Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.Judoe Hoffart. seine gewest/ die Gestalt der Lamia, das Gesicht der Flora,die Schönheit der Lucretia, die Wangen der Clelia, die Stirn der Livia, der Mund der Cleopatra, die Augen der Penelope, die Haar der Lais, seynd kaum ein Schatten zu nen- nen gegen den schönen Töchtern deß Jobs; kein Mensch kan es ihm einbilden/ wie hüpsche Mädl dise gewest seyn; aber hört/ was ihnen Job für seltzame Nahmen geben/ die erste nennte er Dies, ein Tag/ die andere Cassia, ein Rauch/ die dritte Cornustibium, ein Anstrich/ warumb diß? keiner an- dern Ursach halber/ als daß er hierdurch das eytle Nichts der schönen Gestalt möchte zeigen. Dann wie lang wehrt ein Tag? etliche Stund/ alsdann heist es gute Nacht; wie lang wehrt ein Rauch? ein kleine Zeit/ ja vergeht offt so geschwind/ wie der Wind: wie lang tauert ein Anstrich? gar nit lang/ so ist hin aller Prang/ also wehrt/ tauert/ vnd bleibt der Weiber Gestalt gar ein kleine Weil/ forma bonum fragile. Der David hat jenes Schwerdt/ mit dem er dem Goliath Jeru- Pars II. B b b
Judœ Hoffart. ſeine geweſt/ die Geſtalt der Lamia, das Geſicht der Flora,die Schoͤnheit der Lucretia, die Wangen der Clelia, die Stirn der Livia, der Mund der Cleopatra, die Augen der Penelope, die Haar der Lais, ſeynd kaum ein Schatten zu nen- nen gegen den ſchoͤnen Toͤchtern deß Jobs; kein Menſch kan es ihm einbilden/ wie huͤpſche Maͤdl diſe geweſt ſeyn; aber hoͤrt/ was ihnen Job fuͤr ſeltzame Nahmen geben/ die erſte nennte er Dies, ein Tag/ die andere Caſſia, ein Rauch/ die dritte Cornuſtibium, ein Anſtrich/ warumb diß? keiner an- dern Urſach halber/ als daß er hierdurch das eytle Nichts der ſchoͤnen Geſtalt moͤchte zeigen. Dann wie lang wehrt ein Tag? etliche Stund/ alsdann heiſt es gute Nacht; wie lang wehrt ein Rauch? ein kleine Zeit/ ja vergeht offt ſo geſchwind/ wie der Wind: wie lang tauert ein Anſtrich? gar nit lang/ ſo iſt hin aller Prang/ alſo wehrt/ tauert/ vnd bleibt der Weiber Geſtalt gar ein kleine Weil/ forma bonum fragile. Der David hat jenes Schwerdt/ mit dem er dem Goliath Jeru- Pars II. B b b
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Judœ Hoffart.
ſeine geweſt/ die Geſtalt der Lamia, das Geſicht der Flora,
die Schoͤnheit der Lucretia, die Wangen der Clelia, die
Stirn der Livia, der Mund der Cleopatra, die Augen der
Penelope, die Haar der Lais, ſeynd kaum ein Schatten zu nen-
nen gegen den ſchoͤnen Toͤchtern deß Jobs; kein Menſch kan es
ihm einbilden/ wie huͤpſche Maͤdl diſe geweſt ſeyn; aber hoͤrt/
was ihnen Job fuͤr ſeltzame Nahmen geben/ die erſte nennte er
Dies, ein Tag/ die andere Caſſia, ein Rauch/ die dritte
Cornuſtibium, ein Anſtrich/ warumb diß? keiner an-
dern Urſach halber/ als daß er hierdurch das eytle Nichts der
ſchoͤnen Geſtalt moͤchte zeigen. Dann wie lang wehrt ein Tag?
etliche Stund/ alsdann heiſt es gute Nacht; wie lang wehrt ein
Rauch? ein kleine Zeit/ ja vergeht offt ſo geſchwind/ wie der
Wind: wie lang tauert ein Anſtrich? gar nit lang/ ſo iſt hin
aller Prang/ alſo wehrt/ tauert/ vnd bleibt der Weiber Geſtalt
gar ein kleine Weil/ forma bonum fragile.
Der David hat jenes Schwerdt/ mit dem er dem Goliath
den Garauß/ vnd Kerꝛauß gemacht/ in dem Tempel auffge-
hengt/ als ein ſonders Kennzeichen/ vnd Gedaͤchtnuß ſeiner
Victori; es iſt aber diſes Schwerdt gleichwol mit der Zeit ver-
roſtet; was ſeynd offt ſchoͤne/ auffbutzte/ vnd auffgemutzte Ge-
ſichter anderſt/ als Schwerdter/ die manchen das Hertz ver-
wunden/ aber wart ein Weil/ ſo werden auch diſe roſtig/ vnd
lauffen an/ wie ein Becklhauben bey Frids-Zeiten. Wie lang
bleibt das Oeſterreichiſche Wappen roth vnd weiß in dem An-
geſicht? nit lang/ es ſtehet ein kleine Zeit an/ da kombt das Mo-
ſcowitiſche Wappen darein/ ſo da iſt ein Beernhaut; mein wie
lang glantzt das weiſſe Helffenbein auff der Stirn? nit gar lang/
es ſteht ein kurtze Zeit an/ da wird ein vngeſtalter Tufftſtein
darauß/ ja das gantze Angeſicht/ wie ein Grotta, in dero Mitte/
an ſtatt der Waſſer-Kunſt/ die trieffende Naſen; mein wie
lang hangt der rothe Fuͤrhang an den Wangen? nit gar lang/
es ſteht ein kleine Weil an/ da zerreiſt er/ als wie im Tempel zu
Jeru-
Pars II. B b b
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