Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.Christus rührt dem Judae das Gewissen. acht/ daß dises Ubel über dich nit komme/ wie hart wurd deinVerantwortung seyn/ auff solche Weiß schreyt ihm das ver- letzte Gewissen ohne Underlaß zu. O verfluchte Nider- kunfft deß bösen Gewissen mit dem nagenden Wurm! Der H. Corbinianus Bischoff zu Freysing hatte ein Esel Laß dir erzehlen etwas/ so wol lachens werth ist. Jn ei- Kir-
Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen. acht/ daß diſes Ubel uͤber dich nit komme/ wie hart wurd deinVerantwortung ſeyn/ auff ſolche Weiß ſchreyt ihm das ver- letzte Gewiſſen ohne Underlaß zu. O verfluchte Nider- kunfft deß boͤſen Gewiſſen mit dem nagenden Wurm! Der H. Corbinianus Biſchoff zu Freyſing hatte ein Eſel Laß dir erzehlen etwas/ ſo wol lachens werth iſt. Jn ei- Kir-
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Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.
acht/ daß diſes Ubel uͤber dich nit komme/ wie hart wurd dein
Verantwortung ſeyn/ auff ſolche Weiß ſchreyt ihm das ver-
letzte Gewiſſen ohne Underlaß zu. O verfluchte Nider-
kunfft deß boͤſen Gewiſſen mit dem nagenden Wurm!
Der H. Corbinianus Biſchoff zu Freyſing hatte ein Eſel
ſambt einem kleinen Gloͤckel am Halß gantz allein auff der
Weyd gelaſſen/ diſen hat auff ein Zeit ein gewiſſenloſer Menſch
hinweck gefuͤhrt/ vnd in ſeinem Hauß verborgen/ der gute Lang-
Ohr hat ihm das Maul bald ſtopffen laſſen mit einem Buͤ-
ſcherle Heu/ aber das Gloͤckl wolt nit ſchweigen/ ſonder immer-
zu kling/ kling. Er verſchopts mit Hadern/ hat aber nichts
geholffen/ ſonder alleweil kling/ kling/ kling: er bindt den
Klaͤchel mit einem ſtarcken Riem/ hat es aber nit verhindern
koͤnnen/ ſondern fort vnd fort kling/ kling. Er grabts gar
in die Erd ein/ es war aber vmbſonſt/ vnd blib bey dem alten
kling/ kling/ ſo lang vnd ſo vil/ biß der H. Mann ſein Eſel
wider bekommen. Das verletzte Gewiſſen iſt gantz natuͤrlich
alſo beſchaffen/ es ſchweigt nimmermehr ſtill/ biſt beym Vaß
oder Gſpaß/ ſo meldt es ſich/ biſt beym Brauß oder Schmauß/
ſo ruͤhrt es ſich/ biſt beym Krug oder Pflug/ ſo ſpreitzt es ſich/
biſt beym Beth oder Bret/ ſo bewegt es ſich/ biſt beym Luſt oder
Guſt/ ſo reiſpert es ſich/ biſt beyn Leuthen oder Froͤlichkeiten/
ſo gibts doch kein Ruhe.
Laß dir erzehlen etwas/ ſo wol lachens werth iſt. Jn ei-
nem Cloſter/ ſo mir gar wol bekannt/ hat ein guter Geiſtlicher
vnd einſamer Religios ſein wenige Freud vnd kleine Ergoͤtzlich-
keit gehabt in dem Voͤglfangen/ welchen wintzigen Geſpaͤß er
in dem Cloſter-Garten vollbracht/ einmahl bey ſpatter Herbſt-
Zeit hat er in der Fruhe ſehr vil Maiſen gefangen/ vnd weil er
vnderdeſſen kein andere Behaltnuß bey ſich hatte/ alſo hat er
vorn in Bueſen etliche Maiſen geſteckt; Nun hat es ſich zuge-
tragen/ daß gleich dazumahlen ein vornehmer Cavalier in die
Kir-
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