gefangener
Chriſt in dero Tempel/ ſo ſie Moſchee nennen/ eintretten/ da-
ſelbſt zum Schimpff dero Jrꝛthum mit dem Nagel auff ein har-
ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Chriſti gemacht/
Pag. 325.welche auff den heutigen Tag zu ſehen/ vnd auff kein Weiß kan
außgeetzt werden/ das iſt ein heiliger Stein.

Zu Coͤlln zeigt man einen Stein/ worauff ein Prieſter
die heiligſte Hoſtien fallen laſſen/ welche ihr gantze Rundung
ſambt der Bildnuß alſo eingetruckt/ als waͤre der Stein zu ei-
Ibid.nem Wachs worden/ da es doch der haͤrteſte Marmor gewe-
ſen/ das iſt ein Wunder-Stein.

Aber ein Stein uͤber alle Stein/ deme alle Edlgeſtein
muͤſſen weichen/ deme der koſtbare Diamant ſelbſt den Vorzug
laſſet/ iſt zu Wienn in der vnbeſchreiblichen Schatz-Kammer
deß Roͤmiſchen Kayſers zu finden/ daſelbſt zeigt man eine ſtei-
nerne Taza auß Agath, ſehr groß/ in welcher von Natur durch
gewiſſe weiſſe Adern der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS zu ſehen/
als waͤre er von der beſten Hand geſchriben worden. Diſes
Stein halber kan fuͤglich das Durchleuchtigſte Hauß Oeſter-
reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen koſtbaren
Sachen daſelbſt diſen Stein fuͤrziehet/ vnd in hoͤchſtem Werth
haltet/ vnd iſt wol zu glauben/ es habe GOtt auß ſondern Ge-
naden diſem hoͤchſten Hauß ſolchen Stein in Garten geworf-
fen. Salomon hat ſich vor diſem beruͤhmt/ er habe zu Jeruſa-

lem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="206"/><fw type="header" place="top">Judas der verruchte Bo&#x0364;ßwicht</fw><lb/>
harten Fluch tragen/ ma&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;elbiger Zeit an di&#x017F;e Stein zu<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In vit.<lb/>
c.</hi> 100.</note>keinem Geba&#x0364;u tauglich/ vnd &#x017F;o man &#x017F;ie zu einer Maur braucht/<lb/>
fallt die&#x017F;elbe al&#x017F;obald ein/ das &#x017F;eynd u&#x0364;ble Stein.</p><lb/>
        <p>Jn dem Bach Cedron bey dem Ge&#x017F;tadt deß Tyberi&#x017F;chen<lb/>
Meer/ auff dem Berg vnweit Nazareth/ allwo die Juden vn-<lb/>
&#x017F;ern lieben HEr&#xA75B;n haben &#x017F;tu&#x0364;rtzen wollen/ zu Rom in der Kir-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">S. Seba&#x017F;tiani,</hi> vnd an vilen anderen Orthen zeiget man<lb/>
Stein/ worin die Fuß&#x017F;tapffen Chri&#x017F;ti eingetruckter zu &#x017F;ehen/<lb/>
das &#x017F;eynd wunderliche Stein.</p><lb/>
        <p>Wie <hi rendition="#aq">Anno</hi> 787. von den <hi rendition="#aq">Mahometa</hi>nern die her&#xA75B;liche<lb/>
Statt <hi rendition="#aq">Corduba</hi> eingenommen worden/ i&#x017F;t ein gefangener<lb/>
Chri&#x017F;t in dero Tempel/ &#x017F;o &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;chee</hi> nennen/ eintretten/ da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zum Schimpff dero Jr&#xA75B;thum mit dem Nagel auff ein har-<lb/>
ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Chri&#x017F;ti gemacht/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pag.</hi> 325.</note>welche auff den heutigen Tag zu &#x017F;ehen/ vnd auff kein Weiß kan<lb/>
außgeetzt werden/ das i&#x017F;t ein heiliger Stein.</p><lb/>
        <p>Zu Co&#x0364;lln zeigt man einen Stein/ worauff ein Prie&#x017F;ter<lb/>
die heilig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;tien</hi> fallen la&#x017F;&#x017F;en/ welche ihr gantze Rundung<lb/>
&#x017F;ambt der Bildnuß al&#x017F;o eingetruckt/ als wa&#x0364;re der Stein zu ei-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>nem Wachs worden/ da es doch der ha&#x0364;rte&#x017F;te Marmor gewe-<lb/>
&#x017F;en/ das i&#x017F;t ein Wunder-Stein.</p><lb/>
        <p>Aber ein Stein u&#x0364;ber alle Stein/ deme alle Edlge&#x017F;tein<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en weichen/ deme der ko&#x017F;tbare Diamant &#x017F;elb&#x017F;t den Vorzug<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et/ i&#x017F;t zu Wienn in der vnbe&#x017F;chreiblichen Schatz-Kammer<lb/>
deß Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kay&#x017F;ers zu finden/ da&#x017F;elb&#x017F;t zeigt man eine &#x017F;tei-<lb/>
nerne <hi rendition="#aq">Taza</hi> auß <hi rendition="#aq">Agath,</hi> &#x017F;ehr groß/ in welcher von Natur durch<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e wei&#x017F;&#x017F;e Adern der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Nahmen JESUS zu &#x017F;ehen/<lb/>
als wa&#x0364;re er von der be&#x017F;ten Hand ge&#x017F;chriben worden. Di&#x017F;es<lb/>
Stein halber kan fu&#x0364;glich das Durchleuchtig&#x017F;te Hauß Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen ko&#x017F;tbaren<lb/>
Sachen da&#x017F;elb&#x017F;t di&#x017F;en Stein fu&#x0364;rziehet/ vnd in ho&#x0364;ch&#x017F;tem Werth<lb/>
haltet/ vnd i&#x017F;t wol zu glauben/ es habe GOtt auß &#x017F;ondern Ge-<lb/>
naden di&#x017F;em ho&#x0364;ch&#x017F;ten Hauß &#x017F;olchen Stein in Garten geworf-<lb/>
fen. <hi rendition="#aq">Salomon</hi> hat &#x017F;ich vor di&#x017F;em beru&#x0364;hmt/ er habe zu Jeru&#x017F;a-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">lem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0224] Judas der verruchte Boͤßwicht harten Fluch tragen/ maſſen von ſelbiger Zeit an diſe Stein zu keinem Gebaͤu tauglich/ vnd ſo man ſie zu einer Maur braucht/ fallt dieſelbe alſobald ein/ das ſeynd uͤble Stein. In vit. c. 100. Jn dem Bach Cedron bey dem Geſtadt deß Tyberiſchen Meer/ auff dem Berg vnweit Nazareth/ allwo die Juden vn- ſern lieben HErꝛn haben ſtuͤrtzen wollen/ zu Rom in der Kir- chen S. Sebaſtiani, vnd an vilen anderen Orthen zeiget man Stein/ worin die Fußſtapffen Chriſti eingetruckter zu ſehen/ das ſeynd wunderliche Stein. Wie Anno 787. von den Mahometanern die herꝛliche Statt Corduba eingenommen worden/ iſt ein gefangener Chriſt in dero Tempel/ ſo ſie Moſchee nennen/ eintretten/ da- ſelbſt zum Schimpff dero Jrꝛthum mit dem Nagel auff ein har- ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Chriſti gemacht/ welche auff den heutigen Tag zu ſehen/ vnd auff kein Weiß kan außgeetzt werden/ das iſt ein heiliger Stein. Pag. 325. Zu Coͤlln zeigt man einen Stein/ worauff ein Prieſter die heiligſte Hoſtien fallen laſſen/ welche ihr gantze Rundung ſambt der Bildnuß alſo eingetruckt/ als waͤre der Stein zu ei- nem Wachs worden/ da es doch der haͤrteſte Marmor gewe- ſen/ das iſt ein Wunder-Stein. Ibid. Aber ein Stein uͤber alle Stein/ deme alle Edlgeſtein muͤſſen weichen/ deme der koſtbare Diamant ſelbſt den Vorzug laſſet/ iſt zu Wienn in der vnbeſchreiblichen Schatz-Kammer deß Roͤmiſchen Kayſers zu finden/ daſelbſt zeigt man eine ſtei- nerne Taza auß Agath, ſehr groß/ in welcher von Natur durch gewiſſe weiſſe Adern der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS zu ſehen/ als waͤre er von der beſten Hand geſchriben worden. Diſes Stein halber kan fuͤglich das Durchleuchtigſte Hauß Oeſter- reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen koſtbaren Sachen daſelbſt diſen Stein fuͤrziehet/ vnd in hoͤchſtem Werth haltet/ vnd iſt wol zu glauben/ es habe GOtt auß ſondern Ge- naden diſem hoͤchſten Hauß ſolchen Stein in Garten geworf- fen. Salomon hat ſich vor diſem beruͤhmt/ er habe zu Jeruſa- lem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/224
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/224>, abgerufen am 21.11.2024.