Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.verrathet JEsum mit einem Kuß. von Juda durch ein gewisses Zeichen verrathen worden/um weil dieser Erzschalck den Hebräern vorgetragen/ es seye einer unter seinen Mit Cammeraden/ Namens Jaco- bus der Mindere/ welcher Gesichthalber dem JESU von Nazareth gantz ähnlich und gleich; Damit also kein Fehler noch Irrth umb möchte unterlauffen/ so seye von- nöthen/ durch ein gewisses Kennzeichen ihn zu unter- scheiden. Warum aber/ O Verruchter Abfaimb! durch einen Wer sucht der findt/ laut sonst das gemeine Sprich- ken L l 2
verrathet JEſum mit einem Kuß. von Juda durch ein gewiſſes Zeichen verrathen worden/um weil dieſer Erzſchalck den Hebraͤern vorgetragen/ es ſeye einer unter ſeinen Mit Cammeraden/ Namens Jaco- bus der Mindere/ welcher Geſichthalber dem JESU von Nazareth gantz aͤhnlich und gleich; Damit alſo kein Fehler noch Irrth umb moͤchte unterlauffen/ ſo ſeye von- noͤthen/ durch ein gewiſſes Kennzeichen ihn zu unter- ſcheiden. Warum aber/ O Verruchter Abfaimb! durch einen Wer ſucht der findt/ laut ſonſt das gemeine Sprich- ken L l 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0299" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">verrathet JEſum mit einem Kuß.</hi></fw><lb/> von Juda durch ein gewiſſes Zeichen verrathen worden/<lb/> um weil dieſer Erzſchalck den Hebraͤern vorgetragen/ es<lb/> ſeye einer unter ſeinen Mit Cammeraden/ Namens <hi rendition="#aq">Jaco-<lb/> bus</hi> der Mindere/ welcher Geſichthalber dem JESU<lb/> von Nazareth gantz aͤhnlich und gleich; Damit alſo kein<lb/> Fehler noch Irrth umb moͤchte unterlauffen/ ſo ſeye von-<lb/> noͤthen/ durch ein gewiſſes Kennzeichen ihn zu unter-<lb/> ſcheiden.</p><lb/> <p>Warum aber/ O Verruchter Abfaimb! durch einen<lb/> Kuß? warum haſt du nicht mit Fingern/ die vorhero ſo<lb/> diebiſch offt die Apoſtoliſche Caſſa <hi rendition="#aq">viſiti</hi>rt und beſtohlen/<lb/> auf ihn gedeutet/ und ſolcher geſtalt verrathen? Es iſt<lb/> zu wiſſen/ daß da zumahlen unter denen Apoſteln dieſer<lb/> loͤbliche Brauch geweſen/ daß ſie allezeit/ wann ſie Ge-<lb/> ſchaͤfften halber ausgangen/ und nachgehends wieder<lb/> nach Haus gekehrt/ dem HErrn JESU einen Kuß ge-<lb/> geben/ gleichwie bey unſern Zeiten die untergebene Geiſt-<lb/> liche von ihrer Obrigkeit pflegen die <hi rendition="#aq">Benediction</hi> zu neh-<lb/> men/ und die Guͤrtel oder Scapulir zu kuͤſſen/ weil es<lb/> dann der Iſcharioth niemalen redlich mit ſeinem HErꝛn<lb/> vermeint/ ſondern allzeit aͤuſſerlich ſich fromm/ freund-<lb/> lich und friedlich geſtellt/ inwendig aber ein Schelm im<lb/> Hertzen/ alſo wolt er auch dieſes letzte Schelmenſtuck ſol-<lb/> cher geſtalt vermaͤntlen und beſcheinigen. O Falſchheit!</p><lb/> <p>Wer ſucht der findt/ laut ſonſt das gemeine Sprich-<lb/> wort/ aber das Gluͤck hab ich nit gehabt. Deꝛ Eſau hat ein<lb/> Wildpraͤtt vor ſeinē alten und betagten Vatter geſucht/<lb/> und hat es gefunden/ der hats Gluͤck gehabt. Der Saul<lb/> hat die Eſlin ſeines Vatters geſucht/ und hat ſie gefun-<lb/> den/ der hats Gluͤck gehabt. Die <hi rendition="#aq">Agar</hi> hat einen Bronnen<lb/> geſucht/ vor ihren halb-verſchmachten <hi rendition="#aq">Iſmaël,</hi> und hat ihn<lb/> gefunden/ die bats Gluͤck gehabt. Die Bediente des<lb/><hi rendition="#aq">Vice-</hi>Koͤnigs Joſeph haben das Gold/ und den Mund-<lb/> Becher geſucht/ und haben alles gefunden in denen Saͤk-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L l 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ken</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0299]
verrathet JEſum mit einem Kuß.
von Juda durch ein gewiſſes Zeichen verrathen worden/
um weil dieſer Erzſchalck den Hebraͤern vorgetragen/ es
ſeye einer unter ſeinen Mit Cammeraden/ Namens Jaco-
bus der Mindere/ welcher Geſichthalber dem JESU
von Nazareth gantz aͤhnlich und gleich; Damit alſo kein
Fehler noch Irrth umb moͤchte unterlauffen/ ſo ſeye von-
noͤthen/ durch ein gewiſſes Kennzeichen ihn zu unter-
ſcheiden.
Warum aber/ O Verruchter Abfaimb! durch einen
Kuß? warum haſt du nicht mit Fingern/ die vorhero ſo
diebiſch offt die Apoſtoliſche Caſſa viſitirt und beſtohlen/
auf ihn gedeutet/ und ſolcher geſtalt verrathen? Es iſt
zu wiſſen/ daß da zumahlen unter denen Apoſteln dieſer
loͤbliche Brauch geweſen/ daß ſie allezeit/ wann ſie Ge-
ſchaͤfften halber ausgangen/ und nachgehends wieder
nach Haus gekehrt/ dem HErrn JESU einen Kuß ge-
geben/ gleichwie bey unſern Zeiten die untergebene Geiſt-
liche von ihrer Obrigkeit pflegen die Benediction zu neh-
men/ und die Guͤrtel oder Scapulir zu kuͤſſen/ weil es
dann der Iſcharioth niemalen redlich mit ſeinem HErꝛn
vermeint/ ſondern allzeit aͤuſſerlich ſich fromm/ freund-
lich und friedlich geſtellt/ inwendig aber ein Schelm im
Hertzen/ alſo wolt er auch dieſes letzte Schelmenſtuck ſol-
cher geſtalt vermaͤntlen und beſcheinigen. O Falſchheit!
Wer ſucht der findt/ laut ſonſt das gemeine Sprich-
wort/ aber das Gluͤck hab ich nit gehabt. Deꝛ Eſau hat ein
Wildpraͤtt vor ſeinē alten und betagten Vatter geſucht/
und hat es gefunden/ der hats Gluͤck gehabt. Der Saul
hat die Eſlin ſeines Vatters geſucht/ und hat ſie gefun-
den/ der hats Gluͤck gehabt. Die Agar hat einen Bronnen
geſucht/ vor ihren halb-verſchmachten Iſmaël, und hat ihn
gefunden/ die bats Gluͤck gehabt. Die Bediente des
Vice-Koͤnigs Joſeph haben das Gold/ und den Mund-
Becher geſucht/ und haben alles gefunden in denen Saͤk-
ken
L l 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |