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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der verfluchte und verzweiffelte Gesell/
Schimmel zu Babylon haben in allweg gesucht/ daß die
keusche Susanna soll/ als eine Ehebrecherin/ von dem
Volck versteiniget werden/ aber das Messer/ so sie ge-
wetzt/ hat ihnen selbst die Gurgel abgeschnitten/ indeme
sich das Blätel gewendet/ und sie hernach solches Urtheil
Dan. 3. c.müssen ausstehen. Die Bediente des Königs Nabucho-
donosor,
haben mit allen Gewalt den Ofen/ worinn die
drer Knaben waren/ angefeuert/ und angezündet/ aber
das Feuer/ wormit sie die unschuldige Jünglingel wolten
verbrennen/ ist zuruck geschlagen/ und hat sie selber ver-
zehret. Jener Edel-Knab bey dem Hof der heiligen Lu-
sitanischen Königin Elisabeth/ hat zu wegen gebracht/
wegen falscher Unzucht/ daß sein mit-Camerad, den er
Gran. l. 2.
c.
57.
sehr beneidet/ solle in einen angezündeten Kalch Ofen ge-
worffen werden/ ist aber nachmals durch einen von dem
gerechten GOtt zugelassenen/ Fehler selbst in denselben
gestür[z]t worden. Wie offt begibt es sich/ daß ein zorni-
ger Eisen-Fresser und Bravadi-Hannß einen/ schwachen
und unschuldigen Menschen zum Duell hinaus/ treibt/
des Willens/ ihme den Ga[r]aus zu machen/ und/ kehret
sich nachmals das Blätel um/ daß dieser Tieger selbst
gantz wunderlich muß den Balg lassen Wie/ offt ge-
schicht es/ daß ein Mann verdrüssig seiner Alten/ ihr
tausend Tod auf den Rucken wünschet/ der Pfeil aber/
den er auf sie zu schiessen verhoffte/ brellt zuruck/ und
kommt ins Grab/ welches er ihr vermeint. GOtt ist
wunderlich in seinen Wercken.

Mehr ist dem verzweiffelten Judae nachgefolgt ein
Gewissen-loser Catholischer Priester/ welcher aus lau-
te[r] Geld-Gier/ in allen fast ähnlich dem Iscarioth/ eine
consecrirte Hostien den Hebräern verkaufft um 60. Gu-
Cap 46.
sol.
146.
den; dieses schreibt Nicolaus Laghi, seye geschehen zu
Breßlau in Schlesien; dieses höchste Gut haben die ver-

messene

Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell/
Schimmel zu Babylon haben in allweg geſucht/ daß die
keuſche Suſanna ſoll/ als eine Ehebrecherin/ von dem
Volck verſteiniget werden/ aber das Meſſer/ ſo ſie ge-
wetzt/ hat ihnen ſelbſt die Gurgel abgeſchnitten/ indeme
ſich das Blaͤtel gewendet/ und ſie hernach ſolches Urtheil
Dan. 3. c.muͤſſen ausſtehen. Die Bediente des Koͤnigs Nabucho-
donoſor,
haben mit allen Gewalt den Ofen/ worinn die
drer Knaben waren/ angefeuert/ und angezuͤndet/ aber
das Feuer/ wormit ſie die unſchuldige Juͤnglingel wolten
verbrennen/ iſt zuruck geſchlagen/ und hat ſie ſelber ver-
zehret. Jener Edel-Knab bey dem Hof der heiligen Lu-
ſitaniſchen Koͤnigin Eliſabeth/ hat zu wegen gebracht/
wegen falſcher Unzucht/ daß ſein mit-Camerad, den er
Gran. l. 2.
c.
57.
ſehr beneidet/ ſolle in einen angezuͤndeten Kalch Ofen ge-
worffen werden/ iſt aber nachmals durch einen von dem
gerechten GOtt zugelaſſenen/ Fehler ſelbſt in denſelben
geſtuͤr[z]t worden. Wie offt begibt es ſich/ daß ein zorni-
ger Eiſen-Freſſer und Bravadi-Hannß einen/ ſchwachen
und unſchuldigen Menſchen zum Duell hinaus/ treibt/
des Willens/ ihme den Ga[r]aus zu machen/ und/ kehret
ſich nachmals das Blaͤtel um/ daß dieſer Tieger ſelbſt
gantz wunderlich muß den Balg laſſen Wie/ offt ge-
ſchicht es/ daß ein Mann verdruͤſſig ſeiner Alten/ ihr
tauſend Tod auf den Rucken wuͤnſchet/ der Pfeil aber/
den er auf ſie zu ſchieſſen verhoffte/ brellt zuruck/ und
kommt ins Grab/ welches er ihr vermeint. GOtt iſt
wunderlich in ſeinen Wercken.

Mehr iſt dem verzweiffelten Judæ nachgefolgt ein
Gewiſſen-loſer Catholiſcher Prieſter/ welcher aus lau-
te[r] Geld-Gier/ in allen faſt aͤhnlich dem Iſcarioth/ eine
conſecrirte Hoſtien den Hebraͤern verkaufft um 60. Gu-
Cap 46.
ſol.
146.
den; dieſes ſchreibt Nicolaus Laghi, ſeye geſchehen zu
Breßlau in Schleſien; dieſes hoͤchſte Gut haben die ver-

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[564/0596] Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell/ Schimmel zu Babylon haben in allweg geſucht/ daß die keuſche Suſanna ſoll/ als eine Ehebrecherin/ von dem Volck verſteiniget werden/ aber das Meſſer/ ſo ſie ge- wetzt/ hat ihnen ſelbſt die Gurgel abgeſchnitten/ indeme ſich das Blaͤtel gewendet/ und ſie hernach ſolches Urtheil muͤſſen ausſtehen. Die Bediente des Koͤnigs Nabucho- donoſor, haben mit allen Gewalt den Ofen/ worinn die drer Knaben waren/ angefeuert/ und angezuͤndet/ aber das Feuer/ wormit ſie die unſchuldige Juͤnglingel wolten verbrennen/ iſt zuruck geſchlagen/ und hat ſie ſelber ver- zehret. Jener Edel-Knab bey dem Hof der heiligen Lu- ſitaniſchen Koͤnigin Eliſabeth/ hat zu wegen gebracht/ wegen falſcher Unzucht/ daß ſein mit-Camerad, den er ſehr beneidet/ ſolle in einen angezuͤndeten Kalch Ofen ge- worffen werden/ iſt aber nachmals durch einen von dem gerechten GOtt zugelaſſenen/ Fehler ſelbſt in denſelben geſtuͤrzt worden. Wie offt begibt es ſich/ daß ein zorni- ger Eiſen-Freſſer und Bravadi-Hannß einen/ ſchwachen und unſchuldigen Menſchen zum Duell hinaus/ treibt/ des Willens/ ihme den Garaus zu machen/ und/ kehret ſich nachmals das Blaͤtel um/ daß dieſer Tieger ſelbſt gantz wunderlich muß den Balg laſſen Wie/ offt ge- ſchicht es/ daß ein Mann verdruͤſſig ſeiner Alten/ ihr tauſend Tod auf den Rucken wuͤnſchet/ der Pfeil aber/ den er auf ſie zu ſchieſſen verhoffte/ brellt zuruck/ und kommt ins Grab/ welches er ihr vermeint. GOtt iſt wunderlich in ſeinen Wercken. Dan. 3. c. Gran. l. 2. c. 57. Mehr iſt dem verzweiffelten Judæ nachgefolgt ein Gewiſſen-loſer Catholiſcher Prieſter/ welcher aus lau- ter Geld-Gier/ in allen faſt aͤhnlich dem Iſcarioth/ eine conſecrirte Hoſtien den Hebraͤern verkaufft um 60. Gu- den; dieſes ſchreibt Nicolaus Laghi, ſeye geſchehen zu Breßlau in Schleſien; dieſes hoͤchſte Gut haben die ver- meſſene Cap 46. ſol. 146.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/596>, abgerufen am 23.11.2024.