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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth hatte den wahren Glauben/
voiler s. v. Lügen/ daß wann ein jede ein Ziegelstein wäre/
man gar wol ein höhers Gebäu könte führen/ als da ge-
west der Thutn zu Babylon, ohneracht derselbe 5174.
Mandavill
c.
49.
Schritt hoch gewesen/ und von dem Nembrod erbauet
worden.

Du ein Christ? Christus hat die drey und dreissig
Jahr auf Erden nit einmal gelacht/ den geringsten Ge-
spaß/ wie man pflegt zu reden/ nit gehabt/ du aber zeh-
lest den gantzen Tag kein Stund fast/ darinn du nit das
Gemüth/ forderst aber den Leib mit Freuden speisest/ und
nach Ergötzlichkeiten schnappest/ wie der Hund am Oster-
tag nach dem Beine.

Du ein Christ? Christus hat in einer so starcken Ver-
suchung in der Wüsten den Sathan so offt ritterlich über-
wunden/ du aber ladest den Teufel durch vielfältiges Flu-
chen und Schwören selbst zu dir/ und passiren wenig
Wort aus deinem Mund/ die nit ein Teufels Patent bey
sich tragen.

Du ein Christ? aus deinen Worten erkenne ich dich
nit als einen Christen/ aus deinen Wercken sihe ich dich
nit als einen Christen/ aus deinem Wandel urtheile ich
dich nit als einen Christen/ aus deinem Aufzug spüre ich
dich nit als einen Christen/ dann ein Christ solle Christo
nachfolgen. Aber wie folgest du? wo folgest du? wann
folgest du? in wem folgest du? wie lang folgest du? So
man die Sach recht und relff erwäget/ so findet sich/ daß
du dem Namen nach ein Christglaubiger/ den Wercken
nach ein Mistklaubiger solst genennet werden.

Serm. 2.
Dom 19.
p. Trin.

Du kommst mir vor/ wie jener/ von deme der H. Vin-
centius Ferrerius
schreibt/ dieser wolte kurtzum spitzfindig
seyn/ dann er suchte und versuchte alles/ wie er doch möch-
te ein gespitzte Bischoff-Kappen finden/ die gespitzte In-
ful war ihm gar kein Spieß in Augen/ massen er sich al-
lezeit darnach gespitzt/ wie ihme dann seine Anverwand-

ten

Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben/
voiler ſ. v. Luͤgen/ daß wann ein jede ein Ziegelſtein waͤre/
man gar wol ein hoͤhers Gebaͤu koͤnte fuͤhren/ als da ge-
weſt der Thutn zu Babylon, ohneracht derſelbe 5174.
Mandavill
c.
49.
Schritt hoch geweſen/ und von dem Nembrod erbauet
worden.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat die drey und dreiſſig
Jahr auf Erden nit einmal gelacht/ den geringſten Ge-
ſpaß/ wie man pflegt zu reden/ nit gehabt/ du aber zeh-
leſt den gantzen Tag kein Stund faſt/ darinn du nit das
Gemuͤth/ forderſt aber den Leib mit Freuden ſpeiſeſt/ und
nach Ergoͤtzlichkeiten ſchnappeſt/ wie der Hund am Oſter-
tag nach dem Beine.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat in einer ſo ſtarcken Ver-
ſuchung in der Wuͤſten den Sathan ſo offt ritterlich uͤber-
wunden/ du aber ladeſt den Teufel durch vielfaͤltiges Flu-
chen und Schwoͤren ſelbſt zu dir/ und paſſiren wenig
Wort aus deinem Mund/ die nit ein Teufels Patent bey
ſich tragen.

Du ein Chriſt? aus deinen Worten erkenne ich dich
nit als einen Chriſten/ aus deinen Wercken ſihe ich dich
nit als einen Chriſten/ aus deinem Wandel urtheile ich
dich nit als einen Chriſten/ aus deinem Aufzug ſpuͤre ich
dich nit als einen Chriſten/ dann ein Chriſt ſolle Chriſto
nachfolgen. Aber wie folgeſt du? wo folgeſt du? wann
folgeſt du? in wem folgeſt du? wie lang folgeſt du? So
man die Sach recht und relff erwaͤget/ ſo findet ſich/ daß
du dem Namen nach ein Chriſtglaubiger/ den Wercken
nach ein Miſtklaubiger ſolſt genennet werden.

Serm. 2.
Dom 19.
p. Trin.

Du kommſt mir vor/ wie jener/ von deme der H. Vin-
centius Ferrerius
ſchreibt/ dieſer wolte kurtzum ſpitzfindig
ſeyn/ dann er ſuchte und verſuchte alles/ wie er doch moͤch-
te ein geſpitzte Biſchoff-Kappen finden/ die geſpitzte In-
ful war ihm gar kein Spieß in Augen/ maſſen er ſich al-
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[404/0436] Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben/ voiler ſ. v. Luͤgen/ daß wann ein jede ein Ziegelſtein waͤre/ man gar wol ein hoͤhers Gebaͤu koͤnte fuͤhren/ als da ge- weſt der Thutn zu Babylon, ohneracht derſelbe 5174. Schritt hoch geweſen/ und von dem Nembrod erbauet worden. Mandavill c. 49. Du ein Chriſt? Chriſtus hat die drey und dreiſſig Jahr auf Erden nit einmal gelacht/ den geringſten Ge- ſpaß/ wie man pflegt zu reden/ nit gehabt/ du aber zeh- leſt den gantzen Tag kein Stund faſt/ darinn du nit das Gemuͤth/ forderſt aber den Leib mit Freuden ſpeiſeſt/ und nach Ergoͤtzlichkeiten ſchnappeſt/ wie der Hund am Oſter- tag nach dem Beine. Du ein Chriſt? Chriſtus hat in einer ſo ſtarcken Ver- ſuchung in der Wuͤſten den Sathan ſo offt ritterlich uͤber- wunden/ du aber ladeſt den Teufel durch vielfaͤltiges Flu- chen und Schwoͤren ſelbſt zu dir/ und paſſiren wenig Wort aus deinem Mund/ die nit ein Teufels Patent bey ſich tragen. Du ein Chriſt? aus deinen Worten erkenne ich dich nit als einen Chriſten/ aus deinen Wercken ſihe ich dich nit als einen Chriſten/ aus deinem Wandel urtheile ich dich nit als einen Chriſten/ aus deinem Aufzug ſpuͤre ich dich nit als einen Chriſten/ dann ein Chriſt ſolle Chriſto nachfolgen. Aber wie folgeſt du? wo folgeſt du? wann folgeſt du? in wem folgeſt du? wie lang folgeſt du? So man die Sach recht und relff erwaͤget/ ſo findet ſich/ daß du dem Namen nach ein Chriſtglaubiger/ den Wercken nach ein Miſtklaubiger ſolſt genennet werden. Du kommſt mir vor/ wie jener/ von deme der H. Vin- centius Ferrerius ſchreibt/ dieſer wolte kurtzum ſpitzfindig ſeyn/ dann er ſuchte und verſuchte alles/ wie er doch moͤch- te ein geſpitzte Biſchoff-Kappen finden/ die geſpitzte In- ful war ihm gar kein Spieß in Augen/ maſſen er ſich al- lezeit darnach geſpitzt/ wie ihme dann ſeine Anverwand- ten

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/436>, abgerufen am 26.11.2024.